Rotorua (circa 50 000 Einwohner) ist die Stadt der blubbernden Schlammtümpel und Schwefeldämpfe. Nicht schwer zu erraten, dass sie auf unruhiger Erde erbaut wurde. Hier begann der Tourismus in Neuseeland bereits im 19. Jahrhundert. Damals galten die Pink and White Terraces unweit der heutigen Stadt– Sinterterrassen wie im türkischen Pamukkale – als Weltwunder und ihr Thermalwasser als gesundheitsfördernd. Die Briten strömten fleißig in ihre Kolonie am anderen Ende der Welt zum Staunen und Baden. Bis die Terrassen beim verheerenden Ausbruch des Mount Tarawera 1886 einfach versanken. Aber auch fast 150 Jahre nach dem Untergang des Weltwunders fehlt Rotorua auf kaum einer Reiseroute von Neuseelandreisenden.
Die Stadt selbst ist gesichtslos, obwohl man gerade viel Geld in den Ausbau der Uferpromenade gesteckt hat. Spannender sind die Geothermalregionen der Umgebung, die zu Wanderungen und Erkundungen einladen. Außerdem leben in Rotorua und den Orten ringsum Maori-Stämme, die ihre Kultur bestens vermarkten und eine ganze Reihe interessanter Aktivitäten anbieten – Kulturshows, aber auch Outdoor-Erlebnisse. Und schließlich ist Rotorua ein guter Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Hobbiton, ins Auenland. Drei Nächte solltest du mindestens einplanen für die Sehenswürdigkeiten in Rotorua und Umgebung.
Sehenswürdigkeiten in Rotorua
Anfang des 20. Jahrhunderts machte Rotorua als Thermalbad Karriere. Davon zeugen noch die Government Gardens mit dem ehemaligen Kurhaus im Tudor-Stil, das heute Museum ist. Davor liegt der Rotorua Bowling Club, wo du den Rentnern manchmal beim Training zuschauen kannst. Und wie in alten Zeiten sind die Gärten wunderbar zum Spazierengehen und Entspannen.
Rotorua liegt am Lake Rotorua, dem zweitgrößten See der Nordinsel. Er verdankt wie der Lake Taupo zwischen Rotorua und dem Tongariro-Nationalpark seine Existenz einem Vulkanausbruch. Nach einer gigantischen Eruption vor rund 200 000 Jahren stürzte seine Magmakammer ein und schuf einen fast kreisrunden Einsturzkessel (Caldera), der sich mit Wasser füllte. Beim Spaziergang am Ufer dampft es hier und da. Ein Hinweis darauf, dass es nach wie vor geothermale Aktivitäten gibt. Das Wasser hat einen hohen Schwefelgehalt, das sorgt für eine attraktive grün-blaue Farbe. Zum Baden ist Lake Rotorua nicht geeignet. Für Schwimmer und Wassersportler gibt es aber Alternativen in der Umgebung wie den Lake Tarawera.
Tipp: Äußerst angenehm ist ein Besuch im Polynesian Spa am See mit Thermalbecken, Saunen und Spa-Therapien.
Spaziergang nach Ohinemutu
In vulkanischen Regionen nutzte man früh die Erdwärme zum Heizen und die Thermalquellen zum Baden, zum Heilen oder einfach zum Kochen. Ein Ort der dampfenden Vorgärten ist das Maori-Dorf Ohinemutu, zu dem ein Spaziergang am Seeufer entlang führt. Interessant ist ein Besuch in der dortigen Saint Faith’s Church mit ihrem schönen Schnitzwerk. Die Öffnungszeiten (10–12 Uhr) sind leider überschaubar, um eine Spende wird gebeten. Ein Fenster zeigt Jesus im Maori-Federmantel und aus einem bestimmten Blickwinkel sieht es aus, als würde er über den Lake Rotorua spazieren.
Außerdem gibt es ein Versammlunghaus, das für Besucher tabu ist, und eine hölzerne Büste von Queen Victoria auf einer Säule mit Maori-Schnitzereien. Ohinemutu ist ein bewohntes Dorf, keine Touristenattraktionen. Dass Besucher sich respektvoll verhalten, sollte selbstverständlich sein.
National Kiwi Hatchery
Harry und Meghan waren da. Damit wirbt der einstige Vogelpark Rainbow Springs auf der Internetseite. Früher zeigte man den Besuchern hier sämtliche Stars der neuseeländischen Vogelwelt, neuerdings konzentriert man sich auf Kiwis. Der neuseeländische Nationalvogel hat einen besonderen Platz im Herzen der Neuseeländer, die sich selbst ja auch als „Kiwis“ bezeichnen (nach dem Vogel, nicht nach der Frucht). Viel zu lange war er vom Aussterben bedroht. Glücklicherweise waren die Rettungsversuche nicht vergeblich und die Zahlen sind wieder deutlich gestiegen. Einen großen Anteil an dem Erfolg haben Brutstationen wie das National Kiwi Hatchery, wo schon weit über 2000 Kiwi-Küken ausgebrütet wurden.
Bei einem Besuch erfährst du alles über Neuseelands Nationalsymbol und siehst mit ein bisschen Glück sogar ein frisch geschlüpftes Kiwi-Küken. Im Kiwi-Nachthaus kannst du – wenn sie sich nicht verstecken – die nachtaktiven erwachsenen Vögel beobachten. Ein Erlebnis, das jedem Besucher ein Strahlen ins Gesicht zaubert. Und nebenbei tust du auch noch Gutes, denn 100 Prozent der Eintrittsgelder gehen an den National Kiwi Recovery Trust.
Redwood Forest Park
Der offizielle Name lautet Whakarewarewa Forest Park. Weil der Name so kompliziert ist, nennen alle den Park einfach „The Redwoods„. Er liegt nicht weit vom Stadtzentrum entfernt und lädt zu einem entspannenden Spaziergang zwischen gigantischen Mammutbäumen ein. Die in Kalifornien heimischen Redwoods wurden 1901 gepflanzt, weil man sich reiche Ernte und hohe Profite mit dem Holz der Riesen versprach. Dummerweise schossen die Bäume geradezu in die Höhe, wuchsen doppelt so schnell wie in der Heimat, was nicht gut für die Holzqualität war. So ist der Redwood Forest ein Ort der Erholung und des Staunens, denn die Giganten des Waldes ragen – in Gesellschaft von Riese-Baumfarnen – über 60 Meter in die Höhe.
Es gibt einen Treewalk, der kostenpflichtig ist, außerdem Trails für Mountainbiker und Reiter. Für Spaziergänger ist der Eintritt frei und die Waldspaziergänge unterschiedlicher Länge sind wunderschön.
Maori-Kultur in Rotorua
In der Gegend rund um Rotorua siedeln seit Jahrhunderten Maori-Stämme. Einige von ihnen mischen schon seit über 150 Jahren im Tourismus mit, zeigen Besuchern die Naturphänomene der Region und präsentieren ihre Kultur. Rund um Rotorua wetteifern mehrere Maori-Dörfer vor allem mit kulturellen Darbietungen um die Gunst der Besucher.
Kulturshows bei Rotorua
Gezeigt wird in der Regel ein Powhiri (die traditionelle Māori-Begrüßung), kulturelle Besonderheiten werden vorgestellt und natürlich dürfen Tänze und Gesänge – vor allem der traditionelle Haka, der Kriegstanz der Maori – nicht fehlen. Nach oder vor den Darbietungen werden die Gäste zum Essen gebeten und dürfen auch traditionelle Hangi-Gerichte aus dem Erdofen probieren.
Die Vorstellungen sind unterschiedlich in der Qualität, bieten mehr oder weniger Ambiente und ein mehr oder weniger gutes Essen. Mir persönlich hat am besten Te Pa Tu im Dorf Tamaki gefallen (unbezahlte Werbung). Das Setting – ein nachgebautes Maori-Dorf – ist stimmungsvoll, die Akteure sind mit Spaß bei der Sache und das Essen ist kein Buffet wie anderswo, sondern wird als mehrgängiges Menü bei Kerzenlicht serviert. Gute Abendunterhaltung, die Einblick in die Kultur der Maori gewährt.
Kulturzentrum Te Puia
Das Te Whakarewarewa Thermal Valley am Rande von Rotorua gehört mit seinen Geysiren und blubbernden Schlammtümpeln zu den Attraktionen der Region und lockt seit 170 Jahren Besucher an. Vielleicht kennst du ähnliche Phänomene aus Island, in Neuseeland haben Sie bedingt durch das milde Klima einen ganz anderen Charakter. Maori zeigen in Te Puia im Rahmen einer Führung die Naturwunder – und erklären ihre Kultur.
Top-Attraktion ist der Pōhutu Geysir, der größte Geysir der südlichen Hemisphäre, der zuverlässig ungefähr jede Stunde in die Höhe schießt. Weiterhin zeigen Handwerker im New Zealand Māori Arts and Crafts Institute ihr traditionelles Kunsthandwerk wie Holz-, Stein- und Knochenschnitzerei sowie Flachsweberei. Im Kiwi Conservation Centre schließlich kannst du den Nationalvogel Neuseelands, der nachtaktiv ist, mit ein bisschen Glück beobachten. Auch an kulturellen Darbietungen kannst du – gegen Aufpreis natürlich – in Te Puia teilnehmen.
Der Vulkan Mount Tarawera
Der Mount Tarawera bei Rotorua liegt auf Maori-Land und einst begruben die ersten Siedler ihre Häuptlinge in Gipfelnähe. Doch am 10. Juni 1886 zürnte der Berg. Der Ausbruch war verheerend und viele Anwohner verloren ihr Leben. Meterhoch überzogen Schlamm und Asche das Land. Die berühmten pinkfarbenen und weißen Silica-Terrassen, die als achtes Naturwunder galten und die Region reich und berühmt gemacht hatten, tauchten ab. Mehr dazu in meinem Artikel über Vulkane in Neuseeland.
Wanderung in den Krater des Mount Tarawera
Te Maunga ō Tarawera ist die spirituelle Heimat des Maori-Stammes Ngati Rangitihi Iwi. Deshalb kannst du den Vulkan nur im Rahmen einer geführten Tour mit dem Maori-Unternehmen Kaitiaki erleben (unbezahlte Werbung). Es gibt zwei Optionen: Die Besteigung des Vulkans ist eine Möglichkeit für alle, die über eine solide Fitness verfügen. Aber auch für Variante zwei, auf der du den größten Teil des Wegs nach oben mit einem Geländefahrzeug absolvierst, solltest du bewegungsfreudig, trittsicher und schwindelfrei sein.
Die Fahrt endet circa 250 Meter unterhalb des Gipfels, dann geht es zu Fuß weiter. Der Weg führt auf den Gipfel mit gigantischem Ausblick auf Berge und Seen ringsum und dann in den Krater. Als uns der Guide zeigte, wo wir absteigen würden, habe ich müde gelächelt. Es sah aus, als würde es senkrecht bergab gehen. Es war jedoch kein Scherz mit einer bestimmten Lauftechnik haben wir alle den Abstieg geschafft. Ich hatte tatsächlich Gänsehaut, als ich mitten im Krater stand und mir vorstellte, was hier vor rund 150 Jahren passierte. Eine Wanderung, die ich definitiv nie vergessen werde.
Flug auf den Mount Tarawera
Alternativ kannst du eine Helikopter-Tour mit Vulkanlandung in Rotorua buchen. Kein Schnäppchen, aber ein tolles Erlebnis für alle, die sich die Wanderung nicht zutrauen. Es gibt schließlich nicht so viele „Fly-in-Vulkane“. Der Blick von oben auf Berge und Seen ist auch vom Heli-Landeplatz aus sensationell.
Geothermale Sehenswürdigkeiten rund um Rotorua
Das Waimangu Valley
Einer meiner Favoriten ist das Tal von Waimangu, das an einem einzigen Tag entstand. Nicht weit davon lag bis 1886 die größte Touristenattraktion des Landes: die Pink and White Terraces, die der Ausbruch des Mount Tarawera von heute auf morgen zerstörte.
Waimangu ist die einzige Geothermalzone der Welt, deren Entstehung man auf einen einzigen Tag datieren kann. Als der Mount Tarawera am 10. Juni 1886 explodierte, zerstörte er das Weltwunder der Terrassen, schuf aber ein neues Naturwunder: das jüngste Thermalgebiet der Welt. Nach dem Lösen des Tickets spazierst du in deinem Tempo ins Tal und kannst unterwegs zahlreiche Naturwunder betrachten. Alternativ kannst du auch eine geführte Tour buchen.
Silberfarne gibt es im Tal jede Menge. Die Farnwedel sind das Nationalsymbol Neuseelands. Seit 1905 auch das Logo der All Blacks, der ruhmreichen Rugby-Nationalmannschaft. Die Idee dafür hatte ein Spieler, der aus dem Waimangu-Tal stammte.
Zu den geothermischen Attraktionen des Tals gehören der Bratpfannensee, der größte Thermalsee der Welt, und der Inferno-Kratersee. Dieser liegt dampfend in einem Krater, der 1889 entstand und das größte geysirartige Gebilde der Erde ist. Der Geysir liegt auf dem Grund des Sees und sprüht seine Fontäne nicht in den Himmel, sondern füllt und leert das Beckens des Sees im 38-Tage-Rhythmus.
Am Ende eines circa zweistündigen Spaziergangs durch das Tal liegt der Rotomahana-See, auf dem Schwarzschwäne spazierenschwimmen und du eine Bootsfahrt buchen kannst. Auf dem Grund des Sees sollen die magischen Terrassen heute liegen. Vom Seeufer hier hast du den Übeltäter, den Tarawera-Vulkan, im Blick.
Orakei Korako, das „Hidden Valley“
Eines der faszinierendsten Thermalgebiete der Nordinsel liegt circa 70 Kilometer südlich von Rotorua: Orakei Korako. Die Straße endet am Ufer des Ohakuri-Sees, vom Ufer geht es mit dem Boot weiter ins Thermalgebiet. Alternativ kannst du von Rotorua aus mit dem Wasserflugzeug oder dem Helikopter einschweben.
Die Thermalregion Orakei Korako am Waikato River ist seit vielen Generationen ein wichtiger Siedlungsplatz der Ngati Tahu-Ngati Whaoa. Kein Wunder, die Natur sorgte für die Menschen, indem sie Warmwasser um Kochen, Baden und Heilen bereitstellte.
Orakei bedeutet in der Sprache der Maori „Ort des Schmückens“ und tatsächlich wirkt die Region wie ein riesiger Farbkasten in allen Farben des Regenbogens. Orakei Korako wurde am 15. Dezember 1937 offiziell als Touristenort eröffnet, wurde aber nie von den Massen überrannt, sondern blieb ein Schatzkästchen, das ein bisschen im Verborgenen blüht.
Auf einem ausgeschilderten Rundweg geht es von einem Wow-Moment zum nächsten: blubbernde Schlammlöcher, schillernde Ablagerungen aus Kieselerde in Gelb, Orange und Grün. Dazu prickelnde Pools und weiße Sinterterrassen inmitten eines grünen Tals, in dem riesige Baumfarne Akzente setzen. Anders als das vielbesuchte Wai-o-tapu liegt es ein bisschen ab vom Schuss, aber der Abstecher lohnt sich unbedingt, finde ich.
Wai-o-tapu
Einen Ausflug lohnt natürlich auch das viel besuchte Geothermalgebiet Wai-o-tapu, das 20 Kilometer südsüdöstlich von Rotorua und gut 40 Kilometer nordöstlich von Taupo liegt. Mit blubbernden Mud Pools, Fumarolen, dem Champagne Pool und dem Lady Knox Geysir ein Wunderland der Geothermie.
Ausflug nach Hobbiton
Das Städtchen Matamata, das eine Autostunde nordwestlich von Rotorua liegt, war bis vor zwanzig Jahren ein unbekanntes Provinznest. Bis die Herr-der-Ringe-Filmcrew hier die Kulissen für Hobbiton in die „rolling hills“ der Farmerfamilie Alexander baute. Nach den Dreharbeiten wurden sie wieder entfernt und erst 2010 für den „Hobbit“ wieder aufgebaut – diesmal aus dauerhaften Materialien. Eine neue Touristenattraktion war geboren.
Für alle Fans der Filme ist ein Besuch in Hobbiton ein Muss – entweder auf dem Weg von Auckland nach Rotorua oder als Ausflug von Rotorua aus. Auf einer geführten Tour spazieren die Besucher rund 1,5 Stunden durchs Auenland, werden mit Facts und Anekdoten gefüttert und dürfen natürlich fleißig Selfies schießen.
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