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Kolumbien / Amerika

Megastädte, Kaffeezone und Karibikflair – 3 Flops und 6 Highlights in Kolumbien

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Bunt, bunter, am buntesten. Kolumbien wird mir immer als das nach Indien zweitbunteste Land, das ich bereist habe, in Erinnerung bleiben. Häuser in Bonbonfarben, quietschbunte Türen, Murals voller Farbkraft und – last, but not least – die Flower Power der Tropen. Dazu im Norden des Landes eine große Portion karibische Lebenslust. Seit die Zeiten von Drogenbaron Pablo Escobar vorbei sind, hat Kolumbien an seinem Image gebastelt und verkauft sich erfolgreich als sicheres Reiseland.

Der Mann und ich verbrachten dreieinhalb schöne Wochen zwischen Bogota und Palomino, und doch wollte der Funke nicht so recht überspringen. Die drei Länder, die auf unserer Südamerikareise noch folgen sollten – Ecuador, Peru und Bolivien – hinterließen tiefere Eindrücke. Ob es daran lag, dass die Erwartungen nach reichlich Vorschusslorbeeren zu hoch waren? Hier nehme ich dich mit zu meinen 6 Highlights in Kolumbien. Es gab aber auch ein paar Flops – Orte, an denen wir uns nicht wohlgefühlt haben.

Highlights in Kolumbienunsere Reiseroute

  • Bogota – 3 Nächte
  • Kaffeezone – 4 Nächte
  • Medellin – 4 Nächte
  • Cartagena – 2 Nächte
  • Minca – 2 Nächte
  • Tayrona-Nationalpark – 2 Nächte
  • Palomino – 4 Nächte
  • Santa Marta – 1 Nacht

Highlights in Kolumbien – Sehenswürdigkeiten in Bogotá

Klopfenden Herzens begannen wir in Bogotá unsere Reise. Über die Hauptstadt Kolumbiens hatten wir wenig Gutes gelesen. Von urbaner Tristesse war die Rede, von einer hoher Kriminalitätsrate. Kurz und knapp: Wir waren positiv überrascht. Die Hauptstadt ist ein Moloch, keine Frage. 8 Millionen Einwohner im Stadtgebiet und 12 Millionen in der Metropolregion sind eine Ansage, das historische Zentrum ist jedoch überschaubar. In zwei Tagen haben wir viel gesehen, uns aber auch Ruhepausen gegönnt, denn immerhin liegt Bogotá auf 2800 Metern Höhe, was wir nicht einfach so weggesteckt haben. Bedroht fühlten wir uns kein einziges Mal. In der Innenstadt wachen auch Heerscharen von Touristenpolizisten über die Sicherheit der Besucher. Schließlich ist Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig für das Land mit düsterer Vergangenheit.

Einen Nachmittag lang haben wir uns durch die Straße treiben lassen, sind über die Plaza Bolívar mit der Kathedrale geschlendert, durch die Straßen mit ihren fliegenden Händlern. Sonntags die reine Freude, denn die Straßen der Innenstadt sind für Autos gesperrt. Sogar die Polizisten sind mit dem Fahrrad unterwegs. Wunderbar die tropischen Früchte in Knallfarben oder die kleinen Stände, an denen Arepas gebrutzelt wurden. Ganz viel Leben und Treiben und ein gelungener Einstieg in unser Südamerika-Abenteuer.

Street Art und mehr im angesagten Viertel La Candelaria

Meinst buchen wir in unbekannten Städten eine Walking Tour für den Einstieg – so auch in Bogotá. Infos zu empfehlenswerten Touren findest du unten im Kasten. In rund zwei Stunden zeigte uns der Guide das historische Viertel La Candelaria mit seinen bunten Häusern, unzähligen Lokalen und der unvermeidlichen Regenschirmgasse. Außerdem probierten wir Chicha, eine Art Bier aus fermentiertem Mais, und erfuhren, warum ein Glas Chicha ein politisches Statement ist.


Beeindruckt hat uns vor allem die Street Art – unzählige Murals, die öde Wände zum Strahlen bringen. Viele erzählen Geschichten aus der Stadtgeschichte, über die du mehr auf Graffiti-Touren (siehe Kasten) erfährst.

Museen in Bogotá

Nachmittags war Zeit fürs Museum. Ein Muss ist das Goldmuseum (Museo del Oro) mit der größten Sammlung prähispanischer Goldschmiedekunst weltweit. Es wurde vor ein paar Jahren von National Geographic als eines der bedeutendsten Geschichtsmuseen der Welt ausgezeichnet. Spannend!

Museo del Oro, Carretera 6#15–88, Santa Fe; geöffnet Dienstag bis Samstag 9–19 Uhr, Sonntag 10–17 Uhr, Montag geschlossen; kostenlose englischsprachige Führungen 11 und 16 Uhr

Museen in Bogotá: Museo del Oro, das Goldmuseum
Museen in Bogotá: Museo del Oro, das Goldmuseum

Es blieb Zeit für das Museo Botero, das einen Überblick über das Schaffen des wohl bekanntesten kolumbianischen Künstlers gibt. Fernando Botero (1932–2023) schenkte der Stadt 208 Bilder und Skulpturen – unter der Voraussetzung, dass man sie kostenfrei zugänglich machten würde. Eine tolle Sammlung! Und auch das Museum selbst – ein Kolonialhaus mit Innenhof – ist sehenswert.

Museo Botero, Cl. 11#4–41; geöffnet Mittwoch bis Samstag und Montag 9–19 Uhr, Sonntag 10–17 Uhr, Dienstag geschlossen; Eintritt frei

Museen in Bogotá: Museo Botero
Museen in Bogotá: Museo Botero

Stadtführungen in Bogotá

Wir buchten eine klassischen Stadtführung*, die von der Plaza Bolívar nach La Candelaria führte. Eine tolle Einführung in den Alltag der Stadt. Danach gingen wir mit anderen Augen durch die Straßen. Ein bisschen geärgert habe ich mich, dass wir keine Graffiti-Tour* gebucht hatten. Die vielen Kunstwerke an den Mauern von einigen der berühmtesten Straßenkünstler Bogotás haben jede Menge Geschichten zu erzählten. Immer nett sind Food-Touren*, bei denen du auch die kulinarischen Schätze einer Stadt kennen lernst.

Die beste Aussicht in Bogotá

Beeindruckend war die Fahrt mit der Seilbahn auf den Cerro Monserrate, der sich 3152 Meter über der Stadt erhebt. Oben liegt die weiß getünchte Basilika des Señor Caído de Monserrate, aber vor allem kommt man wegen der grandiosen Aussicht: Hier bekommst du einen Einsruck von den Dimensionen Bogotás.

Highlights in Kolumbien: Junge Leute sitzen auf einer Mauer und blicken vom Cerro Monserrate auf Bogotá
Highlights in Kolumbien: Blick vom Cerro Monserrate auf Bogotá

Essen in Bogota

DAS Traditionsgericht Bogotás ist Ajiaco de Bogotá, eine sämige Hühnersuppe (hier und da gibt es die Suppe für Vegetarier auch ohne Hühnchen) mit verschiedenen Kartoffelsorten und einem Maiskolben. Dazu werden Reis und Avocado serviert. Sehr sättigend, aber geschmacklich ein bisschen fad.

Restauranttipp: La Puerta de la Catedral, Calle 11 #6–16. Von Einheimischen empfohlen als DAS Restaurant für traditionelle einheimische Küche in der Innenstadt. Spezialität des Hauses ist neben der traditionellen Suppe Bandeja paisa, eine Art Schlachtplatte, die es auch in vegetarischer Variante gibt.

Tipp fürs Frühstück: in einer der zahlreichen Fruterias die tollen Fruchtsäfte genießen. 

Essen in Bogotá: Ajiaco de Bogotá, die Lieblingssuppe der Hauptstädter
Essen in Bogotá: Ajiaco de Bogotá, die Lieblingssuppe der Hauptstädter

Unterkünfte in Bogotá

Die Wahl unseres Hotels war goldrichtig – die Casa Deco* liegt in der historischen Altstadt, wir konnten alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Das gute Frühstück und die nette Dachterrasse waren weitere Pluspunkte.

Highlights in Kolumbien: Sehenswürdigkeiten in der Kaffeezone rund um Salento

Kolumbien gehört zu den größten Kaffeeexporteuren der Welt und steht für hohe Qualität der Bohnen. Umso größer war die Enttäuschung: In fast allen Hotels und Restaurants bekamen wir eine bittere Brühe serviert. Die Premium-Qualitäten gehen in den Export. Abgesehen vom schlechten Kaffee gehörten die Tage in der Kaffeezone zu unseren Highlights in Kolumbien.

Highlights in Kolumbien: Mural in Filandia, Kolonialort In der Kaffeezone, das einen Kaffeepflanzer mit seinen Pferden zeigt
Highlights in Kolumbien: Mural in Filandia, Kolonialort In der Kaffeezone

Anreise in die Kaffeezone

Die bequemste Variante: Flug nach Armenia oder Pereira und weiter mit dem Mietwagen. Günstiger ist die Anreise mit dem Überlandbus in eine der beiden Städte und Weiterfahrt mit einem lokalen Bus nach Salento. Von dort fahren Willys ins Wachspalmental – Jeeps, die früher Kaffeesäcke in unwegsamem Terrain transportierten und heute Touristen. 

Unterwegs in der Kaffeezone: Willy-Jeeps bringen Touristen ins Wachspalmental
Unterwegs in der Kaffeezone: Willy-Jeeps bringen Touristen ins Wachspalmental

Salento – touristisches Zentrum der Kaffeezone

Der bekannteste Ort der Kaffeezone ist Salento – ein Schmuckstück mit bunten Kolonialhäusern, aber auch ein klassischer Travellerort mit unzähligen Hostels, Souvenirshops und Restaurants, die vor allem trucha (Forelle) in unterschiedlichen Varianten anbieten. Hübsch, aber uns ein bisschen zu rummelig.


Schön ist auf jeden Fall der Spaziergang entlang der Calle Real zum Mirador, dem Aussichtspunkt mit tollem Blick auf die koloniale Pracht. 

Salento: Blick vom Aussichtspunkt auf die Stadt
Blick vom Aussichtspunkt auf Salento

Buntes Filandia

Filandia ähnelt Salento mit seinem Mix aus Kolonialarchitektur und traditioneller Dorfarchitektur, der Ort ist aber noch nicht ganz vom Tourismus vereinnahmt. Während sich in Salento die Restaurants und Souvenirgeschäfte nur so aneinanderreihen, liegt im bodenständigeren Filandia der Frisör noch neben Metzger und Obstladen, und die älteren Herren sitzen bei Kaffee mit Schuss vor den Kaffeebars und lassen sich die Schuhe polieren.


Besonders gut haben mir die farbenfrohen Türen gefallen. Hier ein paar Beispiele.


Ein Spaziergang führte aus der Stadt zum Mirador Colina Illuminda, einem Aussichtsturm mit tollem Blick auf den Ort und das hügelige Umland. Nett, aber kein Muss.

Essen in Filandia

Schließlich und endlich haben wir in Filandia richtig gut gegessen. Im stylischen Restaurant Helena Adentro, findet sich ein Mix aus lokaler und internationaler Küche auf der Speisekarte. Wenn noch Platz für eine Nachspeise ist – guten Kuchen und ausnahmsweise auch köstlichen Kaffee aus eigener Produktion gab’s im Mocafé um die Ecke. 

Essen in Filandia: ein köstlicher Salat im Helena Adentro
Essen in Filandia: Mocafé, eine nette Adresse für Kaffee und Kuchen
Essen in Filandia: ein köstlicher Salat im Helena Adentro und Mocafé, eine nette Adresse für Kaffee und Kuchen

Valle de Cocora – Tal der Wachspalmen

Das Tal der Wachspalmen ist die größte Sehenswürdigkeit in der Kaffeezone. Eine traumhaft schöne Gegend, aber auch ein ganz schöner Rummelplatz. Deshalb am besten früh kommen. Wenn du kein Auto zur Verfügung hast, bringt dich von Salento ein Willy-Jeep ins Tal.

Salento: Willy-Jeeps bringen Touristen ins Valle de Cocora
Willy-Jeeps bringen Touristen ins Valle de Cocora

Ab dem Parkplatz kannst du das Tal auf mehreren Wanderungen erkunden. Die große Runde, mit der der Mann liebäugelte, dauert fünf Stunden. Wegen Regen haben wir es bei Wanderweg Nr. 2 belassen, der nur etwa eine Stunde dauert. Die endemischen Palmen, die bei zu 60 Meter hoch werden (Palmen-Weltrekord!), sind die Nationalbäume Kolumbiens, aber vom Aussterben bedroht. Die Wolken waberten mystisch, die Palmen wiegten sich im Wind und die Besucher posierten ausdauernd vor den langen Palmstängeln. Wir haben uns anstecken lassen.

Unterkünfte in der Kaffeezone

Die Kaffeezone ist rund um Salento ein Regenloch, denn vor den Andengipfeln, die hier bis über 5000 Meter aufragen, regnen sich die Wolken ab. Und dann ist es auf rund 1600 Metern gleich ganz schön frisch. Es war Zufall, dass wir unsere Unterkunft bei Armenia gebucht hatten. Letztendlich eine super Entscheidung: Auf nur 1200 Metern ist es deutlich wärmer und regnet weniger. Außerdem liegt die Hacienda El Pescal* mit eigener Kaffeeplantage absolut ruhig. Sie hat 28 Zimmern, einen riesigen Garten und kleinem Pool und Hängematten. Unser Zimmer war sehr geräumig mit umlaufendem Balkon und Blick in die grüne Fülle der Tropen. Absolute Empfehlung!

Unterkünfte in der Kaffeezone: Hacienda El Pescal
Unterkünfte in der Kaffeezone: Hacienda El Pescal

Kaffeetouren in der Kaffeezone

In Kolumbiens Kaffeezone musst du natürlich eine Kaffeetour machen. Das Angebot vor Ort war unverständlicherweise mau. Wir hatten das Glück, auf einer Kaffeeplantage zu wohnen, wo uns der Sohn des Hauses über die Plantage führte. Wir lernten, dass in der Region drei Kaffeesorten angebaut werde: Arcabica, Robusta und eine besondere kolumbianische Sorte mit gelben Kaffeekirschen. Außerdem erfuhren wir, wie man erste Premium-Bohnen von „Starbucks“-Kaffee unterscheidet. Nach der Ernte werden die Bohnen geschält, sortiert, gewaschen, fermentiert und getrocknet. Wenn du nicht auf einer Plantage wohnst, kannst du hier eine mehrstündige Tour auf einer Kaffeefarm* inklusive Essen buchen.

Flop in Kolumbien: Medellín

In den 1980er- und 1990er-Jahren galt Medellín als gefährlichste Stadt der Welt. Das Medellín-Kartell um Drogenboss Pablo Escobar (Tipp: die Serie Narcos bei Netflix) hatte die Stadt fest im Griff. Heute ist Medellín angeblich eine sichere Stadt, die sehr gehypt wird. Ein Hype, den ich nicht nachvollziehen konnte. Aber natürlich hat die Stadt auch nette Ecken, und vermutlich wäre mein Urteil milder ausgefallen, wenn die Erwartungen nicht so hoch gewesen wären.

Tipp: Unbedingt zum Einstieg eine Freetour buchen. So bekommst du nicht nur einen Überblick, sondern erfährst auch, wo du dich ohne Bedenken aufhalten kannst und welche Ecken der Stadt du unbedingt meiden solltest.

Die Altstadt rund um die Plaza Botero

Herz der Altstadt ist die wunderbare Plaza Botero. Fernando Botero, dessen Werke du in aller Welt finden kannst, stammte aus Medellín und spendete für den Platz 23 raumgreifende Skulpturen im typischen Botero-Stil. Weitere Werke des Meisters, darunter auch Gemälde quer durch alle Schaffensperioden, findest du direkt am Platz im Museo de Antiochia.

Info: Museo de Antiochia, Carretera 52 #52-43; Montag bis Samstag 10–17.30 Uhr, Sonntag 10–16.30 Uhr.

Highlights in Kolumbien: Plaza Botero in Medellín

Von der Plaza Botero kannst du zur Carrera 49 spazieren. Dort liegen ein paar nette Restaurants wie das Hacienda Junin (Carrera 49 #21–38) mit klassischer kolumbianischer Küche. Leckere vegetarische Empanadas habe ich bei Versalles (Carrera 49 #53–39) gefunden. Unser Favorit war aber die Repostería Astor (Carrera 49 #52–84), eine Institution in Medellin seit 1930, die auf Schokolade nach Schweizer Art spezialisiert ist. Hier lässt sich die Oberschicht die Tüten mit Leckereien füllen, und die Damen der Gesellschaft treffen sich zum Lunch oder auf einen Mandarinenbecher – serviert von adrett in Schürzen gekleideten Bedienungen. Dallmayer auf kolumbiansisch.

Essen in Medellín: das Kultcafé Repostería Astor
Essen in Medellín: das Kultcafé Repostería Astor

Der angrenzende Parque Bolivar mit der Catedral Metropolitana de Medellín – mit 52 Metern der größte Lehmziegelbau der Welt – und mächtigen Bäumen sei leider eine rote Zone (unsicher!), warnte der Guide. Viel Drogenkriminalität, viele Überfälle. Rote und grüne Zonen liegen direkt nebeneinander. Also immer noch muchas problemas im angeblich so sicheren Medellin. No dar Papayas lautet die wichtigste Sicherheitsregel in Kolumbien und wohl ganz Südamerika. Gemeint ist: In der Öffentlichkeit solltest du keine Wertgegenstände wie teure Handys, Uhren, Schmuckstücke zeigen.

Rund um die Plaza San Antonio leben vor allem Afro-Kolumbianer, und an den Häuserwänden spielen Murals auf die schwarze Geschichte des Viertels an  Hier solltest du unbedingt an einem Stand Zuckerrohrsaft mit Zitrone probieren – ein wunderbar erfrischender Drink, der wie Mojito ohne Rum schmeckt und unseren Mägen gut bekam.

Sehenswürdigkeiten in Medellín: Plaza San Antonio
Sehenswürdigkeiten in Medellín: Plaza San Antonio

Seilbahn statt Bus

Medellín hat ein geniales Verkehrsmittel: die Seilbahn. Sechs Linien ergänzen die Metro und verbinden Viertel im hügeligen Umland, in denen vor allem ärmere Bevölkerungsschichten leben, mit der Innenstadt. Wir sind nach Santo Domingo geschwebt und haben die Aussicht über die Stadt genossen.

Unterwegs in Medellín mit der Seilbahn
Unterwegs in Medellín mit der Seilbahn

Comuna 13 Medellin

Comuna 13 entstand als Favela in den 1950er-Jahren, als Landbewohner von Drogenbossen von ihrem Grund und Boden vertrieben wurden und Zuflucht im Umkreis der Städte suchten. Vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren war die Comuna ein gefährliches Pflaster – ein Zentrum für Guerilla, Paramilitär und Bandenaktivität mit erschreckend hoher Mordrate.

Als Entschädigung für dunkle Zeit ließ die Stadt 2012 Rolltreppen im Viertel bauen, um den Bewohner das Leben zu erleichtern. Danach ging ein Ruck durch die Comuna 13. Junge Menschen suchten einen Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit, entdeckten ihr Herz für Kunst. Heute gibt es zahlreiche Breakdance-Gruppen und Rapper, und wer kein künstlerisches Talent hat, wird Guide. Ungefähr 50 Stadtführer bieten am Eingang zur Comuna 13 ihre Dienste an.

Wir hatten bereits vorab eine Street-Food-Tour* gebucht und waren sehr zufrieden. Julio, der dank seiner Verwandten in New York ein hervorragendes Englisch sprach, war ein engagierter Guide, der selbst im Viertel aufwuchs. 

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Sehenswürdigkeiten in Medellín: Guides in der Comuna 13
Sehenswürdigkeiten in Medellín: Comuna 13

Die schlimmen Zeiten kennt er nur aus den Erzählungen seiner Eltern. Er gehört zu den coolen Kids, die gelernt haben, ihr Viertel geschickt zu vermarkten. Die Breakdancer und Rapper haben alle Deals mit mehreren Guides und bringen es an Wochenende auf bis zu 100 Vorführungen am Tag, erfuhren wir. Und weil die Touristen fleißig Trinkgelder geben, haben die jungen Leute ein attraktives Einkommen – eine echte Alternative zum Drogenhandel. Großartige Erfolgsgeschichte!

Rapper: Unterhaltungsprogramm in der Comuna 13 in Medellín
Rapper und Breakdancer: Unterhaltungsprogramm in der Comuna 13 in Medellín

So wie, so gut. Nach der Pandemie, erzählte Julio, explodierten plötzlich die Besucherzahlen, und Comuna 13 wurde zum Rummelplatz. Viel Kommerz, nur noch wenig Flair. Ich kann die jungen Leute, die ein Anrecht auf ein gutes Leben haben, gut verstehen. Aber hoffentlich gibt es nicht ein böses Erwachen, wenn Besucher nicht mehr finden, was sie suchen, und einfach ausbleiben. Und dass Touristen für Fotos mit einem Escobar-Double Schlange stehen, fand ich befremdlich. Ein Massenmörder als Kultfigur?

Medellín: Blick über die Comuna 13
Blick über die Comuna 13

Auf unserer Street-Food-Tour gab es Würste und Kartoffel-Empanadas, Kaffee im Museo del Café, Bier in der Craft-Beer-Brauerei mit Blick auf Medellin und kolumbianisches Eis mit Tropenfrüchten oder Käse.

Unterkünfte in Medellin

Wie die meisten Besucher haben wir in El Poblado übernachtet, einem als sicher geltenden Stadtteil, in dem die meisten Unterkünfte für Touristen liegen – Hostels genauso wie internationale Hotels. Außerdem Restaurants für jeden Geschmack und jedes Budget. Vom Stadtzentrum ist El Poblado allerdings eine längere Taxifahrt entfernt. Hier findest du einen Überblick über Hotels in Medellin*.

Highlights in Kolumbien – Ausflug Guatapé

Weil wir in zwei Tagen alles in Medellín gesehen hatten, was wir sehen wollten, buchten wir einen Ausflug nach Guatape* und zum gigantischen Granitmonolith Piedra del Peñol. Schöne Tour!

Highlights in Kolumbien: Hauptplatz mit Kolonialkirche in Guatapé
Highlights in Kolumbien: Hauptplatz mit Kolonialkirche in Guatapé

Guatapé ist das kolumbianische Rothenburg ob der Tauber. Bildhübsch und völlig überlaufen. Charakteristisch sind die Zócalos, kreativ gestaltete Häusersockel, die Geschichten erzählen. Mal ist der Beruf des Hausbesitzers dargestellt, mal Leidenschaften wie das Rennradfahren, mal ein Touristenpärchen. Quietschbunte Tuk-Tuks hupen sich durch die Gassen, Musiker unterhalten nicht nur die Touristen, sondern auch die alten Herren des Dorfes. Über den Hauptplatz wacht eine stattliche Kolonialkirche.

Der Piedra del Peñol oder Felsen von Guatapé ist ist 220 Meter hoch, und knapp 700 Treppenstufen führen durch eine Spalte nach oben auf die Aussichtsplattform mit grandiosem Blick über den See von Guatapé mit seinen grünen Inselhügeln. Eine verrückte Landschaft. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg ging es auf Bootstour über den See, den wir gerade von oben bewundert hatten. Wir sahen den Piedra del Peñol nun aus der Ferne und schipperten vorbei an La Manuela, dem ehemaligen Sommerhaus von Pablo Escobar, sowie Prunkvillen vom Fußballstars

Highlights in Kolumbien: Kolonialjuwel Cartagena de Indias

Cartagena war für mich ein absolutes Highlight in Kolumbien, das mich an Havanna erinnerte. Damit kann Cartagena nicht ganz mithalten, ist außerdem brechend voll, komplett durchkommerzialisiert und unvorstellbar laut. Trotzdem ist eine Kolumbienreise ohne Cartagena nicht komplett, schließlich ist die Stadt nicht zufällig UNESCO-Welterbe. Hier ein paar Fotos als Einstimmung. In meinem ausführlichen Artikel über Cartagena de Indias erfährst du, was du in der Karibikschönheit nicht verpassen darfst.

Mein Tipp: Sehr nett ist die Street-Food-Tour* durch die Altstadt und das In-Viertel Gestsemani.

Unterkünfte in Cartagena

Wir übernachten am liebsten mitten in der Stadt, so auch in Cartagena. Allerdings solltest du wissen, dass das Leben bis 5 Uhr mit unbeschreiblicher Lautstärke tobt. Also mit Ohrstöpseln vorsorgen! Wer sehr geräuschempfindlich ist, sollte sich eine Unterkunft außerhalb suchen. Wir waren sehr glücklich mit unserer Wahl: Hotel Boutique Las Carretas* liegt mitten im Gewühl mit hübsch eingerichteten Zimmern, nettem Personal und einem kleinen Pool auf dem Dach.

Highlights in Kolumbien: Tayrona-Nationalpark

Puderzuckerstrände, über denen isch die Kokospalmen wiegen, und ein türkisfarbenes Meer – so stellte ich mir die Karibik vor. Im Tayrona-Nationalpark werden tatsächlich alle Karibikträume wahr. Allein wirst du aber nicht sein, wenn du den Ausflugsklassiker mit Wanderung zum Strand La Piscina machst. Wie so oft gilt: möglichst vor den Massen kommen.

Highlights in Kolumbien: Überblickskarte Parque Tayrona
Überblickskarte Parque Tayrona

Wanderung zum Karibikstrand

Am Eingang zum Park entrichtest du die Eintrittsgebühr (auch mit Karte), lässt dich mit dem Reisepass registrieren und zahlst noch eine kleine Gebühr für eine Versicherung (nur Barzahlung). Ein Shuttlebus bringt Besucher zum Ausgangspunkt der Wanderung, für die du rund 2 Stunden brauchst. Sie ist einfach, verläuft teilweise über Holzbohlenwege, geht aber stetig auf und ab.

Die Tiere des Parks versteckten sich vor den Menschenmassen – wir haben keine Kaimane gesichtet, nur einen einzigen Liszt-Affe und einen riesigen blauen Schmetterling. Dafür gewaltige, von der Vegetation überwucherte Felsbrocken, Baumriesen mit Brettwurzeln und Lianen. Ziel ist der Strand La Piscina („das Schwimmbad“), der auch tatsächlich perfekt zum Schwimmen ist.

Highlights in Kolumbien: Wanderweg im Parque Tayrona

Verpflegung musst du nicht mitnehmen. Am Wegesrand gibt es Getränkestände und in La Piscina ein wunderbares Bambusrestaurant, wo wir mit den Füßen im Sand Seafood-Curry mit Kokosreis genossen haben. Dazu eine köstliche Kokoslimonade.

Tayrona-Nationalpark: Bambusrestaurant am Playa La Piscina
Tayrona-Nationalpark: Bambusrestaurant am Playa La Piscina

Mein Tipp: Ein Zelt auf einem der Campingplätze mieten. Die Unterkünfte sind sehr einfach, aber es muss herrlich sein, am frühen Morgen und am Abend den Park ohne Besuchermassen zu erleben.

Perfekter Ausgangspunkt für den Ausflug in den Nationalpark

Das kleine Boutique-Hotel Mar de Bien* war für uns ein absolutes Highlight. Die Anlage mit wenigen Zimmern liegt in einem Kokoshain mit Pool, hervorragendem Restaurant und punktet außerdem mit liebevollem Service. Der Strand ist wegen gefährlicher Strömungen nicht zum Schwimmen geeignet, aber die Sonnenuntergänge sind sensationell.

Ausgangspunkt für den Ausflug in den Nationalpark: Hotel Mar de Bien
Ausgangspunkt für den Ausflug in den Nationalpark: Hotel Mar de Bien
Sonnenuntergang am wilden Karibikstrand beim Hotel Mar de Bien
Wilder Karibikstrand beim Hotel Mar de Bien

Flop in Kolumbien: Minca

Wir tun dem Ort unrecht, denn wir waren gar nicht dort. Auf dem Buchungsportal lief das Hostel, das wir uns für ein paar entspannte Tage im Hinterland der Karibikküste ausgesucht hatten, zwar in Minca, tatsächlich lag es mehrere Kilometer vom Ort entfernt im Nirgendwo. Und das war Teil des Problems. Taxifahrer weigerten sich, über die Schlaglochpisten bis zum Hostel zu fahren. So schleppten wir unser Gepäck die letzte halbe Stunde bergauf und kamen schon mal schweißgebadet und genervt an.

In der an sich schönen Anlage, die sich Ecolodge nennt, stapelten sich die Bierdosen am Pool und Ratten sortierten den Müll. Zu allem Überfluss kam meine Geldbörse mit Bargeld abhanden (glücklicherweise nicht die mit Pass und Karten!). Wir waren schnell wieder weg.

Flop in Kolumbien: PalominoStrandort ohne Strand

Traurige Tropen. Einen paradiesischen kleinen Ort an der Karibikküste hatten wir erwartet, denn Blogs und Reiseführer schwärmten. Auch die Fotos mit weißem Palmenstrand und karibikgrünem Wasser sprachen für sich. Welche Enttäuschung! Sicher: Wir hatten mit August nicht die perfekte Jahreszeit für unsere Tage am Karibikstrand erwischt. Aber vielleicht waren die Lobeshymnen-Schreiber auch schon lange nicht mehr vor Ort?

Für uns war Palomino ein lausiger Travellerort ohne Charme und leider auch ohne Strand. Die Brandung hat ihn ganz einfach gefressen. Die Hoteliers kämpften mit Mauern, LKW-Reifen und Sandsäcken um jeden Zipfel Sand. Vergeblich. Das Meer war grau und aufgewühlt – eher Nordsee als Karibik. Das gleiche Drama habe ich in den 1990er-Jahren an einem Strand auf Bali erlebt. Wie traurig für all die Menschen, die viel Geld in ihre Cafés, Restaurants und Hotels investiert haben!


Immerhin war das Hotel recht nett, sodass wir es dennoch vier Tage ausgehalten haben. Und abends, wenn die Dunkelheit die Baustellen verdeckte und die Sonne ungerührt wie eh und je mit Drama im Meer versank, war auch Palomino schön.

Abendstimmung am Strand von Palomino
Abendstimmung am Strand von Palomino

Highlights in Kolumbien: Santa Marta

In Santa Marta, geschmäht in vielen Reiseführern, verbrachten wir die letzte Nacht in Kolumbien. Und nicht die schlechteste. Am Malecón, der Strandpromendade, flanierten zum Sonnenuntergang vor allem einheimische Touristen und Besucher aus den Nachbarländern – bewacht von einem stattlichen Aufgebot an Touristenpolizisten. Ansonsten der abgeblätterte Charme der ältesten spanischen Siedlung in Südamerika, wo die letzte Stunde von Freiheitsheld Simon Bolívar schlug. Keine klassischen Sehenswürdigkeiten, aber eine tolle Stimmung.

Kolumbien: Sonnenuntergang in Santa Marta
Sonnenuntergang in Santa Marta
Kolumbien: Eisdiele in Santa Marta

Unterkunft in Santa Marta

Die Farbe Rosa sollest du mögen, wenn du in der Casa Rosa* eincheckst. Jenseits von farblichen Vorlieben eine tolle Adresse für ein oder zwei Nächte in Santa Marta mit geräumigen Zimmern, gutem Frühstück, netten Gastgebern und zentraler Lage.


Allgemeine Infos zum Reisen in Kolumbien

Anreise und Einreise

Mehrere Airlines wie LATAM, Lufthansa oder Swiss fliegen von mehreren Flughäfen in Deutschland, aus Wien und Zürich (manchmal mit Umstiegen) nach Bogotá oder Medellín. Für die Einreise nach Kolumbien benötigst du kein Visum, ein gültiger Reisepass ist ausreichend.

Sicherheit

Die Sicherheitslage hat sich in den letzten Jahren verbessert, aber immer noch spielt Drogenkriminalität eine große Rolle. In den Haupttouristenzentren wacht ein großes Aufgebot an Touristenpolizisten über die Sicherheit der Besucher, trotzdem ist gerade in den Großstädten Vorsicht geboten. Tipp von Einheimischen: Taxis nur über die App Cabify buchen. Aktuelle Hinweise zur Sicherheit im Land findest du auf den Seiten des Auswärtigen Amtes.

Unterwegs in Kolumbien

Inlandsflüge

Avianca, die nationale Fluglinie, LATAM Colombia und ein paar kleinere Airlines bieten Inlandsflüge an, die du in einem so riesigen Land wie Kolumbien nur umgehen kannst, wenn du bereit bist, mehrere Tage in Bussen zu verbringen. Wenn die Entfernung von A nach B nicht mehr als sieben Stunden betrug, sind wir Bus gefahren. Auf gar keinen Fall wollte ich nachts unterwegs sein, weil ich weiß, dass ich in Bussen kein Auge zumache. Geflogen sind wir schließlich von Bogotá nach Armenia, von Medellín nach Cartagena und von Santa Marta zurück nach Bogotá.

Busse

Genau sieben Stunden dauerte die Fahrt von der Kaffeezone nach Medellín, länger hätte ich nicht im Bus sitzen mögen, obwohl diese hinreichend komfortabel sind. Günstig sind sie außerdem, und die Buchung klappt perfekt über die App Red Bus. Du kannst deinen Wunschplatz gleich reservieren. Hungern musst du auch nicht, da der Beifahrer Getränke und Snacks verkauft. Allerdings fahren die Busse durch, keine Chance zum Beine vertreten oder Fotografieren.

Mietwagen

Für die Tage in der Kaffeezone hatten wir einen Mietwagen gebucht. Nachträglich eine sehr gute Idee, denn ohne eigenes Fahrzeug hätten wir unser ländliches Quartier nicht erreichen können. Wer die Region ohne Mietwagen bereist, sollte sich ein Hotel in Salento suchen.

Taxis

Vor Ort ist – abgesehen von den ebenfalls sicheren Seilbahnen in Medellín – das Taxi aus Sicherheitsgründen vor allem am Abend alternativlos. Einheimische warnten vor unlizensierten Taxis und rieten zu Buchungen über die Taxi-App Cabify. Hat immer super geklappt.

Die Küche Kolumbiens

DIE Küche Kolumbiens gibt es nicht. In einem Land mit großer Ausdehnung gibt es natürlich regionale Unterschiede, bedingt schon allein durch unterschiedliche Klimata. Arepas (Maisfladen), Reis, Bohnen, Kochbananen, Eier und viel Fleisch gibt es jedoch überall. Beliebt im ganzen Land: Bandeja Paisa, ein Bauernschmaus auf kolumbianische Art mit verschiedenen Fleischsorten und Würsten sowie den klassischen Beilagen. Wer wie ich kein Fleisch isst, hat es nicht leicht. Besser gefiel mir die Küche an der Karibikküste, wo Fisch – gebraten oder in Kokosmilch gegart – die Hauptrolle spielt. Ich weiß: Auch in Kolumbien gibt es inzwischen Gourmetrestaurants, aber die Volksküche ist im Vergleich zu den meisten Küchen Asiens fantasielos und fad. Mein Highlight waren die tropischen Früchte.


Und die Getränke? Das Nationalgetränk Kaffee schmeckte leider oft wie Spülwasser, aber in den Touristenregionen öffnen mehr und mehr Kaffeebars mit anständigem Kaffee. Ein tinto ist in Kolumbien übrigens kein Rotwein wie in Spanien, sondern ein klassischer schwarzer Kaffee. Die Fruchtsäfte sind köstlich, wenn auch häufig mit Wasser verdünnt. Mein Favorit aber waren die Limonaden auf Kokos- oder Minz-Basis, die es vor allem im karibischen Norden gibt. Club de Colombia ist ein solides Bier und einmal zumindest solltest du Chicha, Maisbier, probieren.


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