Die Küche Sri Lankas ist bei uns kaum bekannt. Schade, denn sie hat viel zu bieten. Köstliche Gemüsecurrys zum Beispiel wie dieses Rote-Bete-Curry, das ruckzuck auf dem Tisch steht und im Winter Leib und Seele wärmt. Es gehört zu meinen Lieblingsrezepten aus Sri Lanka. Hier geht es zum Rezept für das vegane Curry.
An meine erste Begegnung mit der Inselküche erinnere ich mich noch ganz genau: Mitte der 1990er-Jahre war ich zum ersten Mal auf Sri Lanka und der Hunger trieb mich in ein kleines einheimisches Lokal mitten im Pettah-Viertel von Colombo. „Red Curry“ oder „White Curry“?, fragte der Besitzer. Ich entschied mich für die rote Variante. Ein fataler Fehler. Gefühlt ein ganzer Sack Chili sorgte nicht nur für eine tolle Farbe, sondern auch für teuflische Schärfe. Mir schossen die Tränen in die Augen, die Geschmacksknospen brannten und die Einheimischen hatten viel Spaß beim Anblick einer nach Luft schnappenden Europäerin mit verschmiertem Mascara.
So hatte ich meine Lektion gelernt: Anfänger in Sri-Lanka-Küche sollten „weiße Currys“ auf Basis von Kokosmilch wählen, die Milde am Gaumen walten lassen.
Inhaltsverzeichnis
Curry, Curry, Curry – Lieblingsrezepte aus Sri Lanka
Rice & Curry spielt die Hauptrolle in der Küche Sri Lankas und ist das Lieblingsessen der meisten Sri Lanker und viel mehr als ein einzelnes Gericht. Die „Hauptsache“ ist in der Regel ein Hähnchencurry, Fischcurry oder Garnelencurry. Rindfleischcurrys schätzt vor allem die muslimische Minderheit. Geradezu grandios ist aber die Vielfalt der Gemüsecurrys, die auch meist vegan sind – Vegetarier und Veganer schweben in Sri Lanka im siebten kulinarischen Himmel. Auberginen, Rote Beten, Süßkartoffeln, Bittergurken, Jackfrucht, Kochbananen, Bananenblüten, Okraschoten, grüne Mangos oder Schlangenbohnen – es gibt kaum ein Gemüse oder eine Frucht, die nicht ins Curry passt.
Das Curry der Wahl wird von mindestens zwei (zusätzlichen) Gemüsecurrys begleitet – darunter meist ein Dhal, ein Linsencurry. Dazu viele Schälchen mit würzigen Kleinigkeiten. Nicht fehlen dürfen Pappadam, knackige Linsenfladen, Malum, ein Salat aus gehacktem Blattgemüse und Kokosnuss, und Hodda, eine Sauce aus in Kokosmilch eingekochten Gewürzen. Außerdem gehören Chutneys, süß-sauer-würzig eingekochte Konfitüren, und Pickles zum Begleitprogramm. Eine unverzichtbare Beilage ist schließlich Pol Sambol aus frischen Kokosraspeln, die durch eine gute Portion Chili Feuer bekommen, Zitronensaft, fein geschnittenen Tomaten und Zwiebeln.
Ceylon-Zimt & Co.
Pfeffer, Muskat, Kardamom, der berühmte Ceylon-Zimt und viele andere Würzzutaten sorgen neben Chili, der aus Südamerika einwanderte, für das richtige Aroma in der Küche Sri Lankas. Im Tropenklima gedeihen die Gewürze, die europäische Seefahrer vor Jahrhunderten ins ferne Asien lockten, prächtig. Kaum eine Hausfrau, die nicht auf ihre ganz persönliche Gewürzmischung schwört, die ganz gewiss nichts mit dem gelben Pulver zu tun hat, das in Mitteleuropa als „Curry“ verkauft wird. Bei uns kaum bekannt sind die Blätter des Currystrauchs, die fürs ganz besondere Sri-Lanka-Aroma sorgen. Wichtig ist, dass sie frisch sind (am besten im Asia-Laden des Vertrauens vorbestellen). Was übrig bleibt, kann man einfrieren.
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So ist jedes Rice & Curry ein Gesamtkunstwerk, ein Gaumenschmaus aus unterschiedlichen Aromen – süßlich, säuerlich und würzig in unterschiedlichen Schärfegraden. Dazu kommt natürlich Reis auf den Tisch – in gehobenen Lokalen meist indischer Basmatireis, aber auch wieder häufiger der einheimische rote Country Rice, der so köstlich wie nahrhaft ist.
Oft bin ich in den vergangenen Jahren im November und Februar mit Reisegruppen in Sri Lanka unterwegs gewesen. Jetzt im Corona-Winter 2021 sitze ich im kalten Deutschland und träume mich mit einem Rote-Bete-Curry in die Tropen. Wie praktisch, dass Rote Bete bei uns als Wintergemüse gerade überall zu haben ist.
Rote-Bete-Curry – ein köstliches Winteressen
Zutaten (für 4 Portionen)
- 1,25 kg Rote-Bete-Knollen (vorzugsweise roh, notfalls vorgegart), geschält, halbiert und in Stifte geschnitten
- 4 EL Kokosöl
- 2 EL schwarze Senfsamen
- 2 EL Bockshornklee-Samen
- 2 Rispen Curryblätter (frisch oder gefroren)
- 3 Schalotten, fein gewürfelt
- 1 grüne Chili, entkernt und fein gewürfelt
- 1 Dose (400 g) Kokosmilch
- evtl. der Saft einer halben Limette
- Salz nach Geschmack
Zubereitung Rote-Bete-Curry
1 Das Kokosöl in einer großen Pfanne oder einem Wok stark erhitzen.
2 Senf- und Bockshornklee-Samen dazugeben und die Gewürze bei aufgelegtem Deckel rösten, bis sie zu poppen beginnen.
3 Curryblätter, Chili- und Schalottenwürfel zugeben und die Hitze herunterschalten. Alles rund 10 Minuten garen, bis die Schalotten glasig sind.
4 Die Rote-Bete-Stifte dazugeben. Alles vermengen, salzen und mit 500 ml Wasser auffüllen. Den Deckel auflegen und weitere 10 Minuten garen, bis das Gemüse weich ist.
5 Die Kokosmilch hinzufügen und alles ohne Deckel weitere 5 Minuten köcheln lassen. Wenn Säure fehlt, mit Limettensaft nachwürzen. Nochmals abschmecken und mit Reis servieren. Besser noch: Bis zum nächsten Tag stehen lassen. Dann haben Samen und Curryblätter ihre ganze Würzkraft entfaltet.
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2 Kommentare
Carolin Fried
31. März 2021 at 13:18Das Rote-Bete-Curry ist nicht nur farbstark, liebe Elke, sondern schmeckt so richtig authentisch nach Sri Lanka! Ich muss das wissen, denn ich war auch schon mal dort. Pipileicht zuzubereiten ist es obendrein…
Elke
31. März 2021 at 13:21Liebe Caro,
freut mich, dass es geschmeckt hat! Die frischen Curryblätter machen den Unterschied, oder?
Liebe Grüße
Elke