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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße (mit Karte)

Roadtrip Island auf der Ringstraße: Gletscherlagune Joekulsárlón

Island ist seit ein paar Jahren ziemlich angesagt. Es hat sich herumgesprochen, dass es hoch im Norden Europas viel zu entdecken gibt. Tatsächlich könntest du problemlos 3–4 Wochen auf der Insel unterwegs sein, die so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen ist. Langweilig würde es sicher nicht. Leider ist Island auch ganz schön teuer. So habe ich versucht, auf meiner ersten Islandreise möglichst viel Island in möglichst wenige Reisetage zu packen. Ist auch gelungen.

Hier findest du meinen Roadtrip Island auf der Ringstraße für alle mit wenig Zeit und überschaubarem Budget zum Nachreisen. Funktioniert allerdings nur im Sommer (Juni/Juli/August), wenn es lange hell ist. Wer ein bisschen mehr Zeit hat, baut Puffer ein, denn das isländische Wetter schlägt auch in der warmen Jahreszeit oft Kapriolen.

Bei meiner zweiten und dritten Island-Reise habe ich mir Reykjavik ausführlicher angeschaut und Ausflüge ins Hochland und auf die Halbinsel Snaefellsnes gemacht. Hier findest du meine Reisetipps für Reykjavik und Infos zu den besten Tagesausflügen ab Reykjavik.

Roadtrip Island auf der Ringstraße

Tag 1 – Ankunft in Reykjavik

Reykjavik ist sehr überschaubar – eine supergemütliche kleine Hauptstadt. Für Isländer aber DIE Metropole, denn es leben immerhin 230.000 Menschen im Großraum – 2/3 aller Isländer. Die nächstgrößeren Städte haben 30–35.000 Einwohner und liegen alle im Speckgürtel Reykjaviks.

Im 9. Jahrhundert landeten dort, wo heute die Hauptstadt liegt, Norweger auf der Flucht vor einem tyrannischen König. Der dampfenden Quellen wegen nannten sie den Platz Reykjavik (=Rauchbucht). 1786 erhielt man – mit damals gerade einmal 200 Einwohnern – die Stadtrechte. Nach der Unabhängigkeit von Dänemark 1944 wurde Reykjavik Hauptstadt, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Stadtentwicklung Fahrt auf.

Je nach Ankunftszeit kannst du noch einen ersten Spaziergang machen. Im Sommer ist es ja lange hell. Dann kannst du zum Beispiel an der Uferpromenade entlanglaufen, wo schon ein paar Highlights warten.

An der Uferpromenade in Reykjavik

Im Höfdi, dem weißen Holzhaus am Wasser, gab es eine historische Begegnung: Hier trafen sich 1986 Ronald Reagan und Michael Gorbatschow und brachten bei Nieselregen und Sturmböen das Eis zwischen den Großmächten – für ein paar Jahrzehnte zumindest – zum Schmelzen. Daran erinnert heute ein kleines Museum. Davor steht ein buntes Stück Berliner Mauer – ein Geschenk von Berlin an Reykjavik.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: historisches Holzhaus Höfdi und ein Stück Berliner Mauer

Solfar (das „Sonnenboot“), erinnert an die Wikingerschiffe, mit denen rund 50.000 Norweger ab dem Ende des 9. Jahrhunderts übers Meer nach Island kamen. Künstler Jón Gunnar Árnasson sah in seiner Edelstahlskulptur (1986) jedoch eher ein Traumschiff für eine Reise zur Sonne. Die Isländer steigen heute in den dunklen Wintermonaten gern in die Flieger auf die Kanaren.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Skulptur Solfar, das Sonnenboot

Die Harpa – entworfen von Olafur Eliasson, einem dänischer Künstler isländischer Herkunft – ist seit 2011 das moderne Symbol der Stadt. Sie ist Sitz der isländischen Philharmonie und war ein Symbol für den Neuanfang nach der Finanzkrise, die Island 2008 durchschüttelte. Die Baukosten hielten sich in Grenzen – mit 160 Millionen Euro war sie im Vergleich zur Elbphilharmonie (800 Millionen Euro) ein Schnäppchen. Die Fenster erinnern an Bienenwaben, glänzen in der Abendsonne honigfarben und leuchten bei Nacht. Unbedingt auch das Raumgefühl innen genießen.

Reykjavik: Kulturzentrum Harpa in der Dämmerung
Reykjavik: Kulturzentrum Harpa in der Dämmerung

Fakten: 7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße

Länge: 1332 Kilometer
Dauer der Rundreise: 8 Tage
Start-und Endpunkt: Reykjavik
Beste Reisezeit: Juni–September
Mietwagen: im Sommer normaler PKW

Im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn – in welcher Richtung solltest du die Ringstraße befahren? Ich behaupte: im Uhrzeigersinn. Weil du dir die Top-Sehenswürdigkeiten dann bis zum Schluss aufhebst und die längste und uninteressanteste Fahrstrecke (Reykjavik–Akureyri) schon mal hinter dich gebracht hast. Wenn du keine Unterkünfte vorgebucht hast, kannst du natürlich auch je nach Wetterlage entscheiden.

Tag 2 – Von Reykjavik nach Akureyri (460 Kilometer)

Bye, bye Reykjavik – für ein paar Tage zumindest. Es geht auf der Ringstraße Richtung Norden. Ein historisches Schwergewicht erreichst du schon nach etwa einer Stunde Fahrt: Thingvellir (eigentlich Þingvellir, vorne wie das englische “th” ausgesprochen, aber ich habe mich hier für die übliche deutsche Schreibweise entschieden) – UNESCO-Welterbe, Nationalpark, Kultur- und Natur-Hotspot gleichermaßen.

Nationalmonument mit Aura: Nationalpark Thingvellir 

Hier tagte der Althing, die altisländische Volksversammlung und das erste Parlament der nachantiken Welt, ab 930 nach Christus. Ein Ort, der auch heute – sogar mit Menschenmassen in der Hochsaison – noch eine besondere Aura verströmt.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Nationalmonument Thingvellir

Am Parkplatz gibt es im Multimedia-Infozentrum eine Einführung in die Bedeutung des Ortes. Was Thingvellir auch geologisch spektakulär macht: Der mittelatlantische Rücken verläuft direkt durch den Nationalpark und die amerikanische sowie die eurasische Kontinentalplatte driften hier auseinander. An der Kante der amerikanischen Platte, die links liegt, spazierst du vorbei. Beim Blick über den Thingvellir-See (Þingvallavatn) kannst du die Kante der Eurasischen Platte erahnen. Der Graben dazwischen wächst von Jahr zu Jahr um etwa 2 Zentimeter.

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Roadtrip Island: Wo Amerika und Eurasien auseinander driften

Von einem Aussichtspunkt hast du Logenblick übers Gelände. Auf die schneeweiße Thingvallkirkja zum Beispiel. In der Vorgängerkirche wurde jedes Altthing eröffnet. In dem fünfgiebeligen Haus daneben wohnte früher der Pfarrer, heute ist es Sommersitz der Ministerpräsidentin.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Kirche und Sommersitz des Regierungschefs in Thingvellir

Auf einem gut ausgebauten Weg läufst du dann durch die Allmännerschlucht, wo die Sitzungen des Altthing einmal im Jahr stattfanden. Begleitet von einem Volksfest, das Verbrauchermesse, Arbeitsvermittlung, Heiratsmarkt, Familientreffen, Klatsch- und Nachrichtenbörse gleichzeitig war. Das Ereignis des Jahres im alten Island, zu dem Bauern, Händler, Handwerker aus allen Teilen der Insel anreisten und in improvisierten Hütten nächtigten. Der erste Campingplatz Islands quasi. Unterwegs passierst du den Lögberg, den von einer Fahnenstange markierten Gesetzesberg, wo zum Beispiel die Einführung des Christentums auf Island 1000 nach Christus verkündet wurde.

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Am Lögberg, dem Gesetzeswerk, flattert die isländische Flagge mit ihren drei Farben – blau für das Meer und den Himmel, weiß mit den Schnee und die Gletscher, rot für das Feuer.

Das Althing wurde 1798 von den dänischen Kolonialherren aufgelöst. Nichtsdestotrotz wurde in Thingvellir manches nationale Fest begangen – 1930 die Tausendjahrfeier der ersten Gesetzesversammlung zum Beispiel, und am 17.6.1944 wurde hier die Republik Island vor 30.000 Menschen ausgerufen. 1994 zog sich ein Stau von Reykjavik bis Thingvellir, als man den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit beging und das halbe Land dabei sein wollte.

Der Vulkan Grábrók

Ein lohnender Stopp auf der langen Fahrstrecke in den Norden ist der Grábrók (173 Meter), ein Schlackenvulkan, der bei einem Ausbruch vor 3600 Jahren entstand. Die Ringstraße läuft mitten durch die Lavafelder. Du kannst dir bei einer Runde um den Krater, der etwa 20 Minuten dauert, die Beine vertreten und hast tolle Blicke aufs Umland – wenn nicht gerade dicke Suppe herrscht.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Der Vulkan Grábrók ist ein aussichtsreicher Stopp auf dem Weg nach Akureyri

Museumshof Glaumbær

Unbedingt sehenswert ist das Freiluftmuseum Glaumbær mit einem traditionellen Grassoden-Bauernhaus. Es gab hier schon ein Haus um 1000 nach Christus, als der Besitzer mit Leifur Ericsson nach Amerika segelte. Spannende Geschichte. Das heutige Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert, als Holz als Baumaterial schon knapp war. So war Kreativität gefragt. Viele Häuser haben ein Innenleben aus Treibholz, gedämmt mit Wände aus Torf und Dächern aus Rasenziegeln. Besonders trickreich war die Dachkonstruktion, die von den Regenmengen in der Region abhängig war.

In Trockengebieten war die Dachneigung geringer, damit die Torf/Grasschicht nicht austrocknete und brach. Wo es mehr regnete, musste die Neigung stärker sein, damit das Regenwasser abfloss, bevor das Dach aufweichte. Jedes Dach überwölbt ein Zimmer. Herz des Anwesens war die Bettstube (Badstofa), die Wohnzimmer, Esszimmer und Schlafzimmer war. Die Betten teilten sich je zwei Personen und die Körperwärme der Bewohner war die Heizung der Badstofa.

Zwischen dem ersten Parkplatz und dem Gehöft liegt ein kuscheliges Café. Am zweiten Parkplatz eine Holzkirche mit Friedhof.

Island Roadtrip: Islandpferde in Glaumbaer

Ankunft in Akureyri

Am Nachmittag kommst du in Akureyri an, mit knapp 20.000 Einwohnern bevölkerungsmäßig nur die Nummer fünf in Island, aber die größte Stadt im Norden. Sie liegt nur 100 Kilometer vom Nördlichen Polarkreis entfernt und am Ufer des Eyjafjörður – ein Fjord, der weit ins Land reicht. Mein Standort für zwei Tage. Es gibt viele Holzhäuser oder Häuser im Holzhaus-Look, die mit Wellblech verschalt sind. Ein gemütliches, sympathisches Städtchen mit einer Handvoll Restaurants, Hipster-Cafés und Läden. Ein nettes Detail: Die Ampeln blinken bei Rot in Herzform. Eine Idee aus der Zeit der Bankenkrise, als die Isländer ein bisschen Liebe gut gebrauchen konnten. Wenn das nicht sympathisch ist!

Island: Herzampel in Akureyri
Island: Herzampel in Akureyri

Whale Watching in Akureyri

Walfang begann im 19. Jahrhundert auf Island im großen Stil und bis heute verweigern sich die Isländer trotzig dem seit 1986 geltenden weltweiten Walfangverbot der Internationalen Walfangkommission (IWC). 2024 ist aber definitiv Schluss, denn wirtschaftlich hat der Walfang längst keine Bedeutung mehr. Kommerziell viel interessanter ist Whale Watching – die Jagd mit der Kamera statt mit der Harpune. Von Akureyri aus bin ich in See gestochen, um Wale zu sehen. , die Kurs auf die Wale nehmen, die sich im Fjord gern tummeln. Heute oder am nächsten Tag könntest du dich auf einer Whale-Watching-Tour* auf die Spuren der Wale begeben.

Kalt war es und stürmisch, aber gut vermummt habe ich Wind und Wetter getrotzt. Die Touren haben in den Sommermonaten (Juni bis August) eine fast hundertprozentige Erfolgsquote. Wir haben tatsächlich ein paar Buckelwale gesehen – allerdings zu weit entfernt für ein Foto. Aber allein die Fahrt durch den Eyjafjörður mit magischen Wetterstimmungen war genial.

Tipp: Noch bessere Chancen auf Wale hast du bei Touren ab Húsavík. Dafür musst du aber einen Tag länger in Akureyri bleiben oder aber gleich die Nacht in Húsavík verbringen. Auch diese Whale-Watching-Touren* kannst du bequem bei Get Your Guide buchen.

*Affiliatewerbung: Links zu Partnerprogrammen. Wenn du etwas über diese Links buchst, erhalte ich eine kleine Provision, die mir hilft, die laufenden Kosten für den Blog zu finanzieren. Für dich bleibt der Preis unverändert.


Lust auf einen Abendspaziergang? Im Norden der Stadt liegt der Botanische Garten, der etwa 100 Jahre alt ist und einheimische wie importierte Gewächse zeigt. Überraschend, was im kühlen Island so alles wächst.

Tag 3 – Rund um den Myvatn (230 Kilometer)

Ein Tagesausflug zum Mývatn („Mückensee“), dem viertgrößten See Islands, steht heute auf dem Programm. Schon allein die Fahrt an der erstaunlich grünen Küste entlang mit Blick auf schneebedeckte Berge ist ein Traum.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Fahrt am Eyjafjörður entlang

Vulkanische Phänomene am Mývatn

Nach einer guten Stunde kommt der See in Sicht, der mitten im Krafla-Vulkangebiet liegt. Seinen Namen hat der Mývatn nicht von ungefähr. Im Sommer können die Zuckmücken extrem lästig sein – obwohl sie glücklicherweise nicht stechen.

Spannender als die Mücken sind die unterschiedlichen vulkanischen Phänomene rund um den See wie die Pseudokrater von Skútustadir am Südufer. „Pseudo“ sind sie, weil sie keinen Schlot zu einer Magmakammer haben. Ein Phänomen, das es nur auf Island gibt.

Roadtrip Island: Pseudokrater am Myvatn
Roadtrip Island: Pseudokrater am Myvatn

Nach ein paar Minuten erreichst du am Ostufer das Lavalabyrinth Dimmuborgir („dunkle Burgen“), das tatsächlich wie eine verwunschene Festung wirkt. Lava erstarrte hier vor rund 2000 Jahren zu Säulen, Brücken, Höhlen, Türmen und mit etwas Fantasie kannst du versteinerte Tiere erkennen – oder Trolle. Außerdem wohnen in einer der Höhlen die „13 Weihnachtskerle“ – Söhne einer Trollfrau, die zwischen dem 12. und 24. Dezember allerhand Dummheiten anstellen – aber auch Geschenke bringen. Auf mehreren Spazierwegen kannst du das Lavalabyrinth erkunden. Oberhalb des Parkplatzes gibt es ein nettes Café mit gutem Kuchen und tollem Ausblick.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Wege durchs Lavalabyrinth Dimmuborgir

Am Nordufer des Mývatn liegt Reykjalid, der größte Ort am See. Bei einem Vulkanausbruch im 18. Jahrhundert, dem Mývatn-Feuer, wurde der Ort stark zerstört. Die Kirche aber, in die sich die meisten Einwohner geflüchtet hatten, wurde wie durch ein Wunder verschont. Der Lavafluss machte kurz vor der Kirche halt, wie du sehen kannst. Die Kanzel der heutigen Kirche illustriert das Wunder. 

Ein Abstecher in östlicher Richtung führt nach Grjótagjá, wo die Spalte zwischen den Kontinentalplatten aufreißt. Hier kannst du tatsächlich mit einem Fuß auf der amerikanischen, mit dem anderen auf der eurasischen Platte stehen. Nebenan liegt eine Badehöhle, die – wie eine ganze Reihe anderer Plätze auf Island – Kulisse für Szenen der Serie Game of Thrones war.


Die Mývatn Natur Baths gelten als die Blaue Lagune des Nordens. Ein geothermalen Naturbad wie das berühmte Bad im Süden, aber lange nicht so voll. Das Wasser des Badesees ist ein Nebenprodukt des Geothermalkraftwerks nebenan. Das kochendheiße mineralhaltige Wasser wird im Wärmetauscher des Kraftwerks abgekühlt und dann in die Lagune gepumpt.

Es ist herrlich entspannend, sich ein Stündchen im warmen Wasser mit Blick auf die Vulkanlandschaft treiben zu lassen. Schließfächer und Seife sind vorhanden, nur das Handtuch musst du mitbringen. Nach dem Bad kannst du dich im Café stärken. Mein Tipp: Das Lavabrot mit Saibling probieren!

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Mývatn Natur Baths
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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Das Geothermalkraftwerk Kröfluvirkjun produziert aus dem heißen Dampf Energie

Auf dem Rückweg nach Akureyri hast du bei klarer Sicht Blick auf den Mývatn vor dem Tafelberg Bláfjall. Diese spezielle Form eines Vulkans ist das Resultat eines Vulkanausbruch unter einem Gletscher.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Der Mývatn vor dem Hintergrund des Tafelbergs Bláfjall

Wasserfall Goðafoss  – wo die Götter ertranken

An Wasserfällen besteht auf Island kein Mangel. Der Goðafoss ist mit 10 Metern eigentlich ein Winzling. Aber seine Breite macht die fehlende Höhe wett. Außerdem erzählt die Legende, dass ein Isländer 1000 nach Christus, als die Einführung des Christentums beschlossen wurde, die Abbilder der alten Götter in den Wasserfall warf. Manchmal soll man noch ihre Schreie hören. Mein letzter Stopp vor der Rückkehr nach Akureyri.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Im Goðafoss entsorgten die Isländer angeblich die Figuren der alte Götter, als sie das Christentum zur Staatsreligion machten.

Tag 4 – Durch Mondlandschaften nach Egilsstadir (330 Kilometer)

Den ersten Teil der Strecke heute kennst du schon. Nach etwas 2 Stunden erreichst du den ersten Höhepunkt des Tages – ein Geothermalgebiet am Bergrücken Námafjall: Hverir oder auch Hverarönd genannt.

Das Hochtemperaturgebiet Hverir/Hverarönd am Námafjall

Der Himmel war grau und düster, als ich in Hverir ankam und fühlte mich wie im Vorhof zur Hölle. Brodelnde Schlammlöcher, Fumarolen, Solfataren, Dampfsäulen und der Gestank nach faulen Eiern. Verantwortlich dafür ist die Krafla, ein 100 km langes Vulkanmassiv, das brandgefährlich ist. Beim letzten Ausbruch, dem so genannten Kraflafeuer (1975–84), richtete sie reichlich Schaden an. Wie sich ein Vulkanausbruch live anfühlt, erfährst du auf dem Blog julitasjourney.com.

Den Untergrund kannst du dir wie ein stillgelegtes Bergwerk vorstellen. In 3000 Metern Tiefe kocht flüssiges Magma. Durch Gänge und Stollen gelangt es an die Oberfläche und – wenn die Gänge verstopft sind – kommt es zur Eruption. Das Vulkan-System verdankt seine besondere Dynamik der Tatsache, dass es auf der Bruchzone zweier tektonischer Platten liegt. Mit viel Respekt bis ich über das Gelände spaziert, aber gleichzeitig enorm fasziniert.

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Junge Lava am Leirhnjúkur

Vulkanische Kräfte, Teil 2. Der Leirhnjúkur (592 Meter), sitzt auf einer vulkanischen Spalte und gehört ebenfalls zum Vulkansystem der Krafla. 1984 brach er zuletzt aus und bis heute dampft es aus allen Lava-Poren. Es gibt vom Parkplatz aus einen Rundwanderweg der zunächst über Holzbohlen führt, die in schlechtem Zustand sind. Also aufpassen. Der Weg führt weiter an einem türkisfarbenen Teich vorbei und durch die Lavafelder zurück zum Parkplatz.

Dettifoss, der „stürzende Wasserfall“

Eine tosende Naturgewalt: der Dettifoss, der energiereichste, leistungsstärkste Wasserfall Europas. Gewaltige Wassermassen des Flusses Jökulsá donnern 100 Meter in die Tiefe – in einer Sekunde zehnmal mehr Wasser als eine vierköpfige Familie in einem Jahr verbraucht. Ein unglaubliches Getöse. Die Chinesen wollten den Dettifoss nach der Bankenkrise 2008 kaufen. Mit dem Deal wäre Island auf einen Schlag alle Schulden losgeworden. Man entschied sich glücklicherweise dagegen.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Der Dettifoss, der leistungsstärkste Wasserfall Europas

Erkunden kannst du ihn auf einem ausgeschilderten Pfad vom Parkplatz aus. Lohnend ist ein Schlenker zu einem weiteren Wasserfall, dem Selfoss.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Auch der kleinere Selfoss ist einen Abstecher wert.

100 Jahre Einsamkeit: Möðrudalur

Ein netter Abstecher zum Abschluss des Tages führte zum höchstgelegenen Bauernhof Islands (469 Meter): Möðrudalur. Er liegt 8 Kilometer abseits der Ringstraße, an der Grenze zum Hochland und inmitten der wüstenähnlichen Ebene Möðrudalsöræfi. Seit der Besiedlung Islands ist er bewohnt und wird immer noch bewirtschaftet. Im Café war es kuschelig warm und gemütlich, Kaffee und die „Liebesbällchen“ mit der isländischen Quarkspezialität Skyr schmeckten köstlich. Draußen entdeckte ich einen Polarfuchs, der schüchtern aus seinem Versteck hervorlugte. Ihr Fell soll so dicht sein, dass sie erst bei –70 Grad zu frieren beginnen. Die Glücklichen!


Ziel des heutigen Tages: Egilstadir, ein wenig spektakuläres Städtchen mit einer Handvoll Restaurants. Aber ein guter Ausgangspunkt für die Strecke am nächsten Tag.

Tag 5 – In die Islands Ostfjorde (230 km)

Am nächsten Morgen fährst du vorbei am See Lögurinn, in dem der Lagarfljótwurm – ein Lindwurm – hausen soll. Nessie auf isländisch quasi. Ziel ist mal wieder ein Wasserfall. Der Hengifoss, mit einer Fallhöhe von 118 Metern einer der höchsten Wasserfälle Islands, ist kein Drive-in-Waterfall. Du musst ihn erwandern. Wie schön, dass endlich mal die Sonne lachte, als ich unterwegs war.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Hengivoss, Islands vierthöchster Wasserfall

Wanderung zum Hengifoss

Vom Parkplatz aus dauert die Rundwanderung 2 Stunden (↑250 m ↓250 m) und ist nicht zu verfehlen. Es geht mit immer wieder tollen Ausblicken stetig bergauf – über Geröll, auch teilweise auf Bohlenwegen. Gegen Ende gibt es eine kleine Flussüberquerung. Faszinierend ist die Vielfalt der Pflanzen unterwegs: Zwergbirken, Wollweiden, Frauenmantel. Auch Weißer Silberwurz wächst hier, die Nationalblume Islands, die im Juni blüht.

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Von Weitem erspähst du den Hengifoss schon und kannst entscheiden, wie weit du laufen möchtest. Wenn du direkt davorstehst, siehst du, dass wie in einem Amphitheater vor einer zweifarbigen Wand in die Tiefe stürzt: dicke schwarze Basaltschichten wechseln sich mit dünnen roten Vegetationslinien ab. Reichlich Getöse, spritzende Gischt, Picknickplätze mit Aussicht. Seit 2023 führt eine Brücke auf die andere Seite des Flusses, der sich talwärts stürzt, so dass die Wanderung zur Rundwanderung wird. Jetzt kommst du dem kleinen Bruder des Hengifoss, dem Litlanessfoss, der vor Basaltsäulen in die Tiefe stürzt, ganz nah.


Eine nette Ergänzung zur Wanderung ist das Snæfellsstofa Visitor Center ein paar Autominuten weiter in Richtung Ostfjorde mit vielen Infos zur Tier- und Pflanzenwelt der Region. Dort kannst du auch nette Souvenirs einkaufen, die in der Umgebung gefertigt werden.

Fischerhafen Djúpivogur

Dann sind es noch etwa 2 Stunden Fahrt bis zum Tagesziel Djúpivogur, aber unterwegs wirst du sicher noch den ein oder anderen Fotostopp einlegen. Djúpivogur („tiefe Bucht“) am Berufjördur mit nicht einmal 500 Einwohnern hat Charme und Geschichte. Die bunten Holzhäuser des ältesten Hafenstädtchens in den Ostfjorden stammen noch aus der Zeit, als dänische Kaufleute hier Handel trieben. Am Hafen, wo Fischerboote schaukeln, liegt das dunkelrote Lagerhaus aus dem 18. Jahrhundert, heute Heimatmuseum mit nettem Café. Beim Schlendern am Hafen habe ich sogar ein kleines Kunstmuseum entdeckt. Nicht weit davon das schönste Hotel meines Roadtrips: Hotel Framtid („Zukunft“), 1905 erbaut.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Hafen von Djúpivogur

Den Rest des Nachmittags kannst du mit Spaziergängen inklusive Birdwatching im Naturschutzgebiet nutzen. An der Hotelrezeption gibt es eine kleine Karte mit den häufigsten Vögeln. Austernfischer, Seeschwalben, Singschwäne und Eiderenten habe ich erspäht.

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Natur pur rund um den Fischerhafen Djupivogur: Seeschwalben, Austernfischer und reichlich Lupinen, die Farbtupfer setzen
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Tag 6 – Durchs Reich der Gletscher (370 Kilometer)

Feuer und Eis prägen Island. Dem Feuer in Gestalt vulkanischer Phänomene bin ich im ersten Teil des Roadtrips mehrfach begegnet. Heute ist „Eis-Zeit“. Es geht ins Reich der Gletscher. Nach rund 1,5 Stunden Fahrt siehst du die erste von 50 Gletscherzungen des größten Gletschers in Europa außerhalb von Grönland: Du hast das Gebiet des Vatnajökull erreicht.

Erste Bekanntschaft mit dem Vatnajökull

Der Vatnajökull bedeckt 6 Prozent (8.300 km²) der Fläche Islands, er ist achtmal größer als der größte Gletscher des europäischen Festlands (der Jostedalsbreen in Norwegen). Mallorca könnte er mit seinen derzeitigen Ausmaßen bequem unter sich bedecken. Ich bin voller Ehrfurcht, als ich vom Hafenstädtchen Höfn aus die erste Gletscherzunge erblicke. Dort beginnt auch der Vatnajökull-Nationalpark, der sich an der Südostküste entlang über Skaftafell bis Kirkjubæjarklaustur zieht.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Blick auf die erste Gletscherzunge des Vatnajökull in Höfn
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Unter dem Vatnajökull schlummern Vulkane, das macht ihn unberechenbar. Bei Ausbrüchen stürzen innerhalb kürzester Zeit Unmengen von geschmolzenem Eis, Schlamm und Gestein ins Tal. Der letzte große Gletscherlauf ereignete sich im November 1996 beim Ausbruch des Bardarbunga, wobei eine bis zu 750 Meter dicke Eisschicht dahinschmolz. Das Flussbett der Skeidara bei Skaftdafell weitete sich auf 2 Kilometer, der Fluss schwoll in wenigen Minuten von 70 auf 4500 Kubikmeter an und eine gewaltige Flutwelle beförderte gigantische Felsbrocken. Ein großes Stück Ringstraße wurde einfach weggerissen.  

Jökulsarlon – Gletscherlagune und Diamond Beach

Ein Drehort des James-Bond-Films „Stirb an einem anderen Tag“ war die Gletscherlagune Jökulsarlon. Und die ist tatsächlich spektakulär. Im Reich der Eisberge war ich davor noch nie gewesen. Gletscherflüsse transportieren von die Eisbrocken der Breiðamerkurjökull-Gletscherzunge, die auch zum Vatnajökullgebiet gehört, ins Meer. Das ist faszinierend und gleichzeitig traurig, denn während der Gletscher kalbt, schrumpft er, während die Lagune wächst. Gletschersterben live sozusagen. In den 1970er-Jahren war die Lagune ganze 8 Quadratkilometer groß, heute sind es 23 Quadratkilometer. Es ist absehbar, dass Atlantik und Lagune in nicht allzu ferner Zukunft zusammenfließen.

Tipp: Zodiac-Fahrten empfehle ich dir in der Nachbarlagune Fjallsarlón (siehe unten), aber wenn du einen zusätzlichen Tag Zeit hast, kannst du in der Region eine sehr coole Eishöhlentour* unternehmen, die du bei Get Your Guide buchen kannst.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Gletscherlagune Jökulsarlon

Von der Lagune musst du unbedingt zum Strand laufen. Die Eisbrocken, die auf dem schwarzen Sandstrand liegen, machen ihn zum Diamond Beach. Tatsächlich funkeln sie wie Diamanten. Im Eiskanal waren ein paar Robben unterwegs.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Diamond Beach
Andere Vulkanregionen der Welt

Zodiac-Fahrt in der Gletscherlagune Fjallsarlón

Wenn du den Eisbergen per Boot näher kommen willst, kannst du Touren mit Amphibienfahrzeugen und Zodiacs buchen. In Jökulsárlón ist natürlich die Hölle los, hierher kommt fast jeder Island-Reisende. Wenn du eine etwas privatere Tour suchst, fährst du einfach noch ein Stück weiter zum Gletschersee Fjallsarlón. Ein sympathisches kleines Unternehmen – Iceland Boat Tours – (unbezahlte Werbung) bietet dort Touren an, die etwa 45 Minuten dauern und dich direkt an den Gletscher bringen. Schutzkleidung wird gestellt. Ein tolles Erlebnis!

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Roadtrip Island auf der Ringstraße: Gletscherlagune Fjallsarlón

Monument der Zerstörung – Skaftafell

Auf dem Weg in den Süden hast du immer wieder tolle Blicke auf Berge mit und ohne Gletscher. Am Skeiðarársandur bei Skaftafell, einem riesigen Schwemmlandgebiet, wurde 1974 das letzte Stück der Ringstraße eingeweiht. Über die verzweigten Gletscherflüsse führten Brücken, von denen die einspurige Skeiðarárbrú mit 904 Metern die längste Brücke Islands war. Obwohl sie auf massiven Betonfundamenten lag, zerstörte ein Gletscherlauf sie 1996 komplett. Die verbogenen Stahlträger sind heute ein beliebter Fotospot mit Blick auf eine der Gletscherzungen des Vatnajökull.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: die zerstörte Skeiðarárbrú

Bald taucht der nächste Gletscher auf: der Myrdalsjökull, unter dem der Vulkan Katla lauert. Alle 50 Jahre etwa meldet er sich. Zuletzt spuckte er 1984 und ist nach Meinung von Vulkanologen überfällig. Ein Ausbruch würde ungeheure Mengen Gletschereis zum Schmelzen und den Tourismus auf der Ringstraße erstmal zum Erliegen bringen.

Mein nächster Stopp waren die Basaltsäulen von Dverghamrar, 12 Kilometer östlich von Klaustur, wo du dir bei einem Spaziergang die Beine vertreten kannst.


Schon ein paar Minuten später kannst du das ein Lavafeld direkt an der Ringstraße erkunden, das von Zackenmützenmoos überwuchert ist. Das Lavafeld stammt von der größten Vulkankatastrophe der Neuzeit, dem Ausbruch des Laki Ende des 18. Jahrhunderts. Für Jahre verdunkelte sich in ganz Europa die Atmosphäre, es gab Missernten, kam zu Hungersnöten. Isländische Historiker behaupten sogar, dass die Aschewolken des Laki nicht ganz unschuldig an der französischen Revolution waren.

7 Tage Roadtrip Island: vom Zackenmützenmoos
7 Tage Roadtrip Island: vom Zackenmützenmoos

Endstation für heute ist ein Hotel bei Vik i Myrdal, dem südlichsten Dorf Islands mit herrlichem Ausblick aufs Kap Dyrhólaey, wo du am nächsten Morgen Papageitaucher besuchen kannst.

Tag 7 – Zurück nach Reykjavik (290 km)

Kap Dyrhólaey („Türlochinsel“) ist ein 120 Meter hoher Felsen, der am südlichen Ende einen Torbogen formt, durch den Boote hindurchfahren können. Der südlichste Flecken Islands und ein toller Aussichtspunkt.  

Von oben hast du Logenblick auf den Strand, der für viele der schönste Islands ist: Reynisfjara. Wahrzeichen sind die 66 m hohen spitzen Felsnadeln Reynisdrangar. Es sollen versteinerte Trolle sein, die von der aufgehenden Sonne überrascht wurden, als sie einen Dreimaster an Land ziehen wollten und nicht bemerkten, dass es Tag wurde. Prompt wurden sie in Stein verwandelt. So blickst du in der Ferne auf Troll, Trollweib und Dreimaster. Der Strand selbst ist zwar wunderschön, gilt wegen der anrollenden Monsterwellen aber auch als brandgefährlich. Die Isländer nennen ihn auch “Chinese Takeaway”, weil Chinesen zu den Opfern der Monsterwellen gehörten. Ganz schön böse. Besser von oben anschauen.

Island: Reynisfjara
IRoadtrip sland: Reynisfjara, der Black Beach

Ein weiterer Grund für einen Ausflug zum Kap ist der Vogelfelsen, wo sich von April bis August unzählige Seevögel tummeln. Zur Brutzeit vom 1.5.–25.6. ist er zwischen 19 Uhr und 7 Uhr gesperrt, ab Mitte August sind die Vögel meist schon wieder auf dem Weg in den warmen Süden. In den Sommermonaten kannst du in der Felswand in drei Stockwerken Papageitaucher, Möwen und Eiderenten beim Brüten sehen. Die putzigen Papageitaucher sind natürlich die Stars.

Die Vögel graben in die weiche Grasnarbe oberhalb der Felsen ein tiefes Loch, in das sie ein Ei legen. Papageitacuher sind keine eleganten Flieger, flattern immer ein bisschen hektisch herum, während sie den Schnabel meist voll mit Heringen für den Nachwuchs haben. In Island gelten sie selbst als Leckerbissen. Es dürfen aber nur noch 3000 Exemplare pro Saison gefangen werden – und wenn sie Fische im Maul tragen, um ihre Jungen zu füttern, sind sie tabu.


Zurück auf der Ringstraße taucht schon bald der Eyjafjallajökull auf. Vielleicht erinnerst du dich: 2010 spuckte der Vulkan 39 Tage lang Lava und schickte Aschewolken in die Atmosphäre, die den Flugverkehr in Europa zum Erliegen brachten. Links der Straße siehst du die überwucherte Asche des Ausbruchs, rechts den Skagafoss, den Entwässerungsfluss des Eyjafjallajökull. An einem Parkplatz kannst du dir Fotos vom Ausbruch anschauen.

Spritztour am Skogafoss und Seljalandsfoss

Noch mehr Wasserfälle. Die werden in Island nie langweilig, weil keiner wie der anderen ist. Auf dem Rückweg nach Reykjavik noch zwei Favoriten. Der Skogafoss stürzt sich wie ein Vorhang aus Wasser in die Tiefe. Hier beeindruckt eher die Breite (25 Meter) als die Höhe (60 Meter).

Roadtrip Island auf der Ringstraße: Skogafoss
Roadtrip Island: Skogafoss

Am Seljalandsfoss hast du die Möglichkeit, auf einem Rundweg hinter dem Wasser spazierenzugehen. Mit Regenjacke und Regenhose, wenn du nicht patschnass werden willst. Eine echte Spritztour also. Genial.

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7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Perspektivwechsel am Seljalandsfoss

Golden Circle, Teil 2

Rund zwei Stunden später hast du den Golden Circle, zu dem auch Thingvellir gehört, wieder erreicht und es wird richtig voll. Am endgültig letzten Wasserfall meines Roadtrips in Island, dem Gulfoss, tummeln sich jede Menge Passagiere der Kreuzfahrtschiffe. Ein riesiges Besucherzentrum mit Shops und Restaurants versorgt sie. Der Weg zum Wasserfall ist eine Wanderautobahn. Ich drehe eine Pflichtrunde und springe wieder ins Auto. Schade, denn beeindruckend ist er allemal.

Golden Circle: Gulfoss
7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße: Gulfoss

Auch am Geysir Strokkur, der zum Geothermalfeld Haukadalur gehört, Halligalli und ein voller Busparkplatz. Geysir nennt man Springquellen, die heißes Wasser in einer Fontäne in den Himmel schießen. Ein besonders spektakuläres Phänomen in Hochtemperaturgebieten. Der Weg vom Parkplatz führt zunächst am Großen Geysir vorbei, der allen anderen Wasserfontänen den Namen gab. Er springt schon seit etwa 100 Jahren nicht mehr. Dort, wo die Menschenmassen stehen, ist sein jüngerer Bruder, der Strokkur, in Aktion. Er springt zuverlässig alle paar Minuten. Wie in einem Kochtopf brodelt das Wasser der Quelle, Dampfwolken steigen auf, bis eine Wasserfontäne schließlich in die Höhe schießt.

Wenn du deine Geysir-Fotos im Kasten hast, kannst du das Gelände mit seinen heißen Quellen erkunden. Je weiter du dich vom Strokkur entfernst, desto ruhiger wird es. Am Parkplatz wartet dann wieder ein riesiges Besucherzentrum auf Gäste. 


Reykjavik, Teil 2

Am Spätnachmittag spätestens schließt sich in Reykjavik der Kreis. Hier endet der Roadtrip Island auf der Ringstraße. Es bleibt auf jeden Fall Zeit für einen Spaziergang durchs Zentrum der nördlichsten Hauptstadt der Welt.

Die größte Kirche des Landes, die Hallgrímskirkja, entwarf Staatsarchitekt Guðjón Samúelsson (1887–1950). 1945 war Baubeginn, doch erst 1986 wurde sie geweiht. Von außen erinnert das Bauwerk an die Basaltformationen, die du unterwegs mehrfach in Islands Natur gesehen hast. Bei meinem Besuch durchwehten die Klänge der Orgel das lichtdurchflutete Kirchenschiff und ich bleibe eine Weile sitzen.

Vom Turm der Hallgrimskirkja (73 Meter) hast du sicher einen tollen Überblick. Das lohnte sich bei Nieselregen und grauem Himmel für mich nicht wirklich. Habe ich aber beim nächsten Besuch nachgeholt. Vor der Hallgrímskirkja steht der Entdecker Amerikas, Leif Eriksson, seit 1930 auf dem Sockel. Die Statue war ein Geschenk der Vereinigten Staaten zur 1000-Jahr-Feier des Althing.

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Reykjavik: Hallgrimskirkja mit dem Denkmal für Keif Eriksson

Dann stehst du auch schon fast auf der Laugavegur, der Shoppingmeile Reykjaviks, mit bunten Häusern, stylischen Cafés, Bars, Läden und ganz viel Streetart. Sehr nett und vor allem am Wochenende der Ort zum Sehen und Gesehen werden, der Energie und Lebensfreude verströmt.

Reykjavik: die Regenbogenstraße verbindet Hallgrimskirche und Laugavegur
Reykjavik: die Regenbogenstraße verbindet Hallgrimskirche und Laugavegur

Dann noch vorbei am Parlament, am Sitz der Premierministerin und schließlich am Rathaus, das auf Stelzen im Stadtsee Tjörnin steht. Er wird im Winter zur Eislaufbahn.

Fazit meiner Runde auf der Ringstraße: Es war eine tolle Schnuppertour. Auf meinem 7 Tage Roadtrip Island habe ich in einer Woche alles gesehen, was auf meiner Prio-Liste ganz weit oben stand und musste trotzdem nicht hetzen. Beim zweiten Besuch in Island habe mir Reykjavik ausführlicher angeschaut und Ausflüge ins Hochland und auf die Halbinsel Snaefellsness gemacht. Und beim nächsten Mal komme ich im Winter, denn auch in der kalten Jahreszeit muss Island magisch sein. Tipps für Island im Winter findest du bei Kommrum-Reisen.

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Infokasten: 7 Tage Roadtrip Island auf der Ringstraße

Einreise: mit Reisepass oder Personalausweis.

Zeitverschiebung Während der Sommerzeit in Deutschland musst du die Uhr zwei Stunden zurückstellen. Während unserer Winterzeit eine Stunde.

Klima: Auch im Sommer sind richtig warme Tage die Ausnahme und es regnet viel. Gute Regenkleidung (auch Regenhose), Flecejacke, Handschuhen, Mütze und Trekkingschuhe gehören unbedingt ins Gepäck.

Bezahlen: Währung ist die Isländische Krone (ISK), 1000 ISK = 6,51 € (März 2023). Man bezahlt im Land jeden Kaffee mit Plastikgeld, Bargeld habe ich nie gebraucht.

Mietwagen: Für Island im Sommer reicht ein normaler PKW, den du natürlich rechtzeitig vorbuchen solltest. So wie alles in Island sind auch die Nebenkosten wie Benzin und Parkgebühren (werden online über QR-Codes beglichen). Du solltest dich erkundigen, welche Straße du befahren darfst. Auch im Sommer kann es vorkommen, dass Straßen gesperrt sind. Die App SafeTravel Iceland leistet gute Dienste.

Übernachten: Island ist ein teueres Pflaster und Übernachtungen gehen ins Geld. Weil ich fast überall nur eine Nacht war (nur in Akureyri 2 Nächte), habe ich mir wenig Mühe gegeben, eine schöne Unterkunft zu finden und habe günstige Gästehäuser gebucht, die nicht der Rede wert waren. Einzige Ausnahme: Hotel Framtid in Djupivogur. Ein charmantes Hotel am Hafen.

Roadtrip Island 7 Tage auf der Ringstraße: Hotel Framtid in Djupivogur
Roadtrip Island 7 Tage auf der Ringstraße: Hotel Framtid in Djupivogur

Essen: Die isländischen Spezialitäten haben mich nicht vom Hocker gehauen. Lebertran auf dem Frühstücksbuffet hat mich an meine Kindheit erinnert. Fermentierter Hai (Hákarl) war weniger gruselig als befürchtet. Aber auch den Isländern schmeckt er angeblich nur, wenn sie ihn mit Brennevin (Schnaps) herunterspülen. Walfleisch esse ich sowieso nicht und auch Schafskopfsülze war keine Option. Der Joghurt (Skyr) dagegen ist köstlich.

Restaurantbesuche habe ich mir selten gegönnt, sondern habe meist mittags in Cafés eine Kleinigkeit gegessen und mich abends im Supermarkt versorgt. Fastfood – Burger und Hot Dogs – ist beliebt, für mich als Nicht-Fleischesserin keine Option. Wenn du mal richtig gut ausgehen möchtest – in Reykjavik wirst du fündig. Ein paar gute Adressen findest du in meinem Reykjavik-Artikel (siehe oben).

Trinken: Praktisch ist, dass es in den Hotelzimmern immer einen Heißwasserbereiter und Beutelchen mit Kaffee und Tee gibt. Das Leitungswasser ist prima, also unbedingt eine Flasche zum Abfüllen mitbringen. Alkohol war lange Zeit gänzlich verboten, dann wurde der Genuss den Isländern schwer gemacht, weil Wein und Hochprozentiges nur in staatlichen Verkaufsstellen (vínbúðir) sowie in Restaurants mit Lizenz verfügbar war. Seit 2022 dürfen Brauereien ihr Bier selbst verkaufen. In Supermärkten steht nur Leichtbier im Regal, die Auswahl an alkoholfreien Bieren ist dafür groß.

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Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.

16 Kommentare

  • Nina (Kommrum Reisen)
    11. April 2023 at 14:29

    Hallo Elke,

    Wahnsinn was du in einer Woche Island alles geschafft hast! 🙂
    Auf jeden Fall super tolle Eindrücke, die uns direkt wieder in unser Lieblingsland zurückbringen.

    Viele Grüße,

    Nina

    Antwort
    • Elke
      11. April 2023 at 14:35

      Liebe Nina,

      ja, das Tempo war rasant – beim nächsten Mal lasse ich mir garantiert mehr Zeit. Aber die Versuchung ist ja immer groß, möglichst viele Erlebnisse in der zur Verfügung stehenden Zeit unterzubringen. Zum Schnuppern war die Woche auf jeden Fall perfekt. Jetzt weiß ich, was ich beim nächsten Mal ausführlicher erkunden werde und was ich unbedingt noch sehen muss. Ihr seid ja Kenner – habe euch sehr gern gegen Ende verlinkt :-).

      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Annette|Netreisetagebuch
    11. April 2023 at 15:25

    Hallo Elke,
    vielen Dank für diesen tollen Bericht. Ich freue mich jetzt schon auf unseren Roadtrip durch Island im Juli und konnte mich dank deiner Erfahrungen und schönen Bilder richtig gut einstimmen.
    Viele Grüße
    Annette

    Antwort
    • Elke
      11. April 2023 at 15:42

      Liebe Annette,
      freut mich, wenn ich ein bisschen Vorfreude schüren konnte! Island ist wirklich wildschön und voller Wunder. Ich wünsche euch einen tollen Roadtrip im Juli!
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Meike
    11. April 2023 at 20:30

    Toller Guide. Ich war damals im Winter in Island, richtig toll. Mir war allerdings nicht bewusst, dass im Land Alkohol verboten war! Lg

    Antwort
    • Elke
      11. April 2023 at 20:45

      Liebe Meike,
      Island im Winter muss auch toll sein. Das habe ich mir für die nächste Reise in den hohen Norden vorgenommen. Alkohol ist ja schon lange nicht mehr verboten, aber ziemlich teuer. Wie fast alles in Island :-(.
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Patricia
    11. April 2023 at 20:59

    Hallo Elke,

    die Bilder sind der Wahnsinn – am liebsten würde ich spontan in den Flieger nach Island steigen.

    Viele Grüße,
    Patricia

    Antwort
    • Elke
      11. April 2023 at 21:05

      Liebe Patricia,
      vielen Dank – freut mich sehr, wenn dir die Fotos gefallen! :-). Und Island lohnt unbedingt eine Reise – oder auch mehrere.
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Sonja Golla
    12. April 2023 at 12:05

    Liebe Elke,
    wow – was für ein toller Einblick in dieses schöne Land.
    Ich habe es leider noch nicht geschafft selber nach Island zu reisen, aber nach deinem Bericht steht es definitiv auf meiner To-Do-Liste.
    Danke für den tollen Beitrag und den unglaublichen Fotos.
    Herzliche Grüße
    Sonja

    Antwort
    • Elke
      12. April 2023 at 12:35

      Liebe Sonja,
      freut mich sehr, wenn ich dich für Island begeistern konnte! Ist übrigens auch für allein reisende Frauen ein tolles Land.
      Liebe Grüße
      elke

      Antwort
  • Daniel
    12. April 2023 at 12:48

    Hallo Elke

    Das Schöne an deinem Beitrag ist, man kann so richtig in den Erinnerungen schwelgen. Mit jedem Foto, das du präsentierst, erinnert man sich an die eigenen Island Reisen.

    Danke für die schönen Rückblicke
    Daniel & Dokmai

    Antwort
    • Elke
      12. April 2023 at 13:58

      Hallo Daniel und Dokmai,
      wie schön, dass ihr ein bisschen in Erinnerungen an eine bestimmt wunderbare Reise schwelgen konntet. Island ist einfach toll! 🙂
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Marie Schade
    12. April 2023 at 20:27

    Liebe Elke,
    was für ein großartiger Beitrag über Deinen 7-tägigen Roadtrip mit fantastischen Fotos, richtig professionell! Ich habe Island nur einmal auf einem Zwischenstopp kennengelernt, aber das war nicht viel, was ich gesehen habe. Dein Bericht macht Lust, sich mit mehr Zeit anzusehen und Deinen Roadtrip in Muße zu machen.
    Liebe Grüße
    Marie

    Antwort
    • Elke
      12. April 2023 at 20:41

      Liebe Marie,
      vielen Dank fürs Lob, das motiviert sehr :-). Ich habe auch lange gebraucht, bis ich Island eine Chance gegeben habe – jetzt habe ich aber definitiv Feuer gefangen! Eine tolle Insel aus Feuer und Eis.
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Eva-Maria Huber
    8. März 2024 at 14:30

    Liebe Elke,
    so ein toller ausführlicher Reisebericht, kann gerade in Erinnerungen schwelgen.
    Wir, mein Mann und ich haben im September 22 genau andersrum diese Strecke erlebt, allerdings als super toll geführte Rundreise mit max. Teilnehmern. Es waren für uns intensive aber auch zugleich erlebnisreiche 8 Tage in der auch sehr viel Platz für Extras bzw. Stopps war. Unser Reiseleiter hat uns während den langen Fahrten sehr viel über Geschichte und Menschen auf Island erzählt.
    Wir konnten somit diese teilweise sehr langen Strecken im Bus mit genießen der Landschaft und zuhören erleben.
    Für mich wäre selber fahren keine Option gewesen, da ich 60+, die alleinige Lenkerin gewesen wäre und dieses schöne Land nicht so genießen hätte können.
    Nachdem Island ja nicht gerade billig ist, preislich ist Island mit der Schweiz zu vergleichen, war die Entscheidung ein Gesamtpaket zu buchen für uns optimal denn es hat von der Unterkunft bis hin zu den Mahlzeiten wirklich alles gepasst.
    Somit wurde das wirklich eine tolle Reise
    Lg Eva Maria

    Antwort
    • Elke
      8. März 2024 at 14:42

      Liebe Eva-Maria,
      freut mich, dass du in Erinnerungen schwelgen konntest!
      Wie auch immer wir reisen, ist ja egal. Hauptsache die Reiseform passt zu uns und wir könnten die Reise genießen. Schön, dass bei euch alles gepasst hat!
      Ich wünsche dir noch viele schöne Reisen!
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort

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