Arequipa gilt als schönste Stadt Perus und war tatsächlich unser Favorit. Deutlich kleiner und charmanter als die Hauptstadt Lima und nicht so touristisch wie Cusco. Liebe auf den ersten Blick und auch auf den zweiten. Nicht zufällig steht die „weiße Stadt“ seit 2000 auf der renommierten UNESCO-Welterbeliste. Weiß sind tatsächlich viele Bauwerke, weil Sillar, ein weißer Tuffstein aus der Region, seit jeher das wichtigste Baumaterial ist. Umringt ist das Kolonialjuwel von gleich drei Vulkanen, die die Stadt wie mächtige Schutzgeister umringen: Chachani, Pichu Pichu und dem Kegelvulkan Misti.
Weil die Stadt nur 2335 Meter hoch liegt, ist das Klima außerdem sehr angenehm und anders als in vielen anderen Städten Südamerikas musst du nicht ständig nach Luft schnappen. Arequipa ist außerdem Ausgangspunkt für den wunderbaren Ausflug in den Colca Canyon, wo die Kondore fliegen und Alpakas grasen. Hier stelle ich dir die Sehenswürdigkeiten Arequipa inklusive Colca Canyon vor.
Inhaltsverzeichnis
Wie viel Zeit für Arequipa einplanen?
Zwei Tage reichen, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Arequipa zu erkunden. Wir sind anschließend in den Colca Canyon gefahren, haben dort einmal übernachtet und nach der Rückkehr eine weitere Nacht in Arequipa verbracht. Für uns perfekt.
Was du in Arequipa nicht verpassen solltest
1 Eine Free Tour machen
Seit unserer Südamerikareise sind wir Fans von Free Walking Tours – Stadttouren (auf Spanisch oder Englisch) mit einem lokalem Guide, die einen Überblick über Geschichte und Kultur der Stadt geben und dich zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führen. Danach hast du ein Gefühl für die Stadt und weißt, welche Innenbesichtigungen sich beispielsweise lohnen.
Die Touren sind an sich kostenlos, aber natürlich wird ein faires Trinkgeld erwartet. Der positive Effekt: Weil die Guides vom Trinkgeld leben, legen sie sich ins Zeug, denn das Geld fließt üppiger, wenn die Gäste begeistert sind. Fast alle Touren, die wir gemacht haben, waren absolut empfehlenswert. Weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist, solltest du dich rechtzeitig anmelden.
2 Kirchen im Mestizenbarock anschauen
Kirchenbauen war eine spanischen Leidenschaft, und Arequipas Kolonialkirchen sind besonders sehenswert. Die Dekofülle an den Portalen ist fast erschlagend, begeistert aber mit ein paar besonderen Details. Meine Lieblingskirche war die Jesuitenkirche La Compañía. Am Portal meißelten die Steinmetze neben Rankenwerk und Heiligen lauter kleine Überraschungen aus dem Vulkangestein Sillar: Den Habsburger-Adler kannst du entdecken, aber auch Coca kauende Engel oder einheimische Früchte wie Mais und Kakao. Schließlich sollten die Einheimischen, die man missionieren wollte, ihre Lebenswelt im steinernen Schmuck wiederfinden.
Auch im Innenraum gibt es Spannendes zu entdecken: Auf dem Gemälde, das Jesus und die Jünger beim Abendmahl zeigt, lohnt sich ein genauer Blick: Aufgetischt sind unter anderem Mais und Meerschweinchen, Spezialitäten aus Südamerika. Im Altar kannst du das Sonnensymbol des Sonnengottes entdecken. Und die 5 Sol, die der Eintritt in die Kapelle kostet, sind gut angelegt. Die farbenfrohen Fresken, die von Missionserfolgen der Jesuiten erzählen, sind ein Augenschmaus! Das Südportal zeigt Santiago, den heiligen Jakobus, dessen Grab das Ziel des Jakobswegs ist. In Südamerika war er Schutzpatron der conquista (Eroberung) und wurde gern als kriegerischer Indigena-Töter dargestellt. Naja, ein Heiliger mit dem Schwert spricht nicht gerade für christliche Nächstenliebe der Eroberer, oder?
Ebenfalls sehr sehenswert: der Kreuzgang des ehemaligen Jesuitenklosters. Der Eingang liegt ein paar Meter zur Linken der Jesuitenkirche und ist frei zugänglich. Auch ein schöner Platz für eine Kaffeepause. Weitere sehenswerte Kirchen sind San Agustin und San Francisco. Die Kathedrale an der Plaza de Armas, mehrfach durch Feuer und Erdbeben zerstört, ist ein mächtiger Neorenaissance-Bau, der vor allem durch seine Ausmaße beeindruckt.
Info: Iglesia La Compañía, Gral. Morán 114; Iglesia San Francisco, Calle Cela 202; Iglesia San Agustin, Calle San Agustin/Calle Sucre
3 Die Klosterstadt Santa Catalina erkunden
Eine Stadt in der Stadt ist das Monasterio de Santa Catalina, das allein schon wegen seiner Farbigkeit nicht so recht in die „weiße Stadt“ passen will. Die Rot- und Blautöne versetzten mich eher nach Andalusien oder Marokko. Fast 400 Jahre lang lebten im 20.000 Quadratmeter großen Komplex, der 1580 gegründet und später erweitert wurde, rund 500 Schwestern des Katharinenordens und etwa ebensoviele Bedienstete. Die Nonnen waren allesamt Frauen aus wohlhabenden Familien, die eine anständige Kaution zahlen mussten, um im Kloster Aufnahme zu finden. Sie mussten ein strenges Schweigegelübde ablegen und durften nur selten Besuch empfangen.
Die verwinkelten Gassen führen zu den „Zellen“ der Klosterfrauen, zu Kapellen, einer Pinakothek, zu schattigen Plätzen, aber auch zu funktionalen Gebäuden wie einer Wäscherei oder einem Badehaus. Bis 1970 blieb Santa Catalina ein Ort der Stille, dann wurde der Komplex zur Besichtigung freigegeben. Die verbliebenen Klosterfrauen leben in einem anderen Trakt und führen ein weltlicheres Leben als ihre Vorgängerinnen.
Info: Monasterio de Santa Catalina, Calle Santa Catalina 301, https://santacatalina.org.pe
4 Abends über die Plaza de Armas flanieren
Der größte Platz in südamerikanischen Städten wird nach spanischem Vorbild oft einfach Plaza Mayor (Hauptplatz) genannt oder Plaza de Armas (Waffenplatz) wie der Hauptplatz von Arequipa. Er ist gesäumt von wichtigen Gebäuden wie der Kathedrale und umgeben von Arkadengängen. Tagsüber sind hier vor allem Besucher unterwegs, am Abend kommen die Einheimischen zum Sehen und Gesehen werden. Am besten einfach auf eine Bank setzen und dem Treiben zuschauen. Einen ganz anderen, aber ebenso faszinierenden Eindruck bekommst du bei einem Spaziergang in den frühen Morgenstunden, wenn die Stadt noch schläft.
Hinter dem Turm der Kathedrale erheben sich die Berge rings um die Stadt: Es sind die drei Vulkane Chachani, Pichu Pichu und Misti.
5 In die Hinterhöfe der Kolonialhäuser schauen
Wie in Andalusien oder in arabischen Ländern haben viele der Häuser wunderbare schattige Innenhöfe mit Brunnen, in denen Wasser plätschert, mit Blütensträuchern und schattenspendenden Bäumen. Wenn die Türen zu den Höfen geöffnet sind, einfach mal reinschauen.
6 In einer Roof Top Bar die Stadt von oben anschauen
Rooftop Bars sind überall auf der Welt gerade sehr angesagt, das ist in Arequipa nicht anders. Wir haben einige ausgetestet, aber unser Favorit war Puku Puku Arequipa (Calle Santa Catalina 124), eine kleine Dachterrasse mit Blick auf die Straßen der Stadt und die Gebirgskette am Horizont. Aber wichtiger als der Blick ist hier die Atmosphäre. Freiberufler mit Laptop sitzen beim Kaffee, Touristen lassen sich das Craft Beer schmecken. Ein sehr entspannter Vibe. Auch eine gute Adresse: Sunset Rooftop Bar im Hotel Le Foyer Arequipa (Calle Ugarte 114).
7 Säfte probieren auf dem Mercado San Camilo
Märkte gibt es überall in Peru, aber in Cusco beispielsweise wendet sich das Sortiment vor allem an Touristen. Ganz anders in Arequipa. Auf dem Mercado San Camilo zerlegen Metzger kunstfertig Rinder und Schweine, Trockenfischstücke und unzählige Kartoffelsorten stapeln sich an den Stände genauso wie mumifizierte Lama-Föten für Kulthandlungen.
Am eindrucksvollsten aber ist die Abteilung mit Früchten aus unterschiedlichsten Klimazonen. Vitaminbomben von Erdbeeren und Trauben über Orangen bis zu Papaya und Avocados, die Damen in weißen Schürzen zu Säften pressen. So köstlich!
8 Am Mirador Yanahuara den Ausblick mit einem Queso Helado genießen
Ein Spaziergang von etwa 15 Minuten bringt dich in den Stadtteil Yanahuara mit einem Platz samt hübscher Kirche und eindrucksvollen Steinbögen mit eingeritzten Zitaten von Dichtern. Der beste Platz für den Sonnenuntergang mit dem Vulkan El Misti am Horizont. Auch ein beliebter Treffpunkt von Liebespaaren, wo die Männer ihre Liebste zur lokalen Eisspezialiät Queso Helado (Käse-Eis) einladen. Ein erfrischender Genuss zum Sonnenuntergang.
9 Ausflug Colca Canyon
El Condor pasa! Wahrscheinlich hat jeder die Anden-Hymne von Simon & Garfunkel oder anderen Interpreten im Ohr. Wir haben die Tour in einen der tiefsten Canyon der Welt in erster Linie gemacht, um Andenkondore zu sehen, und wir haben jede Menge gesehen. Außerdem Vikunjas, Alpakas, Lamas und grandiose Landschaften. Der zweitägige Ausflug gehörte zu unseren Lieblingstouren in Südamerika.
Die beste Möglichkeit den Colca Canyon zu besuchen, ist ein organisierter Ausflug mit einem der lokalen Reisebüros. Natürlich kannst du mit dem öffentlichen Bus in den Colca Canyon fahren und dich dort mit Taxis fortbewegen, aber du wirst weniger sehen und letztlich mehr zahlen. Hier kannst du den Ausflug in den Colca Canyon* buchen und bis kurz vorher stornieren, falls etwas dazwischenkommt. Unbedingt die zweitägige Tour buchen, denn Tagesausflüge sind angesichts der Entfernungen wenig sinnvoll.
Von Arequipa führt die Tour bis auf 4900 Meter, deshalb deckten wir uns beim ersten Stopp mit Mitteln gegen Höhenkrankheit ein: Coca-Tee, Coca-Bonbons und mehr. Ich habe wie die Einheimischen Coca-Blätter gekaut und mir eingebildet, dass das lokale Wundermittel geholfen hat. Die Luft war dünn und ich habe viel geschnauft, aber die Höhenkrankheit hat uns beide nicht erwischt.
So grandios wie die Tierwelt waren die Landschaften mit Gemüseterrassen, auf denen Mais, Kartoffeln und Quinoa reifen, und natürlich die Schlucht selbst. Und auch der Ausflug ins lokale Leben ist spannend.
Sehenswürdigkeiten Arequipa – praktische Tipps
Beste Reisezeit für Arequipa
Nach Arequipa kannst du rund ums Jahr reisen, die Temperaturen sind immer perfekt – tagsüber zwischen 20 und 25 Grad, nachts kühlt es sich ab. Es gibt eine Regenzeit von Dezember bis April mit auch mal heftigen Schauern. Ideal sind deshalb Mai bis November für einen Besuch.
Anreise nach Arequipa – Flug oder Bus
Fernbusse Die direkte Fahrt von Lima nach Arequipa dauert 18 Stunden. Nicht empfehlenswert. Es gibt aber mehrere Ort, in denen sich eine Zwischenübernachtung lohnt: Paracas und Huacachina beispeislweise, die allerdings noch recht nah bei Lima liegen. Auf der Seite von Red Bus kannst du vorab die Verbindungen prüfen und Tickets kaufen. Cruz del Sur wurde uns als vertrauenswürdige Busgesellschaft genannt.
Peru Hop: Wir sind von Lima aus mit Peru Hop nach Arequipa gereist. Die Touren sind teurer als Fahrten mit anderen Busgesellschaften, dafür musst du dich um nichts kümmern und hast diverse Extras inklusive. So hält die Tour beispielsweise an den Nazca-Linien und rauscht nicht einfach durch. Geschmacksache und Budgetfrage. Wir hatten eine Übernachtung in Paracas, eine in Huacachina und waren nach Arequipa eine Nacht im Bus unterwegs. Davor hatte ich Horror, aber die Busse sind bequem‘ und die Fahrt war okay. Auch Sicherheit ist natürlich ein Thema und unsere Erfahrung mit den öffentlichen Bussen war gemischt. Manche Fahrer daddelten auf ihren Handys, während sie durch die Kurven düsten.
Flug Alternativ kannst du von Lima oder Cusco zum Beispiel mit LATAM nach Arequipa fliegen (1,5 Stunden ab Lima). Mit dem Taxi kommst du schnell und kostengünstig sowohl vom Flughafen als auch vom Busbahnhof in die Altstadt.
Sicherheit in Arequipa
Im Zentrum von Arequipa haben wir uns zu jeder Tageszeit sehr sicher gefühlt. Aber leichtfertig solltest du natürlich nie mit deinen Sachen umgehen und deinen Wohlstand (Uhren, Smartphones, Kameras) nicht allzu offen zeigen. Nach Einbruch der Dunkelheit solltest du dunkle Gassen – vor allem in Außenvierteln – meiden.
Unterkünfte in Arequipa
In Arequipa gibt es Hotels und Hostels in Hülle und Fülle. Wir haben uns ein wunderbares Kolonialhotel mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis gegönnt: La Hosteria* war eines der schönsten Hotels auf unserer Südamerikareise – ein echtes Schmuckstück. Vor allem der Innenhof, wo das großartige Frühstück serviert wird, ist ein echter Lieblingsplatz. Tipp: Nach dem Einchecken das Zimmer zeigen lassen und eventuell nach einer Alternative fragen. Es gibt in ein und derselben Preisklasse durchaus Unterschiede, was Zimmergröße und Ausblick betrifft.
Günstiger und hipper ist das Viajero Arequipa Hostel*, ein Ketten-Hostel, dessen Ableger uns in Huacachina sehr gefallen hatte.
Essen und Trinken in Arequipa
Arequipa ist bekannt für Picanterías, Restaurants mit bodenständiger traditioneller Küche, wo die Einheimischen einkehren. Der Name leitet sich von picante (scharf, würzig) ab, aber die Schärfe hielt sich in Grenzen. Beliebt und für Europäer exotisch sind Cuy, Meerschweinchen, und Alpaka-Fleisch.
Ein paar Restaurantadressen
- La Plaza Bar & Grill (Portal de Flores 116) – bodenständige peruanische Küche mit Blick auf den Plaza de Armas
- Zig Zag (Calle Zela 210) – vor allem empfehlenswerte Fleischgerichte
- Mumis (Calle Sucre 202) – italienisch-peruanische Fusion-Küche in nettem Ambiente
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