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3 wunderbare Moorwanderungen im Voralpenland

Flossfahrt über den Moorweiher

Mythen und Legenden umranken seit jeher die Moore. Sie sind aber nicht nur faszinierend-geheimnisvolle Landschaften, sondern auch schützenswerte Ökosysteme, die im Klimaschutz eine große Rolle spielen. Entsprechend spannend sind Wanderungen durchs Moor. Drei der schönsten Moorwanderungen im Voralpenland stelle ich dir hier vor: Auf Bohlen und Brettln dürft ihr mit mir durchs Loisach-Kochelsee-Moor rund um Kloster Benediktbeuern schwanken, durchs Murnauer Moos wandern und auf dem Brettleweg im Wiesfilz rund ums UNESCO-Kulturerbe Wieskirche balancieren.

„O, schaurig ist´s, übers Moor zu gehn,

Wenn der Röhricht knistert im Hauche!“

Annette von Droste-Hülshoff, 1842

Moorwanderungen im Voralpenland: Entstehung und Nutzung von Mooren


In Deutschland findest du Moore vor allem in Norddeutschland und am Alpenrand. Das ist nicht verwunderlich, denn sie bildeten sich am Rande eiszeitlicher Gletscher. In den rund 12 000 Jahren seit dem Ende der letzten Eiszeit lagerten sich dort, wo das Eis langsam auftaute und das Wasser nicht versickern konnte, Pflanzenreste an. Sie konnten durch Sauerstoffmangel nicht vollständig abgebaut werden und wurden zu Torf.
Die Moore wuchsen, bis immer mehr Menschen im 18./19. Jahrhundert auf die Idee kamen, sie zu kultivieren. Dafür wurden die Moorgebiete entwässert. Das nahm ihnen das Unheimliche und Bedrohliche. Außerdem konnte man die Moore nun kommerziell nutzen und Torf gewinnen, der ideal zum Düngen, aber auch als Brennstoff war.

Moorrundweg am Kloster Benediktbeuern
Moorrundweg am Kloster Benediktbeuern

Entwässerung ist für ein Moor jedoch tödlich, denn es entwickelt sich nur, wenn ein gewisser Grundwasserstand garantiert ist. Der Torf hatte Jahrtausende zu seiner Entstehung benötigt, innerhalb weniger Jahrzehnte wurde er vernichtet. Durch forstwirtschaftliche und landwirtschaftliche Nutzung gingen 95 Prozent der deutschen Moorgebiete verloren. Die meisten für immer, denn es dauert 1000 Jahre, bis sich ein Meter Torf bildet. Schlecht fürs Klima.

Moore und Klima


Nur ein nasses Moor ist ein gutes Moor – für den Naturschutz genauso wie für den Klimaschutz. Moore sind Lebensraum für eine Vielfalt von Pflanzen und Tiere. Intakte Moore dienen außerdem als Wasserspeicher und können bei Starkregen beispielsweise enorme Mengen Wasser aufsaugen. Weiterhin speichern sie im Torf sogar mehr Kohlenstoff als Wälder. Wenn der Torf trocknet, werden Klimakiller wie Kohlendioxid und Lachgase freigesetzt. Geballtes Moorwissen gibt es beim Greifswald Moor Centrum.

Doch glücklicherweise versetzen Renaturierungsprogramme das ein oder andere Moor wie das Murnauer Moos nach und nach wieder in seinen ursprünglichen Zustand. Auch im Kleinen können wir etwas tun: Wer Blumenerde ohne Torf kauft, leistet einen Beitrag zur Rettung der Moore.

Moose und Filze – Hochmoore und Niedermoore


Moor ist nicht gleich Moor – wir unterscheiden zwischen Hochmooren, Niedermooren und Übergangsmooren. Niedermoore nennt man in Bayern oft „Moos“, Hochmoore „Filz“.
Hochmoore werden ausschließlich durch Regen gespeist. Die Torfbodenschichten haben keine Verbindung zum Grundwasser und sind nährstoffarm. Entsprechend gedeiht nicht viel: Torfmoose (Sphagnum) speichern große Mengen Wasser und sind ideale Hochmoorbewohner. Sie sind maßgeblich an der Torfbildung beteiligt.

Wollgraswiese auf dem Moorrundweg am Kloster Benediktbeuern
Wollgraswiese auf dem Moorrundweg am Kloster Benediktbeuern

Aber sie sind auch die Schnecken unter den Pflanzen, wachsen im Zeitlupentempo nur einen Millimeter pro Jahr. Weiterhin finden wir Heidekraut, Wollgras, Binsen. Und eine so genannte fleischfressende Pflanze: Der Sonnentau lebt vom Fang kleiner Insekten.

Niedermoore werden durch Grundwasser gespeist und sind deutlich nährstoffreicher als Hochmoore. Die Vegetation ist entsprechend vielfältiger. Röhrichtarten finden sich genauso wie Bäume (Moorbirken, Fichten, Erlen, Weiden) und Sträucher. Und im Frühjahr und Sommer verzaubern Orchideen in allen Farben.

Sumpflilie am Kloster Benediktbeuern
Sumpflilie am Kloster Benediktbeuern

Moorwanderungen im Voralpenland

Brettleweg Wiesfilz rund um die Wieskirche


Eine der schönsten Moorwanderungen im Voralpenland, die Natur- und Kulturerlebnis aufs Schönste verbindet. Ein „Brettleweg“ führt auf die Wieskirche zu, das Meisterwerk der Gebrüder Zimmermann – der bayerischen Rokokozauberer. Der Weg durchs Wiesfilz macht nur einen kleinen Teil der abwechslungsreichen Wanderung aus. Er gehört aber zweifellos zu den faszinierendsten Passagen.

Türme des Welfenmünsters in Steingaden
Türme des Welfenmünsters in Steingaden

Ausgangspunkt der Wanderung ist Steingaden, wo du unbedingt zunächst einen Blick ins Welfenmünster werfen solltest, das seine Türme über dem Marktplatz erhebt. Sein Inneres spiegelt die Baumoden von der Romanik zum Barock wieder. Ein Schatz ist die Marienfigur in der Kapelle neben dem Eingang. Dort holen sich auch Jakobspilger ihren Stempel ab.

Durch den bäuerlichen Pfaffenwinkel

Am Marktplatz halten wir uns rechts, kommen an einem Sägewerk vorbei und erspähen auch schon einen Wegweiser, der zur Wieskirche (4.4 km) weist. Eine Kastanienallee führt durch Wiesen hindurch. Noch einmal lugen die Türme des mächtiges Münsters hinter einem Hügel hervor. Auf der anderen Seite macht sich das Ammergebirge breit. Auf der asphaltierten Straße, auf die sich nur selten ein Auto verirrt, geht es weiter. Im Bauernort Litzau mit bildschönen Bauernhäusern – viele mit Bio-Label – blöcken die Schafe, meckern die Ziegen und grüßen die Pferde vorm Stall. Pfaffenwinkler Landidylle.

Bauernhof am Wegesrand
Bauernhof am Wegesrand

Meditationsweg trifft Jakobsweg

Dann geht es durch ein Wäldchen und bald taucht die Wieskirche am Horizont auf. Das Schild „Ammergauer Meditationsweg“ schickt dich gegenüber von der Landvolkshochschule auf einen Wanderpfad durch die Wiesen, der direkt auf die Wallfahrtskirche zuführt. Jetzt bist du auch wieder auf dem Jakobsweg unterwegs. Auf den Weiden grasen Murnau-Werdenfelser Kühe, das Urrind der Region, das vom Aussterben bedroht ist.

An einem Wallfahrtskreuz lädt eine Bank dazu ein, den Blick auf die Kirche in aller Ruhe zu genießen, bevor du dich in den Pilgerrummel stürzt. Faszinierend sind zwei ganz gegensätzliche Bilder der Pilgerstätte: Rechts der Zufahrtsstraße zur Wies parken die Reisebusse, und Souvenirshops mit Pilgerkitsch warten auf Kunden. Auf der anderen Seite grasen wie eh und je Kühe auf der Weide und Bauern brettern auf Traktoren mit Gülletank vorbei. Ein profan-bäuerliches Bild, das an die Ursprünge der Wallfahrt denken lässt. Hier fand man den „Heiland von der Wies„.

Die Wieskirche liegt auch heute noch im Bauernland
Die Wieskirche liegt immer noch im Bauernland

Die Wieskirche

Am Anfang stand das Wunder. Man schrieb das Jahr 1738, als Wiesbäuerin Maria Lory beobachtete, wie die ausrangierte und wenig ansehnliche Prozessionsfigur des gegeißelten Heilands echte Tränen vergoss. Das Tränenwunder sprach sich herum und die Pilger strömten bald fleißig. Eine neue Kirche musste her.

Den Auftrag schnappten sich die Rokokozauberer par excellence: die Gebrüder Zimmermann aus
Gaispoint bei Wessobrunn. Johann Baptist Zimmermann (1680–1758), Stuckateur und Maler, hatte schon in Schloss Nymphenburg und der Münchner Residenz Wunderwerke aus Stuck und grandiose Fresken geschaffen. Dominikus (1685–1766) war vor allem ein genialer Architekt. In der Wieskirche
vereinten sie ihre Talente und schufen ihr gemeinsamen Meisterstück. Von 1746–1752 waren sie tätig und schufen eine neue Heimat für das Gnadenbild des gegeißelten Christus.

Ein Raum, der zu schweben scheint: Architektur, Bauplastik und Malerei verschmelzen zu einer Einheit aus Farbe und Form, und die Sonnenstrahlen bringen die Engel zum Tanzen und den Raum zum Schwingen. Mittendrin die schlichte und anrührende Christus-Figur, die Menschen aus aller Welt verehren.

Der Himmel der Wies scheint sich in Gelb und Blau über dem Betrachter zu wölben. Im Mittelpunkt des Deckengemäldes – auf einem Regenbogen thronend – der auferstandene Jesus Christus, Mittler zwischen Erde und Himmel, zwischen Menschen und Gottvater. Er weist mit einer Hand auf
ein hell erleuchtetes Kreuz – Symbol der göttlichen Liebe –, mit der anderen Hand auf sein Herz. Der Thron des Weltenrichters unter ihm steht bereit zum Weltgericht, ist aber noch leer. Das Tor zur Ewigkeit über ihm ist noch verschlossen. Dem Menschen bleibt noch Zeit, den rechten Weg einzuschlagen.

Öffnungszeiten Wieskirche: im Sommer 8–20 Uhr, im Winter 8–17 Uhr

Du verlässt die Kirche durch den Seiteneingang und blickst auf die majestätischen Ammergauer Alpen. Der Gasthof Schwaiger, der gute Küche direkt vor der Kirche serviert, lädt zur Pause ein. Hier lebte Dominikus Zimmermann bis zu seinem Tod.

Auf dem Brettleweg durchs Moor

Wir wechseln auf die touristische Seite der Wies und halten Ausschau nach dem Wegweiser zum Brettleweg. Er beginnt hinter einem Bauernhof. Wenn du dich umblickst, bevor es ins Moor geht, hast du noch einmal Wies-Panorama. Dann liegt auch schon der Brettleweg durchs Wiesfilz vor dir. Ein tolles Teilstück dieser Moorwanderung im Voralpenland. Es sind tatsächlich Brettle, auf denen du ein bisschen balancieren darfst und vor allem nach Regengüssen aufpassen solltest, dass du nicht ins Moor fällst.

Birken und Krüppelkiefern ragen auf. Das Heidekraut blüht lila im Spätsommer. Eine verwunsche, melancholische Landschaft. Viel zu schnell ist das Vergnügen vorbei. Es sind leider nur ein paar hundert Meter, dann stehst du schon wieder im Wald.

Wald und Wiesen

Ein moosgrüner Zauberwald mit Farnen und überwucherten Baumstämmen, den moorige Bäche mit lautem Geplätscher durchkreuzen. Steingaden ist schon wieder ausgeschildert, aber das Rauschen des Baches begleitet dich noch eine ganze Weile. Wenn dich der Wald wieder ausspuckt, begrüßt das Bimmeln der Kuhglocken von den Weiden die Wanderer.

Bald hast du Steingaden wieder erreicht. Es lockt noch eine Einkehr in der Schönegger Käsealm. Du kannst dir deine Brotzeit mit Käse und Räucherfisch selbst zusammenstellen und im Garten genießen. Dann liegt das Welfenmünster auch schon wieder vor dir mit dem Klostergarten, wo du die Tour zwischen duftenden Kräutern auf einer Bank ausklingen lassen kannst.

Welfenmünster in Steingaden mit Kräutergarten
Welfenmünster in Steingaden mit Kräutergarten

Moore in der Literatur

Moorleichen geistern durch die Literaturgeschichte. Wer kennt nicht den Hund der Baskervilles, den Sir Arthur Conan Doyle im britischen Dartmoor sein Unwesen treiben ließ? Seither ließ mancher Autor im Moor morden oder nutzte das Moor als düstere Szenerie für die Seelenschau. Vielleicht hast du auch Annette von Droste-Hülshoffs Ballade „Der Knabe im Moor“ in der Schule gelesen. Auch wenn man die Geheimnisse der Moore längst entschlüsselt hat – ein bisschen unheimlich sind sie immer noch und gerade deshalb so faszinierend.

Moorwanderung Murnauer Moos

Das größte lebende Moor Mitteleuropas liegt im Herzens des Blauen Landes bei Murnau. Die Wanderung durchs Murnauer Moos ist eine traumhafte Runde, die durchs Nieder- wie durchs Hochmoor führt. Das Niedermoor fasziniert im Frühjahr durch die Blütenpracht mit Stars der Botanik von der Gelben Sumpflilie bis zur Sibirischen Schwertlilie.

Murnauer Moos mit Alpenblick
Murnauer Moos mit Alpenblick

Durchs Hochmoor mit seiner kargen Vegetation und melancholischen Schönheit führen ähnlich wie im Wiesfilz Holzbohlen. Am Horizont ist fast immer die Kette der Bayerischen Alpen mit Estergebirge, Wetterstein und Labergruppe zu sehen. Diese faszinierende Landschaft inspirierte vor dem Ersten Weltkrieg Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, Franz Marc und Kollegen, die sich zur Künstlervereinigung Blauer Reiter zusammengeschlossen hatten, zu zahlreichen Kunstwerken. Eine der Moorwanderungen im Voralpenland, die kein Moor-Liebhaber verpassen sollte.

Moorwanderung Benediktbeuern durchs Loisach-Kochelsee-Moor


Am Rande des Loisach-Kochelsee-Moores liegt das ehrwürdige Kloster Benediktbeuern, das heute Bildungszentrum für Umwelt und Natur ist. Wie passend – schließlich warten rund ums Kloster faszinierende Naturerlebnisse auf einer Moorwanderung durchs Loisach-Kochelsee-Moor mit Moorerlebnisweg. Behutsam bringt man Besuchern die Welt der Moore nahe, schuf Geschicklichkeitparcours für die ganze Familie, einen Barfußpfad, einen Klangweg und mehr. Du kannst sogar mit einem Floß über den Moorsee schippern. Eine der Moorwanderungen im Voralpenland, die tolle Moorerlebnisse für die ganze Familie bieten.

Flossfahrt über den Moorweiher
Floßfahrt über den Moorweiher

Hier geht es zu weiteren Ausflugszielen im Voralpenland:

2 Kommentare

  • Maria Schwarz
    25. Oktober 2022 at 13:19

    Als Kind habe ich meine letzte offizielle Moorwanderung gemacht und war schon zu diesem Zeitpunkt von Mooren fasziniert. Mittlerweile bin ich im Besitzt von Land, in dem auch ein Moor liegt. Für ein Bauprojekt werde ich mich demnächst an einen Experten für die Moorsanierung wenden.

    Antwort
    • Elke
      25. Oktober 2022 at 16:07

      Liebe Maria,

      ein eigenes Moor, wow! Das klingt großartig. Dann weißt du natürlich, wie wichtig Moore für unser Klima sind. Gute Idee, einen Moorexperten zu Rate zu ziehen. Viel Freude weiterhin mit deinem Moor :-).

      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort

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