Die polnische Hauptstadt hat es noch nicht in die erste Reihe der Städtereiseziele geschafft – im Gegensatz zur alten Hauptstadt Krakau. Meine Reisefreundin und ich kombinierten die beiden polnischen Städte auf einer Reise, und Warschau mit reichlich Geschichte, Gegenwart und Zukunft war für uns beide die große Überraschung. Hier nehme ich dich mit zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Warschaus zwischen Kulturpalast und Altstadt, aber auch zu berührenden Museen und ins In-Viertel Praga im „wilden“ Osten Warschaus.
Inhaltsverzeichnis
Wie viel Zeit für den Städtetrip Warschau einplanen?
Für die Top-Sehenswürdigkeiten zwischen historischem Zentrum und dem ehemals jüdischen Warschau reicht ein Wochenende (zwei volle Tage). Aber mehr Zeit ist natürlich immer viel besser. Wir blieben drei Tage und hatten zusätzlich Zeit fürs Museum und einen Ausflug auf die andere Seite der Weichsel. Und dennoch fehlte ein Tag – für das moderne Museum und das Barockschloss Wilanów zum Beispiel. Ein Grund zum Wiederkommen! Hier mein Vorschlag für ein Basisprogramm (Anreise am Freitag, Abreise Sonntagnachmittag) und zwei Zusatztage für Kunstliebhaber und Stadtviertel-Entdecker.
Wann ist die beste Reisezeit für Warschau?
Ideal für den Städtetrip Warschau ist das Sommerhalbjahr, aber nicht zwangsläufig der Hochsommer. Wir waren im April unterwegs und hatten Traumwetter – es war sommerlich warm, und Warschauer und Besucher flanierten auf den Prachtstraßen, in der Altstadt oder entlang der Weichsel und füllten die Straßencafés. Das pralle Leben! Bei Schmuddelwetter ist wohl kaum eine Stadt attraktiv, und das kann dich auch im Sommer erwischen. Dann ist Museumszeit. Und Museen hat Warschau glücklicherweise viele – und viele sehenswerte.
Die besten Stadttouren in Warschau
Für den ersten Überblick buche ich fast immer eine Stadtführung und gehe danach mit Hintergrundwissen und vielen guten Tipps auf Entdeckungsreise. Hier sind meine Empfehlungen:
Phönix aus der Asche: Sehenswürdigkeiten Warschau – Altstadt
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Warschau ein Trümmerfeld – 85 Prozent der Gebäude lagen in Schutt und Asche. Aber die Warschauer bauten die bildhübsche mittelalterliche Altstadt (Stare Miasto) in Rekordzeit (1949–1955) wieder auf. So detailgetreu, dass die UNESCO sie 1980 bereits auf ihre renommierte Welterbeliste setzte.
Der Schlossplatz – Herz der Altstadt
Das Tor zur Altstadt und ein Meisterstück der Restauratoren ist der Schlossplatz. Im Zentrum erhebt sich die Sigismundsäule, auf der der König thront, der die Verlegung der Hauptstadt von Krakau nach Warschau veranlasste. Das Schloss selbst musste allerdings lange auf die Auferstehung warten, da die sozialistischen Machthaber sich sträubten, Erinnerungen an die monarchische Vergangenheit wiederzubeleben. Auf Wunsch der Bevölkerung nahm man den Wiederaufbau ab 1971 dann doch in Angriff. Viele Möbel und Kunstwerke hatte man glücklicherweise rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Info: Königliches Schloss, Plan Zamkowy 4; Öffnungszeiten: Sommerhalbjahr Montag bis Samstag 10–18 Uhr (Donnerstag bis 20 Uhr), Sonntag 11–18 Uhr, Winterhalbjahr Dienstag bis Samstag 10–16 Uhr, Sonntag 10–16 Uhr. Der Eintritt in den königlichen Park ist frei.
Vom Schlossplatz hast du außerdem Blick aufs Nationalstadion, das für die Fußballeuropameisterschaft 2012 erbaut wurde und seither das wichtigste Fußballstadion des Landes ist. Es liegt am gegenüberliegenden Weichselufer im Stadtteil Praga (siehe unten).
Die Warschauer Meerjungfrau
Direkt hinter dem Schlossplatz liegt die gotische Johanniskathedrale (Ulica Świętojańska 8), die in den Sommermonaten Orgelkonzerte um 12 Uhr (täglich außer Sonntag) zum Klingen bringen. Hier beginnt die Fußgängerzone und du kannst gemütlich zum Altstadtmarkt (Rynek Starego Miata) schlendern. Auch ihn säumen Kopien historischer Gebäude in bunten Farben und mit vielen sehenswerten Details.
Im Zentrum des Platzes ein Denkmal, das überrascht. Es zeigt eine Meerjungfrau. Was die in Warschau, das ja bekanntlich nicht am Meer liegt, verloren hat? Die Legende erzählt, dass sich vor langer Zeit zwei Meerjungfrauen in die Ostsee verirrten. Eine kannst du auf einem Städtetrip nach Kopenhagen bewundern, die andere schwamm durch die Weichsel flussaufwärts nach Warschau und wacht seither über die Stadt. Was für eine nette Geschichte!
Barbakane – Grenze zur Neustadt
Der Barbakane, dem Festungstor zwischen Alt- und Neustadt, sieht man an, dass sie nicht das Original aus dem 16. Jahrhundert ist. Sie beeindruckt trotzdem und wird ergänzt durch ein ebenfalls rekonstruiertes Stück der doppelten Stadtmauer. Ein stimmungsvoller Platz vor allem zum Sonnenuntergang.
Jenseits der Mauer liegt die Neustadt, die bereits im Spätmittelalter entstand, aber erst seit 1792 zu Warschau gehört. Am Neustadtmarkt ist es ruhiger als in der Altstadt und die Restaurants sind ein bisschen günstiger. Außerdem kannst du hier eine berühmte Warschauerin treffen: die doppelte Nobelpreisträgerin Marie Curie, die 1867 als Marie Skłodowska in Warschau geboren wurde.
Kirchen, Kneipen, Kulturpalast: Sehenswürdigkeiten Warschau – Königlicher Weg und Warschau Centrum
Als Warschau 1596 Hauptstadt wurde, setzte ein Bauboom ein. Vom Schlossplatz führte bald der Königliche Weg – heute Warschaus Flaniermeilen Krakowskie Przedmiescie und Ulica Nowy Swiat – zur Sommerresidenz des Königs im Łazienki-Park. Adelige bauten entlang der neuen Prachtstraße ihre Palais.
Hingucker an der Krakowskie Przedmiescie
Ganz nebenbei ist der Königliche Weg gesäumt von zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Repräsentative Kirchen wie die barock-klassizistische Kirche der heiligen Anna und die Karmeliterkirche wuchsen in die Höhe. Zu den berühmtesten weltlichen Bauten gehört der Präsidentenpalast, der seit 1994 Sitz des Staatspräsidenten ist. Er überlebte wie durch ein Wunder den Zweiten Weltkrieg.
Eine schicke Hoteladresse ist das Bristol, in dem schon unzählige Promis nächtigten und legendäre Bälle gefeiert wurden – anlässlich der Verleihung des Nobelpreises an Maria Skłodowska-Curie zum Beispiel. Sie wohnte 1913 selbst im Hotel, in dem sich später Thomas Mann, Günter Grass, Pablo Picasso, Tina Turner und unzählige andere Promis ins Gästebuch eintrugen.
Das Hauptgebäude der Universität und die Akademie der Künste sind weitere Stationen, genauso wie die Heiligkreuzkirche mit dem Herz von Chopin (siehe Kasten).
Hochherrschaftlich auch das Stascyk-Palais, heute Sitz der Akademie der Wissenschaften. Davor steht Nikolaus Kopernikus auf dem Podest – der Mann, der unser Weltbild auf den Kopf stellte, und um den sich Deutsche und Polen streiten.
Auf dem Gehsteig findest du mehrere Abbildungen von Gemälden Canalettos, der einige Zeit in Warschau verbrachte. Seine Werke waren wichtige Vorlagen für die polnischen Restauratoren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Prachtstraße Nowy Świat
Die Ulica Nowy Świat war im 19. und frühen 20. Jahrhundert schicke Einkaufsstraße und ein Grund, warum Warschau damals als „Paris des Ostens“ galt. Hier reihen sich heute Restaurants, Cafés und Bars nur so aneinander. Vor allem am Wochenende „the place to be“. In den Sommermonaten wird die Straße bis zur stadtbekannten Palme am Südende von Freitagabend bis in die frühen Morgenstunden am Montag für den Auto- und Busverkehr geschlossen. Dann machen Straßenmusiker sie zur Bühne, und die Lokale sind brechend voll. Natürlich nicht gerade ein Geheimtipp, aber einfach schön.
Restaurants an der Flaniermeile
- Zapiecek (Ulica Swietojanska 13 und Ulica Jerozolimskie 28) Hier gibt es Pieroggen, polnische Maultaschen, in allen Varianten – mit und ohne Fleisch, süß oder pikant. Und das Beste: Du kannst verschiedene Sorten mixen.
- OTO! Sushi (Ulica Nowy Świat 46) Keine Lust auf schwere polnische Gerichte? Die veganen Sushi-Spezialitäten haben wir getestet. Ein Gedicht!
Ein ungeliebtes Geschenk: der Kulturpalast
Der Kultur- und Wissenschaftspalast (Pałac Kultury i Nauki, kurz: PKiN) in der Nähe des Hauptbahnhofs war ein Geschenk der Sowjetunion unter Stalin an Polen und wurde 1952 bis 1955 im Stil des Sozialistischen Klassizismus erbaut – ein 234 Meter hoher Wolkenkratzer, der damals das zweithöchste Gebäude Europas war. 3288 Räume verteilen sich auf 38 Stockwerke. Theater, Museen, Kinos, Ballsaal, Schwimmbad und mehr gehören zum Innenleben. Rundumblick hast du von der Aussichtsplattform im 30. Stock. Im Kulturpalast gaben übrigens auch die Rolling Stones 1967 ihr legendäres einziges Konzert hinter dem Eisernen Vorhang.
Der Kulturpalast ist immer noch das zweithöchste Gebäude Polens nach dem Varso Tower, der sich erst seit 2022 mehr als 300 Meter in den Warschauer Himmel schiebt.
Ich gestehe: Ich fand den Kulturpalast in seiner Monumentalität beeindruckend, mit dem mich – anders als die meisten Polen – aber auch keine unangenehmen Erinnerungen verbinden.
Info: plac Defilad 1, Eingang von der Ulica E. Plater; Öffnungszeiten der Aussichtsplattform: täglich 10–20 Uhr; Website
Museum für moderne Kunst
Das sehr gehypte Museum für Moderne Kunst – ein schneeweißer Quader des US-amerikanischen Architekten Thomas Phifer – hätte ich unglaublich gern besucht, aber es fehlte einfach die Zeit. Also auch auf den nächsten Warschau-Besuch verschoben. Wenn du es auf deinem Städtetrip Warschau besuchst, freue ich mich über deine Eindrücke in den Kommentaren. Es liegt gegenüber vom Kulturpalast und möchte „eine demokratische Antwort auf den Bau der Sowjetdiktatur“ (Süddeutsche Zeitung) sein. Dazu passt die erste große Ausstellung, die die Jahre der PIS-Regierung dokumentiert.
Info: Marszałkowska 103; Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 12–20 Uhr; Website
Fryderyk Chopin in Warschau
Der Pianist und Komponist mit dem französischen Namen war tatsächlich Warschauer. Er verbrachte allerdings nur Kindheit und Jugend in der Stadt und durfte aus politischen Gründen nie zurückkehren, obwohl ihn Sehnsucht nach seiner Heimatstadt plagte. Für Fans gibt es eine ganze Reihe von Pilgerorten:
- Chopin-Denkmal im Łazienki-Park mit kostenlosen Chopin-Konzernten jeweils sonntags zwischen Mitte Mai und Ende September um 12 und um 16 Uhr
- Das Chopin-Museum (Adresse: Ulica Okólnik 1) im Ostrogski-Palais zeigt zum Beispiel das letzte Klavier des Komponisten, Briefe und Notenblätter. Jeden Samstag um 17 und 18 Uhr gibt es Live-Musik.
- Basilika des Heiligen Kreuzes (Adresse: Ulica Krakowskie Przedmieście 3): Hier ruht das Herz von Chopin, das eine seiner Schwestern nach Warschau brachte, eingemauert in eine Säule der Kirche.
- Kazimierz-Palast (Ulica Krakowskie Przedmieście 26/28): Hier lebte die Familie im linken Seitenflügel in einer Wohnung im zweiten Stock.
- Visitantinnen-Kirche (Adresse: Ulica Krakowskie Przedmieście 34): In der Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die den Krieg überlebte, spielte Chopin oft die Orgel während der Messe.
- Chopin-Bänke: An mehreren Orten in der Stadt, die eine Verbindung zu Chopin haben, gibt es multimediale Bänke, die auf Knopfdruck Chopin-Musik spielen.
Wola: Vom Industrieviertel zum Vorzeige-Städtebauprojekt
Eine Zufallsentdeckung auf dem Weg vom Kulturpalast ins ehemalige Ghetto war der Stadtteil Wola, wo seit ein paar Jahren Glastürme in die Höhe wachsen. Ein ehemaliges Industriegebiet wurde zum hypermodernen Business District mit Büro- und Wohnhochhäusern und einem gastronomischen Herz: der Food Hall Browary Warszawskie in einer revitalisierten Brauerei. Ein spannendes Architekturprojekt, wo du viel Zeit verbringen kannst, wenn du dich für Städtebau und moderne Architektur interessierst.
Jüdisches Warschau: Sehenswürdigkeiten Warschau im ehemaligen Ghetto
Ein Rundgang durch das ehemalige Ghetto auf den Spuren des jüdischen Warschau ist ein Muss bei einem Besuch in Warschau, auch wenn ich als Deutsche vor Scham am liebsten im Boden versunken wäre. Es blieben kaum Bauwerke erhalten, aber hier und da siehst du auf den Gehsteigen Hinweise auf den einstigen Verlauf der Ghetto-Mauern. Museen und Denkmäler erinnern außerdem an die dunkelste Epoche europäischer Geschichte. Auf einem Spaziergang haben wir die wichtigsten Stationen besucht.
Geschichte des Ghettos
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Warschau etwa 350.000 Juden, das war ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Stadt. Damit besaß die polnische Hauptstadt die größte jüdische Gemeinde in Europa. Nur in New York lebten damals mehr Juden.
Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 war nichts mehr so wie zuvor. Es begann eine systematische Hetzjagd auf die jüdische Bevölkerung, und im Oktober 1940 ordneten die Besatzer die Einrichtung eines Ghettos an. Alle Juden aus Warschau und Umgebung mussten sich in einem ummauerten Gebiet ansiedeln, das nach und nach vollständig vom Rest der Stadt isoliert wurde. Auf kleinem Raum lebten rund 450.000 Menschen eng an eng unter katastrophalen Bedingungen. Im Juli 1942 begannen die Massendeportationen aus dem Ghetto ins Vernichtungslager Treblinka. Mit dem Mut der Verzweiflung erhoben sich die Juden im Ghetto im April 1943 gegen die Nationalsozialisten.
POLIN – Museum der Geschichte der polnischen Juden
Das Museum erzählt die tausendjährige Geschichte der jüdischen Gemeinde in Polen bis zur Shoah. Die Architektur ist preisgekrönt, die Dauerausstellung, die regelmäßig von Wechselausstellungen ergänzt wird, bewegend. Unbedingt sehenswert.
Info: 6 Mordechaja Anielewicza; Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 10–18 Uhr, Sonntag 10–20 Uhr, Dienstag geschlossen; Website
Denkmal der Helden des Ghettos
Gegenüber vom Eingang zum Museum erinnert das Denkmal der Helden des Ghettos an den Aufstand von 1943. Hier fand der legendäre Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt anlässlich eines Staatsbesuchs in Polen am 7. Dezember 1970 statt. Eine Geste der Demut des Widerstandskämpfers Brandt und ein bewegender Moment der Geschichte, der für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen ungeheuer wichtig war. Daran erinnert auf der anderen Seite des Museums das 2000 errichtete Willy-Brandt-Denkmal.
Museum des Warschauer Aufstands
Das zweite Museum im ehemaligen Ghetto erinnert an an den bewaffneten Widerstand der Polen gegen die deutschen Besatzer im Sommer 1944. Es wurde am 31. Juli 2004 anlässlich des 60. Jahrestags des Warschauer Aufstands im Gebäude eines stillgelegten Straßenbahn-Elektrizitätswerks eröffnet. Originalgeräusche aus dem aufständischen Warschau wie pfeifende Kugeln, Gebete, Lieder und das Einschlagen von Bomben begleiten die Ausstellung mit unzähligen Foto-, Audio- und Videodokumente. Erschütternd. Und auch 80 Jahre nach Ende des Krieges beschämend für mich als Deutsche. Empfehlenswert ist der Rundgang mit Audioguide.
Info: Grzybowska 79; Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 10–18 Uhr; Website
Umschlagplatz Memorial
Ein Denkmal in der Ulica Stawki 10 erinnert an den Ort, von dem aus mehr als 300.000 Juden in das Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden.
Nożyk-Synagoge
Die einzige von den Deutschen nicht zerstörte Synagoge in Warschau ist heute wieder aktives jüdisches Gotteshaus und Kulturzentrum.
Info: Ulica Twarda 6; Öffnungszeiten täglich außer Samstag 10–17 Uhr
Chillen am Fluss: Sehenswürdigkeiten Warschau – der Weichselboulevard
Die Weichsel war uns schon in Krakau begegnet. Sie entspringt beim Ort Weichsel in Schlesien und ist mit 1048 Kilometern Polens längster Fluss, außerdem der längste in die Ostsee mündende Fluss überhaupt. Vor einigen Jahren hat man in Warschau eine sieben Kilometer lange Flusspromenade am Weichselufer auf der Alstadtseite angelegt – ein echtes Freizeitparadies. Perfekt zum Entspannen nach anstrengenden Fußmärschen und aufwühlenden Museumsbesuchen!
An warmen Tagen sind hier Radler, Jogger, Spaziergänger unterwegs. Es gibt Hängematten und Liegestühle, Straßenmusiker, Kunstwerke, Strandbars und Eisbuden und „und kleine Boote, die an „Piratenschiffe“, mit denen du über die Weichsel schippern kannst. Auf der anderen Seite des Flusses ragt das sehenswerte Fußballstadion auf.
Unibibliothek mit grünem Dach
Ein lohnender Abstecher von der Promenade: die Universitätsbibliothek (Ogród Biblioteki Uniwersyteckie, Adresse: Ulica Dobra 56/66), die an sich schon ein spannendes Stück Architektur ist. Grandios ist das begrünte Dach – einer der größten Dachgärten Europas mit tollen Ausblicken auf Fluss und Altstadt und bis zu den Wolkenkratzern der Neustadt.
Hinkommen: Du erreichst den Weichselboulevard am besten mit der M2 (Metrostation Centrum Nauki Kopernik).
Szeneviertel jenseits der Weichsel: Sehenswürdigkeiten Warschau – Praga
Auf der anderen Seite der Weichsel liegt das Viertel Praga, das – anders als die Altstadt – im Krieg nicht zerstört wurde. Es litt jedoch unter dem Renovierungstau in sozialistischer Zeit: Die Häuser bröckelten vor sich hin und Praga galt als verruchte Ecke der Stadt, in der Jugendbanden ihr Unwesen trieben. Noch immer sind viele Häuser verfallen, aber andere bereits aufwändig restauriert, denn Praga steckt mitten in der Gentrifizierung und gilt als In-Viertel Warschaus. Erinnerte mich ein bisschen an Berlin-Kreuzberg in den 1980er-Jahren.
Die Kirchen des Viertels
Zu sehen gibt es wenige klassische Sehenswürdigkeiten außer zwei Kirchen: die neugotische Kathedrale (Warschau hat tatsächlich zwei Kathedralen!) Bazylika Katedralna Sw. Florian (Ulica Florianska 3), die dem heiligen Florian geweiht ist, und die Cerkiew Sw. Marii Magdaleny, eine imposante russisch-orthodoxe Kirche (Ulica Aleje Solidarnosci 52).
Zwischen Verfall und Hipster-Szene
Wenn du Stadtviertelspaziergänge magst, kommst du sicher auf deine Kosten, denn Praga ist mit seinem Mix aus Verfall und Alternativkultur spannend. Ein perfekt restauriertes Viertel im Viertel: das ehemalige Fabrikgelände der Wodka-Fabrik Koneser (Ulica Ząbkowska) – heute Kulturzentrum mit Wodka-Museum, Cafés und Restaurants, Wohnungen und Büros. Eine schicke Adresse in einer nicht so schicken Nachbarschaft.
Kontrastprogramm ist der Krimskrams-Markt Bazar Różyckiego (Ulica Targowa 54), auf dem sogar in kommunistischen Zeiten der freie Handel florierte. Er war geschlossen, als ich dort am Ostersamstag unterwegs war. ist aber sicher keine Hipster-Adresse. Genausowenig wie die angrenzende Ulica Brzeska, die schon öfter als Drehort für Filmszenen im Warschauer Ghetto diente. Mich faszinierten vor allem die Marienaltäre in den Hinterhöfen, die auch bessere Zeiten gesehen haben und gerade deshalb anrührend sind.
Und natürlich gibt es Street Art in Praga. Ich habe nur wenige große Murals internationaler Street-Art-Künstler entdeckt, stattdessen viele Graffitis, die an die Anfänge der Street Art erinnern und oft politische Verhältnisse anprangern. Dazu hier und da ein Stück Gute-Laune-Kunst.
Nett auch das Denkmal für die Hinterhofbands – Arbeiter, die früher im Viertel unterwegs waren, um ihren kargen Lohn nach Feierabend als Musiker aufzubessern.
Restaurants in Warschau Praga
- Rusalka (Ulica Floriańska 14): Milchbars (Bar Mleczny) sind Relikte aus sozialistischer Zeit – Selbstbedienungsrestaurants mit traditionellen Speisen zu unschlagbar günstigen Preisen. Inzwischen genießen einige wie das Rusalka neben der neogotischen Kathedrale Kultstatus.
- Pyzy Flaki Gorace (Ulica Brzeska 29/31) Ein angesagtes Lokal. Hier verkauft ein junges Paar zwei alt-polnische Gerichte – Kartoffelknödel und Kuttelsuppe.
Die grüne Lunge: Sehenswürdigkeiten Warschau – Łazienki-Park
Der Łazienki-Park vereint Naturgenuss im Landschaftsgarten und Sightseeing. Im Herzen des Parks liegt das Palais auf der Insel – ein Sommerschlösschen vor dem der König auf Teich und Kanälen Bötchen fahren konnte. Im April während unseres Besuchs kein Wasser weit und breit, was ein bisschen enttäuschend war. Die zweite Enttäuschung: Die Orangerie wurde restauriert. So blieb als Fotomotiv nur das Chopin-Denkmal, wo an Sonntagen im Sommer kostenlose Klavierkonzerte (12 und 16 Uhr) unter freiem Himmel stattfinden. Fazit: Den Weg zum Łazienki-Park kannst du dir sparen, wenn du nicht im Sommer in der Stadt bist. Dann aber kannst du sicher einen wunderbaren Tag im Grünen verbringen.
Anreise nach Warschau
Aus Berlin beispielsweise kannst du bequem und preisgünstig mit der Bahn nach Warschau reisen. Von München aus wäre es eine lange Reise gewesen. Deshalb bin ich geflogen. Direktflüge nach Warschau gibt es auch aus anderen Städten mit Lufthansa oder LOT.
Unterwegs in Warschau
Wenn du mit dem Flieger einschwebst, bringen dich Bus oder Zug zum Hauptbahnhof. Von dort kommst du weiter mit Bus oder Metro (Haltestelle Centrum) zu deinem Hotel. Oder mit dem Taxi. Taxifahren in Polen ist eigentlich nicht teuer, die Taxifahrer am Bahnhof forderten allerdings Fantasiepreise. Uber war hier eindeutig die bessere Alternative.
Die Altstadt Warschaus kannst du problemlos zu Fuß erkunden. Auch das jüdische Viertel, wenn du viel Zeit hast. Die langen Wege zwischen Altstadt und ehemaligem Ghetto oder zwischen einzelnen Museen kürzen öffentliche Verkehrsmittel ab. Die Metro verbindet die Stadtteile diesseits der Weichsel mit Praga im Osten der Stadt. Mit der mobilen App Jakdojade behältst du den Überblick und kannst die Tickets (günstig!) auch gleich kaufen. Alternativ bekommst du Fahrscheine am Automaten. Ich war nur an einem Tag mit den Öffentlichen unterwegs und habe ein Tagesticket für rund 4 Euro genutzt. Oder du mietest ein City Bike.
Hotels für den Städtetrip Warschau
Wichtig ist mir auf Städtereisen die zentrale Lage der Unterkunft. Ich habe in Warschau nicht in einem klassischen Hotels mit Rezeption gewohnt, sondern in den SleepWell Apartments*, einem Haus mit Apartments und Zimmern direkt an der Flaniermeile Nowy Świat. Die Lage zwischen Altstadt und Warschau-Centrum war perfekt. Und für den Ausflug nach Praga lag praktischerweise die Metro-Station Universität fast vor der Tür. Frühstück kannst du auf Wunsch zubuchen und im Café Vincent um die Ecke einnehmen. Insgesamt sehr empfehlenswert. Wenn du lieber in einem klassischen Hotel übernachtest, findest du bei Booking.com viele Hotels in Warschau in allen Preisklassen*.
Reiseführer
Markus Bingel, CityTrip Warschau, Verlag Reise Know-How 2025. Mit dem kompakten Städteführer sind wir gut durch Warschau gekommen. Neben Hintergründen zur Geschichte und allen wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt gibt es auch reichlich Tipps fürs junge Warschau. Dazu praktische Infos, Restaurantadressen und Shopping-Tipps. Es fehlten mir das Museum für moderne Kunst und das Stadtviertel Wola im Buch – Warschau entwickelt sich rasant. Dafür gibt es zusätzlich eine App mit Updates nach Redaktionsschluss, aber auch Navigation zu Sehenswürdigkeiten und Verlauf der Stadtspaziergänge im Buch.
Weiterlesen
Lust auf mehr Polen? Ein weiteres spannendes Städteziel in Polen ist Danzig.
Offenlegung: Ich habe die Reise vollständig selbst bezahlt.
*Affiliatewerbung: Links zu Partnerprogrammen. Wenn du etwas über diese Links buchst, erhalte ich eine kleine Provision, die mir hilft den Blog zu finanzieren und weiterhin kostenlosen Content anzubieten. Für dich bleibt der Preis unverändert. Vielen Dank für deine Unterstützung!
Weitere tolle Städtereiseziele
Traditionell und trendy: Sehenswürdigkeiten Edinburgh und Ausflug Rosslyn Chapel
Die schottische Hauptstadt ist zweifellos eine Schönheit, aber überschaubar von der Größe – perfekt…
Mozart & mehr: die Top 12 Sehenswürdigkeiten von Salzburg
Salzburg liegt für mich als Münchnerin fast in der Nachbarschaft. So war ich natürlich…
Faszinierender Mix der Kulturen: Reisetipps für deinen Städtetrip Sarajevo
Lohnt sich ein Städtetrip Sarajevo? Unbedingt! Noch ein kleiner Geheimtipp. Eine Stadt, die vor…
Wein, Kunst & Savoir-vivre – ein wunderbarer Citytrip nach Bordeaux
Eine Stadt mit einem unwiderstehlichen Mix aus Geschichte und Gegenwart, cooler Szene und lässigem…
6 Kommentare
Marike
10. Mai 2025 at 22:08Liebe Elke,
Warschau ist unbedingt eine Reise wert! Ich freue mich schon auf unsere nächste Reise, Dein immer treffendes Gespür für die wirklich spannenden Orte und Deine fast unendliche „Erkundungsausdauer“. Liebe Grüße!
Elke
11. Mai 2025 at 8:17Liebe Marike,
es war in der Tat eine tolle Reise! Die Entdeckerlust ist unendlich, die Ausdauer schrumpft mit dem Alter. Auf der nächsten Reise müssen wir definitiv mehr Kaffeepausen einplanen ;-).
Liebe Grüße
Elke
Britta
12. Mai 2025 at 13:32Liebe Elke,
Warschau hat mich damals total überrascht und ist ein tolles Ziel für einen Städtetrip nach Osteuropa. Fürs POLIN hat bei uns damals die Zeit leider nicht mehr gereicht – ein Grund, um mal wieder hinzufahren. Danke für die vielen Tipps!
Liebe Grüße
Britta
Elke
12. Mai 2025 at 14:33Liebe Britta,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Mir ging es genauso wie dir: eine überraschend spannende Stadt, in die ich sicher noch einmal zurückkehren werde.
Liebe Grüße
Elke
Nadine
12. Mai 2025 at 15:53Warschau steht schon lange auf meiner Liste, aber irgendwie habe ich es bisher nicht geschafft. Dafür geht es diesen Sommer dann nach Breslau und Krakau. Deine Tipps werde ich mir auf jeden Fall merken und bei meiner dritten Polen-Reise dann auch hoffentlich endlich nach Warschau kommen. LG, Nadine
Elke
12. Mai 2025 at 16:17Liebe Nadine,
Krakau ist natürlich sowieso toll! Breslau steht noch auf meiner Liste. Aber Warschau war eine große Überraschung, weil ich nicht viel erwartet hatte.
Viel Spaß in Polen und liebe Grüße
Elke