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Wild West Coast: 10 Highlights an der Westküste Neuseelands

Westküste Neuseelands: die Pancake Rocks bei Punakaiki

Die West Coast liegt ein bisschen abseits der Hauptreiserouten durch Neuseeland und das Wetter ist berühmt-berüchtigt mit richtig vielen Regentagen. Und doch – für mich ist eine Neuseelandreise ohne die wildschöne Westküste Neuseelands nicht komplett. Ein traumhafter Landstrich sowieso für alle, die Wind, Wetter und Wellen mögen. Und Regentropfen sind in den Legenden der Maori sowieso nur feuchte Küsse, die Himmelsvater Rangi der Erdmutter Papa auf den Rücken haucht.

Die West Coast ist auch eine einsame Gegend. An der insgesamt 600 Kilometer langen Küste leben gerade einmal 33.000 Menschen. Und von Overtourism keine Spur. Nur in Franz Josef und vielleicht an den Pancake Rocks wird es im Sommer ein klein bisschen lebhafter.

Je nachdem, ob du deinen Roadtrip auf der Südinsel oder auf der Nordinsel Neuseelands startest, sind Wanaka in Otago oder Westport dein Ausgangspunkt. Die Orientierung ist einfach: Es gibt nur eine Hauptstraße: die SH6. Hier stelle ich dir meine Highlights an der Westküste Neuseelands vor, für die du mindestens zwei, besser drei Übernachtungen einplanen solltest. Wenn du Wanderungen im Paparoa National Park zum Beispiel planst, auch länger.


Vor der Fahrt solltest du ab und zu auf die Wetter-App schauen – und die Seite mit den Road Warnings konsultieren. Bei Dauerregen macht die Strecke tatsächlich wenig Spaß. Die Straße kann wegen Starkregen und Erdrutschen auch tatsächlich mal gesperrt sein, und dann sitzt du fest. Dann lieber nach Alternativen auf der Ostseite der Südalpen suchen. Aber keine Sorge – auch an der Westküste lässt sich die Sonne blicken. Der Nachteil: Auch Sandfliegen mögen Sonnenschein.

Die Highlights entlang der Westküste Neuseelands

In welcher Richtung du die Route entlang der West Coast bereist, hängt davon ab, ob du deinen Roadtrip durch Neuseeland auf der Nord- oder auf der Südinsel begonnen hast. Bist du im Norden gestartet, wirst du über Nelson nach Westport fahren, der Mann und ich fuhren zuletzt von Wanaka aus über den Haast Pass an die Westküste Neuseelands.

#Über den Haast Pass

Der Weg ist auch das Ziel. Der Haast Pass ist der südlichste und niedrigste der drei Pässe über die Südalpen (die anderen sind Arthur’s Pass und Lewis Pass). Er ist nur 563 Meter hoch, aber eine Klimascheide. Aus dem trockenen Otago kommend, landest du im urplötzlich im Regenwald. Das beeinflusst natürlich auch die Vegetation. Sobald du den Pass überquert hast, verkrümeln sich die Südbuchen und Baumfarne ragen überall wie riesige Regenschirme auf.

Der erste Europäer, der den südlichsten Pass über die Südalpen bezwang, war der deutsche Naturforscher Julius von Haast (1822–1887), nach dem der Pass auch benannt ist. Er folgte 1862 einem Maori-Pfad an die Westküste. Der Highway wurde erst 1960 eröffnet – zunächst als Schotterstraße, dann ab 1990 als SH 6 asphaltiert. Unterwegs solltest du unbedingt hier und da anhalten und dich rechts oder links in die Büsche schlagen. Besonders lohnend sind meiner Meinung nach folgende Stopps:


  • Blue Pool Walk (30 Minuten): Die Blue Pools sind Becken im so genannten Blue River, der in den Makarora River mündet. Du kannst die Pools mit ihrem faszinierend türkisgrünen Wasser auf einer Hängebrücke überqueren. Lohnt aber nur bei Sonnenschein.
  • Fantail Falls (5 Minuten): Die 23 Meter hohen Wasserfälle liegen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und stürzen sich in den Haast River. Davor liegt ein Kiesbett mit großen Steinen und Baumstämmen – perfekt zum Picknicken geeignet.
  • Thunder Creek Falls (10 Minuten): Ein bequemer Weg führt durch den Regenwald zu den Fällen, die mit 96 Metern deutlich höher als die Fantail Falls sind. Der ist bei Regen besonders eindrucksvoll. Bei Sonnenschein das Sandfliegenspray nicht vergessen!

Die Südalpen

Die Briten waren ein bisschen fantasielos, als sie den wichtigsten Gebirgszug der Südinsel einfach Südalpen (englisch: Southern Alps) nannten. Ähnlichkeiten gibt es natürlich: Auch die Südalpen sind wie die europäischen Alpen ein Hochgebirge – mit 24 Gipfeln, die über 3000 Meter hoch und teilweise vergletschert sind. Die Südalpen sind aber älter als „unsere“ Alpen und falteten sich bereits vor 100–150 Millionen Jahren auf.

Weil sie an der Plattengrenze und damit der Knautschzone zwischen Pazifischer und Australischer Platte liegen, ist die Hebungsphase noch nicht abgeschlossen. In atemberaubendem Tempo wachsen die Südalpen jedes Jahr 36 Millimeter in die Höhe. Der höchste Berg des Landes, Mount Cook (3724 Meter), wäre heute 20 Kilometer hoch, wenn die Erosion nicht gegensteuern würde. 

Dann geht es auch schon wieder abwärts und du erreichst die Brücke über den Haast River – eine für die Südinsel typische One Lane Bridge (Regel: Wer zuerst ankommt, darf zuerst fahren) mit Blick auf die Stromschnellen Gates of Haast.

#Naturpark Ship Creek 

Sobald du die Küste erreicht hast, biegst du nach Norden ab. Rechts der Straße liegt jetzt der Regenwald, aus dem windschiefe Baumriesen herausragen: die endemischen Kahikatea-Bäume, die zur Familie der Steineiben zählen. Dahinter liegt der Mount Aspiring National Park mit seinen Gletschern. Und links von dir wütet die ungestüme TasmanSee. Es lohnt sich, nach dem Abzweig zum Ship Creek, einem kleinen Naturpark, Ausschau zu halten. Dort gibt es zwei Rundwege – und Toiletten, die man ja auch ab und zu braucht.


  • Weg 1 (25 Minuten) führt über einen Holzbohlenweg durch den Regenwald – vorbei an riesigen Rimu– und Kahikatea-Bäumen, in deren Kronen sich Epiphyten angesiedelt haben. Besonders eindrucksvoll, wenn es so richtig schön feucht ist.
  • Weg 2 führt auf Holzbohlen durch die Dünen.

Wild West Coast mit Gletschern im Regenwald

Warum regnet es an der Westküste eigentlich soviel? Die Südinsel Neuseelands liegt ungefähr zwischen dem 40. und dem 50. Breitengrad und ist den berüchtigten Roaring Forties ausgesetzt. Diese Winde stoßen entlang der Westküste auf die Südalpen. Das Ergebnis: Steigungsregen. Tatsächlich ist es an der Westküste fast immer feucht: 300 Regentage im Jahr und zwischen 6400 und 12.000 Millimeter Niederschlag sprechen für sich. In der Gletscherregion sind es sogar bis zu 18.000 Millimeter!

Westküste Neuseelands: Franz-Josef-Gletscher
Westküste Neuseelands: Franz-Josef-Gletscher im Regen

Im Vergleich: In Hamburg sind es lächerliche 700 Millimeter, in Bergen (Norwegen) – Europas Regenhauptstadt – auch nur 2600 Millimeter. Der Regen hat einen Vorteil: Die Sandflies, die dir bei Sonnenschein im Fiordland und an der gesamten Westküste das Leben schwer machen können, mögen keinen Regen und halten sich vornehm zurück.

Der Niederschlag kommt in den Bergen natürlich als Schnee herunter und der Neuschnee drückt auf den vorhandenen Schneeteppich. Gletschereis ist schließlich nichts anderes als umgewandelter Schnee – wie bei einem Schneeball durch Druck entstanden. Und der Fluss aus Eis fließt wie ein Förderband die Hänge hinunter Richtung Küste. Dabei nimmt er Geröll mit.

#Ein natürlicher Spiegel: Lake Matheson

Lake Matheson entstand vor rund 14.000 Jahren, als der Fox Glacier auf dem Rückzug nach der letzten Eiszeit eine Vertiefung hinterließ, die sich nach und nach mit Wasser füllte. An windstillen Tagen spiegeln sich im Wasser des Sees die höchsten Gipfel des Landes – Mount Cook und Mount Tasman. Auf Fotos sieht das gigantisch aus. Leider hatten wir hier kein Wetterglück. Bei Wind und Regen war die Sicht bescheiden und wir spazierten nur durch den Regenwald zur Aussichtsplattform (40 Minuten hin und zurück), ohne viel zu sehen. Bei gutem Wetter kannst du den See in 1,5 Stunden auch einmal umrunden und bestimmt grandiose Fotos machen.

#Gletscher trifft Regenwald: Franz Josef Glacier

Die Gletscher der letzten Eiszeit hinterließen an der Westküste Seen und Schluchten (und im Fiordland auch Fjorde). Bis heute strecken Fox­- und Franz­-Josef­-Gletscher ihre eisige Zunge bis in die Regenwälder entlang der Küste. Die Zugangsstraße zum Fox Glacier wurde vor ein paar Jahren weggespült. Ein Neubau wäre teuer, sodass man den Fox Glacier touristisch für tot erklärte. So konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf den Franz Josef Glacier, den Julius von Haast zu Ehren seines österreichischen Weggefährten nach Kaiser Franz-Joseph benannte.

Ausgangspunkt für die Erkundung ist Franz, wie der Ort meist genannt wird. Nichts anderes als eine Ansammlung von Hotels, Motels, Restaurants und Anbietern von touristischen Ausflügen aller Art. Keine Schönheit. Es bleibt auch kaum jemand länger als eine Nacht. Und weil Franz ganz und gar abhängig vom Tourismus ist, hofft man, dass der mit dem Klimawandel dahinschmelzende Gletscher noch viele Jahre lang Touristen anzieht. In den Ort führt eine Brücke über einen gräulichen Fluss mit Gletschermilch, wie man das grau oder weiß getrübte Abflusswasser eines Gletschers nennt. Die Trübung entsteht durch den Transport fein zerriebenen Gesteins im Wasser.

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Westküste Neuseelands: Franz Josef Glacier aus der Ferne

Als Naturwunder muss Julius von Hasst den Franz Josef Glacier erlebt haben – ein Gletscher, der aus alpinen Höhen bis in den Regenwald floss und fast bis zum Strand reichte. Als ich in den 1980er-Jahren zum ersten Mal in Neuseeland war, begegneten sich der eisige Fluss und der dampfige Wald noch. Lange vorbei! Wenn du dich auf dem Weg vom Parkplatz dem Gletscher näherst, hast du bei gutem Wetter immerhin aus der Ferne noch die Illusion einer blau-grünen-Begegnung.

Wenn du nach etwa 15 Minuten den Aussichtspunkt erreicht hast, blickst du in ein Tal aus Geröll, das die Gletscherzunge nicht mehr berührt. Wo der Gletscher einst durchs Tal floss, liegt heute nur Moränenschutt. Um den Rückzug des Gletschers zu dokumentieren, hat das DOC (Department of Conservation) an einigen Stellen Info-Tafeln aufgestellt. Innerhalb von vier Jahren ein Rückzug um 500 Meter!

Franz-Josef-Gletscher an der West Coast Neuseelands
Franz-Josef-Gletscher an der West Coast Neuseelands

Durch das Tal konntest du bis 2021 noch bis fast zur Gletscherzunge wandern. Nach Unfällen sperrte man den Weg. Ein Papp-Ranger macht klar: Hier geht’s nicht weiter. So brummt das Geschäft der Helikopterveranstalter im Ort – auch im Wortsinn. Helis fliegen – wenn das Wetter mitspielt – stündlich Besucher auf den Gletscher.

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Westküste Neuseelands: Franz Josef Glacier – hier geht es nicht weiter

Wanderung in Franz Josef

Neben dem Abstecher zum Gletscher lohnen ein paar kurze Wanderungen in Franz. Ich habe den Callery Gorge Walk (1,5 Stunden) gemacht, der direkt im Ort startet. Du läufst durch den Regenwald quasi um den Ort herum und hast tolle Blicke aufs Flussbett mit Gletschermilch und die Brücke nach Franz. Bei Nacht kannst du mit ganz viel Glück im Busch Kiwis beobachten. Alternativ im National Kiwi Centre, wo du ein paar Kiwis hinter Glas im Dunkeln erspähen kannst.

#Vogelparadies Okarito Lagoon

Ein Stückchen nördlich von Franz Josef liegt der kleine Ort Okarito zwischen den Mündungen von Waiho River und Whataroa River. Von der SH6 ein 13 km langer Abstecher an die Küste. Berühmt ist der Ort für seine Lagune – die größte naturbelassene Gezeitenbucht des Landes. Nur hier brütet Kotuku, der weiße Reiher. Er hat für die Maori besondere Bedeutung, und mit seinen Federn schmückten sich einst Maori-Häuptlinge. Von September bis Februar oder März leben Reiher-Paare in der Kolonie, brüten und ziehen die Jungen nach dem Schlüpfen auf. Die Lagune ist aber sowieso ein Vogelparadies mit rund 70 Vogelarten, das du mit dem Kanu oder wandernd auf dem Okarito Wetland Walk erkunden kannst.


Ich bin aber gar nicht der Vögel wegen nach Okarito abgebogen, muss ich gestehen. Grund war vielmehr die Liebe zur Literatur. Der winzige Ort, der in seinen Boomjahren 4.000 Einwohner lebten, ist heute mit nur 30 Seelen fast eine Geisterstadt. In dieser urwüchsigen, sturmdurchpeitschten Landschaft spielt aber ein wortgewaltiger Roman, der nach seinem Erscheinen 1985 für Furore sorgte und Neuseeland ein Stück Weltliteratur bescherte.

Literaturtipp

  • Keri Hulme, Unter dem Tagmond (nur noch antiquarisch erhältlich). Hulmes Vorfahren waren väterlicherseits schottisch-englische Einwanderer, mütterlicherseits Māori. Ein Studium musste sie aus finanziellen Gründen abbrechen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch – als Tabakpflückerin, Köchin und Postangestellte, aber auch mit Jobs am Bau und in der Fischerei. Mit 25 bezog sie ein einsames Häuschen in Okarito, um dort ungestört schreiben, lesen, malen und fischen zu können. Mit ihrem einzigen Roman holte Keri Hulme (geb. 1947) 1985 den Booker Prize,den wichtigsten Preis für englischsprachige Literatur im UK, erstmals nach Neuseeland.
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#Treibholz, Jade und Wild Food: Hokitika

Den Treibholz-Schriftzug am Strand mit dem Ortsnamen Hokitika hat vermutlich jeder Neuseelandreisende schon einmal auf Fotos gesehen. Aus angeschwemmtem Treibholz wird er Jahr für Jahr neu in den Sand gesteckt. Wenn ihr Ende Januar in Hokitika seid, wird der Strand – kein Badestrand! – beim Driftwood & Sand Beach Sculpture Festival zur Open-Air-Galerie. Die Kunstwerke sind auch im Februar oder März noch zu bestaunen. Ein weiteres Festival, das Fans aus dem ganzen Land anlockt: das Hokitika Wildfoods Festival im März, bei dem Insekten, Seevögel, Possums und andere ungewöhnliche Spezialitäten die Geschmacksknospen unerschrockener Besucher herausfordern.

Hokitika – Schriftzug aus Treibholz
Westküste Neuseelands: Hokitika – Schriftzug aus Treibholz

Hokitika und der Goldrausch

Mit dem Goldrausch Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte Hokitika einen kometenhaften Aufstieg vom verschlafenen Nest zur Boomtown. Für Tausende von Glücksrittern, die aus aller Welt anreisten, baute man hunderte Hotels, dazu Freudenhäuser und Bars, in denen man Erfolge feierte und sich Misserfolge schön trank. An die Golden Days erinnert eine Abteilung im Hokitika Museum in der ehemaligen Bibliothek. Ein weiterer Prestigebau: das Art-déco-Kino aus den 1930er-Jahren.

Ende des 19. Jahrhunderts waren die Goldadern erschöpft, die Hotels wurden verrammelt und der Hafen versandete. Es blieb ein sympathisches Städtchen mit Wild-West-Flair, in dem sich Alternative, Künstler und Lebenskünstler wohlfühlen. Ein Ort mit besonderem Vibe, in dem viele länger bleiben als geplant.

Literaturtipp:

  • Eleanor CattonDie Gestirne. Die Goldrausch-Ära fing Catton (geb. 1985) in ihrem Roman „Die Gestirne“ so wortgewaltig ein, dass sie 2013 dafür als jüngste Autorin aller Zeiten den Booker Prize,den wichtigsten Literaturpreis für englischsprachige Literatur im Königreich, erhielt.

Jade in Hokitika

Bevor die Weißen kamen, gab es für die Maori keinen wertvolleren Rohstoff als pounamu, neuseeländische Jade oder Grünstein. Das lag vielleicht zum Teil an den zahllosen Stunden, die man brauchte, um Werkzeuge oder Schmuck daraus herzustellen. Die neuseeländische Nephrit-Jade, die man nur hier an der Westküste findet, ist nämlich härter als Stahl. Flüsse spülen den Schmuckstein aus den Bergen in Richtung Meer, und das Gebiet rund um Hokitika nennen die Maori Te Wai Pounamu – „Land des Grünstein-Wassers“. Kein Wunder, dass in Werkstätten und Ateliers Jadeschmuck verkauft wird. Aber Achtung: Vor dem Kauf unbedingt nach der Herkunft des Steins fragen, denn oft wird auch Jade aus Asien oder Kanada verarbeitet.

Westcoast Neuseeland: Treibholzkunst in Hokitika
Westcoast Neuseeland: Treibholzkunst in Hokitika

#Farbwunder Hokitika Gorge

Ein toller Ausflug führt zur Hokitika Gorge, 30 Kilometer südlich von Hokitika. Hier zwängt sich der Hokitika River, eingerahmt von Regenwald, eindrucksvoll durch eine Schlucht. Berühmt ist aber vor allem die Farbe des Wassers: knalltürkis. Was auf den Fotos aussieht, als wären Photoshop & Co. im Spiel, ist Natur pur. Aber nur bei Sonnenschein. Eindeutig kein Regenziel.


Wenn du nur wenig Zeit hast – rund 500 Meter läufst du bis zur Besucherplattform mit Blick auf die fotogene Hängebrücke. Sehr schön ist aber auch der ausgeschilderte Rundweg (1,2 Kilometer/ 1 Stunde).

#Punakaiki und die Pancake Rocks

Punakaiki ist eine Siedlung mit ein paar Ferienwohnungen und einem Hotel am Punakaiki Beach, an den die ungestüme Tasman-See klatscht. Ein wildschöner Ort zum Durchpustenlassen, an dem der Kopf in Nullkommanichts frei wird. Ein Traum sind die Sonnenuntergänge.

Neuseeland Westcoast: Wetterstimmung in Punakaiki
Neuseeland Westcoast: Wetterstimmung in Punakaiki
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Die meisten Besucher kommen aber wegen der Pancake Rocks – bizarr erodierte Felstürme mit tiefen Rillen – nach Punakaiki. Sie erinnern tatsächlich ein bisschen an gestapelte Pfannkuchen und zeugen von der Kraft des Wasser. Wie heißt es so schön: „Steter Tropfen höhlt den Stein … “ Ein faszinierendes Schauspiel, wenn der Wind die Wellen in die Felskammern treibt und das Wasser als Fontäne aus „Blowholes“ nach oben schießt.


Der bestens ausgebaute Rundweg (20 Minuten) führt durch einen Dschungel aus Neuseeland-Flachs, aus dem Nikau-Palmen ragen – die einzigen endemischen Palmen in Neuseeland und die südlichsten Palmen der Welt.

#Küstenstraße nach Westport

Die Küstenstraße von Punakaiki nach Westport gehört zu den schönsten Panoramastraßen Neuseelands. Hier war auch bereits Kapitän James Cook mit seiner Endeavour unterwegs.

Der Entdecker des Südpazifiks: James Cook

Als James Cook 1728 im Nordosten Englands als Sohn eines Tagelöhners geboren wurde, ahnte niemand, dass er einst fremde Welten entdecken würde. Als Schiffsjunge auf Kohleschiffen büffelte James bis tief in die Nacht Astronomie, Mathematik und Navigation. Dann lernte er als Matrose auf einem Kriegsschiff die Welt kennen. Er fiel durch außergewöhnliche Fähigkeiten auf, wurde zum Offizier ernannt und bekam 1768 seine große Chance: Als Kapitän der Endeavour stach er in Plymouth in See, um über Kap Hoorn nach Tahiti zu segeln – mit einem Geheimauftrag: Er sollte den großen Kontinent finden, den die Geografen auf der Südhalbkugel der Erde vermuteten, und dort nach Mineralien, Edelsteinen, fruchtbarem Land für die Krone suchen.

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Entlang der Westküste Neuseelands verläuft eine der schönsten Panoramastraßen des Landes.

An Bord war eine 94-köpfige Mannschaft, darunter auch ein Astronom, ein Landschaftsmaler, ein Botaniker. Man lebte schließlich im Zeitalter der Aufklärung und wollte nicht nur Bodenschätze rauben und „arme Heidenseelen“ retten wie die frühen Entdecker, sondern auch wissenschaftliche Beobachtungen machen. Cook galt als strenger Kapitän, der seine Leute jedoch gut versorgte und mit Sauerkraut ein Gegenmittel gegen die berüchtigte Skorbut fand. Am 7. Oktober 1769 stieß Cook auf die Ostküste Neuseelands. Glücklicherweise hatte er in Tahiti einen jungen Polynesier an Bord genommen, der als Dolmetscher fungierte. In der Kommunikation mit den einheimischen Maori ein Riesenvorteil. 1770 erreichte die Endeavour die Westküste der Südinsel und Cook kartierte unermüdlich.

Zurück in England 1771 wurde er begeistert gefeiert, König George III. gratulierte persönlich. Cook ging auf eine zweite Expedition in den Südpazifik, umsegelte einmal die Antarktis und kreuzte als Erster den Polarkreis. 1776 brach er zu einer dritten Expedition auf, von der er nicht zurückkehren sollte. Auf Hawaii erschlugen ihn Einheimische am 14. Februar 1779.

#Seebärenkolonie Cape Foulwind

Unweit des Städtchens Westport liegt Cape Foulwind, wo James Cook an den Winden verzweifelte. Sie verhinderten die Anlandung, was ihn verständlicherweise ärgerte. So verlieh er dem Kap seinen wenig attraktiven Namen. Attraktion ist hier heute eine Seebärenkolonie. Vom Parkplatz aus führt der Cape Foulwind Walkway in rund 15 Minuten zum Aussichtspunkt.

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Westküste Neuseelands: Seebärenkolonie am Cape Foulwind

Ab November sammeln sich hier besonders viele Tiere in Erwartung der Geburt der nächsten Generation. Im Februar kannst du den Kleinen dann bei ihren ersten Turnübungen zuschauen.

Robben und Robbenjagd

Vor allem an den Küsten der Südinsel leben mittlerweile wieder rund 50.000 Neuseeländische Seebären, die zu den Ohrenrobben gehören, der häufigsten Robbenart in Neuseeland. Robbenfänger gehörten zu den ersten Siedlern Neuseelands: Gerade einmal 20 Jahre nachdem James Cook Neuseeland besucht hatte, erlegte eine zwölfköpfige Mannschaft in einer Saison 4500 Seebären und andere Robben, deren Felle man in China gegen Tee tauschte.

Noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Robben in Neuseeland fast ausgerottet. Seit rund 100 Jahren stehen einige Arten unter Schutz, so dass heute nur noch die Neuseeländischen Seelöwen als bedroht gelten.

Drei Wege von der Ostküste an die West Coast Neuseelands

Die SH6 führt von Haast bis Westport an der West Coast entlang. Dann weiter durch die Buller Gorge über Murchison bis nach Nelson an die Tasman Coast im Norden.

  1. Die beschriebene Route führt über den Haast Pass ab Wanaka zur West Coast.
  2. Ab Christchurch überquerst du die Südalpen auf dem Lewis Pass.
  3. Ebenfalls ab Christchurch führt der Arthur’s Pass über die Alpen und erreicht die West Coast bei Kumara zwischen Hokitika und Greymouth. Unterwegs warten landschaftlich spektakuläre Orte wie Castle Hill.

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10 Kommentare

  • Andreas
    28. November 2023 at 21:07

    Besonders schön ist die positive Einstellung zum Wetter an der Westküste, indem Regentropfen als „feuchte Küsse“ beschrieben werden. Das unterstreicht die Offenheit und Akzeptanz gegenüber den Naturgewalten, die diese Region so einzigartig machen.

    Insgesamt ein begeisternder Artikel, der nicht nur die Schönheit der Westküste Neuseelands einfängt, sondern auch den Lesern Lust macht, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Vielen Dank für diese mitreißende Reisebeschreibung!

    Antwort
    • Elke
      29. November 2023 at 3:20

      Lieber Andreas,
      vielen Dank für den netten Kommentar! Freut mich sehr, wenn dir der Artikel gefallen hat :-).
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Mike
    30. November 2023 at 12:30

    Hi

    Es ist schon viel zu Lange ehr, das wir in Neuseeland mit dem Rad unterwegs waren. Dennoch ist uns dieses fantastische Land gut in Erinnerung, als wenn es erst letztes Jahr war. Danke für den Bericht, der Erinnerungen geweckt hat.

    Mike

    Antwort
    • Elke
      30. November 2023 at 12:50

      Hallo Mike,
      ja, Neuseeland lässt einen so schnell nicht wieder los! Schön, wenn ich ein paar Erinnerungen wecken konnte.
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • travellingcarola
    30. November 2023 at 15:27

    So toll! Wie immer hast du alles perfekt beschrieben, liebe Elke. Jetzt freue ich mich noch mehr, wenn ich dann zu Ostern den Sprung rüber mache von Australien aus. Da werde ich dann sicherlich nochmals intensiv bei dir nachlesen.

    Antwort
    • Elke
      30. November 2023 at 18:00

      Liebe Carola,
      vielen Dank fürs Lob :-)! Und wie schön, dass du dich auf den Weg nach Neuseeland machst! Wenn du noch Fragen hast, melde dich gern jederzeit – ich kenne mich inzwischen ganz gut aus im Land der Kiwis.
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • marie schade
    30. November 2023 at 22:02

    Liebe Elke, vielen Dank für den hervorragenden Bericht über einen Teil des Kiwi-Landes, den ich mit meiner Tochter vor längerer Zeit nur viel zu kurz und zu wenig intensiv besucht habe. So freue ich mich umso mehr über die schöne Fotos und Erklärungen, die (fast) einen eigenen Besuch ersetzen.
    Liebe Grüße,
    Marie

    Antwort
    • Elke
      1. Dezember 2023 at 8:34

      Liebe Marie,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Und schön, dass ich dich in Gedanken zumindest noch einmal mitnehmen konnte ins Land der großen weißen Wolke.
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort
  • Britta
    2. Dezember 2023 at 12:08

    Liebe Elke,
    vielen Dank für den ausführlichen Artikel! Ich bin direkt nochmal mitgereist. Wir sind vor knapp zehn Jahren die Westküste entlang gefahren – eine tolle Erfahrung. Zum Gletscher konnten wir damals tatsächlich noch wandern. Hach Neuseeland, es wäre Zeit, mal wieder hin zu fliegen…
    Liebe Grüße
    Britta

    Antwort
    • Elke
      2. Dezember 2023 at 12:26

      Liebe Britta,
      ja der Gletscher verschwindet schneller als man schauen kann. In drei Corona-Jahren schon wieder ein paar hundert Meter! Aber Neuseeland ist natürlich immer eine Reise wert :-).
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort

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