Ausflugsschiffe oder Badeboote suchst du vergeblich auf und entlang der Isar. Der Bergfluss, der sich durch München schlängelt, ist nicht schiffbar. Vielleicht gerade deshalb lieben wir Münchner unsere Isar. Am besten entdeckst du München mit dem Fahrrad. Hier nehme ich dich mit auf eine Citytour entlang der Isar. Vorbei an Badeplätzen, Picknickplätzen, Biergärten und Museen. Mit Abstecher in den Englischen Garten und zu den Eisbachsurfern. Eine tolle Stadtrundfahrt – umweltfreundlich mit dem Fahrrad. Die GPS-Daten kannst du herunterladen.
Grünblau wie die Karibik schimmert die Isar an Sommertagen. Und natürlich gibt es immer einiges zu schauen: die „Nackerten“ am Flaucher, der Yogi, der täglich seine Asanas auf einer Isarinsel übt, die tapferen Winterschwimmer. Ein bisschen Catwalk ist sie nämlich auch, unsere Isar. Und die schönste Citytour führt – keine Frage! – mit dem Fahrrad an der Isar entlang.
Inhaltsverzeichnis
Renaturierung eines Gebirgsflusses
Rund 14 km schlängelt sich die Isar durch München. Ein echter Gebirgsfluss, der im Tiroler Teil des Karwendels entspringt und nach fast 300 km durch den Isarwinkel, Bad Tölz, München und Freising südlich von Deggendorf in die Donau mündet.
Wer die Isar noch aus dem letzten Jahrhundert kennt, freut sich bei jedem Isar-Spaziergang über die wundersame Wandlung des Flusses. In ein Betonkorsett gezwängt floss sie mehr als 100 Jahre lang als trostloser Kanal schnurgerade durch München. Wenig attraktiv und ziemlich verdreckt. Baden lebensgefährlich!
Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gönnten die Stadtväter der Isar eine Renaturierung, die den Fluss in einen naturnahen Zustand mit begehbaren Ufern, Kiesbänken und Inseln zurückversetzte. Was für ein Gewinn! Die Isar kann seit 2011 zwischen Großhesseloher Wehr und Deutschem Museum frei fließen, ihr Gesicht auf der Reise durch die Stadt immer wieder verändern. Die Wasserqualität verbesserten UV-Desinfektionsanlagen radikal und der auch im Sommer eiskalte Gebirgsfluss garantiert nun Erfrischung ohne Reue.
Entstanden ist ein Freizeitareal mit Ufertreppen, auf denen an warmen Sommerabenden gefühlt halb München bei Bier, Wein oder Eis schleckend sitzt und der Isar beim Fließen zuschaut. Isarflimmern. Hol dir dazu den Isar-Indianer Willy Michl ins Ohr!
München mit dem Fahrrad entdecken – Sightseeing auf zwei Rädern –
Auf dem Isarradweg durch München – die schönste Art, die Stadt kennenzulernen. Immer so nah wie möglich an der Isar entlang quer durchs Stadtgebiet. Ganz unterschiedliche Stadtteile wie das Lehel, Bogenhausen, das Dreimühlenviertel oder Harlaching lernst du unterwegs auf zwei Rädern kennen. Badeplätze, Picknickplätze und Biergärten sorgen für Urlaubsgefühl. Und wenn es nicht nach Badewetter aussieht, kannst du auf kleinen Abstechern einige Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt erkunden.
München mit dem Fahrrad – Infokasten mit GPS-Daten
Route: Die gesamte Rundfahrt hat 33 km, die Nordroute 15 km, die Südroute 15 km.
Download der Streckendaten: Hier kannst du dir in meinem Komoot-Profil die GPS-Daten zur Tour herunterladen.
Zum Thema Genussradeln in München und Umgebung hat mich Monika von TravelWorldOnline interviewt.
München mit dem Fahrrad – die Nordroute: Deutsches Museum – Aumeister – Deutsches Museum
Eine Ikone: das Deutsche Museum, das auf einer Insel in der Isar liegt. Eines der berühmtesten Technikmuseen weltweit, 1903 vom Wasserkraftpionier Oskar von Miller begründet. Ausgangspunkt für die Citytour. Eine Sternesehenswürdigkeit also gleich zu Beginn. Für die Besichtigung solltest du dir allerdings einen anderen Tag aussuchen. Denn gut und gerne kannst du hier Stunden verbringen. Auch nicht technikaffine Besucher haben bei manchem Knopfdruck ein Aha-Erlebnis. Und zwischen Kohlebergwerk, der Nachbildung der Höhle von Altamira, Musikinstrumentensammlung und Sternwarte ist garantiert für jeden etwas geboten.
Bis 2025 werden die Ausstellungen auf der Museumsinsel nach und nach erneuert und das Gebäude auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Mindestens die Hälfte der 50 000 qm großen Ausstellungsfläche bleibt aber stets für Besucher geöffnet. Für die allein musst du schon einen Weg von 9 km zurücklegen.
Ludwigsbrücke: Wo München begann
Vom Deutschen Museum kannst du schon dein nächstes Ziel erspähen, die Ludwigsbrücke. Sie verbindet die Münchner Innenstadt mit Haidhausen und der Au. An der Stelle der heutigen Brücke, die aus den 1930-Jahren stammt, stand einst die Isarbrücke, die den Beginn der Stadtgeschichte markiert.
Mit dem Brückenbau leitete Heinrich der Löwe, wie jedes Münchner Schulkind lernt, 1158 den Salzhandel von der Isarbrücke bei Oberföhring in sein Hoheitsgebiet um. Grund dafür war sein ewiger Machtkampf mit dem Bischof von Freising. Mit der neuen Brücke brachte der Monarch den lukrativen Salzhandel zwischen München und Augsburg unter seine Kontrolle und Kaiser Barbarossa verlieh ihm Markt-, Münz- und Zollrechte. Der Beginn einer städtischen Erfolgsgeschichte.
Badekultur trifft Industriekultur
Hinter der Ludwigsbrücke kannst du schon den weißen Turm des Müller’schen Volksbades erspähen. Es ist zwei Jahre älter als das Deutsche Museum. Damals war der neobarocke Jugendstilbau das größte und teuerste Schwimmbad der Welt. Auch heute noch ein Badetraum mit zwei Becken (ursprünglich ein Damen- und ein Herrenbecken). Genauso stilvoll: das römisch-irische Dampfbad mit Freilufthof unter dem gleichen Dach.
Hinter dem städtischen Bad wächst der ockergelbe Schornstein des Muffatwerks in den Münchner Himmel. Es war ab 1893 das erste innerstädtische Elektrizitätswerk. Nach Schließung des Werks 1973 war es unter anderem Tennishalle, seit 1992 ist es multifunktionales Kulturzentrum. In der ehemaligen Turbinenhalle des Wasserkraftwerkes liegen die Muffathalle, eine beliebte Event-Location, und das Muffatcafé. Vorm Biergarten liegen Kiesbänke der Isar mit Badestellen und dem Stauwehr des Praterkraftwerks als Kulisse.
Bergtour auf der Isarinsel
Nach wenigen Minuten erreichst du die zweite Insel in der Isar, die Praterinsel mit dem Alpinen Museum des Alpenvereins. Es ist einen Schlenker wert, wird aber bis Mitte 2023 umgebaut.
Die Alpen sind von München aus nicht fern – bei Föhn kannst du sie hier und da sogar erspähen. Kein Wunder, dass es viele Münchner regelmäßig zum Bergwandern oder Klettern in die Berge zieht. Die Geschichte des Alpinismus erzählt das Museum auf der Praterinsel (bis Mitte 2023 geschlossen). Es sorgt auch mit einer Berghütte im Museumsgarten für ein bisschen Bergfeeling mitten in der Stadt.
Apropos Museumsgarten – er ist, bestückt mit Tischgruppen und Liegestühlen, eine wunderbare grüne Oase. Und ein Paradies für Freiberufler ohne eigenen Garten. Das Café Isarlust ist für mich an manchem Nachmittag im Sommer mein Outdoor-Büro. Einziges Manko: Internet gibt es nicht. Vielleicht auch ein Segen, denn sonst wäre es deutlich voller.
Maximilianeum: Das schickste Studentenwohnheim des Freistaats
Auf der Weiterfahrt am Isar-Hochufer rauscht du an einem beeindruckenden Bau vorbei – dem Maximilianeum, das du auf dem Rückweg aus der Entfernung besser in voller Schönheit betrachten kannst. Es bildet den repräsentativen Abschluss der Maximilianstraße, Münchens schickster Einkaufsstraße, mit der sich König Max II. (1811–1864) ein städtebauliches Denkmal setzte.
Der Bayernkönig förderte die Wissenschaft, holte kluge Köpfe nach München. Einer von ihnen war Max Pettenkoffer, der eine wichtige Rolle bei der Einführung der Kanalisation spielte. Ein anderer der Chemiker Justus Liebig, der vom künstlichen Dünger bis zum Suppenwürfel so einiges erfand. Die Gelehrten, Künstler und Literaten, die Max. II. anlockte, bescherten dem Königreich eine Zeit der intellektuellen Blüte und des wissenschaftlichen Fortschritts. Mit dem Maximilianeum wollte der König den Nachwuchs in den Wissenschaften fördern, eine Eliteschmiede für sein Königreich gründen. Der elegante Bau wurde Sitz einer bayerischen Hochbegabtenförderung, die der König 1852 für „Jünglinge von hervorragender geistiger Begabung und tadelloser sittlicher Führung“ begründete.
Das Maximilianeum ist seit dem 2. Weltkrieg auch Sitz des bayerischen Landtags, aber immer noch das exklusivste Studentenwohnheim Bayerns. Stipendiaten erhalten freie Kost und Logis, müssen weder putzen noch Wäsche waschen und bekommen darüber hinaus ein Stipendium, Gelegenheit zu einem einjährigen Auslandsaufenthalt und zur Teilnahme an Sprachkursen. Wer „Maximer“ werden will, muss einen Abschluss mit 1,0 vorweisen und sich zusätzlich in zwei Prüfungen im Kultusministerium beweisen. Rund 50 Studenten gehören zu den Auserwählten, seit 1980 sind die Hälfte der Mitglieder des Eliteclubs weiblich.
Kaum hast du das Maximileaneum passiert, glitzert auch schon der Friedensengel golden durchs Blätterdach.
Bogenhausen: Villenviertel mit Promi-Friedhof und Friedensengel
Die Prinzregentenstraße trennt das „Franzosenviertel“ Haidhausen vom eleganten Bogenhausen. Herzstück des Stadtteils ist der Friedensengel, der vom Isarhochufer in Richtung des innerstädtischen Teils der Prinzregentenstraße blickt. Ein quadratischer Tempel trägt die 23 m hohe Säule mit einer 6 m hohen Statue, die allein 3500 kg wiegt. Vorbild für die goldene Dame war die griechische Siegesgöttin Nike. Nicht zufällig. Schließlich erinnert das Denkmal an den Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, feiert aber auch 25 Friedensjahre. Ein toller Platz, um den Sonnenuntergang über München zu erleben oder das neue Jahr zu begrüßen.
An der Max-Joseph-Brücke geht es wegen einer Baustelle nicht durch einen Tunnel, sondern ein Stück durch Bogenhausen. Du radelst durch Straßen mit traumhaften Gründerzeitbauten. Oder du planst erst mal einen Abstecher zum Bogenhausener Friedhof ein. So mancher Promi lebte und lebt in Bogenhausen und liegt hier auch begraben.
Daran, dass Bogenhausen mal ein Dorf an der Isar war, erinnert die Kirche St. Georg mit ihrem idyllischen Friedhof, zu dem ein Schlenker unbedingt lohnt. Rund um die Rokoko-Dorfkirche südlich der Montgelasstraße liegen prominente Münchner Künstler und Medienvertreter – darunter Liesl Karlstadt, Oskar Maria Graf, Erich Kästner, Walter Sedlmayr, Rainer Werner Fassbinder, Bernd Eichinger und Helmut Dietl.
Zurück am Isarufer geht es noblen Villen hinter hohen Hecken vorbei. Du kannst dir ausmalen, wie viel das Wohnen hier kostet. Weiter durch den Herzogpark, eine weitere feine Münchner Adresse, in Richtung Oberföhringer Wehr. Es staut die Isar auf, um das Wasser in den Mittlere-Isar-Kanal abzuleiten. Dieser mündet nach 64 km in Landshut wieder in die Isar.
München mit dem Fahrrad – zum Englischen Garten
Auf dem Wehr radelst du nun stadtauswärts am Isarkanal entlang zur hölzernen St. Emmeram-Brücke. Diese überquerst du, dem Wegweiser zum Englischen Garten folgend. Auf der anderen Seite der kannst du bei Hunger und Durst einen Abstecher zum „Aumeister“ machen. Im Biergarten des Traditionsgasthauses am Nordende des Englischen Gartens finden 2500 Gäste Platz.
Ansonsten folgst du dem Hinweisschild „Chinesischer Turm“ und radelst gemütlich durch einen der größten innerstädtischen Parks weltweit. Der Name ist Programm: Der Englische Garten ist ein klassischer englischer Landschaftsgarten, wie er im späten 18. Jh. in Mode kam. Mit ganz viel Grün, endlosen Spazierwegen und ein paar exotischen Akzenten. Natürlich ist der Lieblingspark der Münchner nicht gerade ein Geheimtipp, aber das Wunderbare ist, dass hier garantiert jeder seinen persönlichen Lieblingsplatz findet.
Die stille Hirschau
Der nördliche Teil heißt nach wie vor Hirschau und war einst, wie der Name vermuten lässt, ein wildreiches Jagdgebiet. Heute ein ruhiger Teil des Parks, perfekt für lange Spaziergänge. Bald erreichst du den Isarring, den du auf einer Brücke überquerst oder durch einen Tunnel unterquerst, um in den Südteil des Englischen Gartens zu radeln.
Exotik im Englischen Garten
Eine Landmarke ist der Kleinhesseloher See, der erst im 19. Jh. entstand. Im Sommer kannst du ein Tretboot mieten, an eisigen Wintertagen treffen sich Schlittschuhläufer. Mit dem Seehaus gibt es auch einen Biergarten.
Für Exotik im Englischen Garten sorgt der Chinaturm, eine hölzerne Pagode im ostasiatischen Stil mit Biergarten ringsum. Sonntags spielt eine Blaskapelle im Turm, während eine wogende Menge unter Kastanien beim Bier sitzt. Für jeden Touristen oder Neu-Münchner ein besonderer München-Moment. Hier warten auch die Kutscher und Rikscha-Fahrer auf Kundschaft. Und im Winter kannst du über einen der schönsten Weihnachtsmärkte der Stadt spazieren.
Ein weiteres Wahrzeichen des Englischen Gartens ist der Monopteros, ein Rundtempelchen im klassizistisch-griechischen Stil. Hier oben spielt eigentlich immer irgendjemand Gitarre und du blickst über den Park auf Fußgänger, Mütter mit Lastenfahrrädern, spielende Kinder, ausgebreitete Picknickdecken, Volleyball- und Fußballturniere bis zu einigen markanten Türmen der Stadt.
Sehr cool: der Eisbach
Der Eisbach, einer der von der Isar gespeisten Münchner Stadtbäche, rauscht durch den Englischen Garten. Auch im Sommer macht er seinem Name alle Ehre und ist eiskalt. Hier erfrischen sich die Studenten der LMU in ihren Freistunden. Neuerdings werden auch Liegestühle am Ufer vermietet. Nur die „Nackerten“, in den 1980er-Jahren Touristenattraktion, sucht man heute vergeblich.
Heute ist die Eisbachwelle neben dem Haus der Kunst an der Prinzregentenstraße als innerstädtischer Surfspot die Sensation. Hier stehen die Eisbach-Surfer:innen geduldig Schlange, bis sie an der Reihe sind und hoffentlich ein paar Sekunden auf den Wellen tanzen können.
Wer noch nicht in einem der Biergärten eingekehrt ist, kann sich am Kiosk Fräulein Grüneis (in einem stillgelegten Klohäuschen!) stärken.
Zurück zum Ausgangspunkt
Weiter geht es durch München mit dem Fahrrad. Hinter der Eisbachwelle biegst du links in die Prinzregentenstraße ein, wo mit dem Haus der Kunst und dem Bayerischen Nationalmuseum gleich zwei Top-Museen liegen, und triffst bald wieder auf die Isar. Mit Blick aufs Wasser radelst du in südlicher Richtung zurück zum Deutschen Museum, wo der erste Teil des Radausflugs endet. Noch Kraft in den Beinen? Dann radelst du am besten gleich weiter. Ansonsten planst du den zweiten Teil für einen anderen Tag ein.
München mit dem Fahrrad – die südliche Route: Deutsches Museum – Großhesselohe – Deutsches Museum
Szenetreffpunkt Glockenbachviertel
Erste Station der südlichen Route ist die Reichenbachbrücke, wo immer was los ist. Kein Wunder, sie liegt zwischen Au und dem trendigen Glockenbachviertel und ist damit ein superzentraler Platz zum Chillen. Für das Sonnenbad in den Isarauen decken sich tagsüber Spaziergänger und Sonnenanbeter wie abends und nachts die Nachtschwärmer am kultigen Reichenbach-Kiosk mit Drinks und Proviant ein.
Vorbei geht es an den markanten Türmen der Kirche St. Maximilian, die ein bisschen an Notre Dame erinnert, aber neoromanisch und nur gut 100 Jahre alt ist. Und dann stehst du auch schon an der Wittelsbacherbrücke – wie die Reichenbachbrücke ein Bau des frühen 20. Jahrhunderts. Sie verbindet die Stadtteile Isarvorstadt und Au bzw. Untergiesing. Auf der anderen Seite der Brücke steht Münchens ältestes Standl, das seit 1848 schon hungrige und durstige Isarbesucher versorgt.
Italien im Dreimühlenviertel
Auf dem Weg zum Flaucher kannst du einen Abstecher ins Dreimühlenviertel machen, einen der charmantesten Münchner Stadtteile und ein Beispiel für Gentrifizierung auf Münchner Art.
In den 1980er-Jahren gab es noch eine Kohlenhandlung in der namengebenden Dreimühlenstraße. Die Menschen, die hier wohnten, gehörten nicht zu den Besserverdienern, viele Wohnungen hatten kein eigenes Bad.
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Wer sich heute im Dreimühlenviertel einmieten oder einkaufen will, zahlt stolze Preise. Was das Viertel so besonders macht? Die Nähe zur Isar auf jeden Fall, aber auch die wunderbare Mischung der Bewohner – Rentner, junge Familien, reichlich Freiberufler. Reich, arm und alles dazwischen. Man trifft sich bei den Brüdern Tomaso und Elio aus Kalabrien in der Eisdiele am Roecklplatz. Beim Aperol Spritz oder beim Espresso heißt es „Sehen und gesehen werden“, und du kannst dich für eine halbe Stunde ein bisschen wie jenseits vom Brenner fühlen.
Gleich um die Ecke liegt eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art: die Alte Utting, das berühmte Schiff auf der Brücke. Ein kleiner Schlenker auf deiner Tour durch München mit dem Fahrrad. Auch das Münchner Schlachthofviertel, das nicht zuletzt dank des neuen Volkstheaters gerade zum In-Viertel wird, ist nicht weit.
Isarflimmern am Flaucher
Nach dem Abstecher nach Italien radelst du zum Flaucher, einem Naherholungsgebiet an der Isar zwischen Braunauer Eisenbahnbrücke und Flauchersteg mit weitläufigen Kiesbänken und flachen Wasserstellen, wo Kinder im Sommer im Wasser plantschen. An warmen Abenden hängt eine Grillwolke über dem Flaucher, denn hier sind Grillareale ausgewiesen.
Auf den Inseln unterhalb des Flaucherstegs liegen schon an den ersten warmen Märztagen die ersten Sonnenanbeter, um hüllenlos ihre Lederhaut zu grillen. Ein Stück weiter kannst du im familiären Biergarten „Zum Flaucher“ – in einem 1846 erbauten, von den Wittelsbachern als Jagddomizil genutzten Forsthaus – einkehren.
Thalkirchen: Tierpark und Freibad
Deine Tour geht weiter durch den familiären Stadtteil Thalkirchen mit der Brücke, die zum Tierpark Hellabrunn führt. In der Zentralländstraße liegt mit dem Maria-Einsiedel-Bad das schönste Freibad Münchens. Ein Naturbad, in dem man an schönen Sommerabenden, wenn die Familien längst beim Abendessen sitzen, in aller Ruhe im ungechlorten Wasser schwimmen kann. Fast wie ein See mitten in der Stadt. Man sitzt oder liegt zwischen vielen schattigen Bäumen, und die besondere Attraktion ist der Maria-Einsiedel-Bach, der quer durchs Bad rauscht. Die perfekte Abkühlung an heißen Tagen – das Wasser ist nämlich, wie es sich für einen Isararm gehört, eiskalt!
In Thalkirchen liegt auch die Floßlände, wo du – außer in Pandemie-Jahren – Isarflößen beim Anlanden zuschauen kannst.
Ist die Isar auch nicht schiffbar, im Mittelalter war sie trotzdem ein wichtiger Handelsweg. Auf Holzflößen transportierten wagemutige Flößer Lebensmittel, Luxuswaren, Baumaterial und Kriegsgerät aus dem Alpenraum nach München und Passau oder gleich donauabwärts nach Wien und Budapest. Es waren wilde Gesellen, die ein unstetes Leben führten, aber oft zu Wohlstand kamen. Den Handel auf dem Fluss beendete die Erfindung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert. Deutlich größere Warenladungen konnte man nun auf Schienen transportieren. Die Flößerei erlebte im 20. Jahrhundert ein Revival im Tourismus. Rund 1200 Flöße pro Jahr sind in den Sommermonaten von Bad Tölz zur Floßlände in München-Thalkirchen unterwegs – mit rund 60 Leuten, Blasmusik und reichlich Bier an Bord.
Isar-Weitblick von der Großhesseloher Brücke
Hinter Thalkirchen wird es zusehends ruhiger, über den Isarauen liegt ländliche Stille. Die Großstadt scheint eine Weltreise entfernt.Der südlichste Punkt deiner Tour ist bald erreicht. Doch um die Isar von oben zu betrachten, musst du ein Stück steil bergauf schieben. Stärken kannst du dich danach beim Kiosk Isarfräulein mit Kaffee und Kuchen. Die Großhesseloher Brücke gehört in der unteren Etage den Fußgängern und Radlern und bietet einen genialen Ausblick.
Auf der Hochleite geht es dann durch den bürgerlichen Stadtteil Harlaching, vorbei am nächsten Biergarten: Gut Menterschwaige, wo du dich bei einem Radler stärken kannst. Um wieder aufs Isarniveau zu gelangen, geht es kurz vorm Flaucher recht steil bergab, vorbei an der Marienklause mit Kreuzweg, die an ein Knusperhäuschen aus dem Märchen erinnert.
Jetzt ist es nicht mehr weit zum Tierpark Hellabrunn. Er war der erste Geozoo weltweit, in dem die Tiere nach Kontinenten geordnet in Gehegen zusammenlebten. Er ist natürlich immer noch einen Besuch wert.
Bevor du wieder den Ausgangspunkt am Deutschen Museum erreichst, kannst du noch einen Schlenker zum Rosengarten machen..
Rosengarten – eine Stadtoase in Untergiesing
Den Rosengarten in Untergiesing gleich neben dem Schyrenbad kennen längst nicht alle Münchner. Aber die Anwohner lieben ihn. Der Name verspricht nicht zu viel: Du kannst im Sommer tatsächlich an unzähligen Rosen schnuppern, aber auch einiges über Giftpflanzen lernen. Rentner sitzen in Bücher vertieft unter schattigen Bäumen oder treffen sich zur Gymnastikstunde, Familien picknicken auf den Rasenflächen, Kinder planschen am Bach. Und ein paar glückliche Hobbygärtner pflegen ihre Beete im Rahmen eines Urban-Gardening-Projekts. Ein ganz und gar uneitles Stück München.
Hier endet meine Isar-Runde, aber natürlich kannst du auch anderswo ein- und aussteigen.
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Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.
14 Kommentare
Sonja
3. April 2021 at 14:10Super Artikel mit tollen Anregungen – vielen Dank dafür.
Elke
3. April 2021 at 14:45Das freut mich, liebe Sonja!
Liebe Grüße
Elke
Thomas
3. April 2021 at 21:06Tolle Tour! Muss ich unbedingt mit meiner Familie machen, wenn es wieder wärmer ist 🙂
Auch den Kindern macht es bestimmt riesig Spaß.
Elke
3. April 2021 at 21:09Hallo Thomas,
auf jeden Fall auch mit Kindern eine tolle Tour. Aber dann vielleicht wirklich auf zwei Tage verteilen. Es gibt auch nette Spielplätze unterwegs …
Liebe Grüße
Elke
travellingcarola
6. April 2021 at 15:25Ich wollte im März 2020 endlich wieder einmal nach München. Jetzt ein Jahr später warte ich immer noch darauf. Wenn es dann mal wieder möglich ist, werde ich mich bestimmt auf Sightseeing-Tour mit dem Fahrrad machen und deinen Tipps folgen. Das ist alles so detailgetreu und liebevoll dokumentiert – super!
Elke
6. April 2021 at 15:28Liebe Carola,
vielen Dank für das Lob! Hoffe, dass es bald klappt mit einer Reise nach München!
Liebe Grüße
Elke
Stefan
7. April 2021 at 15:20Au ja! Im letzten Herbst bin ich entlang der Isar geradelt. Vom Süden kommend bis zum königlich thailändischen Generalkonsulat, wo ich mein Visum abholen durfte. Ich war begeistert von den super angelegten Wegen und dem herbstlichen Laub, das ich schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Danach fuhr ich durch den englischen Garten zum Eiskanal. Der machte bei unangenehmen Temperaturen seinem Namen alle Ehre. Was die Surfer nicht abhielt. Zuschauen hat mir fast so viel Spaß gemacht wie denen.
Eure Tipps sind vielversprechend. Nächstes Mal in München werde ich mir vorher den Artikel hier noch mal genau durchlesen.
Elke
7. April 2021 at 21:05Dann viel Spaß beim Ausprobieren, lieber Stefan!
Marion Golder
9. April 2021 at 19:11Hallo Elke,
vielen Dank für die tollen Anregungen. Das macht Lust auf eine Radltour entlang der Isar. Dein Beitrag ist gespickt voll mit tollen Tipps und Hintergrundinformationen. Es gibt Vieles zu entdecken längs der Isar, da finden sich in deinem Beitrag viele interessante Anregungen. Super auch die Hinweise zu den Kiosken, wo man gut ein Päuschen einlegen kann.
Liebe Grüsse
Marion
Elke
10. April 2021 at 9:13Liebe Marion,
dann wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Isar-Radeln!
Liebe Grüße
Elke
Tanja
26. Februar 2023 at 20:20Super Artikel – herzlichen Dank.
Ich habe bald vor in die Gegend zu fahren und einen kleinen Kurzurlaub zu machen.
Und ich liebe Citytouren!
Perfektes Timing. 🙂
Elke
27. Februar 2023 at 8:34Liebe Tanja,
freut mich, dass ich Ideen für deine Citytour in München liefern konnte. Die Radtour ist tatsächlich im Frühjahr wunderbar!
Liebe Grüße
Elke
Ron
30. September 2023 at 17:53Der wunderbare legendäre Sommer Münchens !
„Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und der Himmel violett,
weiß ich, daß das meine Zeit ist,
weil die Welt dann wieder breit ist,
satt und ungeheuer fett.
Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
und die Luft nach Erde schmeckt,
ist´s egal, ob man gescheit ist,
wichtig ist, daß man bereit ist
und sein Fleisch nicht mehr versteckt.
Und dann will ich, was ich tun will, endlich tun.
An Genuß bekommt man nämlich nie zuviel.
Nur man darf nicht träge sein und darf nicht ruhn,
denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel…“
Elke
1. Oktober 2023 at 6:34Lieber Ron,
vielen Dank für den schönen Konstantin-Wecker-Text!
Liebe Grüße
Elke