Santa Cruz lassen viele Urlauber links liegen. Schade, denn die Inselhauptstadt Teneriffas hat viel zu bieten: reichlich Kunst und Kultur, traumhafte Gärten und jede Menge nette Lokale. 1723 übernahm Santa Cruz (207.000 Einwohner) die Hauptstadtwürde von La Laguna, längst teilt man sich mit Las Palmas auf Gran Canaria auch den Status einer Hauptstadt der Kanaren. Und vor einigen Jahren schon nahm man nach dem Vorbild anderer spanischer Städte wie Bilbao und Valencia Geld in die Hand und engagierte berühmte Architekten, um das Stadtbild aufzuhübschen. Gelungen!
Inhaltsverzeichnis
Ein perfekter Tag in Santa Cruz Teneriffa
Einen Tag solltest du für den Ausflug einplanen. Wenn du gleich am Morgen startest, kannst du den Stadtrundgang vielleicht sogar mit einem Altstadtspaziergang durch La Laguna, die alte Hauptstadt, verbinden, die nur rund 45 Minuten mit der Straßenbahn entfernt liegt. Oder du gehst nachmittags am Stadtstrand Playa de las Teresitas baden, der 10 Kilometer weiter östlich liegt. Hier nehme ich dich mit auf einen Spaziergang zu allen Sehenswürdigkeiten in Santa Cruz auf Teneriffa.
Karte mit allen Sehenswürdigkeiten in Santa Cruz
1 Schlemmerparadies: Mercado Nuestra Señora de Africa
Raus aus dem Bus und ab zum Markt. Rund um den Mercado Nuestra Señora de Africa (c/San Sebastian, Mo–Sa 6–14 Uhr, So 7–14 Uhr) gibt es jede Menge kleine Bars, in denen du erstmal frühstücken kannst. Ein Café con leche, ein süßes Teilchen – ganz wie die Einheimischen. Eine Marktfrau aus Bronze lockt dich dann durch ein imposantes Tor ins Marktgebäude im neokolonialen Stil. Mit seinen Innenhöfen, um die sich die Stände winden, verströmt es tatsächlich ein bisschen Afrika-Flair. Nicht zufällig, denn der Markt ist nach Nuestra Señora de Africa, der Schutzpatronin der spanischen Enklave Ceuta in Marokko, benannt. In der Anfangszeit fand der gesamte Lebensmittelhandel der Insel in und um den Markt herum statt.
Als in den 1980er- und 1990er-Jahren auch auf Teneriffa die Supermärkte wie Pilze aus dem Boden schossen, schien der Markt hoffnungslos veraltet und erlebte eine tiefe Krise. Inzwischen ist er wieder angesagt bei Gastronomen genauso wie bei Hobbyköchen. Obst und Gemüse in allen Farben und Formen, dazu Backwaren, Käse, Schinken, Wein, Honig, Inselspezialitäten wie die Kanaren-Gewürzpaste Mojo, Kaktusmarmelade, Ziegenkäse in der Queseria del Mercado oder Kräuter aus der Herboristeria Mil Variedades. 140 Stände umwerben auf dem Hauptstadtmarkt von Santa Cruz die Besucher und bieten ein Feuerwerk der Düfte und Aromen.
Vor allem die Fischabteilung im Untergeschoss ist umlagert. Frischer bekommt man Atlantikfisch und Meeresgetier wie Garnelen oder Jakobsmuscheln schließlich nirgends. Wenn du keine Ferienwohnung mit Küche hast, kannst du an mehreren Ständen probieren – Fischtapas im Untergeschoss zum Beispiel.
Tipp: Montag ist nicht der beste Tag für den Marktbesuch, dann haben viele Stände geschlossen.
Ein perfekter Tag in Santa Cruz – Hinkommen und Rumkommen
Am besten reist du mit dem Bus an, das erspart die lästige Parkplatzsuche. Von der Busstation bist du in wenigen Minuten zu Fuß am Markt, wo der Rundgang durch Santa Cruz beginnt.
2 TEA: Kunsttempel und Workspace
Auf dem Weg vom Markt zur Altstadt liegt eine Ikone moderner Architektur, die innen wie außen gefällt. Der Entwurf für das TEA stammt von Architekturstars aus der Schweiz – dem Büro Herzog & de Meuron, das auch die Neugestaltung der Plaza de España (siehe unten) verantwortete. Die Architekten nahmen traditionelle Bauformen auf, indem sie die Gebäudeteile wie bei einem kanarischen Herrenhaus um einen Innenhof (patio) herum gruppierten. Außen mildern Glasbetonbausteine, die gleichzeitig als Fenster fungieren, die Strenge der Betonmauern und sorgen für ein verspieltes Element.
Innen gibt es mehrere Ausstellungräume, Kino- und Vortragssäle und ein Zentrum für Fotografie auf drei Etagen. Neben etablierter Kunst finden auch junge Künstler ein Podium. Kurz und gut: ein Gesamtensemble für die Kunst im Herzen der Stadt, das alle entzückt, die ein Faible für moderne Architektur haben. Der Eintritt ist frei (abgesehen von Sonderausstellungen) und du kannst dich nach Lust und Laune umschauen. Außerdem gibt es eine coole Bibliothek, in der das Arbeiten sicher Spaß macht, und ein lässig-stylisches Café-Restaurant.
3 MUNA und mehr
Nur ein Katzensprung ist es vom TEA zum nächsten Top-Museum der Stadt: das MUNA – Museo de la Naturaleza y Arqueología. Der klassizistische Bau war einst Militärkrankenhaus und ist heute ein Wissenstempel mit spannenden Ausstellungen zur feurigen Inselnatur zum Beispiel. Der Hit bei Besuchern aber sind die Mumien der Guanches, der Ureinwohner der Insel, die in Ziegenhäute eingewickelt sind.
Sehenswürdigkeiten in Santa Cruz Teneriffa:: MUNA – Museum für Natur und Archäologie
Über die Brücke geht’s – vorbei an der Kirche Nuestra Señora de la Concepción im Kolonialstil – ins alte Viertel La Noria. Die Häuser mit pastellfarbenem Anstrich sind hübsch anzusehen. Tagsüber ist hier nicht viel los, erst abends erwachen Bars und Restaurants zum Leben. Um die Ecke liegt die Plaza Madera mit dem Teatro Guimerá, vor dem die attraktive Skulptur von Igor Mitoraj, die an eine Theatermaske erinnert, gefällt.
4 Das Tor zur Stadt: Plaza de España
Bevor du weiter nach Norden läuftst, kannst du einen Schlenker zur Plaza de España in Richtung Hafen einschieben. Dieser scheint sich endlos an der Küste der Inselhauptstadt entlangzuziehen und gewinnt (noch) keinen Schönheitspreis. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Über den Platz hinter dem Hafen, die Plaza de España, wälzte sich bis 2006 der Verkehr und im Zentrum stand ein aus der Zeit gefallenes Monument der Franco-Zeit für die Gefallenen des Bürgerkriegs. Ebenfalls keine Augenweide und sowieso ein ziemliches Ärgernis.
Ein würdiges Entrée zur Innenstadt und eine Verbindung von Stadt und Meer zu schaffen, war die Aufgabe, die man dem Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron stellte. Müsste man eine Schulnote für das Ergebnis vergeben, es wäre es eine glatte Eins. Aus einer Bausünde wurde ein Ort der Begegnung. Ein künstlicher See, gefüllt mit Meerwasser, schimmert nun im Zentrum des Platzes türkisgrün im Sonnenlicht. Dahinter ragen die Kreuzfahrtschiffe im Hafen und das Anaga-Gebirge auf. Nett anzusehen sind zwei blumenüberwucherte Pavillons am Wasser. In eins davon zog die Tourist Info ein, wo du dir einen Stadtplan besorgen kannst.
Unter der Wasserfläche liegt ein Stück Stadtgeschichte, zu dem du hinabsteigen kannst: Ruinen einer Festung, die die Stadt vor Piratenangriffen schützen sollten. Hier wehrte man 1797 einen Angriff der britischen Marine unter Lord Nelson ab, der bei der Schlacht einen Arm verlor.
Ringsum lauter imposante Gebäude. Am Uhrturm erkennst du den Palacio Insular, Sitz der Inselregierung, im Stil der 1930er-Jahre. Daneben die imposante Hauptpost. Längst ist die Plaza ein beliebter Treffpunkt, um zum Bummel durch die Fußgängerzone zu starten, einen Café zu trinken oder ins Nachleben abzutauchen. Zur vollen Stufe schießt im Becken eine Wasserfontäne wie ein Geysir in die Höhe. Ihren großen Auftritt aber hat die Plaza España nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die beleuchteten Gebäude ringsum und 500 Lichter, die in mächtigen Bäumen rund um das Wasserbecken hängen, für Romantikflair sorgen.
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16. Februar 20225 Ruheoase: Plaza del Principe de Asturias
Als das Franziskanerkloster im Herzen der Stadt vor rund 200 Jahren aufgelöst wurde, suchte man nach einer neuen Nutzung für den klösterlichen Gemüsegarten. Truppenexerzierplatz, Markthalle? Nach langen Diskussionen entschied man sich – was für ein Glück! – für einen Platz zur Erholung, den man nach dem damaligen Thronfolger Plaza del Príncipe de Asturias benannte und mit viel Geschmack und Gespür anlegte. Den Nordeingang flankieren zwei Marmorplastiken aus Genua, die Frühling und Sommer darstellen.
Im Zentrum steht ein Brunnen mit gusseisernen Schalen aus England. Die Indischen Lorbeerbäume, die für Schatten sorgen, kamen aus Kuba. Ein wahrhaft internationales Ensemble also. Ein Musikpavillon kam rund 100 Jahre später dazu und in den 1990er-Jahren schließlich eine der vielen modernen Skulpturen der Stadt – das Ensemble „Courage“ der niederländischen Künstlerin Hanneke Beaumont.
Auf Bänken kannst du wunderbar entspannen und dem Leben und Treiben auf dem leicht erhöht liegenden Platz zuschauen. Im Jugendstilkiosk in der Nordwestecke der Plaza del Principe sitzen Rentner beim Café cortado und Angestellte der Büros ringsum verbringen auf dem Platz gern die Mittagspause.
6 Kolonialambiente: Plaza San Francisco
Von einer Plaza kannst du weiterschlendern zur nächsten Plaza – vorbei an gleich zwei Kunsttempeln. Die Südseite der Plaza del Principe markiert das ehemalige Franziskanerkloster ganz in Rosa – heute das Museo de Bellas Artes. Schräg gegenüber liegt der prächtige neobarocke Bau des Kunstvereins, der anlässlich von Ausstellungen öffnet. Kaum hast du ihn passiert, stehst du auch schon auf der länglichen Plaza San Francisco mit einer Reihe von riesigen Gummibäumen, in denen unzählige bunte Lämpchen hängen, die am Abend für die stimmungsvolle Beleuchtung der kleinen Restaurants am Platz sorgen. Beherrschender Bau aber ist die Klosterkirche Iglesia de San Francisco mit barockem Portal und wunderbar beschnitzten Holzdecken.
Abstecher nach La Laguna
Wenn du La Laguna in deinen Stadtausflug einbinden willst, kann du von hier zur Plaza Weyler laufen und in die Straßenbahn Linie 1 einsteigen. In 45 Minuten bringt sie dich in die alte Hauptstadt Teneriffas, die einige Meter höher liegt und einige Grad kühler ist. Auf dem Rückweg nach Santa Cruz steigst du an der Haltestelle La Paz aus und nimmst Kurs auf die Ramblas.
7 Andalusien auf Teneriffa: Plaza de los Patos
Frösche bringen Glück und werden sogar manchmal zu Prinzen. Auf der Plaza de los Patos sind sie die Stars in einem entzückenden andalusischen Ensemble, beschattet von Indischen Lorbeerbäumen. Gleich acht Frösche aus grüner Keramik speien Wasser rund um den Springbrunnen, den andalusische Keramikkacheln schmücken. Eine Kopie der Fuente de las Ranas in Sevilla.
Der offizielle Name des Platzes, Plaza de 25 de Julio, erinnert an den Angriff der britischen Marine auf Teneriffa 1797, aber jeder kennt ihn als „Plaza de los Patos“ (Entenplatz). Im Zentrum des Brunnens sitzt eine wasserspeiende Ente auf dem Rücken einer Schildkröte, die vermutlich den Namen gab, aber die Stars sind eindeutig die Frösche. Rings um den Brunnen laden mehrere Bänke – ebenfalls im andalusischen Stil – zum Ausruhen ein.
8 Kunst- und Flaniermeile: Rambla de Santa Cruz
Wie ein Bogen legt sich die Rambla, ein 3 Kilometer langer Boulevard, von der Plaza de la Paz zur Avenida de Anaga um die Innenstadt. Zwischen den Fahrspuren in beide Richtungen verläuft die breite Flanierpromenade – beschattet von Jacarandas, Indischen Lorbeerbäumen und Afrikanischen Tulpenbäumen mit mächtigen Kronen. Was für ein Segen an heißen Sommertagen! Hier liegen Spielplätze und Kioske, an denen Schulkinder Süßigkeiten kaufen, ein Open-Air-Fitnessstudio und viele Bänke, auf denen Rentner Zeitung lesen. Niemand scheint in Eile zu sein.
Ganz nebenbei ist die Rambla auch eine Open-Air-Galerie: Skulpturen von renommierten Künstlern sorgen für eine Prise Kunst im Alltag. Sie entstanden 1973 im Rahmen der ersten internationalen Ausstellung für Straßenskulpturen, die 43 Bildhauer von Rang wie Joan Miró, Henry Moore und Julio González nach Santa Cruz lockte. Und alle hinterließen Spuren.
Zu den bekanntesten Werken zählen Henry Moores „Gefallener Krieger von Goslar“. Am auffälligsten sind die riesigen roten Ballons, die nur scheinbar spielerisch von den Bäumen baumeln – ein Werk von Xavier Corbéros mit dem Titel „Henker und Gehenkte“. Am besten beginnst du den Bummel an der Plaza de la Paz und erspähst schon bald die Stierkampfarena zur Linken aus dem Jahr 1893.
Seit 1984 bereits stirbt hier kein Stier mehr. Einige Jahre lang nutzte man die Plaza de Toros für Karnevalsveranstaltungen und Open-Air-Konzerte, seit fast zwanzig Jahren rottet der stolze Bau vor sich hin und wartet auf eine neue Bestimmung. Einer der faszinierenden Lost Places auf Teneriffa.
Weiter schlängelt sich die Rambla durch den denkmalgeschützten Stadtteil Barrio de los Hoteles, eine Villenkolonie aus dem späten 19. Jahrhundert. Wohlhabende Geschäftsleute bauten repräsentative Wohnhäuser im verschnörkelten Stil der Zeit, der auch die Grande Dame der Stadthotellerie prägt: das elegante Iberotel Mencey. Ein Spaziergang auf der Rambla lohnt übrigens auch am Abend, wenn im Schummerlicht der altmodischen Laternen Alt und Jung unterwegs sind. Der schönste Weg zurück ins Zentrum führt durch den Parque García Sanabria.
9 Grüne Lunge: Parque García Sanabria
Ein kurzer Schlenker führt zu einer weiteren Oase im hektischen Großstadtalltag. Der Parque García Sanabria, 1926 gegründet, ist immer noch der größte Stadtpark der Kanarischen Inseln und wahrlich eine grüne Lunge. Die Pflanzenpracht ist üppig und verschwenderisch – Palmen, Drachenbäume, Feigenbäume mit mächtigen Luftwurzeln und riesige Kakteen. Zwischen den Stars der Botanik finden sich – wunderbar komponiert – Wasserspiele und weitere moderne Skulpturen.
Die Open-Air-Galerie der Rambla setzt sich mit zahlreichen Werken renommierter Künstler fort. Darunter die „Maternidad“ von Francisco Borges, eine üppige Schöne, die sich an einem Sprungbrunnen erfrischt und schon beim Anblick beim Betrachter – in Gedanken zumindest – für Abkühlung sorgt. Auch weitere Stars der modernen Kunst wie Joan Miró oder Niki de Saint Phalle sind vertreten. Wenn du nach so vielen Eindrücken Stärkung brauchst, kehrst du im Gartenlokal Strasse Parque ein, wo du auf zwei Etagen wunderbar sitzst – ganz nach Wunsch in der Sonne oder im Schatten – und die Leichtigkeit des Seins genießen kannst.
10 Klangtempel in Weiß: Auditorio Santa Cruz de Tenerife
Der Hafen von Santa Cruz ist auch mit viel gutem Willen kein Vorzeigeviertel, aber nach und nach soll die Schauseite der Stadt, wo Öltanker, Fähren und Kreuzfahrtschiffe ankern, ein neues Gesicht bekommen. Den Anfang machte 2003 bereits das Auditorio, das auf Anhieb zum Wahrzeichen der Stadt aufstieg und auf das die Hauptstädter zu Recht stolz sind. Eine Mondsichel, eine Monsterwelle, eine Narrenkappe – eine Hommage quasi an die Karnevalsbegeisterung der Tinerfños – oder doch ein Schiff, das stolz, schön und schneeweiß im Hafen liegt? Wie auch immer du den eleganten Schwung an der Spitze des Gebäudes interpretierst – das Konzerthaus ist ein Hingucker.
Millionen Bruchstücke weißer Kacheln überziehen die riesige Betonwelle, die auf einem Sockel ruht und in einer Spitze erstarrt. Sie schimmern bei Regen wie bei Sonnenschein wie Fischschuppen. Das Meisterwerk des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava brachte zweifellos Schwung ins Stadtbild.
Vor allem aber ist das Auditorio eine Konzerthalle mit zwei Konzertsälen und hervorragender Akustik, die der Kulturinsel Teneriffa alle Ehre macht. Ob Oper, Musical, Tanz, Jazz oder Klassik – das Programm kann sich sehen und hören lassen. Es gibt zahlreiche hochkarätige Gastspiele und zuhause ist hier mit dem Orquesta Sinfónica de Tenerife eines der besten spanischen Sinfonieorchester. Wenn du keine Gelegenheit hast, das Auditorio bei einem Konzert zu erleben – es gibt tagsüber Führungen durchs Konzerthaus (Mo–Sa 10, 12, 14 und 16 Uhr). Ein wunderbarer Platz ist auch die Terrassenbar, wo du je nach Jahreszeit am Spätnachmittag oder an lauen Sommerabenden bei Vino, Tapas und Meerblick sitzen und dem Strom der Konzertbesucher zuschauen kannst.
Wenn du an den Wellenbrechern am Meer entlangspazierst, blitzen plötzlich Gesichter auf. Eine ganze Reihe von Mini-Porträts auf dem dunklen Gestein. Schmunzelsteine mit den Gesichtern von Musikern und Komponisten wie Antonio Vivaldi, Giuseppe Verdi, Ludwig van Beethoven oder Luciano Pavarotti. Aber auch Michael Jackson, Elvis Presley, John Lennon, Freddie Mercury und Paul McCartney sind neben vielen anderen vertreten. Ein Who’s Who der Musikgeschichte. Lange kannte man den Urheber der Kunstwerke nicht, die 2008 erstmals auftauchten, niemand hatte ihn je bei der Arbeit gesehen. Heute weiß man, dass der bulgarische Künstler Stoyko Gagamov, der 2008 nach Teneriffa kam, die originellen kleinen Kunstwerke schuf.
11 Vom Müllberg zum Palmengarten: Palmetum Santa Cruz
Ein botanischer Garten auf einer Müllkippe? Was zunächst wenig verlockend klingt, wurde mit dem Palmetum zum Vorzeigeprojekt. 1983 legte man die stadtnahe Müllkippe still, zurück blieb ein stinkender Müllberg, den ein einfallsreicher Landschaftsplaner in ein 12-ha-Freizeitparadies mit 600 Palmen- und über 3000 anderen Pflanzenarten verwandelte. Wer genug vom Stadtdschungel hat, findet paradiesische Ruhe zwischen plätschernden Bächen und mächtigen Bäumen. Während Müll unter der Erde vor sich hin rottet, lädt die Oberfläche zum Spaziergang durch fünf Kontinente ein. Königspalmen, Kokospalmen, Palmyrapalmen, Ölpalmen, Betelnusspalmen, Zuckerpalmen und viele anderen Mitglieder der großen Palmenfamilie sind versammelt.
Auf zwei Routen kannst du die grüne Pracht erkunden: Die blaue Route führt zwischen Palmen und Inseln zu vielen bedrohten Art. Ein Höhepunkt der Tour ist der Madagaskar-See, wo sich Mangroven mit mächtigen Wurzeln, zwischen denen Teichrallen nisten, ans sumpfige Ufer krallen. Die rote Route windet sich vorbei an zahlreichen Nutzpflanzen von Bananenstauden über Affenbrotbäume, Schraubenpalmen, Gewürzbäume, Kakao, Rattan, Zuckerrohr oder Aloen – Pflanzen, die den Welthandel über Jahrhunderte prägten.
Zwischendurch kannst du auf Bänken entspannen und dir einbilden – umgeben von der Flora Ozeaniens – dass du nicht auf den Atlantik, sondern auf den Pazifik schaust. Überall zwitschert es aus den Baumwipfeln, denn längst ist der botanische Garten auch ein Vogelparadies, in dem 60 Vogelarten wie Turmfalken und Kanarienvögel leben und im Winter Zugvögel wie Graureiher und Silberreiher im ewigen Frühling der Insel überwintern. Ganz nebenbei ist das Palmetum ein Ökoparadies, in dem weder Kunstdünger noch Pestizide zum Einsatz kommen. Nicht verpassen: Der Karibik-Aussichtspunkt ist ein toller Fotospot mit Blick übers Auditorio bis zum Anaga-Gebirge.
Ausflug an den Strand – Playa de Las Teresitas
Die Zugabe, wenn du nach dem Stadtspaziergang eine Auszeit am Strand brauchst: Playa de Las Teresitas, der Lieblingsstrand der Hauptstädter. Wie eine goldene Mondsichel breitet er sich östlich von Santa Cruz vor der Kulisse des Anaga-Gebirges aus. Der helle Sand ist ein Importprodukt aus der Sahara. Tatsächlich wurden hier in den 1970er-Jahren 100 000 Kubikmeter feinster Saharasand aufgeschüttet, um ein Freizeitparadies zu schaffen.
An Sommerwochenenden kann es eng werden, dann sind die Parkplätze voll und die Sonnenliegen stehen dicht an dicht. Natürlich hat auch Wassersport Hochkonjunktur, und Gleitschirmflieger segeln aus dem Anaga-Gebirge hinab und landen sanft im weichen Sand von Las Teresitas. Vom Strand blickt man auf den Fischerort San Andrés, der mit seinen weißen und bunten Häusern wie ein andalusisches Dorf den Hang hinaufklettert.
Wer kein Picknick dabei hat, kann sich bei den Chiringuitos versorgen, Strandlokale, wo du mit den Füßen im Sand Klassiker mit Fisch und Fleisch, Salate und nette Kleinigkeiten verspeisen kannst. Das Dessert hat der Eismann, der seine Runden dreht, in der Kühlbox. Kurz und gut: Las Teresitas ist am Wochenende der perfekte Ort für Einblicke ins kanarische Familienleben. Ruhiger ist es an Wochentagen, wenn du – insbesondere im Winter – den Strand mit nur wenigen Besuchern teilst.
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- Elke Homburg, 80 Glücksorte auf Teneriffa, DROSTE Verlag 2023 (Eigenwerbung)
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Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.
8 Kommentare
Mein Teneriffa
21. Januar 2023 at 19:45Schön!
Das sind wirklich viele gute Tipps für einen Besuch von Santa Cruz, die Stadt, die sich erst auf den zweiten Blick erschliesst. Noch dazu ist Santa Cruz als Standort für Ausflüge in die Umgebung absolut empfehlenswert.
Wer das Stadtleben liebt und trotzdem schnell in der wilden Natur sein möchte, ist hier richtig.
Elke
21. Januar 2023 at 20:25Lieber Unbekannter,
vielen Dank für den Kommentar. Auch bei mir war’s nicht Liebe auf den ersten Blick zu Santa Cruz, aber inzwischen habe ich die Hauptstadt sehr schätzen gelernt. Lohnt unbedingt einen Besuch!
Liebe Grüße
Elke
Krausgrill, Ingrid
12. März 2023 at 11:13was ich las, erfreute mich sehr. wir planen einen Besuch in Santa Cruz in den kommenden 2 Wochen und Ihr Beitrag war so informativ, dass ich mich jetzt schon darauf freue viel des Erwähnten zu sehen und zu erleben
Elke
12. März 2023 at 13:51Liebe Ingrid,
Santa Cruz ist keine Schönheit auf den ersten Blick, hat aber viele spannende Ecken zu bieten. Viel Spaß wünsche ich euch!
Liebe Grüße
Elke
Ulrike
16. September 2023 at 20:00Hola! SUPER TIPPS – habe mir alle angeschaut und so Santa Cruz erkundet. Richtig schöne Seite mit schönen Fotos und guter Beschreibung! Trifft total meinen Geschmack. Bin sehr froh diese Seite gefunden zu haben..
Herzlichen Dank für die Mühe! Schön, dass Du Deine Eindrücke hier teilst.
Herzliche Grüße
Ulrike
September 2023
Elke
16. September 2023 at 20:35Liebe Ulrike,
vielen Dank fürs Lob, das sehr motiviert :-)! Freut mich natürlich sehr, dass dir der Artikel gefallen hat. Und vielleicht schaust du ja ab und zu vorbei …
Liebe Grüße
Elke
Matthias Caroli
5. Januar 2024 at 12:43Hallo Elke,
wir verbringen seit Jahren die Wintermonate auf Teneriffa und ich kann bestätigen, dass du die schönsten Sehenswürdigkeiten von Santa Cruz beschreibst. Ergänzend scheint mir ein Besuch der Stadt beim Carneval empfehlenswert zu sein, man meint man sei in Rio. Es ist zutiefst beeindruckend, all die Sambagruppen zu sehen. Nach wie vor ist Santa Cruz an denen von dir beschriebenen Orten unbedingt einen Ausflug wert, aber man sollte den Zeitpunkt richtig wählen. Liebe Grüße Matthias
Elke
5. Januar 2024 at 15:12Lieber Matthias,
vielen Dank für deinen Kommentar! Den Karneval würde ich so gern einmal auf Teneriffa erleben, aber als ich das letzte Mal zur richtigen Zeit auf der Insel war, fielen die Feierlichkeiten wegen Corona aus :-(. Diesmal muss ich schon Anfang Februar zurück. Aber irgendwann klappt es! Und die Reyes Magos waren heute auf jeden Fall wieder wunderschön.
Liebe Grüße
Elke