Das Hochland gehört zu den Highlights jeder Reise durch Sri Lanka. Hier erfährst du, was den Aufstieg zum heiligen Berg Adam’s Peak so besonders macht und wie du mit dem Zug Sri Lankas Hochland zwischen Kandy und Ella bzw. Badulla erkundest. Und schließlich nehme ich dich mit in den Ort Ella, wo alle, die Respekt vor dem großen Adam haben, den Little Adam’s Peak bezwingen können. Nach Nuwara-Eliya, in die Teeberge und auf die Horton Plains geht es in meinem zweiten Artikel zum Hochland Sri Lankas. Und schließlich stelle ich dir weitere Lieblingsplätze in Sri Lanka vor.
Inhaltsverzeichnis
Sri Lankas heiliger Berg – die Besteigung des Adam’s Peak
Sri Pada („heiliger Fuß“) nennen Sri Lankas Buddhisten ihren heiligen Berg. Jeder Gläubige sollte mindestens einmal im Leben den Adam’s Peak besteigen, viele machen sich einmal im Jahr auf den Weg zum Gipfel. Doch auch Hindus, Muslime und Christen verehren den Berg, den die Briten Adam’s Peak nannten.
5200 Stufen führen zum heiligen Berg hinauf, den Scharen von Pilgern und Wanderern in der Pilgersaison von Dezember bis Mai mitten in der Nacht erklimmen. Ausgetretene, von unzähligen Monsunregen ausgewaschene und zum Teil extrem hohe Stufen. Kein Zuckerschlecken um 2 Uhr nachts, wenn die meisten aufbrechen. Immerhin – eine Leuchtschlange aus Neonröhren windet sich zum Gipfel und weist den Weg,
Infos zur Besteigung des Adam’s Peak
Die meisten Pilger und Wanderer fahren mit dem Zug bis zur nächstgelegenen Bahnstation, nach Hatton. Ausgangspunkt für die Besteigung des Adam’s Peak ist das nahe gelegene Dalhousie, wo du unter mehreren Gasthäusern wählen kannst. Meiden solltest du den Aufstieg rund um Vollmond, an Wochenenden und Feiertagen – dann ist gefühlt die halbe Insel unterwegs und vorm Gipfel musst du Schlange stehen. Außerhalb der Pilgersaison zwischen Dezember und Mai ist der Aufstieg nicht zu empfehlen: Regen und Nebel machen die Wanderung dann zu einem gefährlichen Unternehmen.
Die Pilger sind unterwegs, um Verdienste fürs nächste Leben zu sammeln. Wanderer, um den Sonnenaufgang in 2243 m Höhe und die einzigartige Stimmung auf dem Berg zu erleben. Rund 1000 Höhenmeter sind zu überwinden und rund vier Stunden dauert der Weg auf den Gipfel, wo gläubige Buddhisten einen überdimensionalen Fußabdruck verehren, den der Legende nach Buddha persönlich bei einem seiner Besuche auf der Insel hinterließ. Die Hindus schreiben den Fußabdruck Gott Shiva zu, Christen dem Apostel Thomas, der in Südindien missionierte. Muslime glauben, dass Adam hier ein Zeichen setzte nach der Vertreibung aus dem Paradies.
Unter Pilgern auf dem Adam’s Peak
Gebrechliche alte Frauen hangeln sich von Stufe zu Stufe, gestützt auf Kinder und Enkelkinder – in Saris und Flipflops oder barfuß. Die meisten tragen weiß, die Farbe der Reinheit. Mütter stillen ihre Babys auf den Stufen hockend. Väter tragen Kleinkinder auf ihren Schultern. Aber auch Studentencliquen aus Colombo im Tommy-Hilfinger-Sportswear sind unterwegs. Die einen murmeln heilige Silben, die anderen motivieren sich mit Elektro-Pop vom Smartphone. Dazwischen Besucher aus dem Westen im Wanderoutfit mit Bergschuhen. In den Teestuben treffen sich alle zwischendurch, um sich an Tassen mit heißem Tee zu wärmen, denn beim Aufstieg am Morgen ist es eiskalt.
Ein magischer Moment
Auf dem Gipfel, in rund 2250 m Höhe, warten Öllämpchen und Gebetsfahnen, spirituelle Gesänge und Mönche, die Segen spenden. Trommler steigern die Spannung, bis der Blick auf den Fußabdruck freigegeben wird. Der Lohn für die Mühen: jede Menge Pluspunkte auf dem Karma-Konto. Außerdem darf jeder eine Glocke schlagen – so oft, wie er den Adam’s Peak schon erklommen hat. Manche schlagen zwanzigmal und öfter. Ich bin stolz, dass ich immerhin zweimal schlagen darf.
Eisig pfeift der Wind in rund 2250 m Höhe. Nach dem religiösen Spektakel hüllen sich die Gläubigen in Decken, Handtücher und Bademäntel und ziehen ihre Pudelmützen tief ins Gesicht, während sie auf das Naturschauspiel warten: Gegen 6 Uhr kriecht die Sonne hinter dem Horizont hervor und wirft einen Schatten der Bergspitze auf die Wolkendecke – ein magisches Dreieck.
Die Pilger murmeln heilige Silben und Einheimische wie Touristen zücken ihre Smartphones fürs Bergbezwinger-Foto. Mindestens ebenso beeindruckend wie der Sonnenaufgang: das 360-Grad-Panorama vom Bergland des Nordens bis zum Flachland im Süden und Westen.
Zugfahren in Sri Lanka – von Kandy nach Badulla
Ein Muss für Sammler spektakulärer Bahnstrecken ist die Bahnfahrt von Kandy ins Hochland nach Badulla, die aussichtsreich durch wilde Berglandschaften und Teeplantagen führt und als eine der schönsten Bahnstrecken der Welt gilt. Wenn die Zeit knapp ist, buchst du eine Teiletappe – zum Beispiel von Nanu Oya (Nuwara Eliya) nach Hatton – Ausgangspunkt für die Besteigung des Adam’s Peak.
Geschichte der Bahnstrecke durchs Hochland
1867 fauchten die ersten Dampfrosse von Colombo bis nach Kandy. 1885 reichten die Bahngleise bis Nuwara Eliya – auf dem Rückweg beladen mit Gewürzen und Kaffeesäcken- bzw. später mit Teekisten. Erst 1924 stellte man das letzte Teilstück bis Badulla fertig. Der Schienenstrang, der dem dichten Dschungel abgerungen werden musste, war zweifellos ein Meisterwerk britischer Ingenieurskunst. Zahlreiche Tunnel, Brücken, Viadukte waren zu errichten, Schienenstränge führte man großzügig um Hindernisse herum.
Lohnende Teilstrecken der Zugfahrt durchs Hochland Sri Lankas
Der erste Teil der Strecke zwischen Colombo und Kandy ist nicht spektakulär und zieht sich ganz schön in die Länge. Wen du es eilig hast, fährst du sowieso lieber mit Bus oder PKW. Die Bahnfahrt durchs Hochland (ab Kandy) ist aber ein Erlebnis – nicht nur für eingefleischte Eisenbahnfans. Wer nicht genug Sitzfleisch oder nicht genug Zeit für die gesamte Strecke mitbringt, kann auch ein Teilstück, zum Beispiel Kandy–Nanu Oya (Nuwara Eliya) wählen, das 3–4 Stunden in Anspruch nimmt. Doppelt so lange bist du bis Ella unterwegs.
Am besten startest du an der Station Peradeniya Junction, einige Kilometer außerhalb von Kandy. Wer mag, bucht die 1. Klasse, in der nur Touristen reisen. Sie besteht aus einem Observation Car mit (manchmal fast erblindetem) Panoramafester. Noch deutlich günstiger und auf jeden Fall unterhaltsamer ist die Reise in der zweiten Klasse, wo du mit Einheimischen ins Gespräch kommst. Familien und Schüler packen ihr Picknick aus, während der Zug gemächlich bergauf schnauft.
Bis Hatton (1271 Meter), Ausgangspunkt für die Besteigung des Adam’s Peak, dominieren bewaldete Hügel das Landschaftsbild. Dann geht es weiter durch die Teeberge, in denen morgens die bunten Saris der Pflückerinnen Farbtupfer setzen. Tiefe Schluchten und Wasserfälle, die talwärts donnern, sorgen für reichlich Ahs und Ohs. Auf dem Weg nach Nanu Oya, dem Bahnhof von Nuwara Eliya, überwindet der Zug mehr als 1000 Höhenmeter und eine Klimazone. Die tropische Schwüle Kandys weicht im Hochland dem ewigen Frühling. Seines angenehmen Klimas wegen wurde der Ort zur liebsten Sommerfrische der Briten, die sich hier gern bei Jagd, Pferderennen und Golf vergnügten. Wer in Nanu Oya noch nicht genug von der Schienenreise hat, fährt weiter bis Badulla.
Unterhaltungsprogramm unterwegs
Hungern musst du auf der Bahnfahrt sicher nicht. Verkäufer von Tee und Süßigkeiten fahren immer wieder ein Stückchen mit und machen ihre Runde durch die Wagons oder reichen Tüten mit Cashewkernen und Bananen durchs Fenster. Auch Zugmusikanten steigen hier und da zu und lassen nach der Vorstellung den Hut kreisen.
In Pattipola erreicht der Zug die Passhöhe (1898 m), bevor er sich langsam wieder über Bandarawela und Ella abwärts windet – durch Rhododendronwälder, Gemüsegärten und immer wieder Teeplantagen. Gerade auf dem letzten Teilstück warten noch ein paar Leckerbissen der Strecke wie die neunbogige „Brücke der neun Herzen“ oder die Spiralkurve „Demodera Loop“, wo Lokomotive und Zugende sich zu jagen scheinen. Der Bau dieses verschlungenen Kurvensystems war notwendig, um die beachtlichen Höhenunterschiede zu überwinden. In Badulla, Verkehrsknotenpunkt auf 700 Meter Höhe und Verwaltungshauptstadt der Provinz Uva, ist Endstation.
Infos zum Zugfahren in Sri Lanka
Zunächst solltest du einen Blick auf den Fahrplan werfen. Eine Reservierung ist sehr empfehlenswert in der Hauptsaison, denn es ist keine Freude, mehrere Stunden im Gang zu stehen. Die Regeln für die Reservierung sind jedoch nicht eindeutig, ich habe von Einheimischen und vom Personal am Bahnhof unterschiedlichste Infos erhalten. Wenn du mit einem Fahrer auf der Insel unterwegs bist, kümmert sich dieser um die Buchung. Die Preise sind auch in der ersten Klasse sehr günstig.
Du hast die Wahl zwischen drei Zugklassen:
- Klasse: In den klimatisierten Wagons kannst du die Fenster nicht zum Fotografieren öffnen und du triffst garantiert keine Einheimischen.
- Klasse: Polstersitzbänke. Dass Klimaanlagen fehlen, ist angesichts kühler Temperaturen im Hochland kein Problem. Türen und Fenster lassen sich öffnen.
- Klasse: einfache Sitzbänke, die bei langen Fahrten ganz schön hart sein können. Der Erlebnisfaktor ist allerdings am größten, da du hier auf die meisten Einheimischen triffst.
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7. Februar 2021Wanderparadies Ella mit dem Little Adam’s Peak
Schluchten, Höhlen, Wasserfälle, schroffe Berghänge und fruchtbare Gemüseterrassen – eine traumhafte Landschaft umgibt den kleinen Ort in rund 1000 Meter Höhe. Kein Wunder, dass hier der (Wander)tourismus boomt. Und weil die Atmosphäre sehr entspannt ist, ziehen vor allem jüngere Reisende Ella dem konservativen Nuwara Eliya als Basis für die Hochlanderkundung vor.
Berühmt war Ella schon in der Kolonialzeit für seine Ausblicke. Vor allem der Blick durch die Ella Gap, einen Steilabfall, über die Ebenen des Südens bis ans rund 100 Kilometer entfernte Meer ist spektakulär. Am Aussichtspunkt bauten die Briten ein Government Resthouse, das zu den berühmtesten ihrer kolonialen Gästehäuser zählte. Wo früher reisende Kolonialbeamte nächtigten, steigen heute Touristen ab. Inzwischen trägt das Haus mit wenigen Zimmern den Namen Grand Ella Motel und hat durch Renovierungen seit ich hier erstmals in den 1990ern wohnt, deutlich Kolonialcharme eingebüßt. Der Ausblick ist beeindruckend wie eh und je. Und bei schönem Wetter solltest du dir zumindest einen Tee auf der Terrasse gönnen, um ihn ausgiebig genießen zu können.
Mein Tipp: Wenn du die Umgebung von Ella inklusive der Gipfel lieber geführt erkundest, findest du hier eine passende Tour: Sehenswürdigkeiten rund um Ella*.
Gipfel, Schluchten und Wasserfälle rund um Ella
Der Ort Ella ist in den letzten Jahren ein Lieblingsziel für vor allem junge Wanderer geworden und leidet ein bisschen an seinem Erfolg. Wenig attraktive Neubauten ziehen sich entlang der Straße. Aber einige der schönsten Wanderungen im Hochland locken und die Atmosphäre des Ortes ist sehr entspannt. Zudem ist das Klima ideal: in 1000 Meter Höhe ist es angenehm kühl, man muss aber nachts nicht den Kamin anheizen.
Zwei Gipfel flankieren die Ella Gap – der spitz zulaufende Little Adam’s Peak auf der einen Seite und der Ella Rock zur anderen Seite. Die Besteigung der beiden Bergspitzen gehört zu den beliebtesten Bergtouren rund um Ella. Die Weg auf den Little Adam’s Peak führt vom Ort aus zunächst durch Teeplantagen, dann etwas steiler bergauf. Aber gut zu bewältigen in rund einer Stunde – auch für diejenigen, die aus Respekt den großen Bruder ausgelassen haben. Der Ausblick von oben ist herrlich an klaren Tagen. Allerdings solltest du früh aufbrechen, wenn du ihn nicht mit Trauben von Wanderern teilen willst.
Nach der Wanderung ist das Hotel 98 Acres perfekt fürs Mittagessen. Ein traumhafter Platz zwischen Teebergen mit Aussicht auf den Berg.
Ein Ausflug führt zum bekanntesten Wasserfall der Region, Rawana Falls. Er rauscht 6 Kilometer südlich von Ella direkt an der Hauptstraße in die Tiefe. Sein Name erinnert an Rawana, den Bösewicht aus dem Hinduepos Ramayana, dessen dramatischste Szenen im Bergland rund um Ella spielen.
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- Katharina von Base and Travel verrät Tipps für allein reisende Frauen in Sri Lanka.
2 Kommentare
Vanessa Topf
29. Januar 2024 at 12:35Dein persönlicher Touch, wenn du von den Begegnungen mit den Einheimischen erzählst und die kulturellen Nuancen teilst, macht den Beitrag besonders authentisch und fesselnd. Nach diesem Bericht fühlt es sich an, als wäre ich selbst auf dieser einzigartigen Reise gewesen.
Vielen Dank für das Teilen deiner unvergesslichen Erfahrung!
Vanessa Topf
Elke
29. Januar 2024 at 13:33Liebe Vanessa,
Lob ist der Lohn des Reisebloggers ;-). Vielen Dank dafür! Schön, dass ich dich mitnehmen konnte auf meine Pilgertour.
Liebe Grüße
Elke