Eine Bergtour für Genusswanderer führt über die Esterbergalm auf den Wank, den Garmischer Aussichtsberg. Kann er auch an Höhe nicht mit den ganz Großen ringsum wie Zugspitze oder Alpspitze mithalten – der Rundumblick auf Ester-, Ammer-, Karwendel- und Wettersteingebirge ist grandios. Kein Wunder, dass viele Besucher mit der Wankbahn nach oben schweben. Bergfexe laufen die strammen 900 Höhenmeter zu Fuß. Der Reiz liegt für mich in der Kombination.
Die Fahrt mit der Bergbahn zur Mittelstation spart ein paar Höhenmeter – dagegen ist nichts einzuwenden. Ab der Mittelstation gibt es außerdem einen wenig bekannten, aber äußerst reizvollen Weg zum Gipfel. Dass er über die Esterbergalm führt – einen supernetten Berggasthof – ist auch kein Nachteil. Kurz und gut: Die Wanderung über die Esterbergalm auf den Wank war meine Entdeckung des Sommers.
Inhaltsverzeichnis
Gondeln zur Mittelstation der Wankbahn
Mit den blauen Gondeln der Wankbahn schwebst du aufwärts. Seit 1928 bringt die Bergbahn Besucher von Garmisch-Partenkirchen aus auf den Gipfel. 1982 ersetzte man die alte Gipfelbahn durch eine moderne Umlaufkabinenbahn, die aber im Vergleich zur Zugspitzbahn beispielsweise wunderbar nostalgisch wirkt. Seit der Skibetrieb 2003/04 eingestellt wurde, ist sie eine reine Sommerbahn.
An der Mittelstation ist für dich Endstation. Jetzt einfach dem Wegweiser Hinweis „Hüttlsteig-Esterbergalm, 1, 1/2 Stunden“ folgen.
Infokasten zur Wanderung über die Esterbergalm auf den Wank
Länge: 9,8 km
Höhenmeter: 690 m bergauf
Länge: 4 Stunden
Charakter: Rundwanderung (inklusive Bergbahnfahrt)
Anforderungen: Eine wunderschöne Bergwanderung, für die du Trittsicherheit und ein bisschen Kondition mitbringen solltest. Teilweise bist du auf breiten Wanderwegen unterwegs, aber häufiger auf schmalen Wanderpfaden – mit ein paar ausgesetzten Passagen. Es geht über Fels und Baumwurzeln und auch über den ein oder anderen kleinen Bergbach.
Jahreszeit: Sobald die Wanderwege schneefrei sind – je nach Härte des Winters im späten Frühjahr oder im Frühsommer – beginnt die Wandersaison. Schön ist die Runde auch im Herbst, wenn die Sicht oft besonders klar ist. Wenn es nur zur Esterbergalm gehen soll – ohne Abstecher auf den Gipfel –, ist die zweite Aprilhälfte ein heißer Tipp: Dann blühen die Krokusse in weiß und lila im Hochtal.
Parken: Kostenpflichtiger Parkplatz an der Wankbahn (Wankbahnstraße, 82467 Garmisch-Partenkirchen)
ÖPNV: Bahnhof Garmisch-Partenkirchen. Von dort mit dem Ortsbus (Nr. 3 oder 5) zur Haltestelle Wankbahn.
Bergbahn: Wankbahn
Durch den Bergwald zur Esterbergalm
Idyllisch schlängelt sich der schmale Wanderweg über die Esterbergalm auf den Wank durch den Wald. Ich habe ihn Schmetterlingspfad getauft. Weil es hier so einsam ist, tanzten die Schmetterlinge nur für mich und das Töchterchen, bevor sie auf bunten Blüten zur Landung ansetzten. Hier und da öffnet sich unterwegs der Bergwald und gibt den Blick frei auf die Gemeinde Farchant im Tal. Zwischendurch lauern auch ein paar ausgesetzte Passagen, die dich bestimmt nicht vor große Herausforderungen stellen. Den schmalen Wildbach, der sich über die Felsen ins Tal stürzt, überquerst du mit einem großen Schritt. Anschließend musst du auf einer drahtseilgesicherten Leiter ein paar Höhenmeter überwinden. Sieht aus der Ferne dramatischer aus, als es ist.
Der Wanderpfad durchs Grün über die Esterbergalm auf den Wank mündet nach etwa einer Stunde auf den breiten Wanderweg, der von der Talstation zur Esterbergalm führt. Hier trafen wir auch wieder auf andere Wanderer. Wenn du das Almgebäude in der Ferne erspähst, verlässt du den breiten Wanderweg wieder. Ein Wegweiser schickt dich nach links auf einen Pfad, der sich durch eine Viehweide schlängelt. Hier grasen die Kühe, Pferde und Schafe der Esterbergalm.
Gemütliche Einkehr auf der Esterbergalm
1380 wurde der denkmalgeschützte Berggasthof in einem Hochtal zwischen Wank und Hohem Fricken erstmals urkundlich erwähnt. Bis heute ist er – auf 1262 m gelegen – der höchstgelegene Bergbauernhof Deutschlands. Auf der Sonnenterrasse oder in den Gaststuben serviert die Wirtin Brotzeiten und wechselnde Tagesgerichte. Rind- und Lammfleisch stammen von den eigenen Tieren. Die Gegend ringsum ist reich an Wild, was sich ebenfalls auf der Speisekarte zeigt. Aber auch für Vegetarier gibt es immer eine Option.
Während du dich mit Blick aufs Ziel stärkst, naschen nebenan auf der Wiese die Ziegen vom frischen Gras. Bevor du wieder den Rucksack schulterst, unbedingt noch ein Blick in die denkmalgeschützte Josefs-Kapelle von 1803 werfen. Sie ersparte den Bauern den langen Weg zur Andacht ins Tal.
Von der Esterbergalm auf den Wank
Über die Wiesen erreichst du den Wanderweg, der zum Gipfel führt („Wank, 2 Stunden“). Zwei Brücken über den Bergbach sind zu überqueren, dann bist du auf einem Pfad, der zusehends schmaler und steiler wird. Wir stapften an einem warmen Hochsommertag durch einen Farbteppich aus hellroten Alprosen, zwischen denen gelbe Schmetterlings flatterten. Ab und zu zwängten wir uns zwischen Latschenkiefern hindurch. Das Rauschen in der Ferne kündigte den ein oder anderen Bergbach an, über den wir hüpfen mussten. Kein Spazierweg, sondern ein alpiner Trampelpfad, den du manchmal nur erahnen kannst. Aber wunderschön, nie langweilig und richtig einsam (zumindest unter der Woche).
Wenn du eine Lichtung erreichst, liegt unter dir die Esterbergalm vor der Kulisse des Estergebirges. Du hast tatsächlich schon ein gutes Stück geschafft! Aus dem Hochtal dringt das Gebimmel der Ziegen bis nach oben. Fast zu schön, um wahr zu sein. Kaum zu glauben, dass der Wank bis vor zwanzig Jahren Skigebiet war. Heute sind die Wunden des Skibetriebs fast verheilt und der Berg gehört glücklicherweise den Wanderern.
Aber jetzt kommt das härteste Stück. In Serpentinen geht es steil nach oben. Sie münden in einen breiten Wanderweg. Fast geschafft! Eine letzte Steigung, dann erreichst du das langgezogene Gipfelplateau des Wank. Eine Panoramarundweg führt zu den schönsten Aussichtspunkten – mit Ruheplätzen, die zum Naturkino einladen. Wer sich noch nicht ausgepowert hat, kann die 3 km lange Runde auf dem Gipfel in Angriff nehmen. Wir laufen direkt in Richtung Bergstation der Wankbahn. Mit ein bisschen Glück ergatterst du eine der hölzernen Liegen oder Schaukeln ringsum und genießt ganz gemütlich das Bergpanorama. Hier bist du dem Alltag fast 2000 Meter entrückt.
Traumpanorama vom Gipfel des Wank
Den vollen Rundumblick gibt es vom Hügel mit dem Gipfelkreuz oberhalb der Bergstation. Dort steht auch seit 1911 das Wank-Haus, das dem Alpenverein gehört. Du blickst im Süden aufs Wettersteingebirge, wo sich hoffentlich Zugspitze und Alpspitze nicht in Wolken hüllen. Im Zugspitzmassiv versteckt dich die Höllentalklamm – auch ein tolles Wanderziel. Im Norden ragen Krottenkopf und Hohe Kisten auf. Im Westen erspähst du bei guter Sicht den Daniel, etwas näher die Kramerspitze und im Westen das Karwendelgebirge. Direkt unterhalb breitet sich Garmisch-Partenkirchen aus.
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Sattsehen geht eigentlich nicht. Wenn zumindest der erste Hunger gestillt ist, schwebst du wieder zurück ins Tal. Und ziemlich sicher wirst du genauso begeistert wie ich sein von der Wanderung auf den Wank.
Weitere tolle Bergwanderungen rund um Garmisch-Partenkirchen
- Wanderung durch die Höllentalklamm
- Wanderung auf den Alpspitz (bei Sabine vom Blog Madame Fernweh)
4 Kommentare
Marike
6. August 2021 at 11:41Liebe Elke,
ich würde gerne einmal von dort hinunterschauen, danke für den Bericht. Im Herbst gibt es dort sicher auch noch schöne Tage! Marike
Elke
6. August 2021 at 11:46Liebe Marike,
wirklich eine traumhafte Wanderung mit Wahnsinnspanorama. Und an schönen Herbsttagen ist die Sicht oft noch besser als im Sommer.
Liebe Grüße
Elke
Christine
30. August 2021 at 21:30Danke Kekse und Koffer für die ausführliche Beschreibung! Und die Fotos sind einfach traumhaft!
Weiter so 👍
Elke
30. August 2021 at 21:49Hallo Christine,
freut mich, wenn ich ein bisschen inspirieren konnte! Die Tour ist wirklich wunderbar :-).
Liebe Grüße
Elke