Zur Fotoparade ruft Michael von Erkunde die Welt nun schon zum zwölften Mal auf. Letztes Jahr war ich als Blogger-Frischling zum ersten Mal mit von der Partie – in diesem Jahr ist die Teilnahme fast schon Tradition. Auf jeden Fall ein fixer Termin zum Jahresfinale.
Inhaltsverzeichnis
Fotoparade 2022
Michael gibt wie in jedem Jahr sechs Kategorien vor, zu denen die Teilnehmer passende Fotos auswählen. Manchmal eine echte Herausforderung. Wenn auch Abweichungen und Neuinterpretationen gestattet sind, ich wollte das Thema nicht komplett verfehlen. So habe ich das Archiv mit den Reisefotos aus 2022 durchwühlt – eine schöne Aufgabe zum Jahresende, weil besondere Momente noch einmal lebendig wurden. Bei einigen Kategorien fiel die Auswahl leicht und das Foto war schnell hochgeladen, bei anderen Kategorien habe ich lange gegrübelt. Mal hatte ich mehrere Fotos im Kopf, dann ging es um die Qual der Auswahl. Bei anderen Kategorien – schlimmer – war ich erstmal ideenlos.
Das sind die sechs Kategorien 2022:
- Berühmt
- Modern
- Naturwunder
- Obst
- Botschaft
- Selfie
Letztlich habe ich nicht nur das Soll erfüllt, sondern auch Aufnahmen für die beiden Zusatzkategorien gefunden:
- S/W
- Koloriert
Mein Reisejahr 2022
2022 habe ich es – wie die meisten Teilnehmer der Fotoparade vermutlich – genossen, wieder mehr unterwegs sein zu können. Gleich zu Beginn des Jahres ging es zur Recherche für einen Reiseführer der besonderen Art nach Teneriffa – eine Insel, die ich gut kenne und sehr liebe. 80 Glücksorte sollte ich auf der Kanareninsel suchen und habe sie natürlich auch gefunden.
In meinem zweiten Beruf als Reiseleiterin war ich nicht wie vor der Pandemie in Asien unterwegs, sondern vor der Haustür. Den ganzen Sommer über bin ich mit amerikanischen Pilgergruppen kreuz und quer durch Bayern gereist. Eine ganz neue Erfahrung. Ziel aller Reisen waren die Passionsspiele in Oberammergau, die nur alle zehn Jahre stattfinden und mit zweijähriger Verspätung nachgeholt wurden. Zum Fotografieren bin ich nicht gekommen. Ebenfalls vor der Haustür begann eine der schönsten Reisen des Jahres: eine dreitägige Pilgerwanderung mit meinem Töchtern, die uns im Juni vom Allgäu zum Bodensee führte. Im Juli ging es zur Recherche für ein weiteres Buch ins Weserbergland, meine alte Heimat.
Auf Pressereise war ich in der zweiten Jahreshälfte in Island und in den beiden schottischen Metropolen Edinburgh und Glasgow unterwegs. Gegen Ende des Jahres hatte ich mir nach einem extrem arbeitsintensiven Jahr eine Auszeit verdient und habe mir mit dem Mann den Traum eines Roadtrips durch Neuseeland erfüllt. Am anderen Ende der Welt war ich vor der Pandemie häufiger, aber immer beruflich – mit Reisegruppe im Nacken und ohne Zeit zum Genießen und Fotografieren. Wir sind (kurz vor Weihnachten 2022) noch auf der Nordinsel unterwegs.
Kategorie „Berühmt“
Was zeichnet eigentlich eine Berühmtheit aus? Jemand, der häufig in den Medien auftaucht? Solche Leute kommen mir nicht so häufig vor die Kameralinse. Berühmtheiten der Geschichte stehen oft in Stein gemeißelt auf dem Sockel oder wurden in Bronze gegossen. Beim Durchwühlen der Fotos blieb ich an zwei historischen Gestalten kleben. Lange liebäugelte ich mit einer Dame, denn Frauen hat man viel zu selten ein Denkmal gesetzt: Queen Victoria, die das Vereinigte Königreich von 1837 bis 1901 regierte und – anders als die Queen unserer Zeit – noch die glorreichen Zeiten des British Empire erlebte. Die Lady, die gar nicht so prüde war wie ihr Zeitalter, regierte über ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung und war sogar Kaiserin von Indien.
In der Endentscheidung setzte sich schließlich doch ein Mann durch, ein Wegbereiter für die Reiseblogger:innen unserer Zeit: der Naturforscher, Abenteurer und Entdecker Alexander von Humboldt. Er unterbrach 1799 seine Reise nach Südamerika auf Teneriffa, um den Vulkan Teide zu besteigen und für seine Abenteuer in den Anden zu üben. Jetzt sitzt er in Bronze gegossen an dem Aussichtspunkt, der nach ihm benannt ist (Mirador de Humboldt), auf der Kanareninsel und blickt auf „seinen“ Vulkan, den er in drei Tagen auf einem Maultierpfad erklomm. Bestens ausgerüstet mit Magnetometer, Barometer, Hygrometer, Elektrometer, Aräometer, Mikroskop und mehr, um all seine Entdeckungen und Erkenntnisse für die Nachwelt festzuhalten. Ein Lieblingsort auf Teneriffa. Hier geht es zu weiteren tollen Fotospots auf Teneriffa.
Kategorie „Modern“
Auch in dieser Kategorie wetteiferten mehrere Fotos und mehrere Motive. Die Wahl fiel schließlich auf eine Aufnahme aus Island. Ausgerechnet im kleinen Inselstaat mit wilder Natur steht meine Architekturikone mit dem Label „modern“. Modern ist dabei relativ, denn die Pläne für den Bau von Guðjón Samúelsson (1887–1950) gehen zurück auf das Jahr 1937 – auch wenn die Kirche erst in den 1980er-Jahren vollendet wurde. Mir gefällt daran, dass die Architektur die Natur der Insel widerspiegelt.
Die Betonpfeiler rund um den Turm der Hallgrímskirkja erinnern an Basaltsäulen – Naturphänomäne, die sich häufig in Island finden. Der Himmel über Reykjavik war an diesem Tag so grau wie die Betonpfeiler. Und auf dem Sockel vor der Kirche steht schon wieder ein Eroberer: Leif Erikson, der als erster Europäer (1021!) das amerikanische Festland erreichte.
Kategorie „Naturwunder“
In vielen meiner Reisedestinationen 2022 reihen sich die Naturwunder nur so aneinander. Auch hier die Qual der Wahl. Das Thema Vulkanismus hat mich vom hohen Norden bis in den tiefen Süden begleitet. Feuerberge gibt es auf Teneriffa genauso wie in Island oder Neuseeland. In den beiden letzten Destinationen außerdem Gletscher. Feuer und Eis – eine faszinierende Kombination.
Nach dem Sichten vieler Vulkanfotos habe ich mich letztlich doch für den Milford Sound auf der Südinsel Neuseelands entschieden – eine Landschaft, die die Gletscher der Eiszeiten schufen. Der Fjord schiebt sich im weltentrückten Fjordland National Park weit ins Land. Für viele ist die Straße nach Milford die schönste Sackgasse der Welt. Ein wilder Flecken auf jeden Fall mit viel mehr Regen als Sonnenschein und eine surreale Landschaft, die die nicht von dieser Welt scheint. Du willst doch lieber Feuerberge sehen? Hier geht es zu den spannendsten Vulkangebieten in Neuseeland.
Kategorie „Obst“
Märkte sind überall auf der Welt faszinierend. Und je exotischer die Destination, desto prächtiger die Fülle des Angebots. Teneriffa ist mit einem wunderbaren Klima gesegnet. Tropenfrüchte wie Bananen, Papaya, Avocados gedeihen wunderbar. Und zu den attraktivsten Früchten auf den Märkten gehören Granatäpfel, eine uralte Kulturpflanze aus dem Orient.
Kategorie „Botschaft“
Street Art ist seit Jahren ziemlich angesagt und fast jede größere Stadt engagiert inzwischen Künstler, um trostlose Wände zu schmücken. Urban Art als Touristenmagnet. Das war nicht immer so. Erst mit dem britischen Street-Art-Künstler Banksy erlebte die Straßenkunst ihren endgültigen Durchbruch, wurde gesellschaftsfähig. Manchmal sind die Murals rein dekorativ, manchmal transportieren sie auch eine Botschaft – wie viele der Werke in Glasgow.
In der schottischen Metropole tauchten die ersten von der Stadt finanzierten Murals 2008 auf, und nach und nach entstand ein buntes Potpourri der Stile. Mein Rundgang zur Street Art in Glasgow führt unter anderem zu diesem Werk von Rogue aus dem Jahr 2013.
Fliegende Taxis in Glasgow? Erneuerbare Energien sind das Thema von World’s Most Economic Taxi. Das Taxi schwebt mithilfe von Luftballons durch die Straßen – mit dem Künstler selbst am Steuer.
Kategorie „Selfie“
Im Posen bin ich ziemlich schlecht und überhaupt sind Selfies so gar nicht mein Ding. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich mit Blümchenkleid und Strohhut nicht mehr so unwiderstehlich finde wie mit 20 ;-). Erst wollte ich verschämt ein Schattenbild posten, dann habe ich das Smartphone doch in die Hand genommen. Das Ergebnis entstand erst kürzlich beim Kajakfahren in den Marlborough Sounds, im Norden der Südinsel Neuseelands, wo wir gerade unterwegs waren. Mir gefällt daran, dass sich der „künstlerische“Akt in der Sonnenbrille spiegelt.
Fotoparade 2022: Die Fleißaufgaben
Mit diesem sechs Aufnahmen war das Soll erfüllt, aber es gab noch zwei Fleißaufgaben. Und weil ich schon in der Schule Fleißkärtchensammlerin war, habe ich weitergesucht.
Kategorie „SW“
Mit meiner alten Analog-Kamera habe ich manchmal bewusst S/W-Fotos gemacht. Auf die Idee bin sich seit der Erfindung der Digital-Fotografie nicht mehr gekommen. Wenn es doch S/W sein soll, lässt man bei der Bearbeitung einfach die Farbe weg. Easy. Und doch funktioniert das nicht bei jedem Foto. Ich habe eine ganze Weile rumprobiert, bis ich mich für dieses Motiv entschied. Es entstand zu Beginn unserer Neuseelandreise an einem verregneten Tag am Meer bei Akaroa auf der Banks Peninsula. Der Mann spaziert mit aufgespanntem Schirm über den Steg, der zu einem nostalgischen Bootshaus führt. Der Himmel ist hellgrau, das Meer helltürkis. Eine besondere Stimmung. Und die Stimmung kommt auch ohne Farbe rüber, finde ich. Vielleicht sogar noch besser.
Kategorie „koloriert“
Das war definitiv eine Herausforderung. Ich bin kein Crack in Fotobearbeitung und so musste ich mich erstmal zum Thema Kolorierung schlau machen. Das ausgewählte Foto entstand am Tag nach dem Tod der Queen. Ich war gerade in Edinburgh und wollte eigentlich die Royal Yacht Britannia besuchen, die als Museumsschiff im Hafen von Leith vor Anker liegt. Aus Respekt gegenüber der Königin war es an diesem Tag für Besucher geschlossen, der Union Jack flatterte auf Halbmast im Wind. Hier findest du meine Reisetipps für den Citytrip nach Edinburgh.
Meine Lieblingsfotos
Die Wahl des Lieblingsfotos ist eine Zusatzaufgabe, die ich mir in diesem Jahr selbst gestellt habe. Das Foto entstand in Island – in der kleinen Stadt Djúpivogur in den Ostfjorden – in den frühen Morgenstunden. Die Stimmung war friedlich, der Himmel wirkte wie frisch gewaschen und Austernfischer auf Futtersuche flitzten vorbei. Umso entsetzter war ich, als ich erst vor ein paar Tagen hörte, dass künftig mehrere Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen von Djúpivogur ankern werden. Dann ist es mit dem Frieden definitiv vorbei.
Es gibt aber noch ein zweites Lieblingsfoto, mit dem ich Erinnerungen an eine besondere Reise verbinde. Bei Genhofen im Allgäu begann die Pilgerwanderung, die mich mit meinen beiden Mädels drei Tage lang auf dem Münchner Jakobsweg vom Allgäu nach Lindau am Bodensee führte. Ein tolles Mutter-Töchter-Erlebnis.
Weitere Teilnehmer der Fotoparade 2021
Das waren ein paar Momente aus meinem Reisejahr 2022. Viele Teilnehmer haben supertolle Fotos gepostet, es lohnt sich unbedingt, alle Beiträge durchzuschauen. Spannend, wie unterschiedlich Reiseblogger die Aufgaben interpretiert haben!
Besonders gut haben mir die Beiträge folgender Teilnehmer gefallen:
- Sophie von Fühlosophisch
- Christian von Earthguide
- Susan von 4U on the road
- Nina von Keep life simple
Weiterlesen
- Hier geht es zu allen teilnehmenden Blogs auf Erkunde die Welt.
- Und hier zu meinem Beitrag zur Fotoparade 2021.
6 Kommentare
Nina
28. Dezember 2022 at 22:26Hallo Elke,
vielen Dank für die Verlinkung! Mir gefallen dein Beitrag und deine Bilder auch super gut! Einen guten Rutsch ins neue Jahr und viele Grüße, Nina
Elke
28. Dezember 2022 at 22:48Liebe Nina,
sehr gern :-). Auch dir alles Gute fürs neue Jahr!
Elke
DieReiseEule
30. Dezember 2022 at 13:57Liebe Elke,
ich bin ganz begeistert von deiner Auswahl. Besonders hat mir das Humboldt-Bild gefallen.
Liebe Grüße
Liane
Elke
30. Dezember 2022 at 18:50Liebe Liane,
freut mich sehr, dass dir meine kleine Auswahl gefällt! Und das Humboldt-Foto gehört auch zu meinen Favoriten 😊.
Liebe Grüße
Elke
Iris
31. Dezember 2022 at 17:05Hallo Elke,
dein Beitrag gefällt mir sehr gut und du hast dir echt viele Gedanken zur Motivauswahl gemacht! Alle Fotos passen wirklich perfekt! 🙂 Beim Lieblingsfoto aus Island kann man förmlich die friedliche Atmosphäre spüren.
Liebe Grüße
Iris von Ich Reise Immer So
Elke
31. Dezember 2022 at 20:01Liebe Iris,
vielen Dank für deinen Kommentar! Freut mich sehr, wenn dir meine Fotoauswahl gefällt. 😊 Alles Gute für 2023 und liebe Grüße
Elke