Nach ein paar Tagen auf Citytrip in Edinburgh hast du Lust auf einen Ausflug ans Meer? Dann auf nach North Berwick! Die kleine Hafenstadt in East Lothian ist perfekt für einen Ausflug von Edinburgh. Sie liegt rund 30 km östlich der Schottenmetropole und ist seit dem 19. Jahrhundert beliebter Badeort mit breiten Sandstränden. Top-Attraktion für viele Besucher ist der Bass Rock mit einer der größten Basstölpelkolonien der Welt. Aber du wirst sehen, es gibt noch viel mehr zu entdecken in der kleinen Stadt am Meer. Hier zeige ich dir meine 11 Highlights in North Berwick.
Inhaltsverzeichnis
Meine Highlights in North Berwick
1 Strandspaziergang am West Bay Beach in North Berwick
Wohin führt dich der erste Weg, wenn du einen Ausflug ans Meer machst? Zum Strand vermutlich. North Berwick hat gleich mehrere, aber vom Bahnhof aus landest du zunächst am West Bay Beach, der kaum fünf Minuten Fußweg entfernt liegt. Schuhe aus und barfuß am Strand entlang. Kreischende Möwen, das Rauschen der Brandung und Nordsee in der Nase. Herrlich! Von hier kannst du gleich auf Ortserkundung gehen.
2 Hafen von North Berwick
Bald kommst du am kleinen Hafen vorbei, Er wurde ursprünglich als Fährhafen für Pilger gebaut, die weiterreisten nach St Andrews in Fife. Dann war er in erster Linie Fischerhafen. Heute schaukeln hier vor allem die Segelboote von Freizeitkapitänen. Auch in die Gebäude ringsum, die früher als Getreidespeicher dienten, sind längst schicke Apartments eingezogen. Ein paar Fischerboote liegen aber immer noch im Hafen und Hummerkörbe deuten an, womit die Fischer hier Geschäfte machen.
Lobster kannst du am Hafen auch gleich probieren – im kultigen Foodtruck des Lobster Shack zum Beispiel, einer Institution in North Berwick. Die Schlangen sind lang, denn die Lobster und das andere Meerestier werden direkt vor der Küste gefangen. Frischer geht’s nicht. Mehr Infos dazu gibt das Video auf der Website von Lobster Shack. Die Langusten sind auch hier kein Schnäppchen, aber ich habe mir eine Portion gegönnt und genüsslich zwischen den Felsen hinter dem Hafen verzehrt. „Lobster on the Rocks“ sozusagen.
3 Scottish Seabird Centre
Nächste Station gleich hinter dem Hafen ist das Scottish Seabird Centre, eine Anlaufstelle für die ganze Familie. Es gibt Hintergrundinformationen über die Seevögel und Meeressäuger der Region, aber der Hit für alle, die keinen Platz auf dem Boot zum Bass Rock ergattert haben, sind die Live-Kameras,. Mit deren Hilfe kannst du die Inseln ringsum heranzoomen und das Familienleben der Vögel beobachten. Bis Ende Oktober zumindest. Dann fliegen sie in wärmere Gefilde.
4 Ausflug zum Bass Rock
Die meisten Tagesausflügler kommen wahrscheinlich, um zum Bass Rock zu fahren. Die Miniinsel, die eigentlich nur ein Fels in der Brandung ist, beherbergt die größte Kolonie von Basstölpeln weltweit. Der lateinische Name der Basstölpel (sula bassana) leitet sich wohl tatsächlich von Bass Rock ab. Ich wollte unbedingt eine Bootsfahrt zum Felsen machen, war aber zu spät dran. Also rechtzeitig online beim Seabird Centre buchen. Es gibt sogar besondere Touren für Fotografen. Später hatte ich von Tantallion Castle (siehe unten) aber noch tolle Blick, die ein bisschen für die entgangene Bootsfahrt entschädigten. Eine Beschreibung der Tour nach Bass Rock findest du bei Susan von 4uontheroad.
5 St Andrew’s Auld Kirk
Bevor du die Milsey Bay mit dem zweiten großen Strand von North Berwick erreichst, kommst du an einer kleinen Kapelle vorbei: St Andrew’s Auld Kirk, die in ein düsteres Kapitel der Ortsgeschichte entführt. In North Berwick fanden im 16. Jahrhundert grausame Hexenprozesse statt. Hunderte von Frauen aus der Gegend wurden inhaftiert, gefoltert und getötet. Man beschuldigte sie, auf Küchensieben in den Firth of Forth gesegelt zu sein, um Stürme heraufzubeschwören. Eine Geschichte, die Shakespeare sogar in Macbeth aufgriff.
In der St Andrew’s Auld Kirk sollen sich die Hexen von North Berwick mitsamt ihren Sieben versammelt haben. Sie wurde 1656 durch einen Sturm (Hexenwerk?) zerstört.
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6 Skulpturengalerie an der Milsey Bay
Jetzt stehst du auch schon an der Milsey Bay, wo ein zweiter Strandspaziergang wartet. Ein Mann dreht dir den Rücken zu und richtet sein Fernglas auf den Bass Rock. Lebensecht sieht er aus, ist aber aus Bronze gegossen: The Watcher, ein Werk des schottischen Bildhauers Kenny Hunter. Auf der anderen Seite thront auf einem Sockel eine überdimensionale Küstenseeschwalbe von Geoffrey Dashwood. Glücklicherweise sind die Vögel in natura ein bisschen kleiner.
7 Shopping in North Berwick und das beste Gelato
Auch außerhalb vom Strand ist North Berwick durchaus sehenswert. Klein, aber fein. Von der Küste ist es nur ein Katzensprung zur High Street, der Haupteinkaufsstraße mit vielen kleinen Läden, die Mode, Kunsthandwerk oder kulinarische Mitbringsel verkaufen. Hier solltest du dir Zeit zum Stöben nehmen. Coffeeshops für die kleine Pause zwischendurch gibt es natürlich auch.
Ich liebe Eis und finde garantiert überall, wo ich unterwegs bin, die beste Eisdiele. In North Berwick musste ich nicht lange suchen: Alandas Gelato liegt gleich um die Ecke von der High Street. Ich weiß nicht mehr, welche Sorte ich probiert habe, das Eis war auf jeden Fall köstlich.
8 St Andrew’s Old Church
Ich habe ein Faible für Ruinen, die man heute ja gern „Lost Places“ nennt. Eine sehr fotogene Kirchenruine findest du parallel zur High Street: St Andrew’s Old Church. Die Überreste der ersten Kirche im Ort, dem heiligen Andreas geweiht, hast du schon in der Nähe vom Sea Bird Centre gesehen. Genau, der Versammlungsplatz der Hexen.
Die zweite Kirche steht auf Kirk Ports, südlich der High Street, und wurde 1664 geweiht. Sie gehörte zu den ersten Kirchen, die man nach der Reformation unter Heinrich VIII. baute und sie muss damals stattlich gewesen sein. Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie zu klein für die wachsende Gemeinde. So entstand die Andreaskirche Nummer drei und Nummer zwei verfiel. Auch dachlos ist sie immer noch fotogen, vor allem mit den vielen historischen Gräbern ringsum.
9 Steampunk Coffee
Gegenüber der Kirchenruine liegt eine tolle Kaffeeadresse. Ausgerechnet im einstigen Land der Teetrinker hat der Kaffee Karriere gemacht. Ein Beispiel dafür ist die Rösterei Steampunk Coffee mit angegliedertem Café. Eine sehr nette Kaffee-und-Kuchen-Adresse, wo du mit Ruinenblick auf der Terrasse sitzen kannst.
10 Gartenpracht: North Berwick Lodge Grounds
Gegenüber von Alandas Gelato liegt der Eingang zu den Lodge Grunds, einem wunderhübschen Garten, den im 17. Jahrhundert die Familie Dalyrymple anlegte. Seit 1939 ist der Garten ein öffentlicher Park, den die Stadt 2008 mit viel Liebe restaurierte.
Der untere Teil mit Blumenrabatten und Rosengarten ist französisch angehaucht, der obere Garten im frühviktorianischen Stil bietet Freiflächen, alte Bäume, einen Lavendelgarten und einen herrlichen Blick auf den North Berwick Law, den du erwandern kannst. Ein 187 m hoher Vulkanhügel, der auch ein wunderbarer Aussichtsplatz ist. Wenn das Wetter stimmt, kannst du bis nach Edinburgh blicken. Außerdem erreichst du vom Garten aus den John Muir Way – ein Fernwanderweg, der 215 Kilometer lang durch die schottische Küstenlandschaft von Helensburgh nach Dunbar führt.
11. Wanderung nach Tantallon Castle
Die Ruine von Tantallon Castle, eine imposante Festung aus dem 14. Jahrhundert, thront auf einer Klippe mit Blick auf den Firth of Forth. Du kannst sie von North Berwick aus erwandern (rund 5 Kilometer einfach). Hin und zurück brauchst du mit Aufenthalt an der Burg aber natürlich einen halben Tag. Du bist auf einem flachen Küstenweg unterwegs (Achtung: nur bei Ebbe möglich!), dann auf dem Fußweg entlang der Straße.
Die Wanderung beginnt an der Milsey Bay. Von dort läufst du am Glen Golf Club vorbei zur Canty Bay. Dort gibt es zwei Strände, die durch eine felsige Landzunge getrennt sind. Der Wanderweg führt weiter entlang der Straße ins Landesinnere, bevor sie zur Küstenburg abbiegt.
Eine Alternative zur Wanderung ist der Bus 120 in Richtung Dunbar, der etwa 20 Minuten braucht. Er verkehrt nur relativ selten, deshalb unbedingt den Fahrplan anschauen. Das Taxi für die 10-minütige Fahrt kostet aber auch nur etwa 10 GBP.
Wenn du dich näherst, hast du den Eindruck, jemand hätte eine Mauer aus rötlichem Sandstein ganz einfach vors Meer gestellt. Eine Tür in der Mitte ist der einzige Zugang. Eine echte Wehrburg also. Die Frontmauer ist die einzige, zu den anderen drei Seiten sicherte das Meer die Festung: Tantallon Castle thront nämlich auf einem Felsvorsprung in der Nordsee. Als ich vor Ort war, war der Zugang wegen Restaurierungsarbeiten nicht möglich, das war nicht schlimm. Hier gilt: die Lage, die Lage, die Lage.
Die Burg ließ William, der erste Earl of Douglas, im 14. Jahrhundert erbauen. In späteren Jahrhunderten wurde sie ausgebaut. Wehrhaftigkeit musste Tantallon Castle immer wieder mal beweisen. 1491 belagerten sie Truppen des schottischen Königs Jakob IV., der dem Hausherren nicht grün war, weil er bezichtigt wurde, mit dem englischen König einen Pakt geschmiedet zu haben. Man einigte sich und die Burg erlitt kaum Schaden. Auch eine weitere Belagerung 30 Jahre später überstand sie. Erst Oliver Cromwell nahm die Burg 1651 ein und zog sich erst zurück, als beide Türme eingestürzt waren. Zwölf Tage lang dauerte der Beschuss und die stolze Burg verfiel.
Mehr noch als Tantallon Castle selbst gefiel mir der Ausblick auf den Bass Rock (siehe oben). Von hier wirkt er wie ein weißer Felsen. Weiß ist allerdings nicht das Gestein – für die helle Farbe sorgen die unzähligen Basstölpel, die hier nisten. Und ihre Ausscheidungen.
Die einstigen Bewohner der Burg schätzten andere Vögel mehr als Basstölpel: Das seltsame Gebäude links vor der Burg ist ein Doocot, ein Taubenhaus. Darin hielten die Burgherren hunderte Tauben, die sie gern wegen ihres zartes Fleisches verspeisten.
Ausflug von Edinburgh: Wie kommst du nach North Berwick?
Am einfachsten kommt du von Edinburgh mit dem Zug von der Station Waverley nach North Berwick. Die Fahrt kostet ganze 2,60 GBP einfach, dauert etwa eine halbe Stunde, ist entspannt und aussichtsreich.
Hallo, ich bin Elke. Schon als kleines Mädchen immer mit dem Finger auf der Landkarte unterwegs. Als Reisejournalistin, Reisebuchautorin und Reiseleiterin heute Berufsreisende. Mit viel Know-how zu Asien und Neuseeland, aber auch leidenschaftlich gern vor der Münchner Haustür – in Oberbayern oder im Allgäu – unterwegs. Am liebsten mit Wanderstiefeln oder mit dem Fahrrad. Auch wenn ich schon einiges von der Welt gesehen habe – die Entdeckerlust ist immer noch endlos. Wo ich mich aktuell herumtreibe, erfahrt ihr auf meinem Insta-Profil.
2 Kommentare
Lena
4. Februar 2023 at 14:20Vielen Dank für die tollen Tipps. Ich bin im September in Schottland und freue mich schon sehr drauf!
Elke
4. Februar 2023 at 15:54Liebe Lena,
du darfst dich in der Tat freuen – Schottland ist wunderbar! Auch wenn’s noch ein bisschen dauert, wünsche ich dir schon mal eine tolle Reise.
Liebe Grüße
Elke