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Eine koloniale Schönheit: Sehenswürdigkeiten in La Laguna auf Teneriffa

Sehenswürdigkeiten in La Laguna: Plaza de la Constitución

La Laguna, die alte Hauptstadt Teneriffas, ist das Kontrastprogramm zur neuen Inselhauptstadt Santa Cruz: eine altehrwürdige Kolonialstadt mit UNESCO-Welterbe-Stempel. Dabei keinesfalls in Schönheit erstarrt, denn jeder siebte Bewohner ist Studentin oder Student – das sorgt für frischen Wind. Hier nehme ich dich mit auf einen Altstadtspaziergang zu den Sehenswürdigkeiten in La Laguna auf Teneriffa. Nach Lust und Laune nimmst du anschließend die Straßenbahn, um am Nachmittag die Sehenswürdigkeiten von Santa Cruz zu erkunden.

Sehenswürdigkeiten in La Laguna auf Teneriffa: Casa Museo Cayetano Gómez Felipe; Kamelienblüte im Patio des ehemaligen Klosters San Augustin; Plaza de la Concepcíon.


1 Ausgangspunkt des Stadtrundgangs: Plaza del Adelantado

Ganz egal, ob du mit der Straßenbahn aus Santa Cruz anreist oder mit dem Bus von einem anderen Ende der Insel – die Plaza del Adelantado ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Altstadtspaziergang in La Laguna. Früher war er der Platz für Märkte und Feste – umringt von wichtigen städtischen Gebäuden. Heute eine gemütliche Plaza mit einem plätschernden Brunnen und einem grünen Dach. Mächtige Drachenbäume, Palmen und Lorbeerbäume spenden Schatten und auf einer der Bänke kannst du ein bisschen Atmosphäre schnuppern, bevor du dich ins Gewühl stürzt.

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Auftakt des Altstadtspaziergangs durch La Laguna an der Plaza Adelantado

Der Schatz La Lagunas, das offiziell San Cristóbal de La Laguna heißt, sind 600 historische Häuser. Darunter Klöster, in denen immer noch Nonnen in Klausur leben, und zahlreiche Kirchen. Außerdem hochherrschaftliche Wohnpaläste, über deren Eingängen oft noch Wappen prangen, die an bedeutende Handelsfamilien erinnern. Ein Beispiel dafür siehst du, wenn du auf der Plaza Adelantado den Blick stadteinwärts richtest. Das Haus an der rechten Ecke des Platzes ist ein Prunkstück im kanarischen Baustil.

Die Familie, der das Haus einst gehörte, hat den feudalen Wohnsitz längst gegen ein zeitgemäßes Haus eingetauscht. Sie konnte sich – wie viele andere Familien – den Unterhalt des alten Gemäuers nicht mehr leisten. In solchen Fällen übernimmt die Stadt. Seit La Laguna 1999 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde, hat man kräftig in die Instandhaltung der historischen Pracht investiert.

Links vom Adelspalast liegt das Dominikanerinnenkloster Convento de Santa Catalina, in dem immer noch zehn Nonnen leben. Einziger Schmuck ist der Söller mit hölzernem Gitterwerk, durch das die Damen einst das Stadtleben verfolgen konnten, ohne gesehen zu werden.

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Sehenswürdigkeiten in La Laguna auf Teneriffa: das Convento de Santa Catalina an der Plaza del Adelantado

2 Rathaus und mehr: Calle Obispo Rey Redondo

Die Calle Obispo Rey Redondo verbindet die Plaza Adelantado mit der Plaza de la Concepción. Das Spazierengehen macht hier Freude, denn kurz nach der Jahrtausendwende erklärte man die Innenstadt zur autofreien Zone. Gleich an der Ecke liegt das Rathaus, früher Regierungssitz der Kolonialregierung, daneben die Casa de la Alhondiga, der einstige Getreidespeicher der Stadt. Ein weiteres Schmuckstück: die Casa de los Capitanes mit prächtigem Innenhof. Dort hat heute das Tourist Office seinen Sitz, wo du dich mit Infomaterial eindecken kannst. Der Brunnen im Zentrum wirkt maurisch, und tatsächlich treffen sich in der Kanarenarchitektur stilistisch Portugal und Andalusien.

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Sehenswürdigkeiten in La Laguna auf Teneriffa: Innenhof der Casa de los Capitanes

La Laguna leistet sich keine Bausünden – Plastikmobiliar sowie aufdringliche Werbebanner sind aus der Innenstadt verbannt. Auffällig sind die zahlreichen Fahrräder, die sonst im gebirgigen Teneriffa nur Sportgerät sind. Sie sind – wie die Bars und Cafés, in denen die klassische Kanarenküche eine Nebenrolle spielt – ein Zeichen dafür, dass La Laguna Studentenstadt ist. Die kulinarische Vielfalt reicht vom veganen Restaurant bis zum Sushi-Lokal. Viele hübsche kleine Läden mit junger Mode, geschmackvollem Kunsthandwerk und regionalen Produkten laden in der Fußgängerzone zum Stöbern ein.

Tipp: Wenn du noch ein bisschen mehr junges Leben schnuppern möchtest, läufst du in zehn Minuten ins Univiertel EL Cuadrilátero mit seinen Studentenbars und Musikkneipen. Dort sind die Nächte länger als in der Altstadt.

Zur Rechten passierst du die Catedral de los Remdedios, die Kathedrale, die ihr Gesicht immer wieder mal mit den Baumoden veränderte. Eher monumental als liebenswert, finde ich. Aber das ist Geschmacksache. Ein Stückchen weiter liegt das jugendstilige Teatro Leal mit seiner verspielten Fassade, heute vor allem ein Ort für Konzerte. Gegenüber das Hotel Aguere – schlicht, aber mit viel Historienflair. Einfach mal reinschauen und vielleicht im Innenhof eine Kaffeepause einlegen.

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Sehenswürdigkeiten in La Laguna auf Teneriffa: Teatro Leal

3 Das Herz der Stadt: Plaza und Iglesia de la Concepcíon

Nach wenigen Minuten erreichst du die Plaza de la Concepcíon, das Herz der Altstadt. Um die Mittagszeit erwacht La Laguna zum Leben und du hörst Livemusik an jeder Ecke. Zur Freude der Ausflügler, die von den Stränden des Südens angereist sind, um für einen Tag Stadtleben zu tanken. Sie sitzen in den unzähligen Bars und Restaurants und recken ihre Gesichter in die Sonne.


Am Platz liegt die älteste Kirche von La Laguna – die Iglesia de la Concepcíon. aus dem 16. Jahrhundert. Ein Schmuckstück mit der wunderbaren hölzernen Kassettendecke und einem historischen Kleinod: das Taufbecken, in dem die Spanier viele der unterworfenen Guanchen tauften.

Neben der Kirche ragt der siebengeschossige Kirchturm auf. Wenn du die steilen Stufen hinaufkletterst, wirst du mit einem grandiosen Blick auf Stadt, Berge und Ebenen ringsum belohnt. Aus dem Glockenstuhl blickst du auch auf die Geschichte der Stadt. Wenige Jahre nachdem Christoph Kolumbus in der Neuen Welt gelandet war, gliederte Alonso Fernández de Lugo Teneriffa als letzte Kanareninsel dem spanischen Königreich ein. Er machte Karriere als erster Gouverneur der Insel und gründete die Siedlung La Laguna, die wenige Jahre später Teneriffas Hauptstadt wurde. 


Anders als die älteren Städte auf dem Festland zwängte man La Laguna, Ende des 15. Jahrhunderts gegründet, nicht in das Korsett einer Stadtmauer. Stattdessen legte man die Stadt schachbrettartig mit breiten, luftigen Straßen an – ein Vorbild für Kolonialstädte in der Neuen Welt wie Havanna oder Cartagena. Bewusst hatte man den Standort für die Niederlassung gewählt – in einem fruchtbaren, wasserreichen Hochtal. Weit genug von der Küste entfernt, um vor Piratenüberfällen geschützt zu sein.

Der Name „La Laguna“ leitet sich ab von der Süßwasserlagune, die praktisch für die Bewässerung war, aber nicht nur Segen brachte. Man schüttete sie schließlich zu, um die Mücken zu vertreiben und die Malaria einzudämmen. Die Hauptstadtwürde ging im frühen 18. Jahrhundert verloren – zugunsten der Nachbarstadt Santa Cruz, deren Hafen an Bedeutung gewann. La Laguna mit seinen Kirchen, Klöstern und Adelspalästen blieb aber führend in Kultur und Bildung. 

Alle 15 Minuten ertönen die Kirchenglocken – tatsächlich ohrenbetäubend. Dann ist Zeit, die Stufen wieder hinabzusteigen und den Altstadtspaziergang fortzusetzen.

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4 Das schönste Museum: Casa Museo Cayetano Gómez Felipe

Schräg gegenüber der Iglesia de La Concepción liegt gut verborgen hinter dicken Mauern eine wahre Perle. Von außen ahnt niemand, welche Pracht sich im kanarischen Stadthaus mit den charakteristischen hölzernen Balkonen versteckt, das heute das Hausmuseum Casa Museo Cayetano Gómez Felipe ist. Es birgt unzählige Schätze aus der Kolonialzeit, die ein leidenschaftlicher Sammler zusammentrug.

Gastro-Tipp: Nach dem Ende des Rundgangs kannst du im bildhübschen Café im Innenhof des Museums rund um den plätschernden Brunnen den Besuch bei feinem Gebäck und köstlichen Tagesgerichten nachwirken lassen.

Der Besuch gleicht einer kleinen Reise durch die Inselgeschichte. Seine erste Blüte erlebte Teneriffa als Zuckerinsel, bis billiger Zucker aus der Karibik den Anbau von Zuckerrohr auf den Kanaren zusehends weniger profitabel machte. Es folgte Wein als attraktives Ausfuhrprodukt, das vor allem auf die Britischen Inseln exportiert wurde. Viele Händler kamen zu Wohlstand und bauten in La Laguna standesgemäße Häuser – wie das Anwesen an der Plaza de la Concepción, das Anfang des 18. Jahrhunderts ein irischer Händler für sich errichten ließ. Aber auch der Weinhandel hatte seine Zeit, und die Händler aus dem Norden kehrten in die Heimat zurück. 


1940 erwarb Cayetano Gómez Felipe (1902–1978), der ursprünglich von der Nachbarinsel La Palma stammte, das Anwesen und füllte die Räume nach und nach mit vielen kleinen Kostbarkeiten. Nach seinem Tod nahm sich die Tochter der Sammlung an und öffnete sie vor ein paar Jahren für Besucher. Die können eintauchen in die Geschichte und Wohnkultur einer vergangene Epoche, als Teneriffa ein bedeutender Handelsstützpunkt im Atlantik war.


Staunend spazierst du von Raum zu Raum, bewunderst Möbel, Gemälde, Porzellan, Glaswaren, Schmuck, Musikinstrumente, Spielzeug, Fotografien und vieles mehr. Ein wundersamer Zauber umgibt die vorzüglich präsentierten Exponate. Ein paar Erinnerungen zum Mitnehmen gibt es im Shop. 

5 Kunst im Kloster: Iglesia y Antiguo Convento de San Agustín

Um die Ecke, an der Calle San Agustín, liegt ein bemerkenswertes Gebäude mit langer Geschichte. Gegründet als Kloster Anfang des 16. Jahrhunderts von Augustinermönchen, wurde es schon bald ein Ort der Lehre. Junge Männer aus angesehenen Familien konnten hier Latein und Grammatik studieren und im 19. Jahrhundert wurde hier die erste Universität der Kanaren gegründet.


Inzwischen zog ins alte Gemäuer das Kulturzentrum Instituto Cabrera Pinto ein, das wechselnde Ausstellungen kanarischer Künstler veranstaltet. Der Eintritt ist frei, und der Besuch lohnt unbedingt – nicht zuletzt wegen des ehemaligen Kreuzgangs im Renaissancestil, der den traumhaften Innenhof umgibt. Von diesen gibt es viele in den historischen Häusern der Stadt, aber der von San Agustín ist wegen der üppigen Blütenpracht ein besonderes Prachtstück. Gar nicht so selbstverständlich in einer Stadt, die zu den kühlen und windigen Flecken der Insel zählt. Meterhoch rankt sich der Philodendron um Palmen, die wie Bleistifte in die Höhe ragen. Kamelien blühen schon im Februar in verschwenderischer Fülle, Orangen und Zitronen baumeln von den Bäumen.

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Altstadt von La Laguna Teneriffa: Die ehemalige Kirche des Antiguo Convento de San Agustín ist heute ein Lost Place

Eine Sehenswürdigkeit besonderer Art ist die ehemalige Klosterkirche – seit einem verheerenden Brand 1964 eine Ruine. Durch einen Gitterzaun kannst du einen Blick ins dachlose Kirchenschiff werfen, in dem verloren eine kleine Marienstatue steht. Einer der Lost Places auf Teneriffa und ein Ort mit besonderer Aura. Es gibt inzwischen allerdings Pläne, die Ruine zu restaurieren und ihr als Veranstaltungsort eine Zukunft zu schenken.

6 Calle de San Agustín

Vom Convento San Augustin kannst du die Calle de San Augustín zum Ausgangspunkt des Stadtrundgangs hinunterschlendern, wo ein Kolonialpalast neben dem anderen liegt. Hinter der ersten Kreuzung zur Linken zum Beispiel der Bischofspalast, der 2005 ausgebrannte, aber im alten Stil wieder aufgebaut wurde. Durchs Gitter kannst du in den schönen Patio blicken.

Shopping-Tipp: Hübsch verpackte regionale Produkte von Honig über Mojo bis Wein gibt es bei Atlantida Artesania (Calle San Agustín 55).

Dann sind es auch nur noch ein paar Schritte zur Casa Lercaro. Das repräsentative Anwesen ließ ein Händler aus Genua im 16. Jahrhundert erbauen – vor Jahren schon fand das historische Museum mit sehenswerter Sammlung hier eine Heimat. Einen modernen Kontrapunkt setzt der Jahrhundertbrunnen im Innenhof, den Paco Palomino gestaltete.

La Laguna auf Teneriffa: Hinkommen & Rumkommen

Am besten erreichst du La Laguna aus unterschiedlichen Ecken Teneriffas mit dem Linienbus. Von Santa Cruz aus nimmst du die Straßenbahn Linie 1, die vom Busbahnhof aus nach Norden fährt. In La Laguna selbst bist du am besten zu Fuß unterwegs. Tipp: Am Wochenende und während der Siestazeit (14–17 Uhr) ist vieles geschlossen und die Stadt wirkt wie ausgestorben. Also besser einen anderen Zeitpunkt für den Besuch wählen.

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Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.

2 Kommentare

  • Reiner Schnell
    12. Januar 2023 at 22:55

    Klasse !

    Antwort
    • Elke
      12. Januar 2023 at 22:57

      Dankeschön, lieber Reiner. Viel Spaß beim Stadtspaziergang!
      Liebe Grüße
      Elke

      Antwort

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