Alle aktiven Vulkane in Neuseeland liegen auf der Nordinsel – auf dem Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, der den Pazifik von drei Seiten umringt und sich von der Westküste Amerikas über Japan und Indonesien nach Neuseeland zieht. Entlang des Rings erheben sich 90 Prozent der rund 600 aktiven Vulkane weltweit. Dass mit Feuerbergen nicht zu spaßen ist, erleben wir alle paar Jahre, wenn ein Vulkan seine Anwohner in Angst und Schrecken versetzt. Aber sie gehören auch zu den faszinierendsten Naturphänomenen unseres Planeten. Hier stelle ich dir die spannendsten Vulkanregionen auf der Nordinsel Neuseelands vor, die du auf einem Roadtrip von Wellington in den Norden wunderbar verbinden kannst. In einem weiteren Artikel geht es um die geothermischen Highlights rund um Rotorua.
Einige Vulkane in Neuseeland kannst du hautnah erleben – genau wie diverse geothermische Spielereien im Vulkanland. Dem Schicksalsberg aus „Herr der Ringe“ zum Beispiel und seinen Vulkanbrüdern im Tongariro-Nationalpark kannst du dich wandernd nähern, den Mount Tarawera bei Rotorua kannst du mit dem Helikopter „erfliegen“ oder zu Fuß erklimmen. Zwischen den Sinterterrassen von Orakei Korako oder dem Bratpfannensee im Waimangu Valley kannst du auf einem Spaziergang den heißen Atem der Erde spüren. Eine gute Idee ist es, sich vor Abstechern in Vulkanregionen bei GeoNet über aktuelle Warnungen zu informieren.
Inhaltsverzeichnis
Wo kannst du Vulkane in Neuseeland erleben?
# Vulkane im Tongariro-Nationalpark – Filmkulisse für „Herr der Ringe“
Der Tongariro-Nationalpark ist der älteste Nationalpark Neuseelands und der viertälteste Nationalpark weltweit. Die Voraussetzung dafür schuf Te Heuheu Tukino IV (Horonuku), Oberhäuptling des Maori-Stammes der Ngati Tuwharetoa, als er am 23. September 1887 den Kern des heutigen Nationalparks der britischen Krone schenkte. Verrückt? Nein, sicher wohl überlegt. Die Schenkung erfolgte unter einer Auflage: Die Briten sollten die Region, in der mehrere Kultstätten der Māori liegen, zur Schutzzone erklären. Die Befürchtung der Erstsiedler war, dass die weißen Siedler aus Europa das Land rund um die heiligen Vulkane bebauen und ausbeuten würden.
Gut 100 Jahre nach der Eröffnung des Nationalparks ernannte die UNESCO den Tongariro-Nationalpark gleichzeitig zum Weltkulturerbe und zum Weltnaturerbe. Diese doppelte Ehrung erhielten nur wenige UNESCO-Stätten weltweit.
Drei Vulkanschönheiten für Hollywood
Im Zentrum des Parks liegen drei aktive Vulkane: Mount Tongariro (1968 Meter), Mount Ngauruhoe (2291 Meter) und Mt. Ruapehu (2797 Meter). In den Legenden der Maori sind sie zu Stein erstarrte Krieger, die manchmal launisch sind. Tatsächlich musst du ein bisschen Glück haben, um sie in ihrer vollen Schönheit sehen zu können. Nicht selten hüllen sie sich in Wolken und sind unsichtbar, als hätten sie sich eine Tarnkappe übergestülpt.
Geologisch betrachtet sind alle drei Schichtvulkane – wie beispielsweise andere prominente Feuerberge von Vesuv und Ätna bis Fuji und Mount Saint Helen. Weil sie Charakterköpfe inmitten einer wildschönen Landschaft sind, ließ Regisseur Peter Jackson im Tongariro-Nationalpark mehrere Szenen der Filmtrilogie „Herr der Ringe“ drehen. So ist der Mount Ngauruhoe der Schicksalsberg im dunklen Reich Mordor. Rund um die Nordseite des Mount Ruapehu entstanden Szenen, die in Mordor und Emyn Muil spielen, an der Südseite des Vulkans Szenen aus Ithilien.
Whakapapa Village
Whakapapa Village im Herzen des Nationalparks besteht aus wenigen Unterkünften. Der perfekte Ausgangspunkt für die Erkundung des Parks war das Hotel Chateau Tongariro, 1929/30 nach dem Vorbild des Chateau Lake Louise in Kanada erbaut. Nicht die günstigste Unterkunft im Park, aber ganz sicher die stilvollste. Im Tea Room konnte man beim Sundowner oder einem gepflegten Afternoon Tea auf den bildschönen Kegel des Mount Ngauruhoe zu schauen. Außerdem liegt das Chateau mitten in einem herrlichen Wandergebiet. Im Januar 2023 schloss es die Pforten. Hoffentlich nicht für immer.
Oberhalb des Hotels liegt das sehenswerte Visitor Center mit einer Ausstellung und einem tollen Film zum Vulkanismus in der Region. Die Mitarbeiter informieren außerdem über die Wanderungen.
Auf dem höchsten Berg der Nordinsel, Mount Ruapehu (2797 Meter), liegt das beste Skigebiet der Nordinsel. Der Vulkan ist aktiv und unberechenbar und seinen Krater füllt ein giftgrüner See. Wenn dieser seine Konsistenz verändert, zürnt der Vulkan. Das wusste man 1953 noch nicht, als am Weihnachtsabend eine Schlammlavine (Lahar) abging und die Eisenbahnbrücke zerstörte, über die gerade der Zug von Wellington nach Auckland rollen wollte. Er rauschte ins Nichts und 150 Menschen starben. Als 2007 erneut eine Schlammlavine abging, war man vorgewarnt. Gase und Asche stiegen damals bis zu fünf Kilometer hoch auf.
Die fast perfekte Kegelform des Mount Ngaurohoe (2291m) machte ihn zum Schicksalsbergs in „Herr der Ringe“. Er ist ein mit 2500 Jahren noch recht junger Schichtvulkan, der – geologisch gesehen – eigentlich nur ein Schlot des Tongariro ist. Allein im 20. Jahrhundert brach der Ngauruhoe 45mal aus und war damit einer der fleißigsten Vulkane weltweit. Seit 1975 raucht er nur ab und zu vor sich hin.
2012 meldete sich Mount Tongariro (1968 Meter) erstmals nach 112 Jahren Pause wieder zu Wort. Eine zwei Kilometer hohe Aschewolke legte den Flugverkehr im Land lahm.
Wandern im Reich der Vulkane
Der Tongarito Nationalpark ist beliebtes Wanderterrain, auch wenn die Feuerberge sich oft genug schamhaft in Wolken hüllen. Neben anspruchsvollen Touren gibt es kurze Wanderungen oder Halbtagstouren für jedes Konditionslevel.
- Tongariro Alpine Crossing gehört zu den beliebtesten Tageswanderungen in Neuseeland. Wenn der Weg passierbar ist, wirst du hier nicht allein unterwegs sein. Ein bisschen Kondition ist nötig, denn auf 19,4 Kilometern sind rund 1200 Höhenmeter zu überwinden. Dafür entschädigt die dramatische Landschaft mit Lavaströmen, einem aktiven Krater, dampfenden Schlote und smaragdgrünen Bergseen. Ich habe zwei Anläufe unternommen, aber immer machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Hier findest du Infos zur Wanderung Tongariro Crossing.
- Eher ein Spaziergang ist der Ridge Track (1,5 Kilometer, 80 Höhenmeter), der 250 Meter oberhalb des Visitor Centers beginnt und tolle Blicke auf zwei Vulkane bietet.
- Der Taranaki Falls Track (6 Kilometer, 2 Stunden) ist eine abwechslungsreiche Wanderung ohne große Höhenunterschiede. Die Highlights: abwechslungsreiche Landschaften mit Südbuchenwald und Tussockgras, dem Taranaki-Wasserfall, der sich 20 Meter abwärts stürzt, sowie grandiosen Vulkanblicken auf Mount Ngauruhoe und Mount Ruapehu. Wenn sich die Feuerberge nicht in Wolken hüllen.
# Lake Taupo – von der Naturkatastrophe zum Urlaubsparadies
Nördlich des Tongariro Nationalparks liegt Lake Taupo. Der See füllt eine Caldera, den Einbruchkessel eines urzeitlichen Vulkans. Calderen entstehen, wenn sich die Magmakammern unter einem Vulkan entleeren und nicht schnell genug wieder gefüllt werden können. Es bildet sich ein Hohlraum im Erdinneren, über dem die Oberfläche einsackt. Die Form, die dabei entsteht, ähnelt einem vulkanischen Krater, ist aber nicht wie dieser durch eine Explosion entstanden.
Der heutige See ist das Ergebnis einer Explosion des Taupo-Vulkans, einer Naturkatastrophe von gigantischen Ausmaßen lange vor der menschlichen Besiedlung Neuseelands. Gegen 200 nach Christus schleuderte der Taupo-Vulkan zigtausende Kubikmeter Asche in den Himmel, die – so berichteten Geschichtsschreiber – den Himmel in China genauso wie in Rom tiefrot färbte. Am Ende des Ausbruchs, der sich wohl über Monate hinzog, kollabierte die Magmakammer unter dem Vulkan. Es bildete sich die Caldera, die sich mit dem Wasser mehrerer Flüsse füllte. Lake Taupo war geboren – heute ein Urlaubsparadies.
Ferien am Lake Taupo
Zentrum der Region ist Taupo (25 000 Einwohner), ein beliebtes Urlaubsziel der Neuseeländer. Ein Paradies für Angler, außerdem Triathlon-Mekka und ein Hotspot für Mountain-Biking und Golf. Unbedingt einen Abstecher wert sind die Huka Falls. Der Waikato, Neuseelands längster Fluss, fließt normalerweise gemächlich dahin. Kurz vor den Huka Falls müssen sich die Wassermassen jedoch durch eine enge Schlucht aus Vulkangestein zwängen. Mit Höchstgeschwindigkeit donnert es durch die Verengung und schießt über die 11 Meter hohen Fälle ins Becken darunter Ein spektakulärer Anblick.
# Die vulkanische Zone rund um Rotorua
Zischende Geysire, blubbernde Schlammlöcher und heiße Quellen, in denen die Maori ganze Festbuffets garen. Nördlich des Taupo-Sees beginnt die Zone der geothermischen Wunder, die Nebenprodukte der vulkanischen Aktivitäten sind. Magma in nur 15 Kilometern Tiefe bringt das Wasser zum Kochen. Ein Hexenkessel unter der Erdoberfläche. Die Straße zwischen Taupo und Rotorua heißt treffend „Thermal Explorer Highway„. Mehr über die Region erfährst du in meinem Artikel über die Sehenswürdigkeiten rund um Rotorua.
Eine schlafende Schönheit – Mount Tarawera
Der Mount Tarawera bei Rotorua liegt auf Maori-Land. Häuptlinge wurden lange in Gipfelnähe begraben. Doch am 10. Juni 1886 zürnte der Berg. Der Ausbruch war verheerend: Viele Anwohner verloren ihr Leben und meterhoch überzogen Schlamm und Asche das Land ringsum. Die berühmten pinkfarbenen und weißen Silica-Terrassen, die die Region reich und berühmt gemacht hatten und als achtes Weltwunder galten, tauchten ab. Der Mount Tarawera brach beim Ausbruch entzwei und weist eine 17 Kilometer lange Spalte auf.
Der schlafende Vulkan ist nicht allgemein zugänglich. Du kannst ihn auf einer geführten Tour besteigen, auf einem Ausflug mit Geländewagen erkunden, aber auch mit dem Helikopter auf dem Vulkan landen.
# Mount Taranaki
Der schönste der neuseeländischen Vulkane aber ist für viele der Mount Taranaki, den James Cook einst Mount Egmont taufte. Ein alleinstehender Stratovulkan (2518 Meter), der wegen seines perfekten Kegels schon öfter Mount Fuji doubelte. Er brach 1854 zuletzt aus. Mehr zur Region rund um den Taranaki findest du bei den Kollegen von KiwiQuest.
Die Vulkane in der Mythologie der Māori
Te Maunga o Taranaki ist ein Berggott, erzählt die Legende, der jahrhundertelang mit den anderen Göttern Vulkangötter – Tongariro, Ruapehu und Ngauruhoe – im Zentrum der Nordinsel stand. Doch Taranaki verliebte sich in die Pihanga, die Tongariro für sich beanspruchte. Eine Schlacht brachte die Erde zum Erschüttern, der Himmel färbte sich schwarz, bis sich schließlich Pihanga auf Seite von Tongariro schlug. Der verletzte und todtraurige Taranaki verließ die Gemeinschaft un ließ sich an der Küste nieder.
# White Island
Warum die Vulkaninsel White Island fasziniert, liegt auf der Hand: Die Mondlandschaft mit brodelnden Schlammtümpeln, Schwefelbergen und einem Krater, in dem giftig-grünes Wasser kocht, ist so gespenstisch wie tatsächlich auch im Wortsinn atemberaubend. Du blickst direkt in die Erdgeschichte. Der Vulkan liegt 50 Kilometer vor Whakatane in der Bay of Plenty, der Krater knapp über dem Meeresspiegel. Perfekt für einen Ausflug mit Boot oder Helikopter. Kein Wunder, dass White Island viele Jahre lang eine beliebte Touristenattraktion war.
Dass White Island hochaktiv ist, wusste man. Tagesausflügler wurden mit Schutzhelm und Atemschutzmaske bewaffnet. Dass er ohne Vorwarnung jederzeit ausbrechen könnte, verdrängte man. Bis zum 9.12.2019, 14 Uhr. Damals starben bei einem Ausbruch 22 Menschen. Warum konnte man die Eruption nicht vorhersagen? Geologen stuften sie als Dampfausbruch ein. Wenn Wasser auf Magma oder durch Magma erhitztes Gestein trifft, verwandelt es sich in heißen Dampf und entweicht durch Schlote. Wenn diese jedoch blockiert sind, kann der Dampf nicht entweichen. Es baut sich Druck auf, der zu einer Eruption führt. So entwich an diesem Dezembertag heißer Dampf und Gesteinstrümmer wurden durch die Luft geschleudert. Seither dürfen Touristen White Island nicht mehr betreten, nur mit dem Helikopter (unbezahlte Werbung) überfliegen.
# Auckland und seine Vulkane
Auckland, Neuseelands größte Stadt, wurde auf einem Feld von Vulkanen erbaut. Rund 50 Krater sind über das Stadtgebiet (Auckland Volcanic Field) verstreut, von denen keiner mehr als 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. In der Vulkanausstellung im Auckland Museum kannst du lesen: „Die Frage ist nicht, ob ein Vulkan in der Region Auckland ausbricht, sondern wann.“ Leben auf dem Pulverfass.
Der letzte Ausbruch ereignete sich vor 600 Jahren im Gulf of Hauraki, unweit der heutigen Metropole. Damals erhob sich die Vulkaninsel Rangitoto (260 Meter) aus dem Meer, die heute beliebtes Wanderziel für Einheimische und Besucher ist. Höchster Vulkan im Stadtgebiet von Auckland ist der 196 Meter hohe Mount Eden, ein beliebter Aussichtspunkt.
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