Es gibt Reiseziele, die zwar wunderschön, aber ein bisschen zu erfolgreich sind und deshalb immer weniger Spaß machen. Nach Barcelona und Venedig werde ich nicht mehr reisen, denn ich mag mich nicht mit Besuchermassen durch Altstädte drängen. Genauso wenig habe ich Lust, an Aussichtspunkten Schlange für ein Foto zu stehen oder auf überlaufenen Wanderwegen unterwegs zu sein. Hier stelle ich dir Alternativen zu viel besuchten Reisedestinationen vor: meine Tipps für Reiseziele 2025 – für Städte sowie Regionen in Europa, Asien und Südamerika, die noch nicht ganz die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Sie wünschen sich mehr Tourismus, bleiben aber hoffentlich von Besuchermassen verschont.
Inhaltsverzeichnis
Tipps für Reiseziele 2025: Städteziele, die noch zu entdecken sind
Bordeaux statt Paris
Die französische Hauptstadt ist ein Star unter den Städtezielen und immer eine Reise wert. Entsprechend lang sind die Schlangen vor den Hauptsehenswürdigkeiten. Außerdem ist Paris so teuer geworden, dass vor allem junge Pariser nach Bordeaux abwandern, das nur zwei Zugstunden entfernt liegt. Für mich war die Stadt im Südwesten Frankreichs mit ihrem Mix aus Geschichte und Gegenwart, altfranzösischem Flair und einer coolen Szene eine ganz große Überraschung. Seit den 1990er-Jahren bekam die traditionsreiche Weinmetropole ein Facelift, gönnte sich als Kontrastprogramm zur klassizistischen Altstadt ein paar moderne Akzente und ist heute Trendsetter in punkto Nachhaltigkeit.
Wunderbar kombinieren lassen sich ein paar Tage in Bordeaux mit einem Urlaub an der französischen Atlantikküste – beispielsweise in Arcachon.
Lesetipp: Im meinem Artikel Citytrip nach Bordeaux nehme ich dich mit in den Südwesten Frankreichs. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Sarajevo statt Dubrovinik
Dubrovnik an der kroatischen Adriaküste liegt in der Publikumsgunst ganz weit oben – besonders, seit die Stadt Kulisse für Szenen der Kultserie „Game of Thrones“ war. Die Altstadt ist auch ohne Frage ein Juwel, aber der Besuch im Sommerhalbjahr zumindest wohl kein Genuss mehr. Wie gut, dass ich schon vor mehr als zwanzig Jahren dort war! Wenige Kilometer von Dubrovnik entfernt verläuft die Grenze zu Bosnien und Herzegowina – ein Land, das in Mitteleuropa als Reiseziel noch kaum bekannt ist. Sarajevo, die Hauptstadt des kleinen Landes, entpuppte sich bei meiner Bosnienreise 2024 als faszinierendes Städteziel.
Von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers, die die Stadt in die Geschichtsbücher katapultierte, bis zur längsten Belagerung des 20. Jahrhundert – Sarajevo hat einiges erlebt und durchlitten. Heute eine faszinierende Stadt voller Kontraste, in der osmanische Holzhäuser neben Prunkbauten aus der Habsburger-Zeit und brutalistischer Architektur aus sozialistischer Zeit liegen. Außerdem Moscheen und Synagogen in der Nachbarschaft katholischer und serbisch-orthodoxer Kirchen. Perfekt ist Sarajevo auch als Ausgangspunkt für Ausflüge in andere Regionen Bosnien-Herzegowninas – nach Mostar beispielsweise, das architektonisch an Dubrovnik erinnert.
Lesetipp: Hier geht es zu meinen Tipps für den Städtetrip nach Sarajevo. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Glasgow statt Edinburgh
Dass Edinburgh eine echte Schönheit ist, hat sich längst herumgesprochen. Selbst im Herbst habe ich die schottische Hauptstadt zuletzt brechend voll erlebt. Nur eine Zugstunde entfernt liegt Glasgow, das Besucher nicht auf Anhieb um den Finger wickelt, mir aber mit seinem rauem Charme sehr gefiel. Als das Zeitalter der Schwerindustrie, das Glasgow Wohlstand gebracht hatte, endete, beherrschten Massenarbeitslosigkeit und Kriminalität die Schlagzeilen. Nach einem Facelift wurde die Stadt am River Clyde mit ihren Jugendstilbauten, sehenswerten Museen, neuer Architektur und dem spannendem Street-Art-Trail zum Trendsetter. Zumindest zwei Tage solltest du auf einer Schottlandreise in Glasgow verbringen.
Lesetipp: Hier geht es zu den Highlights von Glasgow. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Tipps für Reiseziele 2025: Regionen in Europa, die noch zu entdecken sind
Färöer statt Island
Die Reiselust nach Island ist in den letzten Jahren explodiert, und die raue Insel im Atlantik auf halbem Weg nach Amerika wird förmlich überrannt. Weil auch Kreuzfahrtschiffe gern in den Häfen ankern, wird es an den Hauptattraktionen im Sommer richtig voll. Fast noch ein Geheimtipp sind dagegen die Färöer („Schafsinseln“), ein Archipel mit 18 Inseln und Inselchen, die zwischen Norwegen, Schottland und Island mitten im Nordatlantik liegen. Genießen sie auch weitgehende Unabhängigkeit, politisch gehören sie nach wie vor zu Dänemark. Anders als auf Island gibt es auf den Färöern keine Vulkane, und die Schafsinseln sind deutlich grüner als der Nachbar, aber genauso faszinierend und wildschön.
Lesetipp: Hier geht es zu meinem Reisetipps für die Färöer. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Azoren statt Kanaren
Die Kanaren gehören zu den Lieblingszielen der Deutschen. Kein Wunder, Teneriffa, La Gomera, La Palma und ihre Inselschwestern punkten mit landschaftlicher Vielfalt, Badestränden, Wanderwegen und traumhaftem Klima. In der Hauptsaison – im Winterhalbjahr – wird es auch schon mal ungemütlich voll. Noch weiter westlich liegt das Archipel der Azoren im Atlantik, das zu Portugal gehört. Das Klima ist rauer, und Hauptsaison ist hier das Sommerhalbjahr. Die Natur ist aber mindestens genauso abwechslungsreich, und wie auf den Kanaren hat jede Insel ihren eigenen Charakter. Außerdem musst du die Schönheit der Landschaften mit ihren Vulkangipfeln, Felsküsten und Lavastränden jenseits der Hauptinsel São Miguel mit deutlich weniger Besuchern teilen als auf den Kanaren. Den Hochsommer solltest du jedoch meiden und auf die Nebensaison setzen.
Lesetipp: Hier geht es zu drei Inselperlen der Azoren – Pico, Faial, São Jorge. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Wales statt Schottland
Trotz des rauen Klimas ist die Fangemeinde Schottlands in den letzten Jahren stetig gewachsen, und noch im Herbst kann es auf den Traumstraßen zwischen Edinburgh, Inverness und der Isle of Skye richtig voll werden. Wales, die Region im wilden Westen des Vereinigten Königreichs, bietet ebenso großartige Landschaften in gleich drei Nationalparks – Brecon Beacons, Snowdonia und Pembrokeshire. Dazu bronzezeitliche Heiligtümer, normannische Burgen, keltische Kirchen, endlose Sandstrände, herrliche Wanderwege und kleine Orte voller Charme. Außerdem köstliches Seafood – Lobster-Burger zum Dahinschmelzen!
Lesetipps: Hier nehme ich dich mit auf einen Roadtrip durch Wales. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Montenegro statt Kroatien
Als ich 2003 zum ersten Mal in Kroatien war, war das Land gerade aus den Kriegswehen erwacht und ein günstiges Reiseziel für Familien. Längst gehört es zu den Lieblingszielen von Urlaubern am Mittelmeer mit Städten, Stränden, Sehenswürdigkeiten, in und an denen sich die Besucher drängen. Das kleine Nachbarland Montenegro erlebte ich 2024 auch nicht mehr menschenleer – zumindest die Küstenorte Kotor (UNESCO-Welterbe) und Budva waren von Kreuzfahrtgästen überraschend gut besucht. Zum Baden allein ist Montenegro aber sowieso viel zu schade. Das Landesinnere mit dem gebirgigen Durmitor-Nationalpark, seinen Bergdörfern und orthodoxen Klöstern sowie dem Vogelparadies Skadarsee ist noch zu entdecken und unbedingt eine Reise wert.
Lesetipp: Hier nehme ich dich mit auf einen Roadtrip durch Montenegro. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Sifnos statt Santorini
Die Kykladen gehören zweifellos zu den beliebtesten Reisezielen Griechenlands. Glücklicherweise sind nicht alle der 56 kleinen und größeren Inseln in der Ägäis gleich fest in Touristenhand. Treten sich auf Mykonos oder Santorini die Besucher auf die Füße, sind Inseln ohne Flughafen nach wie vor Reiseziele für Kenner. Folegandros, Sifnos und Seriphos beispielsweise sind wie eh und je nur mit der Fähre erreichbar. Und auch sie bieten weiße Dörfer, Strände und Tavernen fürs Urlaubsglück. Dazu – anders als auf den bekannteren Kykladen – viel griechischen Leben. Und auch Milos ist – trotz Flughafen – eine recht stille Kykladenperle geblieben.
Lesetipp: Hier geht es zum Inselhüpfen auf den Kykladen und zu Urlaubstipps für Milos. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Tipps für Reiseziele 2025: Fernreiseziele, die noch zu entdecken sind
Armenien statt Georgien
Während Georgien, das der Große Kaukasus vom mächtigen Nachbarn Russland trennt, seit Jahren als Reiseziel angesagt ist, ist das Nachbarland Armenien zwischen Ararat-Hochland und Kleinem Kaukasus noch zu entdecken. Es punktet mit einer quirligen Hauptstadt – Jerewan (Radio Eriwan!) – und Berglandschaften, in denen sich archaische Klöster verstecken. Rund 10 Millionen Armenier leben übrigens im Ausland, und zur riesigen Diaspora, die vor allem in Russland, Frankreich und den USA zu Hause ist, gehört(e) mancher Promi: Kim Kardashian zum Beispiel, der ehemalige Tennisstar André Agassi, der Chansonier Charles Aznavour oder die US-Musikerin Cher, die eigentlich Cherilyn Sarkisian heißt.
Lesetipp: Hier geht es zum Roadtrip durch Armenien. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Bolivien statt Peru
Bolivien steht ein bisschen im Schatten der berühmten Nachbarn Peru, Chile, Argentinien und Brasilien und war für mich die größte Überraschung auf unserer Südamerikareise 2024. Zu den landschaftlichen Superlativen gehören die Salar de Uyuni, die größte Salzwüste der Welt, und die angrenzende Route der Lagunen sowie der Titicacasee. Faszinierend auch die indigene Kultur des Landes, in der Animismus und Katholizismus munter ineinanderfließen. Schließlich runden der Regierungssitz La Paz und die Hauptstadt Sucre – zwei Städte, die kaum unterschiedlicher sein könnten – das Gesamterlebnis ab.
Lesetipp: Hier sind meine Highlights in Bolivien und der Bericht über unsere Tour in die Salar de Uyuni. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
Sikkim statt Nepal
Die stillere Alternative zu Nepal liegt ausgerechnet im oft so lauten und schrillen Indien. Das ehemalige Königreich Sikkim, das an Nepal, Bhutan und Tibet grenzt, gehört seit 1975 zu Indien und ist immer noch eine kleine Welt für sich. Eine sehr entschleunigte Ecke des Landes, in der die tibetische Kultur dominiert. Davon zeugen viele Klöster, in denen sich die Gebetsmühlen fleißig drehen. Besuchern kommen aber vor allem zum Trekking im Himalaya nach Sikkim. Der Dzongri-Trek zum Beispiel führt bis auf 4.500 Meter Höhe in die Bergwelt des Himalaya und gewährt am höchsten Punkt Blick auf den Kangchendzönga, mit 8.586 Metern der dritthöchste Berg der Welt, der sich bei Sonnenaufgang aus den Wolken schält und zum Greifen nah scheint.
Lesetipp: Hier stelle ich dir meine Highlights in Sikkim vor. Ebenso faszinierend: die angrenzende Region West-Bengalen mit der Hillstation Darjeeling. Und hier findest du eine Auswahl geeigneter Unterkünfte*.
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12 Kommentare
Lena
26. März 2025 at 7:57Richtig toller Artikel, vielen Dank liebe Elke. Da sind einige Reiseziele dabei über die wir wirklich noch nie nachgedacht hatten… bis jetzt! 🙂
Elke
26. März 2025 at 8:03Liebe Lena,
freut mich, wenn ich dich inspirieren konnte :-).
Wünsche dir ein wunderbares Reisejahr!
Liebe Grüße
Elke
Carolin Fried
27. März 2025 at 4:24Ein wunderschöner Artikel mal wieder, liebe Elke, vielen Dank! Die Bilder sind großartig, die Texte sowieso und es sind einige wirklich tolle Anregungen für mich dabei.
Elke
27. März 2025 at 6:17Liebe Caro,
vielen Dank fürs Lob! Und schön, dass ein paar Anregungen für dich dabei waren.
Liebe Grüße
Elke
Dagmar
31. März 2025 at 13:49Ein toller Artikel mit vielen Anregungen! Vielen Dank dafür! Einen Teil davon habe ich schon gesehen, ein Teil steht auf meiner Löffelliste, ein Teil hatte ich so gar nicht auf dem Schirm.
Elke
31. März 2025 at 13:54Vielen Dank für den Kommentar, liebe Dagmar. Schön, dass ein paar Anregungen für dich dabei waren!
Liebe Grüße
Elke
Gabriele Tröger
31. März 2025 at 17:33Liebe Elke,
ein sehr spannender Thema, mit einem ähnlichen Artikel haben wir kürzlich auch mal geliebäugelt, es dann aber sein lassen. Das sind tolle Anregungen, vor allem nach Armenien wollen wir schon wirklich lange mal (aber auch nach Georgien…). Mal sehen. Was jedoch die Azoren angeht, so sind zumindest auf São Miguel die Zeiten des Geheimtipps leider vorbei. Von Mitte Juni bis Mitte September herrscht hier eindeutig Overtourism. Dann stapeln sich hier die Mietwagen (trotz immer neuer Parkplätze, die gebaut werden), dann bekommt man über Tage hinweg keinen Tisch im Restaurant und keinen Platz im Thermalpool, und dann gibt es auf den populären Wanderwegen so viele Menschen, dass man schon überlegt, ein Ampelsystem auf den Trails einzuführen. Die Innenstadt von Ponta Delgada besteht mittlerweile in weiten Teilen aus Ferienwohnungen (die im Sommer zu gesponnenen Preisen vermietet werden), was die Insulaner:innen mittlerweile ziemlich auf die Palme bringt. Und wenn dann noch ein, zwei Kreuzfahrtschiffe vor Ort sind, dann gnade dir. Schade um diese unglaublich schöne Insel, wir vermissen dort mittlerweile die Herzlichkeit und Urigkeit der alten Tage.
Viele Grüße
Gabi und Michael
Elke
31. März 2025 at 17:44Liebe Gabi,
ja, ein schwieriges Thema! Vielen Dank für den Hinweis zu den Azoren. Ich habe die Insel zuletzt vor zwei oder drei Jahren noch sehr ruhig erlebt. Ich war aber auch nicht auf São Miguel, sondern auf drei kleinen Inseln. Außerdem war ich im Oktober unterwegs und kurz nach der Pandemie. Bei meinem ersten Besuch auf den Azoren vor etwa 15 Jahren gab es noch keinen einzigen Wanderweg (oder das FVA war unfähig einen für die lästige Journalistin, die unbedingt wandern wollte, zu finden ;-)). Dann werde ich vor São Miguel in der Hauptsaison warnen …
Liebe Grüße
Elke
Angeela
7. April 2025 at 14:56Toller Beitrag mit richtig inspirierenden Tipps für Reiseziele 2025! Man bekommt sofort Fernweh und Lust, neue Orte zu entdecken – danke für die vielfältigen Anregungen!
Elke
7. April 2025 at 15:47Freut mich, dass ich ein bisschen inspirieren konnte :-)!
Marie Schade
15. April 2025 at 9:15Liebe Elke, vielen Dank für diesen großartigen Beitrag, den ich erst heute gesehen habe. Du bist wirklich eine einzigartige Reisende und hervorragende Fotografin, die mit offenen Augen die entferntesten Winkel der Welt entdeckt und sie anschaulich präsentierst. Ich freue mich schon auf weitere interessante Beiträge, in denen man soviele schöne Bilder sieht, dass man das Gefühl hat, selbst dort gewesen zu sein. LG Marie (Rosemarie)
Elke
15. April 2025 at 21:26Liebe Marie,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar und die lobenden Worte. Schön, dass dir Texte und Fotos gefallen! Und vielleicht war ja die ein oder andere interessante Destination für dich dabei …
Liebe Grüße
Elke