Der Radio-Eriwan-Witz aus den Zeiten des Kalten Kriegs fällt mir ein, während wir mit Supri in seinem 40 Jahre alten Lada über Armeniens Landstraßen brettern. Mit 40 Stundenkilometern vermutlich. Unser Chauffeur war Offizier und bessert die karge Pension als Fahrer auf. Eine gemeinsame Sprache haben wir nicht. Der Mann und ich sprechen kaum ein Wort Russisch, Armenisch schon gar nicht, Supri spricht kein Englisch. Trotzdem verstehen wir uns blendend. Ein bisschen fühle ich mich wie in einem armenischen Roadmovie, zu dem der Soundtrack von Supris USB-Stick kommt – armenischer Hip-Hop und Mönchschoräle. Von Armeniens Hauptstadt Jerewan aus drehen wir eine Schleife durchs Bergland des Nordens.
Inhaltsverzeichnis
Roadtrip durch Armenien – Klöster und Industrieruinen
Wir holpern wie andere altersschwache Gefährte über staubige Schlaglochpisten durch eine steinige, archaische Landschaft, wo ein wirtschaftlicher Aufschwung nicht einmal zu erahnen ist. Steile Gebirgsflanken, tiefe Canyons und armselige Dörfer, in denen Plattenbauten von postsozialistischer Tristesse erzählen. Trostlose Fabrikruinen, die kein bisschen Lost-Place-Romantik verströmen, erinnern an die Ära der sowjetischen Schwerindustrie in der Region.
Doch unvermittelt tauchen einsame Klöster auf, die am Berg kleben oder auf Bergen thronen und uns den Atem verschlagen. Kloster Haghpat ist über 1000 Jahre alt, UNESCO-Welterbe mit ehrwürdigen grauen Mauern. Eine Burg des Glaubens. Kerzen flacken im Innenraum der Klosterkirche und beleuchten uralte Fresken. Eine Familie trägt ein Neugeborenes zur Taufe, der Priester murmelt den Segen. Wir fühlen uns zurückgebeamt in eine mittelalterliche Welt.
Mit Gänsehaut verlassen wir das Gotteshaus, vor dem alte Frauen aus dem Dorf Honig, Kirschen und Häkeltaschen anbieten. „Bari galust!“, rufen sie uns zu. Willkommen. Ich kaufe ein paar Handvoll Kirschen und ein Glas Honig und wir lachen und scherzen eine Weile.
Eine ganze Reihe solcher Klöster zeugen in Armeniens Bergwelt von den Anfängen des Christentums. Als erstes Land der Welt machte das kleine Land im Kaukasus im Jahr 301 die Lehre Christi zur Staatsreligion.
Raue Berge, grüne Wälder und ein Binnenmeer
Unsere Route führt an der geschlossenen Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan entlang. Zwei Nachbarn, die sich spinnefeind sind. Ein schrottreifer russischer Lkw schnauft über die Berge und zieht eine lange Staubfahne hinter sich her. Supri drückt aufs Gaspedal und überholt unter wildem Gestikulieren. Er deutet hierhin und dorthin, während er eine Zigarette mit rabenschwarzem Tabak nach der anderen raucht. Dann hält er unvermittelt an und knackt für uns Walnüsse frisch vom Baum.
Beim Mittagessen in Dilidschan spielen Walnüsse, die zu den Brotfrüchten der Armenier gehören, eine Hauptrolle. Als Füllung für die köstlichen Auberginenröllchen. Dazu gibt es im bildhübschen Gartenlokal Salate mit reichlich Koriander und das traditionelle Lavash-Brot mit raffinierter Füllung. Eine andere Welt.
Dilidschan ist ein Kurort inmitten der armenischen Schweiz mit Künstlerflair und bestens renovierten historischen Häusern. Ringsum liegen Laubbaumwälder, im Herbst Schauplätze für den Indian Summer in Armenien. Im Mittelalter entspannten hier schon armenische Könige, während der Sowjetzeit kamen die Parteibonzen, und längst strömen wieder Urlauber. Für uns perfekt zum Ausruhen nach dem Holper-Parcours durch die Berge.
Am nächsten Tag glitzert uns der Sewansee entgegen. Der fünftgrößte Bergsee der Welt – doppelt so groß wie der Bodensee – liegt, umringt von Gebirgen, stolze 1900 Metern über dem Meeresspiegel. Ringsum die beliebtesten Badestrände im Binnenland Armenien. Sanfte Wellen rollen an den kleinen Hotelstrand, ein Boot tuckert über den See, Möwen kreischen und die Septembersonne ist noch warm. Bei Wassertemperaturen deutlich unter 20° Celsius belassen wir es trotzdem beim Fußbad.
Auf der Sewan-Halbinsel thront das Kloster Sevanavank. Zum ersten Mal treffen wir hier Touristengruppen, hauptsächlich Einheimische. Ein Maler hat seine Staffelei oberhalb des Klosters aufgebaut und findet ein paar Kunden für seine Kunstwerke. Und natürlich wollen alle Ausflügler frische Seefische essen. Der Duft der Renken vom Grill ist auch tatsächlich unwiderstehlich. Gestärkt nehmen wir Kurs auf Jerewan, wo Supri die Heimreise in sein Dorf antritt.
Sehenswürdigkeiten in Jerewan – eine Hauptstadt der Kontraste
Eine Million Menschen, etwa ein Drittel der Einwohner Armeniens, leben in Jerewan. Eine Stadt mit vielen Gesichtern. Das alte orientalische Jerewan ist nur noch zu erahnen. Das Zentrum der Stadt prägte der eigenwillige Architekt Alexander Tamanyan in den 1930er-/1940er-Jahren im Stil des Neoklassizismus mit breiten Boulevards, viel rötlichem Tuffstein und Basalt. Eine Ikone im Zentrum: die Oper, vor der eine Tanzgruppe gerade ein You-Tube-Video dreht. Es fehlen aber auch nicht die Glaspaläste der Moderne, und SUVs der Luxusklasse rauschen über mehrspurige Straßen. Eine Stadt, die Reichtum heuchelt in einem Land, in dem das Durchschnittseinkommen bei 300–400 € im Monat liegt.
Mancher Auslandsarmenier hat sich im Stadtbild ein Denkmal gesetzt. Und davon gibt es viele. Rund 10 Millionen Armenier leben im Ausland. Zur riesigen Diaspora, die vor allem in Russland, Frankreich und den USA zu Hause ist, gehört mancher Promi: Kim Kardashian zum Beispiel, der ehemalige Tennisstar André Agassi oder die US-Musikerin Cher, die eigentlich Cherilyn Sarkisian heißt. Die meisten Auslandsarmenier unterstützen Verwandte in der alten Heimat.
Mosher, der uns ein Zimmer im Zentrum vermietet, war Dozent für Mathe und Physik an der Universität. Verdienen konnte er nicht viel damit. Aber er hatte ein kleines Haus mit Garten mitten in der Stadt. Als die Söhne in die USA und nach Kanada gingen, machten er und seine Frau aus den Kinderzimmern Fremdenzimmer. Das Geld für den Ausbau schickten die Jungs. So entstand ein hübsches Minihotel – zunächst nur für Auslandsarmenier auf Spurensuche. Dann kamen auch immer mehr Ausländer. Während wir plaudern, singt im Hintergrund Charles Aznavour französische Chansons. Auch ein Auslandsarmenier.
Etschmiadsin: Pilgerziel mit einer besonderen Reliquie
In den nächsten Tagen erkunden wir auf Tagesausflügen die Umgebung. Natürlich besuchen wir die Kathedrale von Etschmiadsin, die wohl älteste staatlich erbaute christliche Kirche der Welt. Gerade eingerüstet und wenig fotogen. Mit einer Planke von Noahs Arche und einem Splitter vom Heiligen Kreuz im Museum. Ein Pilgerziel für jeden Armenier. Im Klosterbereich liegen eine ganze Reihe weiterer Kirchen – alle mit prächtigem Dekor – wie die Kirche der heiligen Hripsime, wo gerade eine Hochzeitsgesellschaft Einzug hält.
Dann geht es weiter durch Weinfelder und Aprikosenhaine zum Ort der Sehnsucht, zum Kloster Chor Wirab im Schatten des heiligen Bergs Ararat.
Der Sehnsuchtsberg Ararat
Der Legende nach soll Noah nach der Sintflut am Berg Ararat mit seiner Arche gestrandet sein. Der schlafende Vulkan, der sich 5137 m hoch in den Himmel reckt, ist als launischer Genosse bekannt. Am liebsten hüllt er sich in Wolken. Uns zeigt er für einen Moment seine schneebedeckte Kuppe. Begleitet von vielen Ahs und Ohs zücken alle Besucher ihre Kameras. Ein grandioses Fotomotiv, aber auch ein Schmerzensmoment für jeden Armenier: Der Ararat liegt gar nicht in Armenien, sondern in der Türkei. Direkt hinter der Grenze, die kein Armenier überqueren kann. In diesem Fall konnte der Glaube keinen Berg versetzen.
Winzig wirkt das Kloster Chor Virap, das vor dem Berg auf armenischer Seite liegt. Der Name bedeutet „tiefes Verlies“. Warum es so heißt, wird klar, als wir im Kloster zwei Löcher im Boden erspähen. In Höhlenzellen, die man über eine lange Leiter erreicht, soll gegen Ende des 3. Jahrhunderts König Trdat III. den heiligen Gregor 13 Jahren lang eingesperrt haben, um ihn von seinem Glauben abzubringen. Doch Ende gut, alles gut: Der König wurde bekehrt und machte das Christentum zur Staatsreligion.
Eine Armenierin aus der Diaspora ist Gayane, die mich in breitem US-Englisch bittet, ein Foto von ihr mit dem Sehnsuchtsberg zu schießen. Geboren in Jerewan, emigrierte sie mit ihren Eltern schon als Kleinkind in die Staaten. Als Mitarbeiterin einer Non-Profit-Organisation kommt sie seit ein paar Jahren regelmäßig in die alte Heimat und stellt fest, dass sich von Jahr zu Jahr viel verändert.
Hochhäuser schießen in den Himmel, neue Lokale eröffnen. „In Jerewan ist mit zahlreichen IT-Jobs eine Mittelschicht entstanden, die das Leben genießen kann“, erzählt die Armenierin mit US-Pass. Sie sieht aber auch die Gefahr eines „Brain Drains“. Viele der gut ausgebildeten jungen Leute zieht es nach Westeuropa oder Amerika. Oder zumindest nach Russland. Eine Hoffnung für das kleine Land ist der Tourismus, der auch Geld in strukturschwache Regionen bringen soll.
Ararat zum Trinken – Cognac aus Armenien
Ararat heißt auch das Vorzeigeexportprodukt des Landes: Ararat-Brandy, der sich aus namensrechtlichen Gründen nicht mehr Cognac nennen darf. „Auf jeden Fall so hochwertig wie hochprozentig“, erzählt die Führerin in der Kellerei, die wir am Nachmittag in Jerewan besuchen. „Probieren Sie ihn zu reifen Pfirsichen“, ergänzt sie. So mochte ihn angeblich schon Winston Churchill, dem Stalin hin und wieder eine Kiste der guten Tropfen schickte.
Armenien – ein Land mit schwieriger Geschichte
Vor 100 Jahren erstreckte sich Armenien noch bis weit hinein in die heutige Türkei. Zwischen 1915 und 1918 deportierten und ermordeten Nationalisten im untergehenden Osmanischen Reich rund 1,5 Millionen Armenier. Armenien fordert seit langem, dass die Türkei den Massenmord als Genozid anerkennt. Die Regierung in Ankara weigert sich beharrlich. Kein Wunder, dass die Beziehungen zwischen den Nachbarn eisig, die Grenzübergänge geschlossen sind. Bitter vor allem für junge Armenier, die die Türkei als Tor zu Europa sehen und sich Versöhnung wünschen. Das Genozid-Mahnmal und -museum in Jerewan erinnert mit bedrückenden Bildern und Dokumenten eindringlich an diesen Völkermord.
1922 wurde Armenien Teil der Sowjetunion. Ende der 1980er-Jahre begann man einen Krieg mit dem Nachbarn im Osten – Aserbaidschan – um die Exklave Berg-Karabach. Bis heute flammen die Auseinandersetzungen immer wieder auf und haben Zehntausende Menschenleben gefordert. 1991 erklärte Armenien seine Unabhängigkeit, aber die ehemalige Sowjetrepublik unterhält ein pragmatisch-freundschaftliches Verhältnis zu Russland. Schließlich finden junge Leute dort einfacher Arbeitsplätze als im Westen.
Sehenswürdigkeiten in Armenien – Traumstraße in die Vergangenheit
Auch das kleine Armenien hat seine Traumstraßen, von denen eine von Jerewan zum Kloster Geghard führt. Sie schlängelt sich durch sonnendurchflutete, karge Ebenen, eingerahmt von tiefen Bergfalten, durch die Hirten ihre Schafherden treiben. Und über allem schwebt die weiße Kuppe des Ararat. Wo bewässert wird, reifen Aprikosen und Granatäpfel, die Lieblingsfrüchte der Armenier. Sie finden sich auch als Steinmetzarbeiten am aus einer Felswand herausgeschlagenen Kloster.
Die Geschichte des Kaukasus-Landes ist älter als das Christentum. Davon zeugt der vorchristliche Tempel von Garni, der inmitten von Basaltfalten liegt. Schnell erreichbar von der Hauptstadt aus, hat sich hier eine gut geölte Tourismusmaschinerie etabliert.
Frage an Radio Eriwan: „Ist es wahr, dass der liebe Gott Parteigenosse werden kann?“ Antwort: „Im Prinzip ja, nur müsste er vorher aus der Kirche austreten.“
Jerewan – Armeniens charismatische Hauptstadt
Wer die Zeiten des Kalten Krieges noch erlebt hat, kennt Radio-Eriwan-Witze, die die Misswirtschaft der Sowjetregimes auf die Schippe nahmen. Alle begannen mit „Frage an Radio Eriwan“, die Antworten mit „Im Prinzip ja …“. Auf dem Stadtspaziergang in Erwiwan/Jerewan kommen wir an der staatlichen Radiostation, heute Radio Armenia, vorbei. Ob hier die Witze erfunden wurden? Ich bekomme nur vage Antworten und auch die Google-Recherche liefert keine verlässlichen Fakten. Sicher ist: Die unzähligen jungen Leuten, die in Jerewans Cafés sitzen, kennen keine Radio-Eriwan-Witze.
In den Abendstunden dreht Eriwan noch einmal auf. Am Platz der Republik flaniert die halbe Stadt, während unzählige Wasserfontänen in die Luft schießen. In den Cafés finden Jobinterviews statt, IT-Freelancer hacken in die Tasten ihrer Laptops. Armenische Hipster in Sneakern, junge Schönheiten in halsbrecherischen Stöckelschuhen, Familien und Liebespaare im Selfie-Modus. Jeder Platz in den Restaurants ist voll besetzt.
Der Platz für den Abschied: die Kaskaden von Jerewan mit ihren 572 Stufen, das Herz der Stadt. Mit einem Skulpturenpark umsonst und draußen, den mal wieder ein Armenier aus der Diaspora sponserte, und sich damit ein Denkmal setzte. Oben angekommen liegt uns die Stadt zu Füßen und im Licht der untergehenden Sonne schält sich der Ararat noch einmal aus dem Dunst.
Reisetipps für Armenien
Anreise
Nonstop kannst du von mehreren deutschen Flughäfen nach Jerewan fliegen. Mit dem Airport Express von EliteBus kommst du in 30 bis 40 Minuten zur Metrostatioin Yeritasardakan, die nicht weit vom Freedom Square entfernt liegt. Je nach Verkehr brauchen Taxis 20–30 Minuten in die Stadt. Nach lizenzierten Taxis Ausschau halten. Bestens kombinierbar ist eine Armenienreise mit einem Roadtrip durch Georgien, eines der Nachbarländer.
Einreise nach Armenien
EU-Bürger und Schweizer können ohne Visum nach Armenien einreisen.
Geografie
Armenien ist ein relativ kleines – etwa so groß wie das deutsche Bundesland Brandenburg – und gebirgiges Land. Ein Binnenstaat zwischen Ararat-Hochland und Kleinem Kaukasus. Die Nachbarn, denen man nicht immer freundschaftlich gesinnt ist, sind Georgien, die Türkei, Aserbaidschan und der Iran. Das eindeutige Zentrum des dünn besiedelten Landes (ca. 3 Mio. Einwohner) ist die Hauptstadt Jerewan (1,1 Mio. Einwohner). Weitere Highlights des Landes sind vor allem die Klöster rund um die Hauptstadt, der Kurort Dilidschan sowie der Sewansee.
Währung
Geldautomaten (ATM), an denen du per Kreditkarte Bargeld ziehen kannst, sind in Eriwan verbreitet, auf dem Land noch selten und häufiger außer Betrieb. Kreditkarten werden in gehobenen Hotels, Restaurants und Shops akzeptiert.
Verständigung
Offizielle Landessprache ist Armenisch mit eigenem Alphabet. Russisch ist bei älteren Armeniern verbreitet. Englisch sprechen vor allem junge Leute in Jerewan, auf dem Land sind Englischkenntnisse kaum vorhanden. Ein Armenisch- oder Russischwörterbuch unbedingt gehört ins Reisegepäck.
Klima in Armenien
Armenien hat Kontinentalklima mit heißen, trockenen Sommern und kurzen, aber kalten Wintern. Jerewan liegt auf einem Breitengrad mit New York und Madrid. Die Berge des Kaukasus schützen das Land vor Kälteeinbrüchen aus dem Norden. Die besten Reisemonate sind Mai und Juni, wenn es überall grünt und blüht, sowie der September und die erste Oktoberhälfte, wenn es in der Regel noch angenehm warm und sonnig ist. Meiden solltest du Juli und August, wenn es sehr heiß ist und Exil-Armenier und Besucher aus den Nachbarländern für volle Hotels und höhere Preise sorgen.
Unterwegs in Armenien
Von Jerewan aus kannst du viele interessante Ziele im Land auf Tagesausflügen oder Zweitagesausflügen besuchen. Die Hauptstadt ist deshalb als Basis für die Erkundung vieler Sehenswürdigkeiten perfekt. Der Sewansee oder Dilidschan eignen sich als Stationen auf einer Rundreise in den Norden.
Mietwagen sind nur abenteuerlustigen Reisenden zu empfehlen, denn der Verkehr ist chaotisch, die Straßen sind zum Teil in miserablem Zustand, die Ausschilderung ist schlecht. Sammeltaxis (Marschrutka), Kleinbusse mit bis zu 15 Sitzplätzen, nutzen die Armenier meist für Überlandfahrten. Sie sind günstig, aber eng und voll. Außerdem fahren sie erst, wenn die Marschrutka voll ist. Meist gibt es in den Orten eine feste Station, an der die Sammeltaxis starten.
Eine bequeme und flexible Alternative sind gecharterte Taxis, oft einfach Privatwagen mit Fahrer. Der Preis ist natürlich deutlich höher, immer Verhandlungssache und abhängig vom Zustand des Wagens und Sprachkenntnissen des Fahrers. Wir haben im Hotel gefragt und immer fanden sich Onkels oder Cousins, die uns kutschierten.
Unterkünfte beim Roadtrip in Armenien
Der Tourismus sorgte vor Corona für einen Aufschwung. In Jerewan gibt es Hotels mit internationalem Standard und attraktiven Preisen, aber auch nette Privatunterkünfte. Außerhalb der Hauptstadt ist die Auswahl noch dünn, aber in Dilidschan oder am Sewansee locken einige Hotelanlagen mit Flair in historischen Gebäuden.
Hoteltipps in Jerewan
- Gehoben: Das Boutique-Hotel Apricot mischt in den stilvollen Zimmern lokalen und internationalen Stil. Der Clou ist die Dachterrasse mit Ararat-Blick.
- Mittel: Superzentral in der Nähe der Oper liegt das Nova mit komfortablen Zimmern westlichen Standards und vorzüglichem Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine kleine Wohlfühloase mitten in der Stadt: das Hin Yerevantsi Hotel in einem großbürgerlichen Privathaus mit Garten und Mini-Pool.
Hoteltipps am Sewansee
- Gehoben: Hotel Avan Marak Tsapatagh ist ein Haus im traditionellen Stil mit 34 Zimmern, in dem Naturmaterialien für Flair sorgen. Toller Pool und kleiner Spa. Ein kleines Paradies mit allerdings beschwerlicher Anfahrt.
- Mittel: Das Landhotel Lavash punktet mit Panoramazimmern mit Seeblick und gutem Restaurant. Strandzugang mit Sonnenliegen.
Hotel in Dilidschan
- Mittel: Im Old Dilijan Complex trifft historisches Ambiente auf modernen Komfort. Eine stilvolle Bleibe im Kurort.
Küche in Armenien
Die armenische Küche ist bodenständig, einfach und ehrlich. Man legt Wert auf frische, hochwertige Produkte. Die Raffinesse der Zubereitung steht weniger im Mittelpunkt. Fleischliebhaber sind eindeutig im Vorteil, Grillgerichte mit Lamm-, Rind- oder auch Schweinefleisch findest du überall. Eine Spezialität sind Tolma, in Weinblätter gewickelte Fleischbällchen. Auch Basturma, getrocknetes Rindfleisch in Gewürzkruste, das dünn aufgeschnitten wird, solltest du probieren. Dazu reicht man Kräuter und frisches oder eingelegtes Gemüse.
Unverzichtbar zu jeder Mahlzeit: Lawash, hochdünne Brotfladen, die man in Tonöfen bäckt. Als Nachspeise reicht man frisches Obst oder zuckersüßes Baklava. Überraschend vielfältig ist die Küche in Jerwan mit seinen vielen guten Restaurants. Alles von volkstümlich bis stylish ist vorhanden, auch Adressen mit gehobener Küche, die Alternativen für Vegetarier bieten.
Restaurants in Jerewan
Eine tolle Adresse mitten in der Stadt: Im Lavash Restaurant werden die traditionellen Brotfladen der Armenier kunstvoll präsentiert, aber auch andere traditionelle Spezialitäten des Landes kommen neu interpretiert auf den Tisch.
Versteckt in einem Hinterhof liegt das At Gayane’s. Aber das Suchen lohnt sich. Ein Familienlokal mit viel Ostalgie und Großmutters Küche. Besonders im Garten und auf der Terrasse tolle Stimmung.
Wenn es ein bisschen schicker sein darf, ist das Sherep eine gute Adresse für lokale sowie internationale Küche: z.B. Lammschulter mit Orangen.
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Restaurants am Sewansee
Ob im Tsovasar Restaurant (Norashen St., 9), im Aschot Jerkat (direkt unterhalb des Klosters) oder im Teahouse Bashinjaghyan (im Hotel Lavash) – die Spezialität ist überall frischer Seefisch vom Grill.
Restaurants in Dilidschan
Nette Atmosphäre und köstliches Essen: Im Kchuch Restaurant serviert man vor allem Gerichte aus dem Tontopf (z.B. Hähnchen-Aprikosen-Tagine).
Wein und Cognac
Der Weinbau reicht 6000 Jahre zurück. Ähnlich wie im Nachbarland Georgien reiften die Weine ursprünglich in Tonamphoren im Erdreich. Heutzutage setzt man vor allem auf europäische Herstellungsmethoden. Weingüter gibt es westlich von Eriwan. Das bekannteste Exportgut des Landes ist jedoch der armenische Cognac, der zu Recht berühmt ist. Die Kellerei Ararat in Jerewan kannst du mit Führung besichtigen.
Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.
14 Kommentare
Marie Schade
31. Januar 2022 at 18:12Vielen Dank für den interessanten Bericht über Armenien. Den heiligen Berg Arafat habe ich bisher nur aus dem Flugzeugfenster gesehen. Es ist für die Armenier schmerzlich, dass er nicht auf ihrem Gebiet liegt. Ich habe mir immer vorgenommen, das kleine Land selbst zu besuchen. Durch Deinen Bericht habe ich wenigstens einen guten Überblick bekommen. LG Marie
Elke
31. Januar 2022 at 20:56Liebe Marie,
der Berg Ararat ist in der Tat beeindruckend. Wie viele andere Plätze in Armenien. Und bestimmt kommst du eines Tages in den Kaukasus!
Liebe Grüße
Elke
Marie Schade
1. Februar 2022 at 23:53Liebe Elke,
heute habe ich Deinen Beitrag in „Reise und Preise“ gesehen, die Zeitschrift habe ich jahrelang abonniert. Er ist wirklich interessant. Mach weiter so!
Liebe Grüße
Marie
Elke
2. Februar 2022 at 5:46Vielen Dank fürs Lob, liebe Marie!
Herzliche Grüße
Elke
Sabine von Ferngeweht
31. Januar 2022 at 19:24Wow, das sieht nach einem spannende Reiseziel aus! Da Georgien noch auf meiner To-go-Liste steht, stelle ich Armenien direkt mal daneben …
Elke
31. Januar 2022 at 20:58Liebe Sabine,
ich hatte Armenien auch gar nicht auf dem Schirm, als ich meine Georgien-Reise plante. Was hätte ich verpasst, wenn ich nicht relativ spontan einen Abstecher ins kleine Nachbarland eingeplant hätte!
Liebe Grüße
Elke
Stefan
31. Januar 2022 at 20:18Hallo Elke, ein beeindruckender Bericht. Besonders interessant finde ich die Klöster. Weißt Du, ob dort auch Gäste aufgenommen werden? VG Stefan
Elke
31. Januar 2022 at 21:03Hallo Stefan,
die Klöster sind in der Tat sehr beeindruckend. Die meisten sind jedoch nicht mehr von Mönchen bewohnt und haben auch gar keine Möglichkeiten Gäste aufzunehmen. Nur das aufgelassene Haghartsin-Kloster ist wohl inzwischen Gästehaus, habe ich gehört.
Liebe Grüße
Elke
Britta
1. Februar 2022 at 10:07Liebe Elke,
das sieht wirlich großartig aus und macht total Lust auf einen Roadtrip durch Armenien! Danke für die vielen hilfreichen Tipps. Bei mir steht auch Georgien noch auf der Reiseliste – und das sollte ich offensichtlich unbedingt um Armenien erweitern.
Viele Grüße
Britta
Elke
1. Februar 2022 at 10:19Liebe Britta,
Georgien und Armenien sind eine perfekte Kombination. Ganz schön anstrengend, aber ungemein erlebnisreich. Über Georgien gibt’s übrigens auch einen Artikel auf dem Blog (https://www.kekseundkoffer.de/roadtrip-durch-georgien).
Liebe Grüße
Elke
Selim
14. Februar 2022 at 16:19Schöner Bericht aus einem Land, von dem man wenig liest (und wenn dann meistens negatives). Am Ararat gab es in den 90ern übrigens Ausgrabungen, die klären sollten ob da wirklich ein Boot liegt. Nach einem Erdrutsch sah eine Stelle wie der Umriss eines Schiffrumpfs aus und es wurden ja auch immer mal wieder Holzstücke gefunden. Am Ende war’s dann aber doch nix:) Als ich vor zwei Jahren in Armenien war, konnte ich den Ararat auch nur aus der Ferne bewundern. Dafür war ich aber auf dem nicht ganz so bekannten Aragats, dem höchsten Berg, der heute auf armenischem Staatsgebiet liegt: https://der-eskapist.de/armenien/aragats-hochster-berg-armenien/ Auch eine schöne Wanderung, obwohl ich ein bisschen Höhenkrankheit hatte…
Elke
14. Februar 2022 at 22:06Klingt spannend. Vielen Dank für deinen Kommentar! Da werde ich gleich mal in deinem Blogpost mit der Beschreibung der Wanderung schmökern.
Liebe Grüße
Elke
Wolfgang Becker
13. September 2023 at 21:35Vielen. Dank für den Bericht.
Ich konnte ihn noch gar nicht ganz lesen.
Armenien, letztens im Fussball gegen die Türkei 1 :: 1 unentschieden gespielt, war lange nicht auf meiner Landkarte .
Über das Internet lernt ich die Sängerin Elena Yerewan kennen und hörte viele ihrer Lieder aus verschiedenen Sprachen.
Durch sie lernte ich Armenien kennen.
Dort gibt es häufig Krieg mit Aserbaidschan um den Berg Karabach. Deswegen vielen schon Lifeveranstaltungen von Elena aus.
Mittlerweile lese ich das Buch „40 Tage Armenien“ und verfolge einiges über das Internet.
Reisen bildet.
Elke
13. September 2023 at 21:49Hallo Wolfgang,
vielen Dank für den Kommentar! Armenien ist ein faszinierendes Reiseland – aber, wie du richtig schreibst, auch ein unruhiges Land. Hoffen wir, dass es nicht wieder zum Krieg kommt!
Liebe Grüße
Elke