Der Rupertiwinkel, wie sich der Nordzipfel des Berchtesgadener Landes nennt, ist mit seinen sanften Hügeln ein Paradies für Genussradler. Je nach Kondition bist du auf den Radtouren rund um Waging am See am besten mit dem Tourenrad oder mit dem E-Bike unterwegs. Für erfrischende Pausen sorgen Badeplätze an den zahlreichen Seen und schattige Biergärten.
Inhaltsverzeichnis
Radtouren Waging am See
Radtouren gibt es für jeden Geschmack und jedes Konditionsniveau im Rupertiwinkel, der seinen Namen dem Heiligen Rupertus verdankt. Bei dieser aussichtsreichen Runde, für die du dir einen ganzen Tag Zeit nehmen solltest, geht dir garantiert das Herz auf. Sie führt von Waging am See in weitem Bogen um den Waginger See. Meist geht es gemächlich auf und ab durch die Hügellandschaft des Rupertiwinkels, nur die ein oder andere Steigung verlangt ein bisschen Kondition. Am Wegesrand warten viele kleine Attraktionen für alle Sinne, und zwischendurch kannst du an warmen Sommertagen in den See springen. Badezeug nicht vergessen! Und auch für kulinarische Genüsse ist gesorgt.
Lieber mehr Kultur? Hier geht es zu einer Radtour im Rupertiwinkel, die zwei Burgen verbindet. Und wenn du schon in der Gegend bist, solltest du natürlich unbedingt einen Besuch in Salzburg einplanen.
Von Waging am See zum Tachinger See
Der Bahnhof von Waging am See liegt etwa 1 km außerhalb des Ortes. Wer öffentlich anreist, fährt über die Bahnhofstraße und die Weixlerstraße, die in die Seestraße mündet, in Richtung Waginger See. Sie trifft nach einigen Minuten auf die St 2105, und von dort führt der Radweg entlang der Landstraße in Richtung Taching. Autofahrer parken auf dem Parkplatz vor dem Kurhaus in Seenähe und drehen dem See zunächst den Rücken zu und fahren ein kurzes Stück zurück auf der Strandbadallee.
Dann geht es sofort rechts in die Kurhausstraße nach Fisching. Nach der Durchquerung des Ortes folgt ein Weg durch Wiesen und ein kleines Waldstück, und bald blitzt erstmals der See zur Rechten auf. Wenn du die St 2105 erreichst, folgst du ihr ein Stück auf dem Radweg.
Infokasten: Radtour rund um den Waginger See
- Länge: 49,6 km
- Dauer: 3,5 Stunden
- Höhenmeter: 350
- Ausgangspunkt: Waging am See
- GPS-Daten: Download
Bei nächster Gelegenheit biegst du rechts n Richtung Tettenhausen ab und erreichst bald eine Brücke, die die Verbindung zwischen Waginger und Tachinger See überspannt. Auf der linken Straßenseite liegt direkt vor der Brücke der Bootsverleih Strecha, der auch frisch geräucherte Seeforellen und Saiblinge verkauft. Wie wär’s mit einer Kostprobe? Wenn es dir noch zu früh für Räucherfisch ist, kannst du nach Lust und Laune auch das Picknick aufstocken. Auf der hölzernen Brücke, die parallel zur Autobrücke verläuft, radelst du dann über den See.
In Tettenhausen biegst du links ab auf die Bichelner Straße nach Tengling und bist nun am rechten Ufer des Tachinger Sees unterwegs. Bis zur nächsten Station, nach Bicheln, muss du jetzt erstmal ordentlich strampeln. Vorm Ortseingangsschild erwartet dich eine Bank, wo du erstmal verschnaufen kannst, aber vor allem den traumhaften Blick auf die Seen sowie Untersberg, Zwiesel und Hochstaufen, die sich dahinter auftürmen, genießen. Es fällt schwer sich loszureißen, aber es warten ja noch mehr Attraktionen.
Nachdem du Eicheln durchquert hast, biegst du an einem hübschen Wegkreuz nach links ab. Bald tauchst du in einen lichten Buchenwald ein und bist nun auf einem geschotterten Weg unterwegs. Nach dem Waldstück hast du jedoch gleich wieder Asphalt unter den Rädern und eine gelbe Kirche am Hang im Blick: St. Coloman.
Den Abstecher zur Wallfahrtskirche muss ein. Ist die Kirche selbst auch meist geschlossen, du kannst durchs Turmfenster einen Blick auf den wunderbaren gotischen Altar erhaschen. Vor der Kirche steht ein Schatzkästchen für Besucher, das Zettel mit Lebensweisheiten enthält. Sehr nett! Unterhalb der Kirche informiert eine Tafel über die Berge, die sich hinter den Seen auftürmen: Berchtesgadener Alpen, Chiemgauer Alpen, Loferer Steinberge, Kaisergebirge, Teisenberg. Dann kannst du auf der Bank vor der Kirche noch eine Weile die Naturidylle genießen.
Direkt unterhalb von St. Coloman liegt die Zufahrtsstraße zum Strandbad Tengling mit einer der schönsten Badestellen am See. Der Tachinger See ist nur 19 Meter tief und erwärmt sich im Frühjahr schnell. Schon im Mai herrschen oft beste Badebedingungen. Badeinsel samt Sprungturm, Beachvolleyballplatz und Boule-Bahn sorgen dafür, dass sicher keine Langeweile aufkommt. Du kannst auch Boote für eine Spritztour auf dem See ausleihen. Du kannst aber auch einfach auf der Liegewiese relaxen. Ein Strandcafé sorgt mit kleinen Speisen, Kuchen, Eis und Getränken fürs leibliche Wohl.
Adresse: Strandbad Tengling, Am See 1, Tengling
Vom Tachinger See nach Fridolfing
Nach der Badepause geht es zurück auf die Hauptstraße in Richtung Fridolfing – mal zwischen Maisfeldern hindurch, mal durch ein Waldstück. Das letzte Stück kannst du es rollen lassen. Nach etwa zwei Dritteln der Strecke lohnt hinter dem Weiler Klebham ein Stopp an der Lourdes-Grotte, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts geweiht wurde.
Dann siehst du schon den Turm der Kirche von Fridolfing aufragen. „Salzachdom“ wird die Fridolfinger Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt im Volksmund auch genannt. Natürlich ist Fridolfing nicht Bischofssitz, aber die neugotische Kirche ist einfach riesig: 64 Meter lang und 21 Meter breit. Der Turm ragt stolze 65 Meter in die Höhe. So darf sich Mariä Himmelfahrt mit dem Superlativ „größte Dorfkirche Deutschlands“ schmücken. Die Pfarrgemeinde spendete Ende des 19. Jahrhunderts eifrig für den Kirchenbau und packte auch tatkräftig mit an: Mit Pickel und Schaufel wurden 7.000 m³ Erde ausgehoben. Für die Herstellung der 1,25 Millionen Ziegel baute man eigens eine Ziegelei und für den Holzschnitt eine Dampfsäge.
Nach dem Kulturgenuss folgt der kulinarische Genuss: Bei Steinbergers Naschmarkt am Rupertibrunnen kannst du ein zweites Frühstück, ein Stück der leckeren Torten oder einfach eine Erfrischung im Biergarten genießen. Hier hat man auch ein Herz für Radler: Bei Bedarf kannst du den Akku deines E-Bikes aufladen. Nach der kleinen Auszeit biegst du in die Hadrianstraße ein und fährst hinter der Apotheke rechts ab in die St-Johann-Straße in Richtung Kirchanschöring. Unterwegs auf der wenig befahrenen Nebenstraße liegen die Berge schon wieder vor dir.
Der nächste Stopp am Wegesrand wartet bereits kurz hinter Fridolfing: die mächtige Methusalemlinde. Ein Baum zum Umarmen. Geht aber nur schwerlich, denn der Stammumfang beträgt 5,70 Meter! Wie alt die Linde ist, kann man nur erahnen – mehrere hundert Jahre dürften es sein. Bis zu ihrem 60. Geburtstag wachsen Linden übrigens langsam, dann schießen sie in die Höhe. Mit 150 Jahren stellen sie das Höhenwachstum ein und gehen in die Breite. Im Mittelalter waren Linden aber nicht nur Schmuckstücke und Schattenspender, sondern hatten eine Schutzfunktion für die Dorfgemeinschaft.
Linden hielten angeblich Hexen und Dämonen fern und waren als Sinnbild für Weisheit oft der Ort für Gerichtsverhandlungen. Sie galten aber auch als Fruchtbarkeitssymbole, weshalb man Verlobungen gern unter der Krone eines Lindenbaums feierte.
Von Fridolfing zum Schönramer Filz
Weiter geht es immer geradeaus durch eine entschleunigte Landschaft nach Hipflham mit seinen hübschen Bauernhäusern und Obstgärten. Bei der Abfahrt durch den Ort fallen die netten Holzfiguren zur Linken auf. Mal grinsen sie frech, mal lächeln sie verschmitzt. Ein Foto muss sein. An der nächsten Kreuzung fährst du rechts in Richtung Waging und Petting. Vor allem im Frühjahr präsentiert sich die Landschaft farbenfroh, denn Raps und Löwenzahn blühen um die Wette.
In Kirchanschöring biegst du rechts in die Laufener Straße ein, dann kurz darauf links in die Voglaicher Straße in Richtung Güßhübel. Hinter Voglaich mit seinen hübschen Bauerngärten geht es durch ein kleines Waldstück. Dort tauchen oberhalb der Götzinger Ache zur Rechten Totenbretter auf, die an eine alte Tradition erinnern, die im Rupertiwinkel noch nicht ganz ausgestorben ist. Der Brauch geht zurück auf Zeiten, als eine Sargbestattung noch unbekannt war. Der Tote wurde zu Hause auf einem Brett aufgebahrt, damit zum Friedhof getragen und ins Grab gelassen. Die Totenbretter steckte man zum Gedenken an den Verstorbenen in den Grabhügel oder stellte sie an der Friedhofsmauer oder am Wegesrand auf.
Nach Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens dürfen wir uns auf einen ganz besonderen Ort freuen, wo die Lebensfreude im Vordergrund steht. Der Knallerhof auf dem Güßhübel ist ein liebevoll restaurierter Bauernhof aus dem 16. Jh. – ein traumhaftes Anwesen. Dazu gehört die Sebastianskapelle, wo man sich bei traumhaftem Bergblick auch trauen lassen kann. Der Blick reicht hier bis zum Watzmann und Dachstein.
Die Kapelle liegt idyllisch inmitten von Wiesen und gleich daneben lockt eine Bücherhütte zum Schmökern. Ob Reiseführer, Bildband, Romane oder Zeitschriften – eine bunte Vielfalt an Lesestoff erwartet dich. Sogar an Lesebrillen hat man gedacht! In der Hütte oder auf der Holzliege vor der Tür kannst du wunderbar in der Lektüre versinken oder einfach entspannen. Hier oder im Garten des Knallerhofs dann unter Apfelbäumen auch die Brotzeit auspacken. Ein echter Seelenplatz.
Adresse: Knallerhof, Güßhübel 2, Kirchanschöring
Vom Knallerhof fährst du ein Stück zurück und folgst unterhalb von Güßhübel der Straße nach Milzham/Frohnholzen. Es geht abwärts durch die Wiesen und du folgst den Hinweisschildern nach Laufen/Petting bzw. dem Radwegsymbol in Richtung Schönram. Vor dem Schild „Landkreis Berchtesgaden“ biegst du nach rechts in den Heldenwanderweg ab – ein Schotterweg durch den Wald.
Dieser führt weiter durch den nördlichen Teil des Schönramer Filzes, eines der größten Hochmoorgebiete Südostbayerns. Eine verwunschene, melancholische Landschaft, die sich ab 1998 – nach dem Ende des kommerziellen Torfabbaus – neu erschaffen hat. Nach und nach entstand ein Naturparadies, das natürlich längst unter Schutz steht, weil man inzwischen weiß, wie wichtig Moore nicht zuletzt fürs Klima sind.
Feuchtgebiete sind Lebensraum für Sonnentau, Torfmoose, die Smaragdlibelle, Kreuzottern und Teichfrösche, die die sauren, nährstoffarmen Böden des Hochmoors zum Gedeihen benötigen. Wo Moorflächen entwässert wurden, wachsen Krüppelkiefern, Birken, Moosbeeren und Heidekraut. Im Schönramer Filz erwartet dich eine einzigartige Kombination aus Hochmoor, Heide und Naturwald. Den Moorlehrweg durchs Filz teilen sich Fußgänger und Radler.
Beeren, Bier und Rosen
Wenn du den Anfang des Moorlehrwegs mit den Infotafeln erreichst, kannst du je nach Jahreszeit einen Abstecher zur Beerenobstplantage im Schönramer Moor machen, zu der ein Weg auf der anderen Seite der Hauptstraße führt. Hier gedeihen bayerische Heidelbeeren, Aroniabeeren und Cranberrys. Nach dem Abstecher radelst du weiter auf dem Moorerlebnisweg – diesmal links von der Infotafel – vorbei am Großen Moorsee. An der Weggabelung geht es links und an der Hauptstraße rechts. Dann bist du in wenigen Minuten in Schönram. Und wenn sich inzwischen der Hunger gemeldet hat – direkt im Ort liegt die Private Landbrauerei Schönram.
Adresse: Beerenobstplantage, www.schoenramer-beeren.de, Verkaufsstände geöffnet nur bei trockener Witterung von ca. Ende Juli bis Mitte Oktober, 12–17 Uhr
Seit 1512 mindestens gibt es in Schönram eine Brauerei mit Wirtschaft und seit 1780 ist diese im Besitz der Familie Oberlindober – in der achten Generation inzwischen. Probieren kannst du die Bierspezialitäten natürlich auch im Brauereigasthof und bei sommerlichen Temperaturen im Biergarten. Für eine solide Basis sorgen deftige Klassiker aus der bayerischen Küche, aber auch Kaffee und Kuchen gehören zum Angebot. Gegenüber vom Biergarten liegt die Brauereikirche, die der Brauer für seine Angestellten bauen ließ – mit dem Hintergedanken, dass sie nicht zu lange wegen des Sonntagsgottesdienstes bei der Arbeit fehlten.
Adresse: Bräustüberl Schönram, Salzburger Str. 10, Petting (Schönram), www.braeustueberl-schoenram.de, Di/Mi Ruhetag
Gestärkt geht es weiter auf der ST 2104 in Richtung Petting. Wir radeln durch Petting hindurch und biegen links nach Waging ab. Wenn wir an einem Donnerstag zwischen Mai und Ende Juli unterwegs sind, lockt noch ein sinnlicher Abstecher zum Rosengarten Mayr, den Birgitta Mayr und ihr Mann gestaltet haben. Dann folgst du nicht direkt dem Abzweig nach Waging, sondern radelst noch ein Stück weiter geradeaus – knackig bergauf – und biegst nach einer Weile nach links ab in Richtung Wiedenreut.
Der Rosengarten, in dem im Frühjahr und Sommer auch unzählige andere Blumen blühen und duften, ist ein kleines Paradies, das Familie Mayr hier geschaffen hat. Lauben und Durchgänge eröffnen immer wieder neue Sichtachsen, und Deko-Elemente sorgen für Hingucker. Jeden Donnerstag im Sommer gibt es bei schönem Wetter Kaffee und Kuchen. Den Preis dafür bestimmt jeder Besucher selbst und sollte sich als großzügig erweisen, denn die Erlöse gehen ohne Abzug an die Kinderkrebshilfe.
Adresse: Rosengarten Mayr, Wiedenreut 2, Petting, www.rosengarten-mayer.de, geöffnet jeden Donnerstag von Mai bis Ende Juli
Endspurt nach Waging am See
Hinter dem Rosenhof fährst du nun ein Stück geradeaus und nach links abwärts durch die Felder. Dann hältst du dich rechts. Wenn ein Pferdehof auftaucht, geht es wieder rechts. In Teichting fährst du links ab – auf der Route, die über Nebenstraßen nach Waging führt. Nun lockt noch ein kulturelles Highlight, bevor es zurück nach Waging geht. Wenn du die TS 27 erreichst, fährst du nach rechts, bis du wiederum nach rechts in Richtung Hirschalm abbiegst. Die Wallfahrtskirche Maria Mühlberg liegt weithin sichtbar auf einem Hügel vor dir.
Es geht an der nächsten Kreuzung nach links und immer hügelaufwärts nach Mühlberg. Vor einem schönen Hof mit Bundwerk radelst du links zur Wallfahrtskirche. Noch so ein Seelenplatz. Wenn du einen Blick ins barocke Kirchenschiff mit seinen 390 Votivtafeln geworfen hast, locken Bänke unter einer Linde, wo du Seeblick und die Naturstimmung ausgiebig genießen kannst. Zum Finale der Tour nimmst du den Weg zurück bis zum Abzweig und genießt die Abfahrt nach Egg, bevor du dem Wegweiser nach Waging folgst.
Standort für den Urlaub in Waging am See
Falls du die Region mit dem Fahrrad erkunden möchtest – der Mann und ich haben Waging am See als Standort für unsere Radtouren im Rupertiwinkel gewählt. Eine gute Idee im Nachhinein, denn der Waginger See ist ein Badeparadies und direkt in Waging starten mehrere tolle Radtouren.
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Hier findest du mehr Radtouren wie diese: Radeln für die Seele im Berchtesgadener Land, Droste Verlag 2025 (Eigenwerbung)
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