Das Weserbergland verteilt sich zwischen Hann. Münden und Minden auf die drei Bundesländer NRW, Niedersachsen und Hessen – eine großartige Kultur- und Naturlandschaft, die perfekt zum Radeln ist. Bekannt und beliebt ist der Weserradweg, der in mehreren Tagesetappen immer am Fluss entlang führt.
Inhaltsverzeichnis
Radtouren Weserbergland – eine perfekte Tagestour
Neben dem Fernradweg gibt es auch großartige Tagesausflüge mit dem Fahrrad für jeden Geschmack und jedes Konditionslevel. Hier findest du alle Infos zu einer meiner Lieblingsradtouren im westfälischen Weserbergland.
Die aussichtsreiche Runde mit vielen Höhepunkten – auch im Wortsinn – startet in Minden. Von dort geht es weiter zu einem beeindruckenden Stück Industriekultur – das Weserkreuz am Mittellandkanal. Rund um Schloss Bückeburg tauchst du dann in die Welt des Adels ein. Wenn du noch Kraft in den Beinen hast, kannst du gegen Ende der Radtour noch zum Kaiser strampeln. Vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica liegt Besuchern das Wesertal zu Füßen. An der Weser entlang geht es zurück nach Minden.
Infos zur Radtour Weserbergland
- Dauer: 3,25 Std.
- Länge: 46,3
- Höhenmeter: 380 hm
Ausgangspunkt Minden
Ausgangspunkt der Tour sind entweder der Bahnhof von Minden oder der Großparkplatz Kanzlers Weide. Vom Bahnhof radelst du auf der Kaiserstraße in Richtung Weser und biegst nach links in die Uferstraße zum Parkplatz ein. Dort liegt die Glacisbrücke direkt vor dir – eine luftige Hängebrücke über die Weser, die sich Fußgänger und Radfahrer teilen.
Von oben genießt du schon mal den herrlichen Blick auf Fluss und Schiffmühle und in der Ferne kannst du die Porta Westfalica mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal erspähen. Das alles lernst du im Laufe der Tour noch kennen.
Das Stadtzentrum von Minden liegt auf der anderen Weserseite und für eine kurze Runde durch die Weserstadt folgst du den Hinweisschildern zum Dom. Am Rande der Altstadt lässt du dein Rad stehen und kannst durch die Gassen mit ihren geschmückten Fachwerk- und Sandsteinhäusern laufen, die fast wie ein Freilichtmuseum des 17. Jahrhunderts wirken. Auch der Dom, eine mächtige gotische Hallenkirche, lohnt unbedingt einen Besuch. Der Mindener Dom war die Bischofskirche des um 800 von Karl dem Großen gegründeten Bistums Minden. Eine Glamour-Hochzeit des 12. Jahrhunderts fand hier statt: 1186 schlossen Heinrich der Löwe und die erst zwölfjährige Mathilda von England den Bund der Ehe.
Von Minden zum Mittellandkanal
Über die Straßen Klausenwall, Grimperwall und Schlagde geht es auf den Radweg entlang der Weser Richtung Petershagen – unter der Eisenbahnbrücke und der Gustav-Heinemann-Brücke hindurch, wo schon der Mittelandkanal ausgeschildert ist. Er ist mit 325,3 Kilometern Länge die längste künstliche Wasserstraße Deutschlands und wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, um eine Wasserstraßenverbindung zwischen Rhein, Weser und Elbe zu schaffen. Du radelst am Hauptpumpwerk vorbei, das bereits seit 1914 Weserwasser in den Mittellandkanal einspeist.
Dann liegt ein wahrlich beeindruckendes Monument vor dir: das größte Wasserstraßenkreuz Europas. Eine trogähnliche Brücke führt den Mittellandkanal hier über die Weser. Sein Spiegel liegt rund 13 Meter über dem des Flusses, der mit dem Kanal über zwei kurze Verbindungskanäle mit Schleusen verbunden ist. Die 1915 eröffnete erste Brücke ergänzt seit 1998 eine zweite Brücke mit größerem Profil, die auch modernen Großmotorschiffen die Passage ermöglicht. Die alte Brücke gehört seither den Sportbooten.
Zeit nehmen, hinhocken und dem Schiffsverkehr zuschauen. Von der Kanalbrücke hast du außerdem besten Fotoblick auf die Weser und das alte Pumpwerk. Genug gesehen? Dann radelst du zurück auf den Weserradweg – unter der Brücke hindurch und dahinter gleich wieder links hoch, um auf die andere Seite des Kanals zu gelangen. „Wasserstraßenkreuz Minden, Besucherroute“ ist ausgeschildert. Du fährst links immer am Kanal entlang, wo meist einige Frachtschiffe ankern. Unterwegs überquerst du eine Straßenbrücke und rollst direkt dahinter abwärts, lässt den Kanal hinter dir und fährst links auf der Karlstraße unter der Brücke hindurch.
Unterwegs nach Bückeburg
Nach etwa 300 Metern biegst du links in die Bodestraße ab und durchquerst eine Siedlung. Bald schon geht es wieder links ab auf die schmale Werrestraße – ein Schotterweg, der zwischen Kornfeldern hindurchführt. Die Werrestraße mündet in die Neckarstraße, der du nach links folgst. Auf der Mainstraße geht es dann unter der Kanalbrücke hindurch und geradeaus entlang der Cammerstraße in Richtung Cammer. Du durchquerst den Ort mit seinen traditionellen Bauernhäusern und radelst im Frühjahr vorbei an blühenden Rapsfeldern. Eine ländliche Idylle. An der nächsten Kreuzung biegst du auf die Meisener Straße nach Meisen ab und überquerst noch einmal den Kanal.
In Meisen nimmst du rechts den Abzweig in die Straße „An der Tränke“ und fährst schnurgerade durch eine stille Bauernlandschaft, in der sich Vögel sichtbar wohlfühlen. Mit ein bisschen Glück siehst du Störche über die Felder spazieren. Was für ein majestätischer Anblick! Jetzt einfach den Hinweisen nach Bückeburg folgen. Rechts erhebt sich schon das Kaiser-Wilhelm-Denkmal über der Porta Westfalica (Westfälische Pforte), dem übernächsten Ziel. Auf der Retholzstraße geht es nach links und gleich wieder nach rechts, bis du auf der Lehnstraße immer auf Bückeburg zuradelst.
Die Residenzstadt Bückeburg
Immer dem Radweg folgend erreichst du bald Bahngleise und schon nach wenigen Minuten läufst du in Bückeburg ein. Den Bahnhof lässt du rechts liegen und radelst auf der Bahnhofstraße direkt auf den Rathausplatz zu, an dem sich das Tor zum Schloss öffnet.
In der alten Residenzstadt, die gegen 1300 rund um eine Wasserburg herum entstand, dreht sich seit eh und je alles um das Fürstenhaus zu Schaumburg-Lippe. Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg verlegte 1601 seinen Regierungssitz von Stadthagen nach Bückeburg und ließ die Burg zu einem prunkvollen Schloss im Stil der Weserrenaissance ausbauen, das bis heute Sitz des Fürstenhauses ist. Hausherr ist derzeit Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, der sein prächtiges 250-Zimmer-Schloss zu vermarkten versteht.
Schloss Bückeburg mit Schlosspark
Erstmal einkehren? Rund ums romantische Schloss Bückeburg – eine wahre Schönheit in Ockergelb – locken bei schönem Wetter ein Pavillon oder die Schlossterrasse. Ansonsten ist das Café Schlossküche in der ehemaligen Schlossküche ein stilvoller Platz für Kaffee und Kuchen oder fürs Mittagessen. Anschließend kannst du auf unterschiedlichen Führungen das Schloss kennenlernen und erfahren, wie es sich im Renaissance-Ambiente lebt(e).
Mehr Ideen für Cafés in Bückeburg und Umgebung findest du auf dem Blog Family4Travel: Schöne Cafés in Schaumburg.
Nach der genussvollen Pause – mit oder ohne Schlossbesichtigung – geht es nach links in den Schlosspark im Stil eines englischen Landschaftsgartens, wo du dein Rad schieben musst und nach Lust und Laune die Gartenpracht auf einer Parkbank auf dich wirken lassen kannst. Von der Rückseite wird offensichtlich, dass Schloss Bückeburg ein Wasserschloss ist. Höchst fotogen ist der Blick über den Wassergraben, in dem sich die Türmchen spiegeln und Seerosen blühen. Nach Süden hin schließt ein Naturschutzgebiet mit den fürstlichen Teichen den Park ab, im Südwesten liegt der Mausoleumspark.
Auf dem Weg zum Mausoleum blöken dir die Schlossschafe entgegen. Das Mausoleum, das monumentale Familiengrab der Fürstenfamilie, liegt wie ein antiker Bau mitten auf der Weide. Tatsächlich stammt der stattliche Bau aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die ganze Pracht zeigt sich im Inneren: Ein gigantisches Mosaik mit 1400 verschiedenen Goldtönen schmückt die Kuppel.
Wenn du dich mehr für Technik als für Schlösser interessierst, erfährst du im Bückeburger Hubschraubermuseum in der Altstadt alles über die Entwicklung der Vertikalflugtechnik.
Ein Tipp für Pferdenarren: Im 18. Jahrhundert war Bückeburg eines der bedeutendsten Reitkunstzentren Europas. Inzwischen ist die Fürstliche Hofreitschule wieder geöffnet und bei Vorführungen und beim öffentlichen Training können Besucher die Reitkunst aus Renaissance und Barocks erleben.
Zur Porta Westfalica
Nach diesem Abstecher geht es zurück in Richtung Schloss. Du biegst links ab auf die Mindener Straße und gleich wieder links in die Straße Hasengarten ein, die am Segelflugplatz entlangführt. Wenn du auf die Rintelner Straße stößt, geht es rechts in Richtung Porta Westfalica. Dann biegst du links in die Straße Tannenkamp in Richtung St. Laurentius Kapelle ein. Es geht ein Stück langsam, aber stetig bergauf, bis du die winzige Fachwerkkapelle erreichst, die ein Einsiedler 1184 errichtet haben soll. Ein Kleinod! Werktags kannst du den Schlüssel im Laden gegenüber abholen.
Auf der Straße nach Porta Westfalica geht es immer geradeaus bis zu den Bahngleisen. Dann weiter links an den Bahngleisen entlang, bis du die Brücke über die Weser nimmst. Nun hast du schon mal einen herrlichen Blick auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das sich auf dem Wittekindsberg oberhalb der Westfälischen Pforte erhebt. Du folgst den Wegweisern und sammelst Kraft, denn nun geht es in sanften Kurven auf der Autostraße – der Beschilderung folgend – bergauf. Am Parkplatz angekommen, dürfen sich Radler freuen: Sie haben freie Fahrt bis zum Denkmal. Wer lieber seine Kraft für die letzte Wegstrecke an der Weser entlang spart, nimmt von den Parkplätzen aus den kostenfreien Bus-Shuttle zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Nach dem Tod von Kaiser Wilhelm I. wurde das monumentale Denkmal 1892–1896 oberhalb des Weserdurchbruchs Porta Westfalica errichtet. Es feierte in der Person des Kaisers mit viel Pathos die Einigung des Deutschen Reiches als Folge des Deutsch-Französischen Krieges. Ein Besucherzentrum informiert seit 2018 über Region und Denkmal und sortiert es in die Zeitgeschichte ein. Das war auch bitter nötig angesichts von so viel Pathos. Wie auch immer du zum Kaiserkult stehst, der Blick übers Wesertal ist genial. Die Anstrengung der Auffahrt hat sich auf jeden Fall gelohnt! In der Ringterrasse am Fuße des Denkmals versorgt das Panoramarestaurant Wilhelm 1896 hungrige Gäste bei bester Aussicht.
Zurück nach Minden
Bergab rauscht du auf dem gleichen Weg zurück Richtung Weser, biegst aber links in den Weserradweg ein. Du folgst den Hinweisen nach Minden. Das letzte Stück führt auf der Weserpromenade direkt am Fluss entlang. Hier wartet der letzte Höhepunkt der Tour: Deutschlands einzige mahlfähige Schiffmühle (April bis Oktober, täglich außer Montag geöffnet), die nach Plänen aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert wurde.
Angegliedert ist das Restaurant Schiffmühle mit großem Biergarten, wo du bei Weserblick die Runde gemütlich ausklingen lassen kannst.
Dann geht es über die Brücke zurück zum Ausgangspunkt. An Sommertagen lockt zum Finale Abkühlung am Weserstrand direkt am Parkplatz Kanzlers Weide, wo der Verein Weserfreunde einen Strand mit Beachbar angelegt hat. Super Idee!
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4 Kommentare
Mario und Matthias
30. Oktober 2023 at 14:13Hallo, wir freuen uns, endlich mal einen Artikel über unsere Heimstadt Minden in einem Reiseblog zu finden. Uns ist immer gar nicht bewusst, dass wir tatsächlich auch in einer Region leben, in der andere Menschen ihren Urlaub verbringen! 🙂
Viele Grüße,
Mario und Matthias
PS: Unter dem Bild der Weserbrücke hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen („die Weiterrücke bei Minden“) 😉
Elke
30. Oktober 2023 at 14:28Hallo Mario und Matthias,
Minden ist unbedingt eine Reise wert :-)! Und vielen Dank für den Korrekturhinweis – ist berichtigt.
Liebe Grüße
Elke
Michi
29. November 2023 at 11:49Ich wohne zwar auch am Weserradweg, aber ich muss zugeben, dass der Abschnitt zwischen Minden und Porta Westfalica wirklich der Schönste ist. Im Sommer fahren wir fast jedes Jahr mindestens einmal mit dem Zug von Hameln nach Minden, und dann mit dem Fahrrad zurück.
Tipp: Unbedingt einen Stopp in Rinteln einlegen. Dort gibt es einen tollen Beach Club und Biergarten direkt an der Weser.
Elke
29. November 2023 at 12:14Hallo Michi,
genau, das ist ein traumhaftes Stück Weserradweg! Und vielen Dank für den Tipp. Rinteln kenne ich natürlich samt Beach Club – habe ich aber bei einer anderen Radtour untergebracht :-).
Liebe Grüße
Elke