In Cartagena de Indias an der kolumbianischen Karibikküste fühlte ich mich an Havanna erinnert. Mit dem Flair der kubanischen Hauptstadt kann Cartagena nicht ganz mithalten, ist außerdem brechend voll, komplett durchkommerzialisiert und unvorstellbar laut. Und dennoch: Cartagena zählt definitiv zu den schönsten Kolonialstädten Südamerikas, steht nicht zufällig seit 1984 bereits auf der UNESCO-Welterbe-Liste und war ein Highlight auf unserer Kolumbien-Reise. Hier stelle ich dir die Sehenswürdigkeiten in Cartagena vor, in einem weiteren Artikel mehr Highlights in Kolumbiens.
Inhaltsverzeichnis
Cartagena gestern und heute
Die Hafenstadt am Karibischen Meer war im 16. Jahrhundert erster Stützpunkt der Spanier in Südamerika, und mit ein bisschen Fantasie kannst du dir vorstellen, wie Schiffe mit dem Gold Südamerikas von hier aus Kurs auf Europa nahmen. Einlaufende Schiffe brachten Sklaven aus Afrika mit, die man als Arbeitskräfte dringend benötigte. 275 Jahre lang blieb Cartagena spanisch, bis man am 11. November 1811 unter Führung von Simon Bolívar die Unabhängigkeit erkämpfte.
Inzwischen hat Cartagena rund 1 Million Einwohner, und jede Menge Hochhäuser kratzen an den Wolken. Touristisch relevant sind allerdings nur die ummauerte Altstadt mit ihrem wunderbaren Kolonialensemble und das Barrio Getsemaní – einst Wohnviertel der armen Bevölkerung, heute das Trendviertel der Stadt.
Stadtführungen in Cartagena
Klassische Stadtführung: Ein Muss zum Einstieg ist eine Stadtführung mit einheimischem Guide* durch die Altstadt und Getsemaní, die 2–3 Stunden dauert. Danach läufst du mit geschultem Blick durch die Stadt.
Street-Food-Tour: Noch besser gefallen mir Street-Food-Touren*, die Wissensvermittlung mit Genuss verbinden.
Sehenswürdigkeiten in Cartagena – die Altstadt
Die Altstadt von Cartagena ist ein Schatzkästchen kolonialer Architektur. Mächtige Stadtmauern, die die Stadt einst vor Piratenangriffen schützten, umklammern enge Gassen und weite Plätze, pastellfarbene Häuser mit elegant gedrechselten Holzbalkonen und prächtige Kirchen. Die ganze Pracht ist – wie könnte es anders sein – touristisch bestens erschlossen. Boutiquen, Souvenirshops, Restaurants, Cafés und Bars gibt es im Überfluss. Afrokolumbianerinnen in bunten Kleidern balancieren Obstschalen auf den Köpfen, sorgen für Lokalkolorit und stehen für Fotos bereits – gegen Honorar, versteht sich.
Am besten lässt du dich nach der Ankunft einfach treiben und saugst das karibische Flair auf. Am nächsten Tag kannst du dir einige der Sehenswürdigkeiten in der Altstadt und in Getsemaní näher anschauen.
# Plaza Bolívar und der Palacio de la Inquisición (Inquisitionspalast)
Licht und Schatten treffen am Plaza Bolívar aufeinander. Im Zentrum des Platzes thront Freiheitsheld Simon Bolívar hoch zu Ross, an der Frontseite erinnert ein Prunkbau an eines der düsteren Kapitel der spanischen Geschichte: die Inquisition, die auch vor den Kolonien nicht Halt machte. Der Palacio de la Inquisición, eines der schönsten Gebäude der Stadt, war Folterstätte für alle, die nicht ins System passten. Heute beherbergt der Inquisitionspalast ein Museum, das die düsteren Zeiten in Exponaten und Texten aufarbeitet.
Auf der anderen Seite des Platzes steht – in Bronze gegossen – Gabriel Garcia Marquez (1927–2014), der größte Literat Kolumbiens, der in Cartagena studierte und zu schreiben begann. 1982 erhielt er den Nobelpreis für Literatur, und in Cartagena spielen zwei seiner großen Romane, darunter Die Liebe in Zeiten der Cholera. In Cartagena wurde Garcia Marquez auch bestattet.
# Puerta des Reloj (Uhrenturm)
Der zitronengelbe Uhrenturm aus dem 17. Jahrhundert markiert den einstigen Hauptzugang zur befestigten Altstadt. Hier kannst du deinen Rundgang beginnen, und hier starten auch meist die Stadtführungen.
# Kathedrale von Cartagena
Die Kathedrale aus dem 16./17. Jahrhundert mit ihrer zartgelben Kuppel gehört zu den Wahrzeichen der Stadt und ist auch von innen sehenswert mit ihrem Mix aus unterschiedlichen Baustilen.
# Iglesia de San Pedro Claver
Die Iglesia de San Pedro Claver mit angeschlossenem Kloster wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Convento San Ignacio de Loyola erbaut. Der heutige Name geht zurück auf den Jesuiten Pedro Claver, der sein Leben lang für die Rechte der afrikanischen Sklaven kämpfte. Claver wurde für seine Dienste an der Menschheit heilig gesprochen. Im Kirchenraum erinnern Bildtafeln und sein Schädel in einem Glassarg an den Wohltäter.
# Plaza Santo Domingo
Der Plaza Santo Domingo gehört zu den schönsten Plätzen in der historischen Altstadt Cartagenas. Er breitet sich, umgeben von Kolonialperlen, vor der gleichnamigen Kirche aus. Hingucker im Zentrum ist ein Werk des international bekanntesten kolumbianischen Künstlers: Fernando Botero. Die Skulptur La Gorda Gertrude ist ein Pilgerziel für Verliebte. Die Berührung der Brüste von Gertrude soll eine lange und leidenschaftliche Beziehung garantierten. Kein Wunder, dass diese blank gescheuert sind! Aber auch der Po erfreut sich großer Beliebtheit.
# Stadtmauer von Cartagena
Die mächtige, 11 Kilometer lange Stadtmauer, die die Altstadt umringt, ist ein großartiger Platz für einen Spaziergang mit Blick aufs Meer. Einheimische und Besucher flanieren hier vor allem am Abend und kehren gern auf einen Sundowner ein (siehe Must-dos).
Sehenswürdigkeiten in Cartagena: In-Viertel Getsemaní
Das afrokolumbianische Herz Cartagenas schlägt im Stadtviertel Getsemaní, das der Parque del Centenario von der Altstadt trennt. Hier sind die Häuser weniger prächtig, der Putz meist abgeblättert und die Wände oft durchzogen von Rissen. Und hier gibt es noch Alltagsleben mit spielenden Kindern, ins Gespräch vertieften Senioren und kleinen Läden an der Ecke, die Gemüse, Süßkram, Zeitungen und Schrauben verkaufen. Und doch steckt das Viertel mitten in der Gentrifizierung. Diese begann mit einer Open-Air-Galerie mit zum Teil erstklassigen Murals, es folgten billige Hotels für Backpacker. Inzwischen haben die ersten Boutique-Hotels und Gourmet-Restaurants eröffnet.
# Plaza de Trinidad, wo die Unabhängigkeit erkämpft wurde
Am Plaza de Trinidad mit der gleichnamigen Kirche wurde die Unabhängigkeit der Stadt erkämpft. Ein historischer Ort also. Die gleichnamige Kirche ist meist verschlossen und tagsüber ist der Platz fast ausgestorben. Nach Einbruch der Dunkelheit ist er Zentrum des Nachtlebens von Getsemaní.
# Street Art Trail
Die Avenida Pedregal (Nr. 27-137 bis 27-1) ist eine Open-Air-Galerie. Hier findest du Murals einheimischer und internationaler Street-Art-Künstler. Eines der frühen Werke war La Mulata (unten links oben). Viele der Kunstwerke auf Wänden haben eine politische Botschaft.
# Parque del Centenario
Der Park, der die Altstadt von Getsemaní trennt, ist ein netter Ort zum Entspannen. Aber du kannst auch Tiere gucken. In einigen der Bäume verstecken sich Liszt-Affen und vor allem Faultiere. Einfach die Augen aufhalten.
Nicht verpassen: 9 Must-dos in Cartagena
Süßigkeiten probieren
Mehrere Stände für Naschkatzen mit einheimischen Spezialitäten gibt es hinter dem Uhrenturm, im Bogengang El Portal de los Dulces.
Stadtspaziergang am frühen Morgen
Ich liebe Stadtspaziergänge am frühen Morgen, bevor die Stadt so richtig zum Leben erwacht. In Cartagena zogen Müllsammler durch die Straßen, aber auch die Kaffeeverkäufer mit ihren Kannen, und Limonadenverkäufer bauten ihre Stände auf. Ein paar Radler und Jogger genossen das frische Morgenlüftchen. An dem Tag, als ich unterwegs war, posierten außerdem vor der Kirche San Pedro Claver Kommunionskinder ganz in Weiß und ihre stolzen Familien für Fotografen. Ein schöner Anblick.
Kaffee trinken
Über den Kaffee in Kolumbien habe ich oft gelästert – er ist in einem der wichtigsten kaffeeexportierenden Länder der Welt nicht annähernd so gut wie sein Ruf. Anders im Café La Manchuria, wo es richtig guten Kaffee und leckeren Kuchen gibt.
Eis schlecken
In der Gelateria Tramonti (Calle de Ayos #4-50) hast du die Qual der Wahl zwischen lauter köstlichen Sorten. Besonders interessant fand ich Lulo, Guave und Kokosnuss-Zitrone, die perfekt zum Tropenklima passten.
Limonade trinken
Frisch gepresste Limonade aus Limetten ist eine köstliche Erfrischung. Der Stand am Plaza Bolivar ist hygienisch einwandfrei, betonten die Einheimischen. Und tatsächlich war sie nicht nur ausgesprochen köstlich, sonder bekam auch unseren Mägen bestens.
Sundowner auf der Mauer
Der schönste Platz für den Sundowner ist das Café del Mar auf der Stadtmauer. Die Drinks sind mäßig, aber Stimmung und Ausblick großartig.
Bar-Hopping
Es gibt eine ganze Reihe guter Bars in Cartagena, das Alquimico steht auf der Liste der 50 besten Bars der Welt und ist bekannt für seine besonderen Cocktail-Kreationen.
Salsa tanzen
Café Havana, eine Bar im kubanischen Stil in Getsemaní ist der beste Platz zum Salsatanzen (auch für Anfänger geeignet) – oft zu Live-Musik. Du kannst aber auch einfach nur Musik hören und einen Drink nehmen.
Garcia Marquez lesen
Ich gebe zu, mit 100 Jahre Einsamkeit hatte ich meine Probleme. Liebe in den Zeiten der Cholera dagegen habe ich geliebt. Das Buch spielt in Cartagena – das war für mich ein Grund, es nach vielen Jahren noch einmal zu lesen.
Sehenswürdigkeiten außerhalb der Altstadt von Cartagena
Wenn du noch Zeit hast für Unternehmungen außerhalb der Altstadt, könntest du eine Festung und/oder eine Markt besuchen.
Castillo de San Felipe de Barajas
An der größten Festung ihres Kolonialreichs bauten die Spanier 200 Jahre lang. Das Castillo de San Felipe de Barajas thront auf einem Hügel außerhalb der historischen Mauern und besaß ein komplexes Tunnelsystem, über das Vorräte während einer Belagerung verteilt werden konnten oder man die Festung schnell evakuieren konnte. Einige der Tunnel sind erhalten.
Info: Das Castillo de San Felipe de Barajas ist von der Altstadt aus zu Fuß erreichbar
Mercado de Bazurto
Ein Markt, der noch nicht touristisch aufgehübscht ist, sondern sehr authentisch. Eine große Portion Chaos, nicht immer liebliche Düfte und gerade deshalb sehenswert.
Info: Mercado de Bazurto, 12 Minuten mit dem Taxi oder 45 Minuten zu Fuß ab Torre Reloj
Ausflug auf die Inseln
Islas del Rosario
Cartagena hat auch Strände, die allerdings keinen Schönheitspreis gewinnen. Wenn du schwimmen möchtest, lohnt sich ein Tagesausflug zu den Islas del Rosario*, 27 Inseln und Inselchen mit weißen Sandstränden vor der Küste, die perfekt zum Schwimmen und Schnorcheln sind. Wir hatten keine Zeit für einen Ausflug eingeplant, hörten aber begeisterte Kommentare von vielen Reisenden.
Allgemeine Infos zu Cartagena
Anreise nach Cartagena
Busse verbinden Cartagena mit allen größeren Städten Kolumbiens. Buchung über Red Bus. Von Bogotá und Medellín aus gibt es außerdem täglich mehrere Flüge nach Cartagena mit Avianca oder Latam Airlines.
Sicherheit in Cartagena
Sowohl in der Altstadt als auch in Getsemaní ist viel los, und du kannst dich recht sicher fühlen. Dunkle Gassen solltest du dennoch nach Einbruch der Dunkelheit meiden, und zwischen Altstadt und Getsemaní pendelst du dann am besten mit dem Taxi.
Essen und Trinken in Cartagena
Eine feine Adresse ist das Celele in Getsemaní, wo du unbedingt reservieren solltest. Das Essen ist ein Augen- und ein Gaumenschmaus. Die Preise (Hauptgerichte ab 15 Euro) sind für Kolumbien gehoben.
Bodenständig – und entsprechend günstiger – dagegen das Restaurant Mulata (Cl. del Quero #9 58) mit guter karibisch-kolumbianischer Küche auf Basis bester Zutaten. Fisch und Meeresfrüchte stehen auf der Karte in unterschiedlichen Zubereitungen (Ceviches!).
Überachten in Cartagena
Hotels gibt es in Cartagena wie Sandkörner am Karikstrand. Günstigere Unterkünfte liegen meist in Getsemaní. In der Altstadt findest du Luxushotels, genauso wie Mittelklassehotels. Besonders nett sind Kolonialhotels mit wenigen Zimmern und viel Historienflair.
Eine gute Adresse in Getsemaní: Voilá Signature Casa Isabel* – stylische Zimmer und Dachterrasse mit kleinem Pool.
Wir wohnten im Hotel Boutique Las Carretas*, einem kuscheligen Boutiquehotel im Herzen der Altstadt mit nettem Personal, hübschen Zimmern und kleinem Pool auf der Dachterrasse und fühlten uns rundum wohl. Die Lage hat allerdings auch ihren Preis und einen weiteren Nachteil: Es ist höllisch laut bis in die frühen Morgenstunden. Unbedingt vorsorgen!
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