Radtouren im Rupertiwinkel, dem Nordzipfel der Region, sind der reine Genuss. Seinen Namen verdankt der Rupertiwinkel, der bis 1810 zu Salzburg gehörte, dem Heiligen Rupertus – Schutzpatron des Salzburger Landes. Und kulturell ist man dem Nachbarn jenseits der Grenze immer noch sehr nah. Die Landschaft mit ihren sanften Hügeln ist wie geschaffen zum Radeln, die mächtigen Gipfel der Berchtesgadener Alpen hast du trotzdem fast immer im Blick. Und anders als im südlichen Berchtesgadener Land hält sich die Zahl der Besucher in Grenzen. Eine Region zum Entschleunigen also.
Auf dieser kleinen Radtour im Rupertiwinkel lernst du mit Tittmoning und Burghausen zwei bildhübsche Städte mit Inn-Salzach-Architektur kennen, die beide von Burgen bekrönt sind. Unterwegs lockt im Sommer ein herrlicher Badesee. Das Badezeug gehört deshalb bei entsprechenden Temperaturen unbedingt in die Fahrradtaschen.
Ausgangspunkt der Radtour ist der Parkplatz vor der Burg Tittmoning. Von dort lässt du das Fahrrad abwärts zur fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung von Tittmoning rollen. Durch das Laufener Tor geht es in die Innenstadt.
Inhaltsverzeichnis
Radtour von Tittmoning nach Burghausen
Altstadt von Tittmoning
Zwischen den beiden Stadttoren breitet sich der trapezförmige Stadtplatz mit seinen pastellfarbenen mittelalterlichen Häusern im Inn-Salzach-Stil aus. Typisch sind die hochgezogenen Blendfassaden, die für ein einheitliches Stadtbild sorgen. Jeden Freitag von April bis November ist der Stadtplatz Kulisse für den Bauernmarkt, wo Händler kulinarische Produkte aus der Region anbieten.
Infokasten: Radtouren Rupertiwinkel – von Tittmoning nach Burghausen
- Länge: 40,7 km
- Dauer: 2,45 Stunden
- Höhenmeter: 440
- Ausgangspunkt: In Tittmoning parkst du am besten auf dem Parkplatz an der Burg, oberhalb der Stadt. So kannst du gegen Ende der Tour die Burg erkunden und im Burghof nett einkehren, ohne noch einmal bergauf strampeln zu müssen. Wenn du öffentlich unterwegs bist, musst du vom Bahnhof im Ortsteil Wiesmühl noch 6 Kilometer bis zum Ausgangspunkt der Tour radeln.
- GPS-Daten: Download
Sehenswert sind auch die Brunnen auf dem Platz: Der originellste ist sicher der Storchen-Brunnen aus dem frühen 17. Jahrhundert, der längst ein Wahrzeichen Tittmonings ist. Er zeigt einen Storch mit einer gekrönten Schlange im Schnabel – ein Motiv, das den menschlichen Gewissenskampf zwischen Vernunft und Leidenschaft symbolisieren soll. Das schönste Gebäude am Platz ist zweifellos das Rathaus, dem man im 18. Jahrhundert eine Prunkfassade mit Porträtbüsten nach italienischem Vorbild verpasste. Wenn du dich noch nicht mit Proviant eingedeckt hast: In Bäckereien kannst du noch einkaufen, bevor du die Stadt durch das nächste Stadttor wieder verlässt.
Von Tittmoning über Oberösterreich nach Burghausen
Hinter dem zweiten Stadttor biegst du nach rechts ab in Richtung Landesgrenze, überquerst auf einer Brücke den Inn und bist schon im österreichischen Bundesland Oberösterreich. Ein kurzes Stück radelst du auf der wenig befahrenen Landstraße, biegst aber bald nach links ab in Richtung Ach an der Salzach. Eine ruhige Landpartie durch Wiesen, Felder, über bewaldete Hügeln. Nach 4,5 Kilometern brauchst du für eine Steigung ein bisschen Kraft. Im ersten Stück geht es recht steil bergauf, dann deutlich sanfter. Du folgst immer den Hinweisschildern nach Burghausen.
Nach der Steigung folgt die Belohnung: Du rollst abwärts durch einen schattigen Mischwald. Weiter geht es auf der Radegunder Straße. Nach 12 Kilometern heißt es aufpassen: Du biegst nach links auf den Tauernradweg Richtung Ach ab und folgst immer dem Radwegsymbol. Nach einer Weile geht es nach links ab in den Wald, dann begleiten dich wieder Wiesen und Felder.
Wenn ein Schild warnt („Achtung starkes Gefälle!“), hast du die majestätische Burg Burghausen zum ersten Mal im Blick. Du folgst weiterhin dem Radwegsymbol und nach kurzer Zeit taucht der nächste Blickfang am Hang auf: die Wallfahrtskirche Marienberg, die du später noch besichtigen kannst.
Nach der Abfahrt biegst du rechts auf den Radweg ein und fährst nun immer an der grün schimmernden Salzach entlang. Der Grenzfluss zwischen Deutschland und Österreich entspringt in den Kitzbühler Alpen und mündet nach 226 Kilometern bei Markl – Geburtsort von Ex-Papst Benedikt XVI. – in den Inn. Sie war zu Zeiten des Salzhandels im Mittelalter eine unverzichtbare Handelsstraße für das lukrative Geschäft mit dem „weißen Gold“. In Burghausen wurde das Salz, das aus den Salzbergwerken kam, verzollt, auf Flöße geladen und auf dem Wasserweg nach Passau gebracht.
An der Salzach entlang
Zur Rechten begleiten dich Kornfelder, bewaldete Hügel und Obstgärten, zur Linken liegt das Kiesufer der Salzach. Dann thront die Burg Burghausen plötzlich auf dem Hügel oberhalb der Altstadt in ihrer ganzen Schönheit vor dir. Was für ein mächtiges Bauwerk! Mit mehr als 1000 Metern Länge ist sie das längste mittelalterliche Befestigungswerk Europas. Ob auch die längste Burg der Welt, ist umstritten. Aber Weltrekord hin oder her – scheinbar endlos ziehen sich Mauern, Zinnen und Türme, Lagerhäuser, Wehrtürme und Wohnräume über die schmale Bergzunge.
Im öffentlichen Raum finden sich in und rund um Burghausen zahlreiche Kunstwerke zeitgenössischer Künstler. Am Salzachufer zum Beispiel die „Tierkreiszeichen“ von Alto Hien. Spannend ist der Kontrast zwischen mittelalterlichen Mauern, moderner Kunst und Natur. Du folgst nun dem Hinweisschild nach Burghausen zur Rechten, verlässt den Radweg und fährst auf der Straße durch Ach an der Salzach, bis du links auf die Grenzbrücke abbiegst, die Ikarus – eine Bronzeplastik von Bernd Stöcker – bewacht.
Die Altstadt von Burghausen
Hinter der Brücke bist du wieder in Deutschland und stehst bald auf dem langgezogenen Stadtplatz, wo dich wie in Tittmoning ein prächtiges Ensemble aus Häusern im Inn-Salzach-Stil begrüßt. Die meisten entstanden nach einem Großbrand 1504. Mehrere Gaststätten mit Gastgärten säumen den Platz und weitere Kunstwerke lohnen eine ausgedehnte Runde. Ein Hingucker: der Radfahrer mit Hund von Edgardo Carmona Vergara.
Nun kannst du dein Rad durch den Ortsteil Grüben schieben, wo im Mittelalter vor allem Handwerker siedelten. Heute liegen entlang der Straße In den Grüben die Werkstätten von Kunsthandwerkern und etliche Second-Hand- und Antiquitätengeschäfte. Sie ist aber auch ein Walk of Fame mit Tafeln, die an Jazzgrößen erinnern, die schon auf dem berühmten Burghausener Jazzfestival zu Gast waren.
Tipp: Mehr zum Thema Jazz in Burghausen mit Musikbeispielen vermittelt eine interaktive Stadttour, die zum Download bereitsteht.
Next Stop: Café Bichl, wo du nett unter Bäumen und Schirmen mit Burgblick sitzt. Wenn du von hier weiter stadtauswärts fährst, geht es rechts zum Wöhrsee. Das Schwimmbad mit Burgblick ist an warmen Tag ein Sehnsuchtsort. Aber die Badepause hebst du dir vielleicht für später auf, denn natürlich willst du die Burg stürmen. Dazu lässt du dein Rad am besten am Stadtplatz stehen und läufst über das Geistwirtgaßl in wenigen Minuten zur Burg hinauf.
Sechs Burghöfe, ein Burgmuseum, eine Gemäldegalerie und weitere Museen, jede Menge Aussichtsplattformen, eine Schatzkammer, ein Gefängnis, mehrere Kapellen und Wachtürme – die Burg Burghausen hat einiges zu bieten. Problemlos könntest du einen ganzen Tag dort verbringen. Sie ist aber nach wie vor auch Wohnort für einige Bürger der Stadt. Nicht die schlechteste Adresse!
Besuch auf der Burg Burghausen
Durch fünf Burghöfe spazierst du bautechnisch vom Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit. Was es in welchem Hof zu sehen gibt, verrate ich in meinem ausführlichen Artikel über Burghausen. Am spannendsten aber ist natürlich der innere Burghof. Die Anfänge der Hauptburg lagen im 12 und 13. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert wurde sie beträchtlich erweitert und bekam ihr heutiges Aussehen.
Hier ragt der Bergfried auf, der Hauptturm der Burg mit Schirm- und Schießkammern. Ein wehrhaftes Ensemble. Mit ein bisschen Fantasie kannst du dich ins Mittelaler beamen und das Klirren der Waffen und Pferdegetrappel hören. An der Spitze im Süden des Burgrückens liegt der Palas, auch Fürstenbau genannt, in dem die Wohn- und Amtsräume des Herzogs lagen. Von hier hatten die Bewohner Zugang zur Burgkapelle Sankt Elisabeth – ein spätgotisches Schmuckstück.
Wenn du das Museum besuchst, kannst du von oben in die Kirche blicken. In die Wohnräume ist das Burgmuseum eingezogen, das unbedingt den Besuch lohnt. Mit Möbeln, Wandteppichen und anderen Einrichtungsgegenständen vermittelt es einen Eindruck vom Leben im Mittelalter. Es lohnt sich auch unbedingt, bis aufs Dach zu steigen. Von der Aussichtsplattform hast du 360-Grad-Blick über die Burg, die Stadt, die Salzach und den Wöhrsee.
Von Burghausen nach Tittmoning
Wenn du Burghausen ausgiebig genossen hast, geht es auf dem geschotterten Radweg auf der Tittmoninger Straße zurück zum Ausgangspunkt. Sie bietet immer wieder tolle Blicke ins Salzachtal. Die Wallfahrtkirche Marienberg hattest du schon von der anderen Seite erspäht. Innen empfängt dich die verspielte Welt des Rokoko. Hinter der Kirche hast du vom Aussichtspunkt noch einmal Blick auf die Salzach und Burghausen.
Weiter geht es leicht bergauf. Wenn du an eine Kreuzung kommst, fährst du rechts, am Bahnübergang aber gleich wieder links. Du radelst eine Weile parallel zu den Bahngleisen, dann bei der Schranke links und weiter in Richtung Irlhaid. Wenn du Burgkirchen an der Alz erreichst, hast du auch erstmals Blick auf die Alpenkette und folgst immer den Hinweisschildern nach Tittmoning (noch 14 Kilometer).
Wenn du eine größere Straße erreichst, biegst du links ab und radelst immer auf die Alpen zu. Sobald das Hinweisschild nach Asten auftaucht, geht es nach rechts, dann durch Asten mit seiner mächtigen Kirche Mariä Himmelfahrt hindurch und kurz vorm Ortsausgang nach links. Dann weiter nach rechts auf dem Radweg Richtung Leitgehring und schon bald taucht zur Linken die zweite Bademöglichkeit nach der Tour auf: der Leitgehringer See.
Das Strandbad liegt allerdings am gegenüberliegenden Ufer und wenn du Lust auf eine weitere Badepause hast, musst du einen Schlenker machen. Ansonsten saust du direkt bergab nach Tittmonning. Es gibt ein rutschiges Schotterstück, wo du besser schiebst, doch schon bald geht es auf Asphalt weiter. Du überquerst eine Straßenbrücke und dann geht es über die Dörfer immer geradeaus nach Tittmoning.
Einst Sommerresidenz der Bischöfe: Burg Tittmoning
Wenn du die Burg Tittmoning erspähst, hältst du dich links. Dann liegt sie auch schon vor dir. Sie ist kleiner und intimer als die Burg von Burghausen, war zuletzt Sommerresidenz der Salzburger Bischöfe. Wie der gesamte Rupertiwinkel wechselte sie während ihrer 800-jährigen Geschichte mehrmals den Besitzer – mal Bayern, mal Salzburg. 1816 schlug Napoleon im Zuge der Umverteilung Europas dann das Rupertigau endgültig Bayern zu. Vom Ende des Burgwalls hast du noch einen schönen Blick auf Tittmoning.
Von der bewegten Vergangenheit der Burg erzählt das Heimatmuseum, das du zum Abschluss der Radtour besichtigen kannst. Ebenso spannend ist das Gerbereimuseum, das unter anderem den Weg von der Lederhaut zur Lederhose im historischen Ambiente der Burg zeigt. Eine Einkehr im Burgcafé, wo leckere Kuchen und mehr locken, ist ein perfekter Abschluss der Tour.
Standort für Radtouren im Rupertiwinkel
Falls du die Region mit dem Fahrrad erkunden möchtest – der Mann und ich haben Waging am See als Standort gewählt. Eine gute Idee im Nachhinein, denn der Waginger See ist ein Badeparadies und direkt in Waging starten einige tolle Radtouren. Und nach Tittmoning, zum Ausgangspunkt dieser Tour, ist es nicht weit.
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Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.
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